Kaito Kid - Shinichi Kudo Teil 3
noch sagen? Ich bin nicht Kaito Kid! Das solltest du besser ihm sagen!“
Sie lachte nur. Er konnte ihr nichts vormachen. Ihre Weissagungen trafen immer zu und niemand war dieses Mal mehr überrascht gewesen, als sie selbst, als sie den Sinn erfasst hatte. Offensichtlich hatte sich vieles im Leben Kaitos geändert, aber er schien zufrieden damit zu sein. Leider brachten ihn diese Veränderungen nicht näher zu ihr, wie sie es sich gewünscht hätte, doch sie würde nicht aufgeben. Sie wollte den Weißen Sünder besitzen, aber sie wollte ihn auch nicht in Gefahr bringen. Also handelte sie nach der Devise: Kommt Zeit, kommt Rat! Irgendwann, so hoffte sie, würde er erkennen, dass sie die beste Partnerin für ihn wäre. Sie, mit ihrer Hexenkraft könnte ihm doch perfekt bei seinen Einbrüchen helfen. Aber solange er das nicht einsah, würde sie ihm einfach nur durch ihre Weissagungen klar machen, dass er sie nicht hinters Licht führen konnte.
Kaito überlegte, ob er mal mit Shinichi über die Hexe sprechen sollte, aber er wusste, dass der ein reiner Realist war. Für ihn gab es immer eine logische Erklärung. Bei seinen eigenen Zaubereien war das ja auch so, aber bei Akako war das anders. Nein! Solange sie sich auf Weissagungen beschränkte und ihn nicht mehr direkt angriff, was ja auch schon geschehen war, behielt er sie besser vor dem Detektiv geheim.
Zum Glück kam dann die Lehrerin in die Klasse und um während des Unterrichts über Tische und Bänke zu springen um Aoko zu ärgern war er nun doch nicht mehr aufgelegt, weil ihm Akakos Worte im Kopf herum spuckten. Sie konnte also einen Heiligenschein bei ihm sehen? Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Nein! Wie ein Heiliger fühlte er sich nun wirklich nicht. Er war ein Dieb und blieb ein Dieb. Der einzige Unterschied zu früher war, dass er sich die Beute nicht mehr selbst aussuchte und dass die Regierung irgendwann schützend die Hand über ihn halten würde.
Als die Lehrerin ihn aufrief, wusste er keine Antwort und nahm sich den Rest der Stunde doch zusammen.
***
In der Pause kam Sagura Hakuba zu ihm. Er wirkte ziemlich sauer.
„Wieso musste Kudo alles vor der Presse breit treten? Das war wirklich nicht nötig. Zu mir sind sie auch gekommen, aber ich habe gar nichts gesagt. Teile das deinem Freund bitte mit!“
Überrascht schaute Kaito ihn an. Das war ja mal ganz was neues. Hakuba, der sich anstatt über Kaito Kid über einen anderen Detektiv aufregte. Und ausgerechnet er sollte das übermitteln? Irgendwie stand die Welt Kopf.
„Nur die Ruhe, Hakuba!“ versuchte er ihm das Handeln Shinichis zu erklären. „Nachdem die Fernsehfritzen die Sache so aufgebauscht hatten, war die Flucht nach vorn doch wirklich das Beste. So weis ganz Japan, dass ihr gar kein Interesse daran hattet, den Dieb zu fangen, sondern, dass ihr eine Übereinkunft mit ihm hattet, an die ihr euch genauso gehalten habt, wie er. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass er euch gerettet hat, aber es erklärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Glaube mir, das bleibt den Menschen ganz anders in Erinnerung, als wenn ihr Kaito Kid gejagt hättet, was sie sonst geglaubt hätten!“
Hakuba sah ihn erstaunt an. Irgendetwas an Kaito war anders als früher. Zwar war er immer noch lustig, aber es blitzte öfter mal Ernsthaftigkeit in ihm auf. So wie in diesem Moment. Der Detektiv ließ das Gesagte auf sich einwirken und plötzlich sah er die Sache aus einer ganz anderen Perspektive. Er sah ein, dass Kudo richtig gehandelt hatte.
„Hm!“ machte er. „Das ist gar nicht so dumm! So weit habe ich nicht gedacht!“
Kaito schmunzelte. Genau das war der Grund, wieso er Shinichi Kudo für den besseren Detektiv hielt. Der dachte immer eine Spur weiter als Hakuba, der sich irgendwie gerne festfuhr, weil er nicht fähig war schnell genug umzudenken, wenn sich ein Lösungsweg als Niete erwiesen hatte. Bei Shinichi hatte er immer und jederzeit wie auf glühenden Kohlen gestanden, wenn der bei einem Einbruch auf seiner Spur war, weil er nie wusste, wann er ihn durchschauen würde. Meist geschah es schneller, als es für ihn gut war und ihm blieb nur die Flucht. Oft sogar ohne seine Beute, während ihn Hakuba nicht wirklich aufhalten konnte.
Als wäre es Gedankenübertragung summte in dem Moment sein Handy und als er aufs Display schaute, sah er dass es tatsächlich Shinichi war, der ihn sprechen wollte.
„Ja? Du rufst aber zu einem seltsamen Zeitpunkt an, Shinichi!“ ging er ran.
Der lachte auf. „Da wir Pause habe, gehe ich davon aus, dass es bei euch nicht anders ist!“
„Stimmt!“ schmunzelte Kaito. „Aber warum rufst du überhaupt an? Ich wollte heute Mittag sowieso in die Detektei kommen!“
Sein Freund blieb einen Moment still, dann antwortete er. „Das ist gut, Kaito. Ich habe nämlich etwas für dich. Doch darum rufe ich nicht an. Ich wollte dich fragen, ob du Hakuba ausrichten könntest, dass er sich auch mal bei mir blicken lassen könnte. Ihr seid doch auf derselben Schule!“
„Das ist lustig!“ grinste sein Gesprächspartner. „Er steht gerade bei mir. Warte! Ich gebe ihm das Handy, dann kannst du es ihm selbst sagen!“
Während er Hakuba das Mobiltelefon weiterreichte, wanderten seine Gedanken zu dem, was Shinichi erwähnt hatte. Er wollte ihm etwas geben! Da er ja am vorherigen Abend noch bei ihm gewesen war, musste in der Nacht noch etwas geschehen sein. Er vermutete, dass endlich sein erster Auftrag eingegangen war. Bei diesen Gedanken achtete er nicht auf den Gesprächswechsel, den Shinichi und Hakuba miteinander hatten und zuckte zusammen, als der Detektiv ihm sein Handy unter die Nase hielt.
„Ich soll ihn besuchen kommen. Sag mal! Du hast doch eben gesagt, dass du heute Mittag sowieso zu ihm willst. Da könnten wir doch zusammen gehen!“
„Klar!“ lachte ihn Kaito an. „Momentan ist es ja richtig angenehm mit dir. Du hast mir noch nicht einmal gedroht mich als Kaito Kid auffliegen zu lassen. Bist du nun endlich überzeugt, dass ich es nicht bin?“
Doch da schüttelte Hakuba langsam den Kopf. „Ich weis nicht, was ich denken soll. Eigentlich bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass du der Meisterdieb bist. Andererseits gehen mir die Worte Kudos nicht aus dem Gehirn. Er hält dich für unschuldig. Aber mit einem hat er jedenfalls recht. Wenn ich Kaito Kid demaskiere, werde ich es mit Sicherheit wissen und darauf werde ich mich jetzt konzentrieren!“
Kaito lachte. „Damit kann ich gut leben, denn da kann mir nichts passieren. Okay! Treffen wir uns nach dem Mittagessen und dann gehen wir gemeinsam zu der Detektei Mori-Kudo!“
In dem Moment läutete die Schulglocke und sie streben alle zurück in die Klassenräume.