Kaito Kid - Shinichi Kudo Teil 1
Im Auftrag des Meisterdiebs
Eine Verwundung und ihre Folgen
Im Auftrag des Meisterdiebes (Shinishi Kudo/Kaito Kid)
Nur mit allergrößter Mühe schaffte es Kaito-Kid übers Dach zu humpeln. Jeder Schritt tat ihm dabei unendlich weh und ein feuriger Schmerz zog bei jedem Aufsetzen des linken Fußes bis hoch in den Oberschenkel. Mit letzter Kraft ließ er sich mit seinem Gleiter über den Dachrand nach unten fallen. Zum Glück war er nicht an den Armen verletzt , sonst hätte er die Flucht vergessen können.
„Du wirst nachlässig, Kaito Kid. Es kann nicht mehr lange dauern, dann werde ich dich fassen!“ klang ihm die Stimme seines größten Feindes Shinichi Kudo nach, der endlich wieder seine richtige Größe besaß. Während er sich eisern an seinem Gleiter festhielt lief ihm ein eisiger Schauder über den Rücken, denn Kaito Kid war es nur zu klar, dass dies keine haltlose Drohung war. Irgendwie wollte ihm in letzter Zeit nichts mehr richtig gelingen. Schmerzerfüllt seufzte er auf, als er bei einer Kurve, die er mit seinem Fluggleiter machen musste, auch wieder sein Bein schmerzte. Es wurde ihm klar, dass er nicht mehr weit fliegen konnte, als es ihm kurz schwarz vor den Augen wurde. Also lenkte er sein Fluggerät nun deutlich vorsichtiger immer näher zum Boden hin und landete schließlich mit aller Vorsicht in einem dunklen unbeleuchteten Hinterhof. Das Ziel war gut gewählt, denn natürlich musste er dabei sein linkes Bein wieder belasten und die Landung war alles andere als sanft. Bevor er besinnungslos unter seinem Gleiter zusammenbrach, schaffte er es gerade noch den Knopf auf einem kleinen Gerät zu drücken und somit ein Signal an Jii abzuschicken. Davon wie der ihn fand, nach Hause verfrachtete und ihn dann seine Mutter ins Bett packte, bekam er nichts mit.
***
Die Augen hinter dem Kindergesicht Conan Edogawas leuchteten höhnisch auf.
„Bald habe ich dich!“ lachte er.
Kaito Kid begann zu laufen. Immer schneller und schneller. Nur weg von diesem Jugendlichen im Körper eines Kindes. Doch je schneller er lief, desto näher kam ihm der Atem des Jungen. Die Angst ließ ihm den Angstschweiß über den Rücken laufen, während die Stimme hinter ihm völlig ruhig und wie ohne jede Anstrengung erklang:“ Du wirst nachlässig, Kaito Kid! Es kann nicht mehr lange dauern und ich werde dich fangen!“
Vor Grauen bebend hörte er, dass sich die Stimme immer mehr veränderte von der kindischen Jungenstimme zum vollen Klang eines Erwachsenen. Erschrocken warf er im Lauf einen Blick nach hinten und bekam mit wie der Körper sich immer mehr in die Länge streckte und Shinichi Kudo seine Arme nach ihm ausstreckte. Obwohl er doch noch viel zu weit von ihm entfernt war, machte es ihm keinerlei Mühe ihn mit beiden Armen zu umfassen. Am Anfang fast sanft, wurde die Umarmung immer fester und fester. Presste ihm die Luft aus den Lungen, so dass er nach Atem schnappen musste. Er hatte das Gefühl als wolle der andere ihn erdrücken.
„Nein! Nein!“ stöhnte er auf und riss die Augen weit auf. Erstaunt bemerkte er, dass gar nicht Shinichi Kudo bei ihm war, sondern seine Mutter. Sie legte ihm sachte einen nassen Waschlappen auf die Stirn. Erleichtert schloss er die Augen und fiel wieder in einen bleiernen Schlaf.
„Er hat hohes Fieber!“ sagte Frau Kuroba. „Wir müssen einen Arzt rufen!“
Jii schüttelte entschieden den Kopf. „Das können wir nicht! Ganz Japan spricht davon, dass der Detektiv Shinichi Kudo Kaito Kid fast geschnappt hat und dass der Meisterdieb schwer am linken Bein verletzt wurde. Sie werde alle Ärzte anhalten eine solche Verwundung der Polizei zu melden. Er würde mit hundertprozentiger Sicherheit verhaftet werden!“
„Aber was können wir sonst tun? Zum Glück sind wenigstens Ferien und er braucht nicht in die Schule und so bekommt keiner außer uns etwas davon mit. Besucher wimmele ich schon ab!“
Jii griff in die Tasche und holte ein paar Medikamente heraus. „Die hier habe ich in einer Apotheke am anderen Ende der Stadt besorgt!“ Er verschwieg, dass er dort eingebrochen war, da man Antibiotika nun mal nur auf Rezept bekam und das hatte er ja nicht. „Damit müssten wir ihn wieder hinbekommen. Hoffentlich! Aber es wird auf jeden Fall seine Zeit dauern. Am besten verbreiten wir das Gerücht, dass Kaito in Urlaub gefahren ist. Dann hat er wenigstens die nötige Ruhe!“
Auch er beobachtete sorgenvoll, dass sich der junge Dieb wieder hin und her zu werfen begann. Offenbar hatte er wilde Fieberträume und immer wieder kamen Satzfetzen über seine zitternden, bleichen Lippen. Viel war nicht zu verstehen, aber die Namen Conan Edogawa und Shinishi Kudo tauchten immer wieder auf. Nun war inzwischen allgemein bekannt, dass es sich dabei um dieselbe Person handelte. Die Geschichte um das Verbrechersyndikat mit den Alkohol-Pseudonymen war schließlich über alle Kanäle im Fernsehen gesendet worden. Aber da hatte ihnen Kaito erst gestanden, dass er dieses Geheimnis schon längst gekannt hatte, aber nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, den Detektiv damit zu erpressen. Das lag nicht in seiner Art. Außerdem mochte er den eigentlich ja auch sehr und achtete ihn als großartigen Gegner. Darum hätte er ihn nicht in Gefahr bringen wollen. Er hatte es eben immer genossen sich mit dem scharfen Verstand des Detektivs zu messen, wenn es auch nie so eng wurde mit einer Entdeckung als gerade dann. Doch er liebte nun mal den Nervenkitzel.
Seine Mutter seufzte. Gerade dieser Charakterzug war es, der ihr am meisten Angst machte, aber wie bei seinem Vater damals sagte sie niemals etwas in diese Richtung. Sie liebte ihren Sohn über alles und sie wusste, dass diese Abenteuerlust nun mal in seinem Blut war. Er würde todunglücklich werden, wenn sie diesen Drang zu unterdrücken versuchen würde. Nur er selbst würde diese Entscheidung zum Aufhören treffen können. Doch er war noch jung. Auch fragte sie sich öfter, ob ihr Sohn eines Tages eine Lebensgefährtin finden würde, die ihn so sehr liebte, dass sie ihm seinen Freiraum lassen würde. Immer vor Angst zu zittern, wenn man wusste, dass er wieder seine gefährlichen Spiele mit der Polizei oder einem Detektiv trieb, brauchte viel innere Kraft. Niemand wusste das besser als sie, die das jetzt schon zum zweiten Mal mitmachte.
Sie löste die Tabletten, die Jii mitgebracht hatte im Wasser auf und flößte es Kaito ein. Das kühle Wasser und ihre sanften Berührungen schienen ihn zu beruhigen und er fiel wieder in einen ruhigeren Schlaf. Sie hoffte, dass ihn das der Genesung näher bringen würde.
***
Dunkel! Es war so dunkel um ihn herum. Unendlich langsam gelang es ihm die Augenlieder anzuheben. Es wurde hell um ihn. Schnell begriff er, dass er in seinem Zimmer lag. Was war nur geschehen, dass er sich so unendlich müde fühlte? Ganz allmählich kamen die Erinnerungen. Der Diebstahl, Shinichi Kudo, der sein Rätsel mal wieder durchschaut hatte, dem er nur haarscharf entkommen konnte. Der rostige Nagel, an dem er bei seiner Flucht durch die Luftschächte eine tiefe Wunde im linken Unterschenkel davontrug. Und wieder der Meisterdetektiv, der ihn auf dem Dach schon erwartete. Auch die Worte, die ihm Shinishi nachgerufen hatte, kamen ihm zu Bewusstsein.
„Es kann nicht mehr lange dauern, dann werde ich dich fassen!“
Er war ehrlich genug zu sich selbst, dass er dies nicht einfach als leere Drohung abtat. Dass es ihn so schwer erwischt hatte machte ihn schon sehr nachdenklich. Wieso war er Kaito Kid geworden? Doch nur um die Mörder seines Vaters zu finden. Klar! Es machte ihm auch einfach Spaß die Polizei an der Nase herum zu führen. Aber das war doch nicht der wirkliche Grund, wieso er sich immer wieder aufs neue in Gefahr brachte. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, war er den Mördern seines Vaters in den ganzen Jahren keinen einzigen Schritt näher gekommen. Vielleicht wurde es Zeit einen anderen Weg einzuschlagen, doch das wollte gut durchdacht sein.
Die Tür seines Zimmers öffnete sich und seine Mutter streckte den Kopf herein..
„Du bist wach! Endlich! Nun wird alles wieder gut!“ seufzte sie, während sie an sein Bett eilte.
Kaito trafen diese Worte tief. Nun erst realisierte er, welche Ängste seine Mutter jemand haben musste, wenn er seine Raubzüge machte. Doch da sie nie etwas gesagt hatte, hatte er nie darüber nachgedacht. Matt versuchte er ein Lächeln um sie zu beruhigen.
„Wie lange?“ kam es ihm dann krächzend über die Lippen.
„Vier Tage!“ erklärte seine Mutter. „Seit vier Tagen liegst du jetzt hier. Du hast einen tiefen Riss im Bein, der sich entzündet hatte. Doch das Antibiotika, das Jii besorgt hat, hat gut angeschlagen. Zum Glück! Ich war kurz davor einen Arzt zu rufen!“
Kaito nickte leicht. Von Sekunde zu Sekunde fühlte er seine Lebensgeister mehr erwachen und so verstand er auch sofort, dass dies das Ende von Kaito Kid bedeutet hätte. „Ich mache dir nur Sorgen!“ flüsterte er einsichtig.
Seine Mutter beugte sich über ihn. Man konnte ihr die Erleichterung vom Gesicht ablesen, dass er endlich wieder zu sich gekommen war und auch geistig voll da war. „Du wärst nicht der Sohn deines Vaters, wenn es anders wäre!“ schmunzelte sie , während sie ihre rechte Hand sacht auf seine Stirn legte um die Temperatur zu prüfen. „Aber ich komme schon klar damit!“
Kaito nickte gedankenvoll, sagte aber nichts dazu. Bevor er irgendwelche Hoffnungen weckte, dass er etwas verändern wollte, musste er erst mal richtig darüber nachdenken.
***
Vier Wochen später drang Kaito Kid spät Abends in eine Villa ein. Heute brauchte er sich keine Gedanken wegen der Polizei zu machen, denn dieses eine einzige mal hatte er keine Warnung abgeschickt. Naja! Er wollte ja auch nichts stehlen, sondern er hatte einen ganz anderen Grund hier einzubrechen. Es war niemand im Haus, denn er wusste, dass der einzige Bewohner noch außerhalb beschäftigt war. Er bewegte sich durch das Haus, als wäre es sein eigenes. Schnurstracks ging er in die