Schattenspiele

Der Unausstehliche präsentiert sich, ebenso wie die Unbekannte Bedrohung

Das Herz des jungen Helden schlug schnell. Sehr schnell. Er rannte durch den Wald mit einer Geschwindigkeit, die ihm seine geschundenen Füße eigentlich nicht erlaubten, das Schwert an seinem Gürtel erschien ihm so schwer wie Blei. Endlose Reihen von Bäumen erstreckten sich vor ihm. Und neben ihm. Und hinter ihm.
Das Moos verschluckte das Geräusch seiner Schritte und er hörte nur noch seinen zittrigen Atem in der sternenklaren Nacht.
Sein Blick suchte verzweifelt nach etwas bekanntem, irgendeinen Stein, den er schon einmal gesehen hatte, ein besonders gekrümmter Baum, ein herabgefallener Ast.
Aber da war nichts. Er blieb nicht stehen, obwohl das brennende Gefühl in seiner Kehle immer stärker wurde rannte er. Und dennoch schien es immer näher zu kommen.
Sein holpriger Weg führte ihn zu einer Lichtung und endete dort. Keuchend fiel er auf seine Knie , keine Wolke war am Himmel zu erkennen.
Er hörte nur seinen zittrigen Atem, spürte das brennende Gefühl in seiner Kehle. Die Angst vor seiner Gegenwart. Die Furcht breitete sich in ihm aus wie Gift und lähmte seine Gliedmaßen als es sich ihm langsam näherte. Wie ein Raubtier schlich es durch die Nacht. Zielsicher auf seine Beute zu.Sein Herz trommelte wie wild gegen seine Brust.
Der junge Held erhob sich schwerfällig , zog sein Schwert aus der Scheide und erneut regte sich der Kampfeswille in ihm. Er drehte sich um, wollte seinem Feind in die Augen sehen und ------




"Tu deine Dreckspfoten aus meiner Tasche , Mann !"
"Ich will was zu fressen!
"Hattest du doch gerade schon, Fettsack."
"Willste Ärger ?"
"Soll ich dir eine reinhauen??"
"Ruhe da hinten!"
Zwei kleine Steine können Wunder bewirken, sogar bei streitenden Räubern. Zumindest wenn sie gezielt geworfen werden.
"Boss! "
Die Gestalt, die vor den beiden lief, drehte sich erneut um und musterte seine Gefährten kritisch. Der Mann war hochgewachsen und ... ziemlich gut gebaut.
Strähniges, ungewaschenes, dunkelbraunes Haar fiel verknotet auf seine Schultern. Über zerschlissene Kleidung waren notdürftig metallene Schulterpolster gebunden. Ein kleiner Dolch lauerte hinterlistig hinter seinem Gürtel hervor.
Er hätte erbärmlich gewirkt, wären da nicht diese kristallblauen Augen gewesen, die wachsam und selbstbewusst die Umgebung musterten.
"Hört auf zu streiten ." Momentan zeigte er sich wohl nicht sehr kompromissbereit. "Ihr wisst, ich reise nicht gern bei Tag.Durch euer Gelärme macht ihr nur die Leute auf uns aufmerksam."
Der Linke mit der Knubbelnase kniff seine Schweinsäugchen zusammen und hob seinen schmächtigen Arm zum Protest.
" Wo sind denn hier Leute, hier-"
Ein eiskalter Blick brachte ihn zum schweigen.
Betreten starrte der Rechte auf den Boden. Über seinen kantigen Körper rann langsam der Schweiß.
"Aber Boss. Der Wald hier ist wirklich seltsam. Ganz still. Ich mag ihn nicht."
Demonstrativ zwitscherte kein einziger Vogel.
"Wo willst du sonst reisen? Durch den Sumpf? Wir müssen zusehen, dass wir noch vor Sonnenuntergang das nächste Dort erreicht haben."
Auch den Anführer schien etwas zu bedrücken, aber er verbarg es, so gut es ging.

Je weiter sie durch den Wald gingen, desto dichter schienen die Bäume zusammenzurücken.
" Gibt es denn hier nur gottverdammte Bäume ?" Die genörgelten Worte zerschnitten die Stille so plötzlich ,dass sogar der Anführer zusammenzuckte.
Der Kurze hob schon schützend die Arme um sich zu verteidigen , da standen sie auf einer Lichtung.
Vor ihnen erstreckte sich eine kreisförmige Fläche aus vertrocknetem Gras, an den Rändern erhoben sich bedrohlich schier riesige Baumreihen und die Sonne blendete strahlend hell die an Dunkelheit gewöhnten Augen der Räuber.
Unsicher sah sich der Kantige um
"Wi-wieso stehen wir plötzlich ..."
Der Anführer unterbrach seine Überlegungen abrubt:
"Shht! Da hinten ist etwas!"
Tatsächlich lag dort, direkt in der Mitte der Lichtung... etwas.
Es wirkte wie ein kleines Häufchen. Mit gezogenem Dolch näherten sich die Männer .
"Ist das- "
Es war ein Körper, und er wirkte nicht gerade lebendig.
Der Kleine rieb sich die Hände
"H-hey , der sieht so aus, als müsste der massig viel wertvollen Kram bei sich haben."
Die Gestalt lag mit den Rücken zu den Gefährten .
Mit wenigen Schritten war der Kantige bei ihm und stieß ihn mit dem Fuß an. Er wollte ihn umdrehen und wunderte sich, dass die Gestalt so leicht war. Und so steif.
Neugierig stellte sich der Kleinwüchsige neben ihn.
"Der is hinüber, oder?"
Der Anblick des Gesichtes gab ihnen eine klare Antwort.
Sofern man das noch Gesicht nennen konnte.




Den ganzen Tag regnete es schon. Ach was die ganze Woche. Dicke Regentropfen prasselten in immer gleichem Rythmus auf das Dach und aus einer Ecke tropfte es in einen schon fast halbvollen Eimer.
"Plöpp.
Plöpp.
Plöpp."
"Junge, jetzt halt endlich deine Klappe!"
Genervt schlug ich das dicke Buch vor mir zu. Der kleine Junge trieb mich fast in den Wahnsinn. Den lieben langen Tag hatte er nichts besseres zu tun als vor diesem Eimer zu hocken und fallende Wassertropfen zu synchronisieren.
Seine Mutter schickte ihn immer zu mir wenn sie sich auf den Weg ins Nachbardorf machte, damit ich auf ihn aufpasste.
Sie hielt mich wohl für einen gebildeten Mann. Nun, ich war gebildet. Im Prinzip. Aber ich legte keinerlei Wert darauf, mich von kleinen Kröten tyrannisieren zu lassen.
Wenn man so denkt, war das kleine Mistbalg unter meinem Niveau und schädigte durch seine ständige Plöpperei nur meinen Intellekt....
Vielleicht glaubte seine Mutter, dass ich ihm etwas beibringen könnte?
Wie auch immer, das Vieh ging mir gewaltig auf die Nerven.
Es entfernte sich von seinem Eimer und kroch langsam auf mich zu.
Atme ruhig. Einatmen, ausatmen. Es ist es nicht wert.
Das Ding versuchte mich mit seinen großen Kulleraugen zu fixieren.
"Duuuu~huuuuu?"
Einfach ignorieren.
Es schien tatsächlich zu wirken!
"Thanurieeeeeeel?"
Das ging zu weit! Ich schlug erzürnt mit der Faust auf die Tischplatte, dass die kleine, mit ätzender Flüssigkeit gefüllte Karaffe mindestens 3 Fingerbreit in die Luft hopste, umkippte und ihr Inhalt sich über uralte, wohlbewahrte und von Generation zu Generation weitergegebene Schriftstücke meiner Ururururur~ahnen ergoss.
"Sprich diesen Namen nie wieder aus!"
Meine geliebte Mutter ist ohne Zweifel eine wunderbare Frau gewesen. Ich konnte ihr einfach alles verzeihen, zumal sie immer darauf bedacht war, niemanden rein gar nichts böses anzutun. Aber eine Sache trage ich ihr bis heute nach. Es war das schlimmste was sie mir je antun konnte: Mir diesen Namen zu geben.
Was hatte ich hier noch bevor meiner Geburt angetan?
Erwartete sie einen von diesen schwulen Elben? Mit wehender, blonder Mähne, keck geflochtenen kleinen Zöpfchen an der Seite und strahlend blauen Äuglein?
Ich kann nun von Glück reden, dass dies alles nicht zutraf: Meine Haare reichten nicht bis zum Hintern und waren Pechschwarz. Sie waren wohl so lang, dass man aus ihnen Zöpfchen hätte flechten können, aber das Leben der Person die das wagte hätte wohl ein abruptes und vorallem blutiges Ende genommen...
Nur meine Augen waren blau. Eisblau und vielleicht ein bisschen zu hell um menschlich auszusehen. Mit sehnsuchtsvollem Blick in die Ferne sagte mir meine Mutter früher immer, ich hätte sie von meinem Vater.
"Ließt mir was vor!
Der Zwerg riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Leicht zerstreut schaute ich auf ihn herab um wenigstens ein Fünkchen Intelligenz an ihm zu erkennen. Fehlanzeige.
"Bittöööööööööö!"
Nun gut, dachte ich mir, vielleicht kann man da ja wenigstens etwas nachhelfen, seufzte resigniert und schlug den dicken Wälzer vor mir wieder auf.
"Blutige Auswüchse an den Gliedmaßen... nein, langweilig... Psychische Krankheiten? "
Noch einmal mustere ich den jungen genau. Ich spielte mit dem Gedanken ihm einen Vortrag darüber zu halten, ließ es dann aber doch bleiben. Ich wollte ihn ja nicht auf dumme Gedanken bringen.
"Das wird doch schon interessanter: Vampirismus ? Aber ich schätze darüber haben dir deine Mami und dein Papi sicher genug erzählt.... Werwölfe sind auch langweilig.."
Diese eine Seite sprang mir besonders ins Auge. Ich konnte mich bei bestem Willen nicht an sie erinnern. Die Schrift war anders als die anderen:
Eng miteinander veschlungen schienen die fein säuberlich geschriebenen Wörter förmlich über das Papier zu tanzen.
"Schattenspiele...
Ich schreibe diese Zeilen in purer Verzweiflung:
Es kommt immer näher, jede Nacht, wenn das Licht erlischt höre ich seinen Atem. Ich weiß nicht was es ist. Ich habe Angst.
Warum ich ? Warum verfolgt es mich? Ich habe nichts böses getan. Ich habe nur Gutes getan. Ich habe Drachen getötet. Ich habe Horden von Orks vernichtet.
Ich habe Dörfer beschützt und Räuber und Wegelagerer für ihre Taten bestraft. Aber es jagt mich.
Muss ich meine geliebte Familie etwa verlassen? In der Dunkelheit zünde ich Kerzen an. Die Schatten werden immer länger und tanzen bedrohlich an den Wänden
bis sie in ihrer Gier das Licht verschlingen. Dann ist es schwarz ...
Auch jetzt ist es still und ich höre nur das Kratzen meiner Feder und die Regentropfen, die auf das Dach trommeln.
Nein. Es ist nicht mehr still, ich-"
Lautes Klopfen an der Tür zerstörte diese wunderbare Atmosphäre. Der Kleine schrie erschrocken auf und ich musste grinsen.
Der Urheber des Klopfens stürmte sobald ich ihm die Tür öffnete in den Flur. Mit seinen schlammigen Stiefeln stapfte er über den wunderschönen roten Teppich und schüttelte sein kletschnasses Haar, dass es nur so spritzte.
"Thanoriel!"
Schon wieder dieser Name.
"Khan.Was willst du so spät noch?" entgegnete ich ihm unwirsch.
Irgendetwas war mit ihm nicht in Ordnung. Normalerweise brachte diesen Mann nichts und niemand aus der Ruhe, aber wenn eine fast zehn Fuß große Kante seine muskelbepackten Arme
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