Goldener Drache
verstehen?“ „Du dummer Kerl. Ich werde es dir erklären.“ Sie tritt neben ihn und schaut auf die Asche am Boden. „Der Goldene Drache war das Gute in ihr, das Kindliche und Reine. Sie wurde vor vielen Jahren hier her gebracht um für ewig verdammt zu sein. Aber sie erschuf in sich eine Welt, in der ein Teil von ihr unbekümmert leben konnte.“ Zorro seufzt. „Der Goldene Drache.“ Die Kleine nickt. „Sie hat mich unbewusst erdacht. Alysia, so hieß sie, hoffte immer auf Erlösung und Friede, verschloss diese Gedanken jedoch vor dem Goldenen Drachen, aber sie waren da. Also entstand ich. Klein und unwirklich, da der Drache mich nicht leben ließ, er kannte mich ja nicht. Ich war ein Schatten, mehr nicht in der Welt des Goldenen Drachens. Unentdeckt und unnütz. Als dann Kuina in diese Welt stolperte, denn der Drache vergaß eine Türe zuzuschließen, da mischte sich die Hoffnung von Kuina und von Alysia und ich wurde geboren.“ Sie nimmt etwas von der Asche in ihre kleine Hand. „Alysia wurde vor vielen Jahren verdammt. Hier wäre sie zerbrochen. Schau dich um, der Druck hätte sie irgendwann zerquetscht. Der Goldene Drache war ihre kindliche Seele, ihre Liebe und alles Gute in ihr, sie musste die Verzweiflung vor ihm abschirmen. Das Schwarz fraß an ihr, über kurz oder lang hätte Alysia nicht mehr die Kraft gehabt, die Welt des Goldenen Drachens zu beschützen. Sie wäre vernichtet worden. Verzeih, dass ich mit dir gespielt habe. Aber was hatte ich für eine Wahl. Dieser Weg war der einzige. Zwei Schwerter, zwei Hoffnungen, Vergänglichkeit und Ewigkeit.“
„Ich werde das Schwert Schwarze Rose nennen.“ Die Kleine nickt. „Wie kam Alysia hier her?“ „Zorro, wir haben keine Zeit mehr. Schau, wir bekommen bald Besuch. Du musst gehen. Aber die alte Frau wird dir viel über Alysia erzählen können.“ An die Seelenräuber verschwendet er keinen Gedanken. Sollen sie doch kommen. Er schaut die Kleine wütend an. „Du hast dein Spiel mit uns allen gespielt. Deine Fäden gezogen, wie ein Marionettenspieler.“ Tränen steigen in seinen Augen auf, er blickt auf die Asche. „Und doch kann ich dich nicht hassen. Ich kann nicht hassen, nur weinen. In meinem Leben habe ich mir meine Wege mit Wut und Zerstörung gebahnt. Und jetzt fühle ich mich nackt und schutzlos.“ Er schlägt die Hand vor die Augen. Kleine, sanfte Finger greifen nach seinem Arm. „Nicht Zorro. Bitte, gib dich nicht auf. Du wirst es nicht vergessen, niemals, aber irgendwann wird es nicht mehr weh tun.“ „Und was mach ich bis dahin.“ Die Kleine lacht. „Du Dummchen, der Hoffnung in deinem Herzen vertrauen.“ Ein kurzes Zögern. „Ich habe immer die Endgültigkeit meiner Existenz gekannt. Erlösung bedeutet für mich, dass ich aufhöre zu Sein. Jetzt heißt es, die Fäden loszulassen.“ Sie schmunzelt. „Mein Plan ist perfekt, aber eins liegt im Schatten. Was aus mir wird.“ Sie seufzt. Zorro schaut in das ernste Kindsgesicht. „Ich hoffe für dich.“ Ihre großen Augen schauen ihn zärtlich an. „Danke.“ Der traurige Ausdruck auf ihrem Gesicht macht einem triumphierenden platz. Sie nimmt den Kranz aus Lebensfäden von ihrem Kopf, zwinkert Zorro zu und wirft den Ring fort. Er bleibt in der Luft stehen, beginnt sich zu drehen und wird zu Licht. Sonnenlicht fällt in die lichtlose Weite. Zorro starrt die Öffnung an. „Du hast doch nicht geglaubt, irgendetwas geschieht aus Zufall in dieser Welt.“ Er kann der Kleinen darauf nichts erwidern. Sie ist verschwunden. Zorro wendet sich dem Licht zu.