Unsterblich
Die Geschichte eines Vampirs
Unsterblich
Unsterblich
Tropf... tropf...tropf...Es regnete jetzt schon seit Stunden. Ein roter Regenschirm bewegte sich langsam auf das Friedhofstor zu. Er bog nach rechts ab und verschwand um die Ecke, in eine vom Mondlicht beschienene Strasse.
Kayan schloss die Augen. Er fühlte sich unbeobachtet in dieser Baumkrone. Er sass auf einem etwas breiteren Ast. Es regente hier nur bedingt rein, doch er sass da schon so lange, dass seine schulterlangen, schwarzen Haare klatschnass waren. Genauso wie sein pechschwarzer Umhang. Er öffnete seine Augen wieder und bemerkte, dass er nicht alleine war. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich alleine sein möchte, Emeral.", sagte er ohne aufzublicken. Seine Stimme war tief und und doch irgendwie angenehm. "Ich bin nicht freiwillig hier. Yovis schickt mich.", erklärte Emeral. Er stand auf einem Ast das benachbarten Baumes. Sein ebenfalls pechschwarzer Umhang wehte im Wind. "Yovis...", zischte Kayan. Kayan hasste Yovis, obwohl er sein Meister war. Er blickte in die Richtung, aus der Emerals Stimme kam, doch da war niemand. "Warum hegst du so einen Groll gegen Yovis? Er hat dir die Unsterblichkeit geschenkt.", sagte Emeral. Kayan blickte vor sich und sah Emeral, der jetzt auf dem Ast stand, auf dem er sass. "Schleich dich doch nicht immer so heran...", knurrte Kayan. Emerals Umhang wehte nun nicht mehr und er hatte überall Regentropfen auf der Kleidung und auf dem Gesicht. Sie waren deutlich zu sehen, auf dem kreidebleichen Gesicht seines Freundes. Kayan blickte in Emerals Augen, die schwarz sie die Nacht waren, jedoch so wie eine Perle funkelten. Alle Vampire hatten schwarze Augen, die keine Wärme, nur Furcht, Schrecken und Tod ausstrahlten. Emeral schüttelte seinen Kopf und aus dem kurzen, braunen Haar flogen Tropfen genau auf Kayans Gesicht. Er wischte sie weg und sagte: "Das ist eine lange Geschichte..." "Dann erzähle sie mir!" Emeral setze sich auf den Ast und das Holz ächzte unter der Last. Er schaute seinen Freund erwartungsvoll an. "Aber was ist mit Yovis?" Er sprach den Namen seines Meister mit Bitterkeit und Verachtung aus. "Was will er von mir?" "Ach, nichts wichtiges!", winkte der Angesprochene ab. Kayan seuftzte und starrte hinunter auf den Friedhof, wo sein leeres Grab war. "Sie war wieder hier, stimmts?", fragte Emeral. "Diese Frau... mit dem roten Regenschirm." Kayan hatte nicht reagiert, doch er hatte leicht gezuckt. Emeral lächelte. "Und sie hat sogar Blumen dagelassen..." Er schaute runter auf Kayans Grab. Dort lagen weisse Rosen, die auf dem heruntergekommenen Grab richtig vornehm und königlich aussahen. "Aber warum kommt sie nur nachts?", fragte sich Emeral und runzelte die Stirn. Kayan verspührte einen unglaubliche drang, jemandem das zu erzählen, was er schon so lange loswerden wollte. "Na gut. Ich erzähle dir die Geschichte. ", beschloss er und seine Augen ruhten immer noch auf dem Grab. Sie wanderten jetzt zum Tor und dann zur Ecke, wo der Regenschirm verschwunden war. "Alles in Ordnung?", fragte Emeral, der ihn aufmerksam beobachtete. Kayan wachte aus seine "Nachtträumen" ["Tagträume" wäre die richtige Bezeichnung, aber es war ja mitten in der Nacht] auf. Er schaute Emeral in die Augen und holte tief Luft. Nun war es an der Zeit , die Geschichte zu erzählen, die er noch nie jemandem erzählt hatte.
+Flashback+
Leana sass an einem Teich und starrte ins Wasser. Sie hatte die Knie angewinkelt und ihr Kinn dazwischen gelegt. Ihr langes, blondes Haar hang wie ein Vorhang, aber auch wie ein Schutzschild vor der Welt, vor ihrem Gesicht und verdeckte ihre trübe Miene. Erst wurde sie gefeuert und nun wurde auch noch die Miete ihrer Wohnung verdoppelt. Sie seuftzte und stand langsam auf. Leana wusste, dass sie sich nicht ewig vor der Welt verstecken konnte. Als sie sich umdrehte stiess sie mit einem Mann zusammen. "Verzeihung...", nuschelte sie und rieb sich den Kopf. Kayan lächelte sie an. "Sind sie okay?", fragte er. Leana blikte in die braunen Augen von Kayan und ihr Herz setzte für einen Moment aus.Zumindest schien es ihr so.. "Hm?" Kayan schaute sie lächelnd an. Leana blinzelte und stotterte: "Ähm...ja, ja, alles in Ordnung." "Dann bin ich aber froh." Eine peinliche Stille trat ein. "Äh... ich heisse Kayan Williams", stellte er sich endlich vor und reichte der Frau seine Hand. Leana nahm sie. "Leana Mathiews." Sie lies seine Hand aber schnell wieder los. "Ich muss jetzt gehen." Die Blondhaarige ging an ihn vorbei und macht sich auf den Weg nach Hause. Kayan bemerkte, dass sie ihre Handtasche im Gras liegengelassen hatte. Er hob sie auf und rief ihr hinterher: "Warten Sie!" Leana drehte sich um und schlug sich leicht gegen die Stirn. Kayan ging auf sie zu und gab ihr die Tasche. "Vielen dank. Ich..ich bin ein wenig zerstreut..." Sie schien wirklich nevös. Aber war es wirklich wegen ihrer Probleme? Kayan fasste all seinen Mut zusammen. "Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen?"
+Flaschback ende+
Das war als das erste mal, als du sie getroffen hast?", fragte Emeral. Kayan nickte und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es regnete immer noch in Strömen. "Danach ging es ziehmlich schnell. Am nächsten Tag trafen wir uns wieder und am übernächsten wieder. So ging das Monate. Sie konnte die Miete nicht mehr bezahlen , als liess ich sie bei mir wohnen. Ich hatte zwar nur eine kleine Wohnung, doch das reichte uns beiden. Ein Arbeit fand sie nicht, doch wir waren trotzdem glücklich. Glücklich verliebt. Bis zu dem Tag, an dem Yovis mein Leben kreuzte." Kayan senkte den Kopf und ballte seine Hand zu einer Faust. "Das werde ich ihm nie verzeihen." Er warf einen Blick auf Emeral und fing an weiter zu erzählen.
+Flashback+
Kayan stand am Fenster und schaute runter in die dunkle Strasse. Es goss wie aus Kübeln. Schon den ganzen Abend hatte er sich unwohl gefühlt. "Kayan!?" Leana kam aus der kleinen Küche. Sie hatte ihre Jacke an und nahm gerade ihre Handtasche, als Kayan sich umdrehte. Sie bemerkte, dass er am Fenster stand. Daraufhin lächelte sie. "Starrst du wieder in die Nacht hinein?" Er nickte und lächelte ebenfalls. Er kam auf sie zu und flüsterte ihr ins Ohr: "Ich bin ein Vampir! Huuuhhh..." Er küsste ihren Hals. Leana lachte. Der Schwarzhaarige begutachtete ihre Jacke. Fragen schaute er sie an. "Du gehst weg?" "Äh...ja, aber nur zur Tankstelle, Zigaretten kaufen." Kayan nahm sie bei der Hand. "Du wolltest doch aufhören zu rauchen!" Er schaute sie durchdringlich an. Leana mied seinen Blick und zog ihre Hand zurück. Ohne ein weiteres Wort ging sie zu Tür. "Warte!", rief ihr Kayan hinterher. Er nahm seine Jacke und zog sie an. Die Angesprochene drehte sich um und lächelte. Kayan küsste sie auf die Wange und nahm den roten Regenschirm, der bei der Tür stand. Dann gingen sie hinaus.
Schritt für Schritt gingen sie durch die dunkle und nasse Strasse. Ein kalter Schauder lief Kayan über den Rücken. Leana merkte, dass etwas nicht in Odnung war und fragte: "Was ist?" "Manchamal wünsche ich mir, wir würde im Zentrum der Stadt wohnen." Er warf einen Blick über seine Schulter, doch da war nichts. Trotzdem lief er etwas schneller. Leana folgte ihm. Aus irgendeinm Grun hatte Kayan sich beobachtet gefühlt...
Nachdem Leana Zigaretten gekauft hatte, machten sie sich auf den Rückweg. Um diese Uhrzeit war viel los auf der Hauptstrasse. Sie blieben vor dem Zebrastreifen stehen und warteten, dass die Ampel grün anzeigen würde. Plötzlich hatte Kayan schon wieder das seltame Gefühl beobachtet zu werden. Instinktiv schaute er zum Baum auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Dort, in der Baumkrone war eine dunkle Gestalt. Ein Blitz zuckte durch den Nachthimmel und für einen Bruchteil einer Sekunde sah Kayan schwarze Augen, die ihn anstarrten. Dann war alles vorbei, keine Gestalt im Baum, keine schwarzen Augen, die ihn anstarrten.
"KAYAN!!! Geh da weg!", rief Leana in Panik. Kayan blickte sich verwirrt um. Ohne es zu merken war er mitten auf die belebte Strasse gelaufen. Dann sah er ein Licht auf sich zukommen. Sein Augen weiteten sich, als er sah, dass ein LKW mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zukam. Alle was er dann spührte war ein Ruck und ein Gefühl, als würde er fliegen. Er blinzelte und sah wieder diese schwarzen Augen. Dann war alles still und er fiel in Dunkelheit.
+Flashback ende+
"Schwarze Augen?", fragte Emeral. Kayan nickte. "Das kann doch nur einer gewesen sein...", sagte Emeral. "Ja." "Also, erzähl weiter!"
+Flashback+
Kayan blinzelte und nahm alles nur verschwommen war. Er lag auf etwas weichem. Ihm war eltsam zumute; ihm war schwindelig und schlecht. Langsam richtete er sich auf und seine Sehstärke kehrte zurück. Er sass auf einem altmodischen Himmelsbett. Weiche, samtige Kissen waren auf ihm verteilt und Vorhänge hingen an allen Seiten schlaff herunter. Plötzlich wurde ein Vorhang mit einem Ruck zur Seite geschoben. Ein Mann, in schwarz gekleidet und mit Harren bis zum Boden, starrte ihn mit klatem Blick an. Instinkitiv rutschte Kayan von dem Mann weg. "Hab keine Angst....", flüsterte der Mann. "...er wird gleich vorbei sein." Er kniete sich aus Bett und Kayan rutschte noch weiter von ihm weg, bis er schliesslich vom Bett fiel. Er verfing sich in dem roten Vorhang. Panik stieg in ihm auf. "Wirst- wirst du mich töten?" Der Fremde schaute ihn belustigt an.Wie er da so mit dem Vorhang und um sein Leben kämpfte schien ihn zu amüsieren. "Nein. Ich werde dir das wirkliche Leben schenken." Dies gab Kayan mächtig zu denken. "Wer bist du? Oder was bist du?", fragte er ängstlich. "Meine Name ist Yovis. Und siehst du denn nicht was ich bin?", sagte der Mann und grinste. Spitze Eckzähne kamen zum vorschein. Kayans schockierter Blick brachte den Vampir zum schmunzeln. "Was- was hast du mit mit vor?" Kayan versuchte ihn abzulenken, um sich einen Fluchtplan zu auszudenken, aber der Schwarzäugige