Der Sohn Luzifers
Kapitel 1
Kapitel 1
Es war dunkel über dem Moor. Ein kalter Nebelschleier zog sich über den gesamten Tümpel. Perfekt für einen wie mich. Man nannte mich Dieb, Schurke oder Räuber und alle die mich so nannten, hatten recht. Ich hatte nie einen Namen außer "der Giftmörder" und auf diesen Namen war ich nie besonders scharf. Ich war eine Fehlgeburt, ich hatte eine lange Ader über dem linken Auge und meine Füße waren schon immer zu klein und unförmig. Ich wurde verstoßen und arbeite mich seitdem langsam zu meinen Eltern vor. Sie werden für das, was sie mir angetan haben büßen. Ich setzte mich wieder in das hohe Schilf und spähte nach Schemen aus, um sie zu überfallen und so mein jämmerliches Leben weiter zu erhalten.
Nach einer langen Wartezeit sah ich zwei geisterhaft wirkende graziöse Wesen, die etwas zu tragen schienen. Eine der beiden Personen war etwas kleiner als ich, die andere wirkte auf diese Entfernung viel winziger. Sie bewegten sich ruhig wie Wölfe, die um ihre Beute schleichen, nur um jeden Augenblick hervor zuschnellen und dem Opfer das Leben zu entreißen. Ich schlich langsam näher an die Gestalten um abzuschätzen ob es sich wirklich lohnte sie zu überfallen. Die Beiden legten den getragenen Gegenstand ab und stellten sich so gegenüber, dass er zwischen ihnen lag. Es sah aus wie ein Ritual, vielleicht eine Opferung oder Anbetung eines dunklen Gottes. Sie breiteten die Arme aus, wie ein Adler der bereit war gen Himmel zu fliegen und fingen an einen leise gesprochenen Vers zu summen. Bedächtig bewegten sie sich um den Gegenstand, der sich nach näherem betrachten als lebloses Rehkitz herausstellte. Die beiden Personen, es waren Frauen, hoben langsam die Lautstärke ihres Raunens an und warfen die Kapuzen ihrer Kutten auf ihre Schultern. Wie in Ekstase bewegten sie sich, wie in einem Traum sprachen sie. Sie gingen in die Knie und rissen den Armbrustbolzen, der die Todesursache des Rehkitzes war, aus dessen Leib. Das Tier zuckte, als würde es die letzten Minuten seines Todes wiedererleben, aber zu meiner Überraschung blieb es danach nicht reglos liegen, sondern kam langsam auf die Beine. Die beiden Frauen setzten sich, um sich von der Anstrengung zu erholen, während das Rehkitz hinfort lief.
Jetzt wäre der beste Augenblick sie zu überfallen. Aber ich tat es nicht. Ich konnte nicht. Sie waren mit der Natur im Bunde und wenn ich sie überfiele, würde ich sowohl ein schlechtes Gewissen haben, als auch mich nie wieder an dieses Moor trauen. Ich beobachtete die Frauen noch eine Weile und hoffte sie näher zu sehn. Aber das einzige was ich sah, waren die braunen Haare der kleineren und die wunderschönen Augen der anderen. Es schien als wenn der Schatten den Rest des Gesichtes verbergen wollte, aber mir reichten die Augen.
In dieser Nacht starb niemand, ich bestahl auch niemanden. Ich lebte sündenfrei!
Wenn auch nur für eine Nacht.
Ich schlief unruhig.. Etwas quälte mich immer wieder aus dem Schlaf. Es waren die eiskalten, wunderschönen Augen und die Gewissheit sie nie wieder zu sehen, geschweige denn mit ihr zu reden. Am nächsten Morgen sah ich aus, wie aus einem zu altem Ei gepellt und fühlte mich schlecht.
Ich ging in die Gildenhalle der Diebe, ein kleiner Unterschlupf im Wald in dem überall Jobs angeboten wurden. Mehr Gesindel fand man sonst nie auf einem Haufen. Hier kamen die reichen Edelmänner her wenn sie jemanden ungemütlich fanden oder die rachsüchtigen Menschen, die selber zu feige waren, um eine Fehde ein für alle mal zu klären. Die Halle war spärlich eingerichtet, was einfach nur daran lag, dass alles was von Wert gewesen wäre sofort in den Taschen der Anwesenden verschwinden würde. Allerdings war etwas anders als sonst, irgendetwas schien besonders. An einer Wand stand eine Menschentraube, wie sie sonst nur bei Marktständen üblich war. Sie starrten auf ein großes Plakat mit dem Abdruck einer Hand.
Dieses Plakat verkündete:
"Die Bruderschaft der schwarzen Hand sucht Mitstreiter!
Wir, die Bruderschaft der schwarzen Hand, suchen Mitstreiter, die bereit sind für diese Welt und ihren Erhalt zu kämpfen.
Es werden großzügige Spenden erbracht an diejenigen die mit uns kämpfen und unsere Tests überleben. Wer genug Kraft, Intelligenz und Geschick mitbringt, soll sich bei unserem Vertreter melden. Er wird am Tag des Vollmondes auftauchen.
Möge der Ruhende eurer Seele gnädig sein"
Entweder das ist ein ganz kluger Trick, um möglichst viele von uns auf einmal auszurotten oder es ist ernst und ich werde bald reich. Ich werde mich auf jeden Fall am Vollmond melden.