Hopeless
den Tisch. Gespannt wartete der junge Schülerdetektiv auf die Reaktion seiner großen Liebe. Ran… Ich liebe dich! Er hatte es wirklich gesagt. Ein großer Stein war ihn in eben diesen Moment vom Herzen gefallen. Seine Angebetete reagierte im ersten Moment überhaupt nicht.
Erst langsam rührte sie sich. Wie in Zeitlupe ging ihre linke Hand zum Mund. Obwohl erst wenige Sekunden verstrichen waren, fühlte er sich, als würde er schon unendlich lange warten. Ihre andere Hand lag immer noch mitten auf den Tisch. Während er noch immer versuchte, irgendetwas in ihrem Gesicht abzulesen, bemerkte der Detektiv, dass seiner Freundin Tränen über die Wangen liefen. Aber er wusste nicht, ob es Freudentränen waren, oder was diese Tränen sonst noch für eine Bedeutung haben könnten. „Meinst du das wirklich ernst?“, ein Flehen lag in ihrer Stimme. Dieser Ton, mit dem sie die Frage aussprach ließ ihn einen kalten Schauer den Rücken hinunter laufen. Zärtlich, mit einem Lächeln auf den Lippen, nahm er ihre Rechte Hand. Als er sie berührte, bekam er eine Gänsehaut, und erneut begann sein Herz schneller zu schlagen. Vorsichtig küsste er ihre Hand. „Ich, Shinichi Kudo, liebe dich… Ran, ich liebe dich wirklich!“ Sie zog ihre Hand von der seinen zurück und erst jetzt erkannte er, dass leicht lächelte. „Shinichi… Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll“, hauchte sie und schüttelte dabei kurz den Kopf. „Ich… Ich hab gar nicht damit gerechnet…“, brachte sie hervor.
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Und alles ringsumher ist stumm.
Es bleibt zum Schluss nur noch „Warum?“.
Warum hatte er es nicht dabei belassen? Ihr seine Liebe zu gestehen? Aber zumindest wusste sie es. Er hatte es ihr wirklich gesagt. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen, während er die Decke des Hotelzimmers ansah. Diese glücklichen Momente, die er gerade in seinen Traum durchlebte würden bald zu ende sein. Noch einmal einschlafen und dann konnte er wieder damit rechnen, alles ein weiteres Mal erleben zu müssen. Er kannte es zu genüge. Wusste genau was jetzt kommen würde. „Warum Ran? Warum hat nur alles so kommen müssen?“, murmelte er, während er ein weiteres mal in dieser Nacht seine Augen schloss. Warum hatten sie keine glückliche Zukunft als Paar erleben dürfen? Warum hatte sie gehen müssen und nicht er? Warum? Warum? Warum?
Wenn eine Hoffnung stirbt,
und alles in dir kälter wird,
dann bleibt dir selbst nicht mal die Traurigkeit.
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„Shinichi… Ich“, Ran lächelte und sah ihn direkt in die Augen. „Ich liebe dich auch. Schon so lange liebe ich dich.“ Immer noch liefen Tränen über ihre Wangen. „Ich habe nur nie damit gerechnet!“, sie fing leise an zu lachen. „Ran…“, zärtlich nahm er ein weiteres Mal ihre Hand. „Es ist doch alles in Ordnung!“, flüsterte er und versank in ihren Augen. Es schien fast so, als würde alles um sie beide herum erstarrt sein. Er versank in ihren Augen…
…
Außerhalb des Restaurants, im Treppenhaus standen sie sich endlich gegenüber. Niemand war weit und breit zu sehen. Er musste ihr noch etwas sagen. „Ran… Es gibt da…“, fing er an, wurde aber von seiner Freundin angenehm unterbrochen. Sanft legte sie ihren Zeigefinger auf seinen Mund. Er verstummte und sah sie verwirrt an. Erst als sie sich zu ihm aufrichtete, wusste er, was sie vorhatte. Immer näher kamen sich ihre Gesichter. Nachdem er seine Augen geschlossen hatte, berührten sich als erstes ihre Nasen, dann die Lippen… In ihm explodierte in diesem Moment ein kleines Feuerwerk. Nichts hatte er sich sehnlicher gewünscht. Für diesen Moment war er der glücklichste Mann auf der ganzen Welt. Dessen war er sich durchaus bewusst. Nichts war süßer, als dieser Kuss. Ihr erster Kuss, sie waren wirklich zusammen. So lange gewünscht und nun endlich war. Zu dem süßen Geschmack gesellte sich schnell etwas Salziges… Ran hatte voller Glücksgefühl ein paar Freudentränen vergossen.
Langsam lösten sie sich voneinander, hielten sich aber immer noch im Arm. Bevor er allerdings etwas sagen konnte, musste sich sein Herzschlag wieder beruhigen. Das Rauschen in den Ohren, vernebelte ihm die Sinne und er wollte erst einmal wieder klar denken können. „Ich hab so lange darauf gewartet!“, flüsterte sie ihn ins Ohr. Es war nicht gerade hilfreich, was sie tat. Aber es machte ihn sehr glücklich. „Ich muss dir trotzdem noch etwas sagen…“, fing er an und löste langsam die Umarmung. „Was denn?“, Ran sah ihn glücklich, aber doch fragend an. Er wusste nicht, was sie jetzt erwartete. Allerdings bestimmt nicht das, was gleich kommen würde. „Es geht um Conan…“, er setzte kurz aus. Ran strahlte jetzt nicht mehr, sondern sah ihn nur noch fragend an. „W-was ist mit ihm?“, fragte sie leise. //Er ist doch in Europa bei seinen Eltern. Er ist doch vor gut zwei Wochen gegangen…//, pochte es in ihren Kopf. War ihm etwas passiert? Oder warum machte Shinichi so ein ernstes Gesicht? Sie verstand es nicht. „Conan ist… Er ist nicht zu seinen ‚Eltern’ zurückgegangen“, sprach Shinichi leise, aber bestimmt. Es fehlte nicht mehr viel. Nur noch eine Kleinigkeit… „W-wieso? Was willst du mir sagen, Shinichi?“, kopfschüttelnd betrachtete sie ihren Freund. Sie verstand nicht, warum er die ganze Stimmung mit einem mal kaputt machen konnte. „Ich finde, du hast ein Recht darauf, es zu erfahren…“, er brauchte noch eine kurze Pause um ein letztes Mal Luft zu holen. Nach einem kräftigen Atemzug fuhr er fort: „Ich war Conan Edogawa… Ich wurde…“ … //durch ein Gift geschrumpft und musste vorerst untertauchen, da mir die Organisation nach dem Leben trachtete//, beendete er seinen Satz in seinen Gedanken. Denn Ran’s Reaktion auf seine Worte ließ es nicht zu, dass er weitersprach. „Nein…“, kopfschüttelnd, mit zitternder Stimme wich sie ein paar Schritte zurück. „Lass es mich doch erklären!“, Shinichi ging ein paar Schritte auf sie zu. Sie aber wich weiter zurück. „Warum sagst du das jetzt? Musst du alles kaputt machen?“, gerade setzte sie den rechten Fuß nach hinten. Allerdings fand dieser Fuß keinen Boden.
Für Shinichi Kudo lief in dem Moment alles wie in Zeitlupe ab. Ran, die das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel… Ihr markerschütternder Schrei, der sich in seine Erinnerungen einbrannte… Wie sie langsam aus seinen Blickfeld erschwand. Er war wie festgewurzelt, konnte die nächsten Sekunden keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er sah immer noch auf die Stelle, wo er Ran zuletzt gesehen hatte… „RAN!“
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„RRRRAAAAAANNNN“, beendete er im Bett seinen Schrei aus dem Traum. Waagrecht saß er im Bett, versuchte ruhig zu atmen und die Tränen zu unterdrücken. Wieder war es passiert. „Ran…“, flüsterte er, wie so oft am Tag. Ein halbes Jahr… Nacht für Nacht suchten ihn die Erinnerungen heim, die er am Tag versuchte zu unterdrücken. Schnell lies er sich in die Kissen zurückfallen. Urlaub half nichts, Abstand von Tokio half nichts. Seine Freunde hatten nicht recht behalten, dass es hier am Meer besser werden würde. Er konnte nicht fliehen, die Erinnerungen, die Trauer und die Verzweiflung. Natürlich auch die Schuldgefühle. Er hatte es inzwischen akzeptiert, seine Freunde allerdings nicht. Sie versuchten immer noch aus ihm den alten, lebensfrohen Shinichi zu machen. Er würde nicht mehr kommen. Dieser Shinichi, der selbstbewusste und beliebte Detektiv existierte nicht mehr. Dieser Teil war mit Ran gegangen….
Wenn alles sinnlos scheint,
das Leben ist dein größter Feind,
dann hilft dir auch nicht einmal mehr die Zeit.
Auch nicht die Zeit!
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Die nächsten Stunden verliefen für den jungen Detektiv nur noch schleierhaft. Er hatte es geschafft die Treppe hinunterzugehen, obwohl ihn herbeigeeilte Menschen davon abhalten wollten. Er sah die Blutlache, hörte Menschen hin und her rufen… Die Sirenen des ankommenden Notarztes und des Krankenwagens, wie in Trance verfolgte er die Geschehnisse. Er konnte nicht eingreifen, so sehr er doch wollte. Ran’s Bild, wie sie dalag in der Blutlache hatte ihn erstarren lassen. Der Boden war ihm mit einem Mal unter den Füßen weggezogen worden. Alles lag in Scherben vor ihm… Auch als Ran bereits weg war und sich die Masse der Schaulustigen langsam verzog stand er noch da und sah dort hin. Er begriff es nicht. So etwas hätte doch gar nicht passieren dürfen…
Wie er dann doch noch ins Krankenhaus gekommen war, war nicht nur ihm ein Rätsel. Dort traf er auf Kogoro und Eri, die selbstverständlich vom Klinikpersonal verständigt worden waren. Er hatte Vorwürfe von ihrer Seite erwartet. Allerdings senkte sich nur eine drückende Stille über die drei Personen schweigend warteten sie darauf endlich von den Ärzten zu erfahren, ob die Notoperation ein Erfolg gewesen war. Ob Ran es schaffen würde… Noch war die Hoffnung da, dass es nicht so schlimm war. Nicht so schlimm wie er wegen der schrecklichen Bilder in seinen Kopf annehmen musste. Diesen kleinen Hoffnungsstrahl lies er sich nicht nehmen. Er klammerte sich daran – Es war sein roter Faden. Sein einziger roter Faden. Minuten schlichen dahin und wurden zu Stunden. Obwohl es bestimmt inzwischen drei Uhr Morgens war verspürte er nicht den Hauch einer Müdigkeit. Das Adrenalin in seinem Blut hielt ihn wach, so dass er immer wieder zu der kleinen Lampe über den Operationssaal gucken konnte.
Als diese endlich erlosch, betete er innerlich, dass alles gut gelaufen war. Betete, flehte, hoffte… Es dauerte noch einen kurzen Augenblick, ehe die Ärzte aus der Tür kamen. Einer der Ärzte ging zu der kleinen Besuchergruppe, die anderen Ärzte ausdruckslos an ihnen vorbei. „Sind sie Herr und Frau Mori?“, immer diese Formalitäten… Konnte er nicht einfach sagen, was