Hopeless

verpasste. „Es mag dir egal sein, mir aber nicht. Immerhin ist ein Foto von mir“, Shinichi merkte jetzt schon, dass Ran gerade erst dabei war in Fahrt zu kommen … „Ein Foto von mir, mit einer erfundenen Geschichte … AUF EINER JAPANWEIT ERHÄLTLICHEN ZEITUNG!“ Der junge Detektiv versank etwas mehr in seinem Stuhl. „UND DA SAGST DU, WIR SOLLTEN DARÜBER LACHEN?“ Na gut, ihm war im ersten Moment nichts Besseres eingefallen. Vielleicht würde sie heute Abend verstehen, warum er darüber lachen wollte. Vielleicht… „Na dann halt nicht!“, erwiderte er trotzig und hätte sich für den unangemessenen Ton in seiner Stimme ohrfeigen können. „Ich werde aus dir nicht schlau Shinichi!“, sagte Ran leise und sah ihn traurig an. Der Blick durchbohrte ihn, und er spürte, wie sich sein Herz zusammenzog. Er wollte sich sofort entschuldigen, jedoch ließ dies sein trockener Hals nicht zu. //Du musst ruhig bleiben!//, der Gedanke verhalf ihn kurz den Kopf zu schütteln und seine Fassung zurück zu erlangen. „Es tut mir leid Ran“, brachte er schließlich hervor. Die Angesprochene seufzte nur und meinte. „Wie immer halt!“, ehe sie sich von ihm abwand. Kurz darauf begann der Unterricht…

Der Unterricht war vorbei und er ging mit Ran zusammen nach Hause. Von der kleinen Streitigkeit heute Morgen war nichts mehr zu merken. Sie lachte ausgelassen, strahlte ihn förmlich an. //Ich muss ihr noch so viel erzählen…//, dachte ehr, während er neben seiner Angebeteten die Straße entlang lief und sich mit ihr unterhielt. So vieles musste sie erfahren. Seine Gefühle, die Zeit als Conan… Ihr wollte er es sagen. Er wollte ihr eröffnen, dass er Conan gewesen war. Der schlaue Grundschüler war nicht, wie sie annahm zu seinen Eltern nach Europa gegangen. Er lief direkt neben ihr her. Wenn eine das Recht hatte, sein Geheimnis zu erfahren, dann war sie es. Sie und keine andere. Vor der Detektei Mori blieben sie stehen. „Bis heute Abend Ran!“, sagte er und versuchte das Pochen in seinen Ohren zu ignorieren. „Ja… Bis heute Abend! Und hol mich ja pünktlich ab“, sagte sie und verschwand nach innen. Kurzzeitig hatte er gehofft einen Abschiedskuss zu bekommen. Allerdings blieb ihn dieser Wunsch verwert. Er sah ihr nach… Betrachtete ihr langes braunes Haar, das im Wind wehte, ihre graziösen Schritte, durch die es fast so schien, als würde sie die Treppe hinaufschweben. Mit jedem Tag, den er mit ihr verbrachte, wuchsen seine Gefühle für sie mehr und mehr.

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Hätte er sich doch nur nicht mit ihr verabredet… Wären sie doch nur nicht zusammen ausgegangen. Und vor allem: Hätte er ihr doch nur nicht die Wahrheit gesagt. Dann wäre sie jetzt noch hier. Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte die Schuldgefühle, die ihn wieder zu überwältigen drohten, zu unterbinden. „Du bist nicht schuld daran. Es war ein tragischer Unfall“, hatten Heiji, Kogoro und weitere Personen zu ihm gesagt. Tragischer Unfall? Damit sollte er sich abfinden? Sein Kopf sagte ihm, dann seine Freunde durchaus recht hatten, aber sein Herz machte sich trotzdem tagtäglich weitere Vorwürfe... Jede Nacht kamen aufs neue diese Schuldgefühle…

Was mir den Atem nimmt,
ist ein Schuldgefühl.
Ich weiß, dass das nicht stimmt,
doch es hilft nicht viel.
Und alles ringsumher bleibt stumm.
Es bleibt zum Schluss nur noch „Warum?“.


Ein weiteres Mal drehte er sich um 180 Grad. Schloss wieder die Augen. Er fühlte, wie er langsam wieder zurück in seine Traumwelt gezogen wurde. Er hoffte inständig, der Traum würde dieses Mal anders verlaufen. Anders, als die Vergangenheit verlaufen war. Doch im tiefen Inneren wusste er, das dies nicht der Fall sein dürfte. Die verschwommenen Bilder, die vor seinem inneren Auge auftauchten nahmen schnell schärfere Konturen an

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Da stand er nun. Der beliebte Detektiv… Nervös betrachtete er sich im Spiegel. //Nur die Ruhe Shinichi. Du hast einen Wissensvorsprung//, er grinste als er daran dachte. Er kannte Rans Gefühle. Wenn er sie nicht kennen würde, würde er sich bestimmt nicht trauen. Aber sie hatte sich Conan, somit ihm selbst anvertraut. Und heute würde er sich ihr anvertrauen. Zufrieden lächelte er, als er noch mal einen prüfenden Blick in den Spiegel warf. Die Frisur saß perfekt, die Krawatte passte zum Anzug und natürlich war sie auch perfekt gebunden. Alles war in Ordnung. //Du siehst gut aus!//, sagte er sich selbst, um sich so zu beruhigen und verließ das Badezimmer der großen Villa. Er kam nicht zu Ruhe, so lange er darauf wartete, dass die Zeit verging. Es waren nur noch zehn Minuten, ehe er losgehen wollte. Zehn Minuten, die es irgendwie zu überbrücken galt. Als erstes lief er im Haus umher, stellte jedoch schnell fest, dass dies keine angemessene Beschäftigung war. Dann versuchte er zur Ruhe zu kommen indem er sich auf die Couch setzte. Statt allerdings Ruhe zu finden, trommelte er nervös mit seinen Fingern auf dem Wohnzimmertisch. Als er es merkte, lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme. Er wusste auch nicht, warum er so nervös war. Im Grunde konnte doch nichts schief gehen. Ran hatte über ein Jahr auf ihn gewartet. Innerhalb einer Woche konnten ihre tiefen Gefühle nicht verschwinden. Nein besser: sie durften nicht verschwunden sein. Sonst würde er sich heute Abend total blamieren. Und das wollte er nicht. Er wollte sie endlich in den Arm nehmen… Sie berühren… Nicht als Conan, sondern als Shinichi. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie seine Gefühle erhören würde.



Den Moment, als sie die Tür öffnete wollte er am liebsten eingefrieren. Sie einfach nur so anzusehen, ohne irgendetwas Weiteres zu tun. Für ihn selbst war dieser Moment unbezahlbar. „Hallo“, begrüßte sie ihn und er nickte nur. „Ich dachte gar nicht, dass du pünktlich kommen würdest…“, sagte sie im vorbei gehen. Überspielte sie ihre Gefühle? Oder warum behandelte sie ihn so kalt? Er verstand es nicht. Das Verhalten von Ran warf bei dem Oberschüler mehrerer Fragen auf, die er nicht beantworten konnte. Allerdings stellte er diese Fragen zurück. Der Abend heute war ihm viel zu wichtig, als dass er ihn sich von solchen Zweifeln kaputt machen lassen wollte. „Kommst du endlich?“, ertönte die Stimme von Ran von der Straße. Er löste sich aus seiner Erstarrung, und antwortete: „Ich komme ja schon… Mein Schuh war offen.“ Es war eine dumme Ausrede, aber sie funktionierte.

Der Professor fuhr sie beide zu einem wohlbekannten Ort. Dem Restaurant, in dem sein Vater seiner Mutter einen Heiratsantrag gemacht hatte. Genau dieses Restaurant, in dem er ihr schon einmal sagen wollte, was er fühlte. Und dieses Mal würde er es ihr sagen. Er war nicht mehr Conan Edogawa und er würde nie mehr dieser kleine Grundschüler sein. Shinichi hatte immerhin das richtige Gegengift von APTX eingenommen. Dieses Mal war es sicher. Er würde seine wahre Gestalt behalten. Es war wieder der gleiche Tisch mit dem Blick über das nächtliche Tokio. „Wehe dir, du lässt mich wieder mit der Kreditkarte sitzen“, hatte Ran spaßeshalber gesagt, als er sie eingeladen hatte. Nein, dieses mal nicht. Da konnte sie sich sicher sein…

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Wenn eine Hoffnung stirbt,
und alles in dir kälter wird,
dann bleibt dir selbst nicht mal die Traurigkeit.


Mit kaltem Schweiß wachte er auf. Diese Leere in ihm war ihn unerträglich geworden. Es war ihm zuwider und doch konnte er nichts dagegen tun. Niemand konnte diese Leere, die Ran in ihm hinterlassen hatte füllen. Es war inzwischen zwei Uhr. Normalerweise stand er gegen 7:00 Uhr auf. Ihm blieben noch etwas weniger als fünf Stunden. Fünf Stunden hoffen und bangen. Fünf Stunden, vielleicht doch endlich mal die wohlverdiente Erholung zu finden, die er seit diesem Schicksalshaften Tag vermisste. Der Schlaf gab ihn keine Erholung. Jedes mal, wenn er aufwachte, fühlte er sich noch erschöpfter. Alles, was sein Leben ausgemacht hatte, hatte er innerhalb weniger Sekunden verloren… Obwohl schon ein halbes Jahr vergangen war, waren die Ereignisse immer noch da. So, als wären sie erst vor wenigen Stunden passiert.

Wenn alles sinnlos scheint,
das Leben ist dein größter Fein,
dann hilft dir auch nicht einmal mehr die Zeit.
Auch nicht die Zeit!


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Vorspeise und Hauptgang waren vorbei und die beiden Schüler warteten auf den Nachtisch. „Ran…“, fing er an und hörte wie seine Stimme zitterte als er ihren Namen aussprach. //Jetzt oder nie!//, dachte er kurz, als er Rans fragenden Blick bemerkte. „Ich habe… Ich habe dich aus einem bestimmten Grund hierher eingeladen“, flüsterte er, gerade noch so laut, dass seine Sandkastenfreundin die Worte verstand. Ihr blick wurde nun noch fragender. Sie durchbohrte ihn mit ihren klaren, blauen Augen. „Was denn für einen?“, kam die Frage von ihr zurück. Shinichi schloss kurz die Augen, ehe er sich die Worte im Kopf zu Recht legte. //Ich liebe dich Ran//, schoss es in seinem Kopf umher. „Ich… Ich möchte dir sagen, dass…“, vor Nervosität hatte er sich verschluckt, noch ehe die Worte über seine Lippen gekommen waren. Die Worte, die er seit mehr als einem Jahr in sich trug und die immer auf diesen Augenblick gewartet hatten. „Alles in Ordnung?“, fragte Ran, als sich sein Husten langsam gelegt hatte. Er nickte und sprach weiter: „Ja… Alles in Ordnung“, antwortete er ihr erst mal. //Warum ist es so schwer? Du hast doch diesen kleinen Wissensvorsprung…// Er hätte heulen können, weil er sich so kindisch anstellte. Er war immerhin fast 18 – Fast erwachsen. //Reis dich endlich zusammen!//, ermutigte er sich selbst. Anschließend nahm er noch einen großen Luftzug und fuhr fort: „Ich möchte dir sagen, dass… Nein, anders. Ran – Ich liebe dich!“ Die Worte schwebten über
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