Dream of Love

Kapitel 1

Dream of Love

Wir haben es uns im Vorraum des Tropical Hotels bequem gemacht und unterhalten uns über die Pläne für die nächsten Tage und darüber, was genau Don Quichotte de Flamingo, unser Ex-Captain, der jetzt einer der Sieben Samurai ist, sich unter der „Neuen Ära“ vorstellt. Eigentlich also ein Tag wie jeder andere, könnte man meinen. Aber heute ist etwas anders. Denn seit heute bin ich mir über meine Gefühle im Klaren und kann sie auch akzeptieren. Über meine Gefühle für Cirkies. Angefangen hat es vor genau drei Wochen…

Flashback

Wir sitzen in unserer Stammbar, ich am Tresen, der Rest meiner Bande an einem Tisch in meiner Nähe. So wie immer. Wieder einmal haben wir ein paar Träumern gezeigt, was wir von ihnen halten. Die mich betreffenden bewundernden Äußerungen der anderen Crewmitglieder sind mir diesmal eigenartigerweise egal. Ich konzentriere mich nur auf Cirkies´ Bemerkungen, ohne zu wissen, warum. „Mit Bellamy als Käpt´n sind wir halt unschlagbar…“ Auf seine Worte folgt laute Zustimmung und ich spüre anerkennende Blicke. Sowas in der Art haben die anderen zwar auch schon oft gesagt, doch aus irgendeinem Grund macht es mich wahnsinnig stolz und glücklich, das jetzt von Cirkies zu hören. Ich nehme einen großen Schluck von meinem Rum, um mir nichts davon anmerken zu lassen. Noch während ich das Glas wieder absetze, frage ich mich, warum mir dieser Satz erst jetzt so viel bedeutet. Es könnte daran liegen, dass Cirkies es war, der es gesagt hat, denn wir sind schon ziemlich lange und ziemlich gut befreundet. Ja. So wird es sein. Ich drehe mich um. Sie bemerken es nicht, weil sie sich wieder unterhalten. Mein Blick bleibt an ihm hängen. Er ist verdammt arrogant, das muss man sagen… Aber ich glaube, gerade das gefällt mir so an ihm.

Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, erregt etwas anderes meine Aufmerksamkeit: Lilli. Sie hat sich wie schon so oft besitzergreifend an Cirkies´ Arm geklammert. Jeder in der Bande weiß, dass sie was von ihm will. Und weil er nichts gegen ihre Anmachen sagt, denkt sie, dass sie ne Chance bei ihm hat. Aber ich weiß es besser. Er hat es mir erzählt. Mir, und sonst niemandem… Ich starre sie an. Dieser Anblick entfacht ein Feuer aus brennender Wut und glühendem Hass in mir. Was fällt dieser Schlampe ein, sich so an Cirkies ranzumachen! Er hat etwas Besseres verdient! Am liebsten würde ich hingehen, sie von ihm wegzerren, sie anbrüllen, ihr eine reinhauen… In dem Moment, in dem ich diese Gedanken habe, schaut sie zu mir. Schlagartig ändert sich ihr Gesichtsausdruck. Ihr Lächeln weicht der Unsicherheit, die langsam zur Angst wird. Sie lässt Cirkies los. Schade, dass die Sonnenbrille ihre Augen verdeckt. Ihr Blick in dieser Situation würde dieses Gefühl tiefster Genugtuung in mir sicherlich noch verstärken. Ich hoffe, dass sie sich in Zukunft von Cirkies fernhalten wird. Als ich meiner Crew wieder den Rücken zudrehe, kann ich nicht glauben, was eben passiert ist. Die Gedanken, die ich hatte, konnte man ja fast schon als eifersüchtig bezeichnen… Ich bestelle einen weiteren Rum, um mich von dem eben Geschehenen abzulenken. Sowas wird nie wieder vorkommen, da bin ich mir ziemlich sicher…

Doch ich hatte Unrecht. Derartige Gedanken hatte ich seitdem sogar immer öfter. Und auch Träume, in denen Cirkies die Hauptrolle spielte, häuften sich. Irgendwann meldete sich in meinem Kopf eine kleine Stimme, die mir mitteilte, dass ich mich hoffnungslos verliebt hatte. Glücklicherweise gelang es mir, die Stimme zu ignorieren und schon nach kurzer Zeit wieder zu vergessen. Doch diese Gedanken blieben…

Flashback Ende

Mir fällt erst auf, dass ich mich nicht mehr am Gespräch beteilige, als ich meinen Namen höre. Es ist, als ob ich aus einer Art Traum aufwache. Ich schaue meine Mitstreiter an. Sie sehen teils verwirrt, teils besorgt aus. „Geht es dir nicht gut?“, fragt Müre, unsere Schiffsärztin. „Doch… Ich… bin nur etwas müde. Nicht der Rede wert…“, beeile ich mich zu sagen. „Ach so…“ Die Unterhaltung wird weitergeführt. Ich halte es für besser, mich zurückzuziehen, bevor ich ein weiteres Mal durch sowas auffalle.

In meinem Zimmer angekommen, setze ich mich aufs Bett. Diese drei Wochen waren wohl die härteste Zeit meines Lebens. Kurze Zeit später klopft es an meiner Tür. „Ja?“ Ich kann mir schon denken, wer es ist. Durch Cirkies´ Eintreten wird meine Vermutung bestätigt. „Alles in Ordnung, Bellamy?“ Unfähig, einen Ton zustande zu bringen, kann ich nur nicken. Er setzt sich neben mich. „Sicher?“ Mein eigener Herzschlag dröhnt mir jetzt wie Kanonenschüsse in den Ohren. Ich meide seinen Blick und ziehe es wieder vor, nicht zu antworten. Doch er lässt nicht locker. „Na los… Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst.“ Natürlich weiß ich das, aber über meine Gefühle für ihn zu reden, erscheint mir unmöglich. Seine nächste Frage lässt mir fast das Blut in den Adern gefrieren. „Bist du vielleicht verliebt?“ Verdammt! Hat er doch etwas gemerkt? Er lacht kurz. „Hab ich´s mir doch gedacht…“ Ich schaue ihn verwirrt an. „W-was…?“ „Mir kannst du nichts vormachen, Bellamy. Deine Reaktion sagt doch alles.“ Cirkies legt eine Hand auf meine Schulter. Ich merke, dass meine Hände feucht werden. „Na, wer ist die Glückliche?“, fragt er grinsend. Solange er so dicht neben mir sitzt, kann ich nicht mehr klar denken, geschweige denn ihm irgendwie antworten. In meinem Kopf verschwimmt alles. Ein Teil von mir genießt diese Nähe und will ihm meine Liebe gestehen, aber der andere Teil will, dass Cirkies wieder etwas auf Distanz geht, damit wir uns normal unterhalten können. „Komm schon… Ich erzähl auch niemandem davon.“ „Das ist es nicht.“ Mein trockener Mund lässt meine Stimme kratzig und schwach klingen. „Was denn?“ Ich wünschte, er hätte meine Antwort einfach so hingenommen und nicht nachgefragt… Diesmal kann ich nur den Kopf schütteln. Für einige Sekunden herrscht Schweigen. Dann steht Cirkies auf. „Okay. Aber du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du´s dir anders überlegst. … Das wirst du dann doch auch machen, oder?“ Die Unsicherheit in dieser Frage ist deutlich herauszuhören. „Ja.“ „Gut.“ Er geht Richtung Tür, bleibt dann aber stehen und dreht sich wieder zu mir um, als ob er noch etwas sagen will. Doch dann ändert er seinen Entschluss offenbar und verlässt mein Zimmer. Eine Weile bleibt mein Blick noch auf die geschlossene Tür geheftet, vielleicht in der Hoffnung, dass er wiederkommt. Doch wie erwartet tut sich nichts.

Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Schwarze Wolken ziehen auf; ein Bild, das mir auf ziemlich schmerzhafte Art klar macht, dass ich eigentlich auch nur ein Träumer bin, denn meine Liebe zu Cirkies wird unerwidert bleiben. Bevor er meine Gefühle erwidert, friert die Hölle zu… Die ersten Regentropfen schlagen gegen die Fensterscheibe und verstärken meine düstere Stimmung nur. Ich weiß echt nicht, wie es weitergehen soll. Am besten werde ich darüber schlafen…
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