Balance of Power

1. Kapitel: Glaubst du mir?

Schweißgebadet wachte Mia in ihrem Bett auf. Die Nacht war schwül, kein Wunder es war ja auch Hochsommer, aber in dieser Nacht war was anders als sonst, das spürte sie. Das Mädchen stand auf und ging zum Fenster. Sie ließ ihre Blicke über den verlassenen Hof schweifen, der nur vom Vollmond beleuchtet war. Draußen herrschte eine gespenstische Stille. Nur einige Fledermäuse flogen raschelnd aus der alten Scheune am anderen Ende des Hofes. Aber da war noch was anderes! Etwas oder jemand fremdes, der nicht auf das Anwesen gehörte.

Am nächsten Morgen stand Mia als Erste, auf packte ihr Schulzeug zusammen und ging nach unten in die Küche, machte das Frühstück und sah anschließend nach ihrem Pferd Meteor, ihrem fünf Jährigem schwarzen Hengst. Zufrieden sah sie auf die Uhr. Halb sechs. „Das war Rekordleistung“, dachte sie sich, „wenn ich mich jetzt beeile, dann schaff ich es noch mit Meteor auszureiten“ Gesagt getan. Nachdem Mia sich in ihre Reitklamotten geworfen hatte, putzte sie das Pferd und sattelte es. Sie ritten einen kurzen Waldweg und anschließend über eine Wiese, wo sich der Hengst austoben konnte, da diese gut zum galoppieren war. Wieder daheim duschte Mia sich und zog sich saubere Sachen an, schnappte sich einen Toast und verschwand in die Schule. Als sie am Nachmittag nach Hause kam erwartete sie ihre Mutter schon. „Na Liebes, wie war die Schule?“, wollte sie wissen. „Ganz gut, bis auf diese Mathe Arbeit, die wir heute geschrieben haben“, antwortete ihre Tochter, „Ich esse nur schnell was dann gehe ich Hausi machen“
Später ging sie nach draußen um nach ihrem Pferd zu sehen, das friedlich auf der Weide stand. Meteor schnaubt fröhlich als er Mia sah. „Hey, Süßer wie geht’s denn meinem kleinen??“ rief sie und kroch zwischen dem Weidenzaun hindurch. Sie strich ihrem Rappen über die Stirn. Die Pferdeliebe hatte sie von ihrer Mutter geerbt und seit dem sie das Anwesen ihres Opas übernommen hatten, konnten sie sich auch ein Pferd leisten. Es war kein richtiger Bauernhof, wo Mia mit ihrer Familie lebte, aber es gab viel Platz. Ihr Vater hatte sich auf Gastronomie umgestellt und den ehemaligen Kuhstall zu einem Gästehaus umbauen lassen. Das Geschäft lief sehr gut, da viele Leute durch die schöne Natur und der Wanderwege angelockt wurden. Sie führte den Hengst in den Stall, da es nun zu heiß draußen wurde. Da hörte sie das erste Mal dieses schmerzerfüllte Stöhnen. Das Mädchen horchte auf. Es musste aus dem anderen Teil des Stalles Kommen, da dieser um die Ecke ging. Diesen Trakt hatte Mia noch nie betreten, aber jetzt war die Neugier größer als die Angst. Jetzt, das zweite mal dieses Stöhnen, als ob jemand aufgespießt worden sei. Die fünfzehn Jährige hielt inne, gab sich dann aber einen Ruck und folgte dem Geräusch. Aber sie fand niemanden, weil es so dunkel war. Sie ging zurück, bewaffnete sich mit einer Taschenlampe und einem Küchenmesser und ging ein weiteres Mal hinein. Diesmal hatte sie ja die Taschenlampe und kundschaftete jede Ecke aus. Da, plötzlich ein Rascheln. Ganz nah. Ihre Nackenhaare standen zu Berge und ihr Herz hämmerte wie wild, als sie den Strohhaufen auseinander schob, aus dem das Geräusch gekommen war. Der Anblick, der ihr da geboten war, hätte jeden Anderen zu einem Herzinfarkt geführt. Das Stroh war weiter unten Blutverschmiert und schließlich kam ein Körper zum Vorschein, ein menschlicher Körper. Die Krönung war dann, als diese Person die Augen aufschlug. Mia schrie auf, als hätte sie einen Geist gesehen, aber beruhigte sich schnell wieder.
Als sie sah, das der Kerl so schnell wie möglich medizinische Hilfe braucht zückte sie ihr Handy und wollte wählen, doch der Junge der vor ihr lag hob die Hand und sagte mit schwacher Stimme: „Bitte …n…nicht…bitte…..“ Danach verlor er das Bewusstsein. Mia begriff nicht warum, akzeptierte es aber. Schnell holte sie heißes Wasser und Tücher, einige Mullbinden und Klemmpflaster. Sie befreite den Jungen aus dem Stroh und schob mit Mühe eine decke unter seinen Rücken. Danach wusch sie seine Wunden und verband ihn. Jetzt sah er deutlich besser aus. Aber er hatte überall Schrammen und Schnittwunden….wie als ob ihm jemand das absichtlich zugefügt hätte. Mia brachte das dreckige Wasser weg und holte etwas von dem restlichen Mittagessen, das sie neben ihn hinstellte. Sie deckte ihn mit der Winterdecke von Meteor zu und legte ihm einen Waschlappen auf die heiße Stirn.
Dann ging sie rein und wusch sich die Hände. Es war mittlerweile acht Uhr und somit Abendessenszeit.
Ihre Mutter wartete bereits. „Wo warst du denn? Ich hab dich nicht gefunden“, fragte ihre Mutter. „Ach ich hab mich in den Stall verzogen zum lernen“, log Mia und nahm sich ein bisschen Salat. „Ich bin Hundemüde, ich geh schlafen“, sagte sie nach einer Weile und verzog sich nach oben. Sie legte sich auf ihr Bett und überlegte wo der junge Mann herkommen könne. Als sie hörte, das ihre Mutter mit ihrem Mann, der wieder mal so spät dran war im Schlafzimmer war und sich umzog schnappte sie sich ihre
Taschenlampe und schlich sich nach draußen um nach IHM zu sehen. Er lag unverändert da, bis auf das er die Augen geöffnet hatte und das Glas und der Teller leer waren. „Hi“, sagte sie und setzte sich neben ihn „Ich bin Mia, und du? Was ist denn überhaupt mit dir passiert?“ „Ich bin Alex…und was mit mir passiert ist, darf ich nicht sagen. Wenn du das hörst, hältst du mich bestimmt für verrückt. Aber danke für das Essen…und für das Verbinden.“
Er lächelte. „Wie alt bist du? Und woher kommst du?“, wollte sie wissen. „Ich bin 16 und komme eigentlich aus Hannover aber mich würde eher interessieren wo ich hier bin…..“ erklärte Alex
„Ähm, du bist hier in Albstadt...Und ich will jetzt wissen, warum du hier bist!! Ich wird eh so lang auf dich einreden, bis du es mir sagst!!!“, grinste sie ihn mit einem frechen Unterton an.
„Ja von mir aus, aber du darfst es auf keine Fall weiter erzählen…..versprochen!?“
„Versprochen!!“ „Also gut. Eines Abends hab ich Stimmen gehört, aber da wir auch auf so einem Landhaus außerhalb der Stadt wohnen, dachte ich mir nichts dabei. Und als ich dann eines Abend mit meinem Hund Gassi gegangen bin haben mich ein paar sehr kleine Männer angegriffen…..ca. so groß wie Zwerge, aber mit Flügeln. Ich weiß, das klingt verrückt und du hältst mich bestimmt für den größten Trottel…..aber es ist wahr!!.....auf jeden fall, sie haben mich eingekreist, ihre Lanzen gegen meinen Rücken gedrückt und irgendwas vom Auserwählten gefaselt…“ „Mhmm…kannst du aufstehen?
Ich glaub dir…ich höre ab und zu auch Stimmen. Warte ich helfe dir. Wir gehen jetzt in die Bücherei rüber ins Gästehaus…die ist riesig. Und da haben wir auch Bücher über Elfen“ meinet sie und half ihm auf.
Als sie schließlich in der Bibliothek angekommen waren, kam Alex aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Boah! Die ist ja riesig!!“, war sein einziger Kommentar. Als er sich in einen Sessel fallen lies, stöhne er auf und reib sich seinen schmerzenden Rücken. Mia kam zu ihm und fragte: „Jetzt musst du mir aber ganz genau erklären wie du hier her gekommen bist! Weil von Hannover nach Albstadt sind es gut 600 Kilometer.“ „Also, ich hab dir ja gesagt, dass ich eines Abends mit meinem Hund draußen war. Es war schon dunkel und ich war so ziemlich nah am Waldrand. Auf einmal sind so ein paar Kerle um mich rumgeschwirrt, mit Lanzen, haben gesagt dass ich mitkommen solle, da ich der `Auserwählte` bin. Ich wollte nicht, dann haben sie mich bedroht, haben mich gestochen und geschnitten, schließlich muss ich ohnmächtig geworden sein, da ich mich nur noch an ziemlich lange Tunnelgänge die unter der Erde waren. Die müssen mich da entlang gezogen haben. Weil an das erste, an was ich mich erinnern kann, ist das ein hübsches Mädchen vor mir steht und schreit“ schloss er schmunzelnd seine Erzählung. Mia kramte in
den Regalen herum, und kam mit einem riesigen Buch zurück. „Das ist eins von vielen“ sagte sie und schlug es auf. „Mhmm….wo bist du?“, sie blätterte in dem vergilbten Buch herum, „Ah, da ist es ja. Also, pass auf: Alle hundert Jahre werden ein Mädchen und ein Junge ausgesucht um die Rose der Gleichgewichts zu finden, die den Heilige Prüfstein enthält. Diese besonderen Steine werden alle Hundert Jahre von den Elfen eingesammelt um die Vollkommenheit des Gleichgewichts zu erhalten. Sie brauchen allerdings Menschen für diese Aufgabe, aber nur diejenigen mit reinem Herzen und Seele“ Sie sahen sich an. „ Und du meinst, wir zwei…?“ Fragte Alex. Das Mädchen nickte. Ihre langen dunkeln Harre fielen ihr ins Gesicht. Sie sah ihn an und ihre grünen Augen leuchteten.
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