Hyliar
Around the World
Der Umbruch
Unheilvolle Verheißungen ziehen wie dunkle Schatten übers land, des Propheten Weissagungen. Doch wollte die Menschheit hören? Ließen sie die Menschen an Leben, die die Propezeihung über den Umbruch brachten? Starben sie nicht alle eines qualvollen Todes auf den Scheiterhaufen nachdem sie Wochen oder sogar monatelang gefoltert wurden bis sie falsches Zeugnis ablegten? War das menschliche Volk nicht froh gewesen als es all diejenigen töten lassen konnte, die nicht dem Bild der normalen Menschheit entsprachen?
Verärgert über die Sturheit der Menschen eilte der Gelehrte durch die dunklen Schlossgänge. Überall roch es nach verbranntem Fleisch während die Schreie der Menschen in den Gängen niederhalten. Schreckliches spielte sich auf der Erdoberfläche ab. Etwas so schreckliches, dass selbst der Gelehrte es mit der Angst zu tun bekam. Er hatte es doch genauso voraus gesehen.
Fast wöchentlich waren seine Visionen die letzten Monate über immer wieder gekommen. Lanson war alleine in diesen Gang. Die anderen Priester, Mönche und Novizen hatten sich in der Kappelle des Klosters eingeschlossen und beteten seit Stunden. Doch es brachte nichts, Lanson wusste es genau. Der alte Mann hatte für die Verhältnisse des späten Mittelalters ein beträchtliches Alter erreicht. Schon Anfang vierzig. Nur wenige hatten das Glück solch ein Alter zu erreichen. Selbst die Bischöfe die in guten Häusern und reich gedeckten Tisch lebten, erreichten selten die dreißig. Doch Lanson wusste das Geheimnis seines Lebens. Er war nicht wie die anderen. Allein schon sein Äußeres wirkte nicht wie das eines normalen Menschen.
Lanson war hoch gewachsen und hatte einen breiten Brustkorb, der dem eines Ritters glich. Es machte keinen Unterschied ob der Priester nun in seiner violetten Kutte steckte oder ob man ihn eine Rüstung anlegen und ihn aufs Pferd setzten würde. Er war für beides geschaffen. Trotz der Dunkelheit, die übers Land herein gezogen war und kaum ein Lichtstrahl in die dunklen, feuchten Gänge des Klosters ließ, sah der Priester bestens. Ab und zu lief Lanson an brennenden Kerzen vorbei, dessen Flammen noch nicht erloscht waren. Jedes mal wenn das Licht seine Augen berührte, glühte dessen in dem Licht auf und reflektierte es. Gewiss, der Priester war kein normaler Mensch. Lautlos glitt er förmlich über den steinernen Boden während sein schwarzes Gewand hinter ihm her flog. Es war ein schwarzer Tag für die Geschichte der Welt. Der Priester brachte es nicht fertig eine andere Farbe zu tragen als die des Todes. Waren sie nicht auch alle dem Tode geweiht? Hieß es nicht dass keiner dem Umbruch entkommen kann? Lanson blieb vor einer schweren alten Holztür mit eisernen griff stehen´´ Die Klosterbibliothek ´´, dachte er und schickte eine Stoßgebet zum Himmel ehe er diesen erwürdigen Raum betrat. Eine Mischung als alten Pergament und Sauerstoff armer Luft strömte ihn entgegen. Lansons suchender Blick glitt durch die Bibliothek. Seine Augen blitzen auf als er fand wonach er suchte. In der Mitte des Raumes, zwischen all den Regalen, ragte ein hölzernes Lesepult hervor. Der Lesepult war aus dunklem Eichenholz und mit vielen, aufwendigen Schnitzereien versehn. Erst beim näheren hinsehen erkannte man einzelne Figuren. Der Pult war nur halb so groß wie der Priester und doch strahlte das hölzerne Gestellt etwas Machtvolles und Erhabenes aus. Mit langsamen Schritten ging er in die Mitte des Raumes. Noch immer voller Erfurcht betrachtete Lanson dieses eine Symbol der Macht. Sein Blick glitt vom Sockel des Pultes, bis hin zur Ablage. Die einzelnen Schnitzereien im Holz zeigten den Ablauf eines der wohl bedeutetsten Geheimnisse der Erde, doch wussten nur wenige davon und so ist es kein Wunder, das diese Macht von den einfälltigen und gierigen Menschen missbraucht wird. Enttäuschung und Zweifel überkamen Lanson wieder. Enttäuschung weil die Menschen nicht lernen und zu hören wollen, um die wundervollen und mächtigen Geheimnisse zu verstehen. Ihnen interessiert nur die Macht, die sie mit ihrer Fähigkeit erlangen können und gehen selbst dafür über Leichen´´ Oder vielleicht gerade deswegen? Sollte ich den Lauf der Dinge vielleicht doch nicht ändern? ´´. Zweifel überkamen Lanson und so wusste der Priester nicht mehr ob er und seine Ratsbrüder vielleicht doch etwas Falsches taten. Der Rat war schon immer das Kontrollorgan der Welt und Verständigungsmöglichkeit zwischen den verschiedenen Völkern, doch was wenn sie sich dieses eine mal irren? Was wenn es so geschehen soll, wie die Natur es vorgesehen hat, dass das Geheimnis endgültig von der Welt verschwindet. Der Priester hob seinen Arm und legte vorsichtig seine Hand auf das Buch. Das Buch auf dem Lesepult, war von der gleichen Farbe wie der Pult und sein Deckel war von der gleichen Beschaffenheit, nur mit einer Ausnahme. Die Schnitzerei auf diesem Buch zeigte das Ende der Geschichte, die in den Pult geschnitzt war. Nur mit dem Buch zusammen konnte man das Rätsel entschlüsseln und hinter das Geheimnis der Erde kommen. Aber mit der Erde, ist nicht die Welt gemeint, sondern das Element. Zwar mag die Erde eines der schwächsten Elemente sein, reicht ihre Macht aus um das Land neu zu formen. Lanson wusste nicht was er tun sollte. Sollte er das Versprechen gegenüber seinen Brüdern halten oder sollte er die Natur entscheiden lassen. Würde er sich für das letztere Entscheiden, würde es in der Zukunft diese Geheimnisse nicht mehr geben und die Welt wäre leer und ohne Magie. Doch wären die Menschen nicht mehr in der Lage einen so großen Schaden anzurichten. ´´Aber was ist dann mit der Legende und die 7 legendären Krieger? ´´. Der Priester war ratlos. Nicht nur das seine Zeit davon flog, er durfte auch nicht entdeckt werden. Er konnte nur hoffen dass die Mönche und Priester in ihren Glaubenshaus bleiben würden um zu Gott zu beten. Niemand durfte ihn hier sehen, denn dann würde er nicht mehr das Ritual halten können. Um seine Zweifel zu beseitigen öffnete er das Buch mit größter Vorsicht. Fast schon zärtlich strich er mit den Fingerkuppen über das alte Pergament, als könne er die Macht spüren, die auf diesen Seiten niedergeschrieben wurden. Mit einem Mal waren alle Zweifel vernichtet. Seine Augen sahen nur noch auf die Prophezeiung von den legendären Krieger der Erde, einer der legendären sieben. Schritte ertönten plötzlich von draußen, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu bewegten. Rasch schloss der Priester das Buch wieder und riss seinen Kopf zur Seite und sah zur Tür. Er erwartete fast schon das einer der höheren Priester ihn hier unten entdecken würde und Lanson sein Vorhaben nicht mehr in die Tat umsetzten konnte ´´Man darf mich nicht entdeckt haben. Sonst wird es in Zukunft das Geheimnis der Erde nicht mehr geben. Ich muss die Magie aktivieren bevor der Umbruch geschehen ist. ´´. Obwohl er innerlich nervös war, ließ er sich nach Außen hin nichts anmerken. Vielleicht würde er so noch etwas retten können. Langsam öffnete sich die Tür und ein großer dunkler Schatten fiel in die Bibliothek. Erleichtert atmete Lanson aus als er seinen Wegbegleiter hinein kommen sah. Ein edles Ross mit haselnussbraunen Fell schritt durch die Tür und blieb nur wenige Schritte vor Lanson stehen. Der Hengst war um einiges größer als die normalen Pferde und seine Bewegungen waren anmutiger als die, eines Vollblutes. Sharad, so war der Name des edlen Rosses, sah Lanson aus seinen dunklen Augen an ,,Eile Mensch! Die Zeit vergeht rasch und die Priester werden bald feststellen dass es nichts bringt den Himmel an zu beten. ´´. Unsicher sah der Priester von seinen Wegbegleiter zu dem Buch. Noch gerade eben war er sich sicher gewesen dass das der richtige Weg ist, das die Magie auch in der Zukunft bestehen soll. Aber sind die Menschen bereit dazu? ,, Lanson´´, ermahnte der edle Hengst seinen Menschen ,,Du musst deine Aufgabe erfüllen. Sie haben es dir aufgetragen, weil sie dir vertrauen. Enttäuscht du sie, enttäuscht du auch dein eigenes Volk. Vergiss die Menschen, sie waren und werden immer schwach sein. Aber du und dein Volk könntet diese Magie nutzten, um das richtige zu tun. Das weist du auch, warum hast du dann noch Zweifel? ´´. Einen Moment lang überlegte der Mönch, ehe er seinen Wegbegleiter antwortete,, Seit ich in meinen Heimatdorf geboren wurde, aufwuchs und all die Reisen gemacht habe, hatte ich nur immer diesen einen Wunsch. Das die Menschen lernen die Magie zu schätzen und nicht zu missbrauchen. Egal wo ich war, lang kam, oder einfach nur stand. Immer sah ich, wie Menschen die Magie zu ihren Vorteil und zum Nachteil der Natur benutzten. Sie benutzten sie nicht, sie missbrauchten die Magie. Ich will dass das endlich aufhört. Könnten die Menschen nur normal mit der Magie umgehen, so würde ich keine Sekunde zögern. Aber was ist, wenn auch die Generationen nach uns nicht soweit ist? Was wenn überhaupt niemals eine Generation soweit ist, eine solche Macht in den Händen zu halten?´´. Der Mönch klang müde bei seiner Antwort, als hätte ihn das, was er schon alles sah und erlebte, seine gesamte Lebensenergie gekostet. Mit einen Mal wirkte der Mönch viel älter als vorher. Sein Gesicht war blass und unter seinen Augen waren dunkle Schatten. Das Geräusch von Hufgetrampel auf Stein war das einzige, was die Stille in der Bibliothek durchbrach. Sharad, Lansons treuer Wegbegleiter, ging auf den Mönch zu und blieb direkt neben seinen Menschen stehen. Fast schon zärtlich berührte der Hengst mit seinen Nüstern seine Wange,, Ob die Menschheit jemals soweit sein wird, lässt sich nicht in den Sternen deuten. Keiner kann es sagen, nicht einmal die heiligsten eurer Heiligen wissen es. Tu das, was du für richtig hältst Mensch´´. Nach diesen Worten, die Sharad so ruhig ausgesprochen hatte, als würde die Zeit nicht eilen, trat er auch wieder aus den Kreis und sah gespannt zu seinen Mensch.