Kaito Kid - Shinichi Kudo Teil 1
„Du wolltest dich nie bereichern. Darum hast du auch dein Diebesgut immer wieder zurückgebracht. Du wolltest nur diesen ganz bestimmten Stein finden um so an die Mörder deines Vaters heran zu kommen!“
Der Meisterdieb nickte leicht. „Stimmt! Aber ich weiß auch, dass das nichts an der Ungesetzlichkeit meines Handelns ändert!“
„Shinishi winkte ab. „Lassen wir das jetzt mal beiseite. Konzentrieren wir uns auf die Aufklärung des Mordes. Was ich mit dir mache, entscheide ich, wenn ich den Mörder überführt habe. Bis dahin bist du vor mir sicher, es sei denn, du würdest jetzt einen weiteren Diebstahl begehen!“
Kaito schüttelte den Kopf. „Danach steht mir im Moment nicht der Sinn, obwohl ein Teil von mir die Aufregung dabei vermissen wird!“ Ein kleines bisschen blitzten die Augen bei diesen Worten wie früher.
Sein Besucher ging nicht darauf ein, Er ließ sich von Kaito alles vorlegen, was der über den Mörder seines Vaters wusste!“
***
Es waren Stunden vergangen in denen Shinishi immer wieder alles durchging. Inzwischen war Kaitos Mutter Hibarue Kuroba nach Hause gekommen. Sie begrüßte den Detektiv nur kurz und machte dann, dass sie schnell wieder verschwand.
„Sie mag mich wohl nicht?“ schmunzelte Shinishi, der ihr zurückhaltendes Verhalten natürlich aufgefallen war.
Kaito lachte auf. „Das wundert dich doch nicht wirklich. Sie sieht in dir denjenigen vor sich, der ihren Sohn ins Gefängnis bringen wird. Das wird sie dir nie verzeihen, doch das sollte dich nicht beeinflussen!“
Der Meisterdetektiv verzog seltsam das Gesicht. „Du kannst froh sein eine solche Mutter zu haben, die stets für dich da ist und immer hinter dir stehen wird, egal was du auch tust. Meine Eltern sind immer unterwegs und wenn sie dann doch mal zusammen sind, streiten sie nur!“ Dann zeigte er auf die Unterlagen. „Aber das da überzeugt mich nicht!“
Sein Gegenüber sah ihn groß an. „Was? Wieso nicht?“ wollte er wissen.
„Irgendetwas stimmt da nicht. Es ist zu unlogisch!“ erklärte er. „Es widerspräche allem, was ich über solche Verbrecherorganisationen weiß, wenn es den Tatsachen entspräche!“
Kaito staunte. „Wie meinst du das?“
Shinishi lächelte seltsam. „Ich bin sicher, dein Vater hatte wirklich Probleme mit dieser Organisation, aber getötet haben sie ihn bestimmt nicht. Das wäre nur logisch, wenn er den von ihnen gesuchten Edelstein gefunden hätte. Aber wenn es so wäre, dann besäßen sie ihn ja jetzt, doch dem ist offensichtlich nicht so. Sie wollten Kaito Kid benutzen. Also hätten sie jeden anderen getötet, aber auf gar keinen Fall ihn selbst. Würdest du, wenn du mir diesen Vergleich gestattest, die Kuh schlachten, die du melken willst?“
„Aber wenn sie nicht wussten wer er war? Und wenn er etwas über die Organisation herausgefunden hat?“ warf Kaito ein.
Der Detektiv lachte seltsam. „Wenn sie nicht wussten wer er war, wieso ist er dann bei einer Zaubershow umgekommen? Falls sie es aber doch wussten hätten sie deine Mutter oder dich entführt um ihn zu erpressen. Du siehst, das passt alles nicht wirklich zusammen. Aber natürlich werden wir auch diese Spur verfolgen. Allerdings überlassen wir das erst mal Inspektor Megure. Bei den Unterlagen, die wir bei der Zerschlagung des Verbrecherrings gefunden haben, der für meine Schrumpfung verantwortlich war, gab es auch ein Menge Material über andere Verbrecher und ihre Organisationen. Bestimmt ist auch etwas über diesen Snake dabei!“
Kaito wollte etwas einwerfen, doch Shinishi winkte ab. „Keine Sorge! Ich werde Megure nicht davon in Kenntnis setzen, woher ich dieses Wissen habe!“
„Ja! Okay!“ nickte er. „Aber in welche Richtung willst du dann forschen?“
„Na wie immer!“ antwortete Shinishi. „Das private Umfeld, die Kollegen und ähnliches! Ich müsste wissen, mit wem dein Vater damals zu tun hatte. Beruflich und privat!“
Der Meisterdieb wurde nachdenklich. „Hm! Da kann ich nicht viel zu sagen. Mit meinen acht Jahren hatte ich da nicht so den Durchblick. Außerdem habe ich in die Richtung nie gedacht. Es erschien mir nicht wichtig!“
Der Detektiv schmunzelte. „Ihr wart alle wie geblendet davon, dass es ein Feind Kaito Kids gewesen sein musste und habt ganz vergessen, dass auch der Zauberer Toichi Kuroba Feinde gehabt haben könnte.“ Er sah seinen Gegenüber fragend an. „Wer könnte mir also dazu etwas sagen?“
„Meine Mutter und Jii natürlich! Sie teilten ja auch das normale Leben meines Vaters!“
Shinishi stand auf und ging Richtung Tür. „Dann lass sie uns fragen gehen!“
Kaito folgte ihm kopfschüttelnd. War er denn wirklich so blind gewesen? Wieso war er nicht darauf gekommen auch mal in eine andere Richtung zu forschen?
Der Detektiv ahnte seine Gedanken. „Man sieht die Dinge oft deutlicher, wenn man von außen kommt!“ erklärte er. „Gefühlsduselei verhindert oft den klaren Blick auf die Wahrheit!“ wiederholte er die Worte, die er als Conan Edogawa schon mal zu Kaito Kid gesagt hatte. „Außerdem...“
„Jaja! Ich weiß schon!“ stöhnte der komisch auf. „Ich bin eben kein Detektiv sondern ein Dieb!“
Shinishi lächelte ihn an. Er konnte es nicht verhindern. Der andere wurde ihm immer sympathischer. Sollte er ihn wirklich ins Gefängnis bringen? In ihm begannen Zweifel zu wachsen.
Wie Freunde gingen sie die Treppe hinunter. Kaito führte Shinishi ins Wohnzimmer, wo sich neben Frau Kuroba auch Jii eingefunden hatte. Der junge Dieb stellte sie einander vor.
„Sie waren also der Assistent Toichi Kurobas?“ fragte Shinishi noch mal nach.
„Ja!“ nickte der. Er saß wie auf glühenden Kohlen. Man merkte ihm an, dass er mit der Entscheidung Kaitos, sich dem Detektiv auszuliefern, nicht einverstanden war. Schließlich fühlte er sich für den Sohn seines toten Arbeitgebers verantwortlich und Toichi Kuroba würde es auf keinen Fall gefallen, wenn der Junge ins Gefängnis kam.
„Was können Sie mir über die Kollegen und Freunde des Opfers sagen?“ hörte er zu seinem großen Erstaunen eine von ihm in keinster Weiße erwartete Frage.
„Wie bitte?“ stammelte er. „Das ist doch völlig uninteressant. Was soll das?“
Auch Hibarue Kuroba riss die Augen irritiert auf.
Kaito lächelte seltsam. „Offensichtlich waren wir auf dem völlig falschen Dampfer!“ erklärte er. „Unser Meisterdetektiv hier schließt eigentlich aus, dass Snake der Mörder war. Er vermutet den Täter im engeren Umkreis meines Vaters und nachdem ich mir seine Erklärungen angehört habe, glaube ich das auch. Die Verbrecherorganisation hätte sich mit seinem Tod ins eigene Fleisch geschnitten. Wer also hatte sonst noch Vorteile davon?“
Hirbarue und Jii schauten sich einen Moment verblüfft an. Dann begannen sie mehrere Namen zu nennen, die sich Shinishi natürlich nicht so schnell merken konnte.
„Langsam, Langsam!“ wehrte er lächelnd ab. „Ich würde vorschlagen, dass Sie mir eine Listung aufsetzen. Am besten mit allen Informationen, die Sie mir zu den einzelnen Personen geben können. Dumm ist nur, dass die Sache schon so lange her ist. Es wird viel Hin- und Herfahren bedürfen sie alle zu verhören!“ Er seufzte auf.
Doch da winkte Jii ab. „Nein! Das ist nicht nötig. Am nächsten Wochenende ist das alljährliche Treffen der Zauberkünstler Japans und ihrer Angehörigen. Da werden auch diejenigen versammelt sein, die damals mit Toichi Kuroba zusammen gearbeitet haben. Das Problem wird eher sein, Sie unerkannt dort einzuschmuggeln, denn einen Meisterdetektiv, der die Zaubertricks der Innung aufdecken könnte, wird dort nicht akzeptiert werden. Und Sie sind sehr bekannt, seit die Zeitungen mit Ihren Taten voll sind!“
Shinishi winkte ab. „Überlassen Sie das ruhig mir. Sie werden mich nicht erkennen!“
Nachdem er die genaue Adresse und den Zeitpunkt dieser Veranstaltung wusste, wandte er sich noch mal an Kaito. „Ich werde am Samstag Nachmittag wieder herkommen!“ Er lächelte seltsam, als er auf die Tür zuging. „Bleib sauber!“ raunte er dem Dieb noch zu.
„Ich werde jeden Tag baden!“ lachte der. Natürlich wusste er genau, dass der Detektiv eher an mögliche Einbrüche dachte als an seine Reinlichkeit.
„Schlitzohr!“ erwiederte Shinishi ebenfalls lachend und schloss die Haustür hinter sich. Er hatte noch eine Menge zu tun. Sein erster Weg würde ihn zu Inspektor Megure führen, um die Überprüfung der Akten nach einem gewissen Snake anzukurbeln. Nein! Auch wenn er den Mörder wo anders vermutete, würde er die Verbrecherorganisation nicht ungeschoren davon kommen lassen. Die waren schon längst fällig. Aber es gab noch etwas, was in seinen Gedanken allmählich Gestalt annahm. Zufrieden nickte er vor sich hin, während er schnell vorwärts strebte.