Wasurenai itsumo
Spieler, aber auch viele, die wohl noch nie Karten in der Hand gehabt hatten, was er daran erkannte, dass diese den betreffenden Personen andauernd aus der Hand fielen. Leichtes Spiel für die Gegner.
Sein Blick fiel auf die Person vor ihm. Es war eine Frau. Mit blonden Haaren, die hinten zu zwei Zöpfen zusammen gebunden waren.
Und genau diese Frau hatte das schlechteste Blatt, das er je in seinem Leben gesehen hatte!
Neugierig beugte er sich weiter rüber um mehr sehen zu können.
Tja meine Liebe, dachte er, dass wird wohl nichts mehr. Mit so einem Blatt würde es selbst für einen Profi fast unmöglich sein, dass Spiel noch zu seinen Gunsten zu wenden.
Gerade wollte er sich auf das Spiel konzentrieren, da wurde er auf einmal unsanft am Ärmel gepackt und angefaucht.
„Hey, Kleiner! Guck anderen Leuten gefälligst nicht in die Karten! Das ist unhöfflich, verstanden?“, keifte die Frau vor ihm und erhob drohend die Faust. Wütend starrte er sie an.
Klein? Er? Was bildete sich diese Frau eigentlich ein? Sah er etwa so aus, als könnte man ihn als klein bezeichnen?
Immerhin war er stolze 1,79 m groß! Auch wenn das nicht die Welt war und lediglich die Durchschnittsgröße, größer als sie war er alle mal!
Und einen guten Rang hatte er auf der AL auch, kein Grund in zu schikanieren. Durch diesen Gedanken angestachelt, dachte er nicht einmal im Traum daran, sich von der Furie rumscheuchen zu lassen und setzte zum Gegenschlag an.
„Lassen Sie ihren Missmut doch bitte nicht an unschuldigen Personen aus, die sich lediglich das Ende eines Spiels ansehen wollen. Benutzen sie ihre überschüssige Energie besser dafür, das Spiel noch etwas rumzudrehen und nicht schon in der ersten Runde hochkant rauszufliegen.“, antwortete er ihr ruhig und besonnen.
Leicht hob er die Augenbrauen und blickte skeptisch auf sie herab.
Erst jetzt realisierte er die leichte Röte in ihrem Gesicht. Aufgrund ihres unfreundlichen Verhaltens, dem ungeheuer schlechten Blatt und den 2 Flaschen Sake neben ihr, tippte der junge Uchiha auf einen zu hohen Alkoholkonsum, was ihm auch schon kurze Zeit später durch das erneute Gekeife der Frau bestätigt wurde, denn sie hatte eine ziemliche Fahne.
„Ach ja? Du hellst dich wohl für einen von der ganz schlauen Sorte, was? Nun, wenn du es doch so gut kannst, dann übernehme doch einfach meinen Platz im Spiel.“
Frech wedelte sie mit ihrem Blatt vor seiner Nase herum.
„Tsunade-sama! Sie wissen doch, dass so was gegen die Regeln verstößt! Sie können den Jungen doch nicht anstatt Ihrer weiterspielen lassen!“, warf der ältere Herr neben ihr ein.
„Was ist schon dabei?“, fragte sie hochnäsig, warf ihre Haare nach hinten und blickte auffordern in die Runde. „Wenn mein Blatt eh so schlecht ist, kann so kurz vor Schluss auch niemand etwas daran ändern, oder? Was ist so schlimm daran? Habt ihr etwa Angst von diesem Jungen besiegt zu werden?“, lachte sie betrunken und zeigte mit einer abwertenden Geste auf den Jungen hinter ihr.
Zornig verschränkte Sasuke die Arme vor seiner Brust. Junge? Klein? Nur weil er etwas jünger war als der Durchschnitt hier musste man ihn noch lange nicht wie das niedliche Maskottchen von nebenan behandeln. Er war kein Junge mehr und mit Sicherheit war er auch nicht klein!
In der Runde war inzwischen ratloses Schweigen entstanden. Blicke wurden ausgetauscht und mit einem ratlosen Schulterzucken beantwortet.
Tsunade betrachtete das Spektakel scheinbar mit Genugtuung und grinste still vor sich hin.
Sasuke hoffte schon fast, dass er ihren Platz in der Runde einnehmen könnte.
Ein kleines Übungsspiel zu Anfang war doch gar nicht mal schlecht.
Außerdem konnte er so zeigen was alles in diesem „kleinen Jungen“ steckte!
Ja, so genannt zu werden verärgerte ihn immer sehr schnell und verletzte sein kleines bisschen Stolz es bis hierher geschafft zu haben. Aufstiegsmöglichkeiten gab es in dieser Gesellschaft ja nicht viele. Jeder Arbeitsplatz war zu diesen Zeiten ein Segen.
„So meine Herrn!“, schrie Tsunade schon fast in die Runde und knallte mit einer ungeheuren Wucht ihre rechte Handfläche auf den Tisch, so dass alle Anwesenden erschrocken zusammenzuckten. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht. „Ich bin mal so frei und deute ihr Schweigen mal als Zustimmung.“
Immer noch grinsend schob sie ihren Stuhl nach hinten, stand auf und drücke Sasuke ihre Karten in die Hand.
„Your turn. Viel Glück, du wirst es brauchen, Junge.“
„Ich habe auch einen Namen! Wie wäre es, wenn sie zur Abwechslung mal von diesem Gebrauch machen würden?“, entgegnete Sasuke genervt.
Tsunade schien zuerst verwirrt, doch dann grinste sie hinterhältig.
„Okay Junge, wir machen einen Deal. Wenn du es schaffen solltest dieses Spiel noch zu gewinnen, dann werde mir deinen Namen merken, okay? Solltest du jedoch verlieren, wirst du in meinen Augen immer ein kleiner, mickriger Versager bleiben.“
Sasuke brodelte gerade zu vor Wut. Dieser Frau war echt nicht mehr zu helfen!
Er wollte gar nicht erst wissen für welchen Teil der AL sie zuständig war. Die Folterkammer schien ihm ein geeigneter Arbeitsplatz für sie.
„Okay, ich hab ja eh nichts zu verlieren. Die Wette gilt.“
Lässig schwang er sich auf den Stuhl auf dem vor kurzem noch Tsunade saß, faltete die Karten in seinen Händen auf und blickte durch die Runde.
Okay, er würde wohl nicht nur viel Können, sondern auch eine extra Portion Glück brauchen um dieses Spiel noch zu gewinnen. Erstmal checkte er die Leute, die nun seine Gegner waren gründlich ab. Es schien keine Runde aus besonders guten Spielern zu sein.
Einige zeigten ihre Reaktionen im Spiel, besaßen also überhaupt gar kein Pokerface und waren deshalb leicht zu durchschauen. Einer war so betrunken, dass man Angst haben musste er würde einem jeden Moment vom Stuhl kippen. Von dem waren auch keine Höchstleistungen erwarten. Skeptisch beäugte er die Leute weiter.
Die Frau zu seiner Linken schien sehr verunsichert zu sein. Ihr Blatt wird wohl nicht das Beste sein. Insgesamt beurteilt könnte man sagen, dass es durchaus noch im Bereich des Möglichen wäre einen Sieg zu erringen.
Nur eine Person bereitete ihm Kopfschmerzen. Der Mann zu seiner Rechten, der Tsunade vorhin in die Schranken weisen wollte.
Er schien ein sehr guter Spieler zu sein. Ruhig, besonnen, nach außen hin zeigte er keine Gefühle. Sasuke war sich ganz sicher einen absoluten Profi neben sich zu haben.
Auf ihn müsste er acht geben.
Das Spiel begann. Wie er schon prophezeit hatte waren die meisten Anwesenden absolute Anfänger, was ihm sehr gelegen kam.
Nach einiger Zeit hatte er sogar ein einigermaßen akzeptables Blatt zusammengestellt.
Dennoch, so befürchtete er, wird es nicht reichen um den Mann zu seiner Rechten zu besiegen.
Vorsichtig schielte er zu diesem hinüber. Der Rest der Truppe zog bereits ein niedergeschlagenes Gesicht. Nur noch sie waren im Rennen.
Die letzten Karten wurden verteilt. Zitternd nahm er seine Karte entgegen. Mist, dachte er niedergeschlagen. Das reicht nicht. Das reicht niemals.
Fast hätte er enttäuscht aufgeseufzt. Verloren. Geschlagen. Eigentlich hätte ihm klar sein sollen, dass er mit diesem Blatt nicht gewinnen konnte.
Wieder blickte er zu dem Mann hinüber. Dieser musterte ihn nachdenklich und setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf.
Sasuke seufzte leise und schüttelte ergeben den Kopf.
Der Reihe nach legten die Spieler ihr Blatt auf den Tisch, was den jungen Uchiha noch mehr verärgerte, denn die Truppe war wirklich so schlecht wie gedacht.
Er hätte gewinnen können verdammt noch mal! Wenigstens hatte er um nichts Hohes gewettet und sein eigentliches Spiel stand auch noch aus, aber es war nun mal eine Niederlage.
Und was ihn daran noch viel mehr verärgerte war, dass diese Tsunade ihn von nur noch „Kleiner“ nennen wird. Es war doch zum verzweifeln.
Immer noch mit aufgesetztem Pokerface legte er seine Karten offen auf den Tisch.
Nun wendete sich die Aufmerksamkeit aller auf Sasukes Nachbarn. Auch Sasuke selber schielte gespannt zu diesem hinüber. Wenn er schon verlor, dann wollte er auch wenigstens einmal erfahren wie hoch.
Der Mann starrte auf sein Blatt. Dann wanderte sein Blick durch die Runde und blieb an Sasuke hängen. Dieser hob die Augenbraue fragen an.
Wieso zögerte er noch? Ihm ist doch mindestens genauso klar wie ihm, dass er gewonnen hat.
Verstehe einer die Leute hier unten. Man sollte an der höheren Handelsschule oder so ein eigenes Fach zum Verstehen diese Menschen einführen.
Vielleicht hätte er auch einfach einmal die ganzen Klatsch- und Tratschseiten in den Zeitschriften lesen sollen, in denen stand wie man mit seinen Kollegen und Vorgesetzten umzugehen hat.
Bisher hatte er diese einfach als normale Menschen angesehen. Im Moment war er sich da nur nicht mehr so ganz sicher.
Plötzlich klappte der Mann seine Karten zusammen, schmiss sie auf den Tisch, quer durch die anderen hindurch und schüttelte geschlagen den Kopf.
Sasuke blieb der Mund offen stehen. Wie? Wo? Was? Das konnte doch gar nicht sein!
Verwirrt starrte er den Mann an. Der Rest der Gruppe trug die Ergebnisse der Runde in eine Tabelle ein, die später ausgewertet werden sollte.
Doch der junge Uchiha konnte sich darauf nicht wirklich konzentrieren und nahm es nur flüchtig zur Kenntnis.
„Wieso…?“, begann er, verstummte aber sofort wieder als der Mann die Hand hob und so um Schweigen bat.
Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte er.
„Weißt du Junge. Man muss die Zeichen der Zeit zu deuten wissen und sie so hinnehmen, wie sie kommen.“
Dann erhob er sich, verabschiedete sich von seinen Mitspielern, schritt grinsend aus der Halle und hinterließ einen Sasuke, dem die Fragezeichen gerade hundertfach über dem Kopf schwebten.
Was um Gottes Willen hatte der damit schon wieder gemeint? Was sollte ihm heute eigentlich noch alles passieren?
War sein Tag nicht schon abenteuerlich genug gewesen?
Er