Freundschaft für immer?!
Prolog
‘Wie ist es passiert?
‘Wie konnte das passieren?
‘Wie konnte er das tun?
‘Aber ….warum… warum hab ich das zugelassen?’
Diese Nähe. So hatte ich ihn nie erlebt. Was hat ihn dazu gebracht das zu tun?? Ich dachte wir wären Freunde… beste Freunde. Aber warum? Er war wie ein Bruder für mich, ich könnte mir nie vorstellen Gefühle für ihn etwas wie Liebe zu empfinden. Ach, ja, Liebe…. Warum komme ich immer in Schwierigkeiten, wenn ich für jemanden etwas fühlte?? Es war ja schon oft so, dass der jeweilige Junge nichts von mir wollte aber warum ausgerechnet er? Nach meiner letzen Beziehung wusste ich gar nicht, ob ich noch so etwas wie Liebe für jemanden jemals wieder empfinden könnte. Dennoch…. warum genau diese Person???? Wie konnte es er sein??? Er war immer der Junge, der mir halt gegeben hat, wenn ich das brauchte. Wenn ich Probleme hatte oder einfach eine Schulter zum Ausheulen brauchte, war er da. Immer….. Wie konnte ich das nicht bemerken? Seine Gesten, seine aufmunternden Worte, seine Komplimente…. alles hat dazu beigetragen, dass seine Gefühle für mich stärker wurden. Okay, er sah nicht einmal schlecht aus. Das musste ich zugeben. Seine schwarzen weichen Haare, seine grünblauen Augen, indem die meisten Mädchen schon beim Blick darin untergegangen sind, seine charmante und aufmerksame Art und sein warmes, weiches Lächeln, mit dem er immer die anderen ansteckte. Aber ich kannte ihn schon so lange, jedoch hatte ich das nie ernst genommen. Immer wenn ich mich bei ihm wegen den ganzen Arschlöchern, die sich Jungs nannten, aufregte, hatte ich nie gemerkt wie sehr er versuchte mich vom Gegenteil zu überzeugen. Das hätte er auch fast geschafft. Wäre da nicht seine unbeholfene Art, dem Mädchen, den er liebte, zu gefallen. Aber auf der anderen Seite war das immer lustig anzusehen wie er immer versuchte das Mädchen zu beeindrucken. Meist hat das nicht geklappt aber er hat sich nicht unterkriegen lassen. Tja, Selbstbewusstsein hatte er auf jeden Fall. Ganz im Gegenteil zu mir. Vielleicht genau deswegen zieht er mich wie magisch an. Sein Lachen in meiner Erinnerung verblasste langsam und es erschien ein anderes Bild, dass ich schon seit langem versuchte zu verdrängen. Zwecklos. Nach einer Zeit gab ich das einfach auf und gab meinen Gedanken freien Lauf. Woher sollte ich wissen was das anrichten konnte?? Alles kam wieder hoch wie ein Wasserfall sprudelte es aus mir heraus. Der Kuss. Ich musste zusammenzucken. Ganz alleine saß ich auf der Bank. Ich fror. Mein ganzer Körper zitterte. Angefangen von meinen Schultern bis zu meinen Zehen. Das Bild konnte ich einfach nicht vergessen. Mein bester Freund näherte sich mir. Immer näher und näher. So na wie nie zuvor. Doch genau diese Nähe machte mir Angst. Große Angst sogar. Könnte überhaupt aus Freundschaft Liebe werden? Das Atmen fiel mir schwerer und ich schlug meine Arme um meinen langsam blass werdenden Körper, damit ich wenigstens etwas Wärme abbekomme.
Ich wünschte er wäre hier. Neben mir. Auf dieser Bank. Ganz nah bei mir. Immer wenn ich ihn brauchte, war er da und hat mich vor all dem Bösen in der weiten Welt beschützt aber genau in diesem Augenblick wo ich ihn am meisten brauchte, war er einfach nicht da. Er war weg. Weit weg. Ich würde sogar freiwillig hier erfrieren nur damit ich wieder diese Stille, die ich in diesem Augenblick spürte, erleben dürfte. Mit ihm und mit keinem anderen Jungen. In diesem Moment wünschte ich mir nur, dass er hier wäre und mich in den Arm nehmen würde oder mir etwas ins Ohr flüstern würde, und ich wiederum wieder Lächeln müsste. Wir hatten immer so viel Spaß zusammen. Nur wir zwei. Aber im Moment war es mir nicht gerade zum Lächeln zumute. Ich hatte eben meinen besten Freund verloren. Unbeabsichtigterweise. Der Griff um meinen Körper wurde stärker und ich spürte wie Einsamkeit in mir hochschoss. Dieses Gefühl zerfraß mich aus dem Inneren heraus. Ich trug immer eine Maske, damit die Menschen um mich herum nicht merkten wie schwach und zerbrechlich ich in Wirklichkeit war. Genau wie eine Vase. Ich mimte immer die Starke und die Unbändige, doch das täuschte nur. Langsam bröckelte diese Maske um mein Gesicht herum und jeder konnte in mein Inneres blicken. In mein wahres Ich. All die Jahre hatte ich versucht es zu verbergen. Vergebens. Meine ganzen Adern pulsierten wie wild, als ob ich die Kontrolle um meinen Körper verloren hätte und er mit mir machte was er wollte. Ich schien mich nicht zu wehren. Wie schön wäre es, wieder seine Nähe zu spüren, ihn anzufassen, ihn zu fühlen, bei ihm zu sein… So etwas erlebte man nur einmal im Leben. Aber mein Leben fing doch erst an! Es kann doch nicht schon vorbei sein! Oder etwa doch? Ich stand noch immer unter Schock. Wie gebahnt schaute ich in die Leere. Wie konnte ein kleiner Kuss nur so schnell mein ganzes Leben auf den Kopf stellen? Das kann ich mir nicht im geringsten vorstellen. Aber es ist wahr. Ein kleiner, harmloser Kuss. Sein geschockter Blick zerbrach mir das Herz, als ich die Worte sprach, die nicht wahr waren. Sie waren falsch. Sie waren eine Lüge. “Ich liebe dich nicht…” Könnte ich wieder zurückreisen, würde ich das so gerne rückgängig machen wollen aber ich wusste, dass es nicht ging und dass ich damit leben musste. Auch wenn ich Zeit, Ruhe und Verständnis brauchte. Ich werde darüber hinwegkommen meinen besten Freund wegen einem läppischen Kuss verloren zu haben, ich würde darüber hinwegkommen ihm sein Herz gebrochen zu haben und ich werde auch darüber hinwegkommen, dass ich ihn mit meinen Worte genauso wehgetan habe wie mit einer Ohrfeige von mir. Aber ich schaffe das. Ganz sicher. Aber trotzdem……
Ich wünschte mir trotzdem so sehr er wäre hier. Neben mir. Auf dieser Bank. Ganz nah bei mir.