Missing

Kapitel 1

Es war gegen 18.00 Uhr an einem Donnerstag im Dezember.
Wie bereits die letzten Tage fielen ununterbrochen weiße Flocken auf die, des vorigen Tages
und die Temperatur war mehr als winterlich.
Auch Kaoru saß wie die letzten Tage, wieder an der selben Stelle.
Durch den Schnee war seine Hose an den Knien bereits durchnässt und seine Haare fielen ihm strähnig ins Gesicht, doch das interessierte ihn kaum.
Im Grunde interessierte ihn seit jenem Tag nichts mehr.
Der Tag, der sein Leben so sehr verändert hatte.
Der Tag, an dem ER ihn verließ. Der Blonde (ja, hier ist er blond^^) hätte nie gedacht, dass dieser Tag so schnell kommen würde.
Er hatte keine Zeit gehabt sich zu verabschieden.
„Ich fühle mich so verloren, seit du nicht mehr an meiner Seite bist...“, flüsterte er in die Stille
und senkte seine müden Augen auf den Stein vor sich.
Flüsterte es in die Stille, die seit dem Tod seines Freundes über seine Seele und sein Leben
Besitz ergriffen hat.
Die Lautlosigkeit, die er nicht mehr durchbrechen konnte.
Das Schweigen, dass ihn innerlich immer weiter zerbrach.
Erneut erhob er leise seine gebrochene Stimme: „Wie soll ich ohne dich weiterleben...Yu?“.
Langsam, fast zögernd hob er seine zitternde Hand und fuhr sanft den Namenszug auf dem
weißen Grabstein nach. Er spührte die Anwesenheit seines Schatzes.
Zumindest glaubte Kaoru dies.
Ob es nun wirklich so war oder nicht, war ihm gleich, er wollte nur nicht alleine sein.
Und so hatte er wenigstens das Gefühl, nicht allein gelassen worden zu sein.
Tief in seinem Inneren wusste er, dass er nicht alleine war.
Seine Freunde –auch wenn einer davon noch im Urlaub war- waren in den letzten Wochen immer bei ihm gewesen. Sie hatten versucht ihn so gut es geht zu unterstützen, auch wenn sie selbst mit diesem Verlust zu kämpfen hatten.
Doch herrscht in dem Blonden zur Zeit nichts außer Leere.
Leere.
Nichts.
Schwärze.
Nacht.
Finsternis.
Dunkelheit.
Dunkelheit wie sie sich bereits über die Stadt gelegt hat.
Am heutigen Abend konnte man keine Sterne sehen und auch der Mond lies sich nicht blicken.Die einzigen Lichter die die Nacht erhellten waren der Weihnachtsschmuck und
Werbeschilder die vor sich hinblinkten.
Nicht weit vom Friedhof entfernt, war die Hauptstraße die zu dieser Zeit noch sehr belebt war. Viele Menschen liefen auf den Gehwegen um noch rechtzeitig zu Hause bei der Familie zu sein. Autos hupten und reifen qietschten.
Doch das alles war für Kaoru eine andere Welt.
Eine Welt an die er gebunden war, während seine Liebe sie bereits verlassen hatte.
Er hatte oft versucht, sich klar zu machen, dass der andere gegangen war. Für immer.
Doch war dies schwerer als gesagt.
Ständig wurde er an die Vergangenheit erinnert. Die wunderschönen Momente die sie zusammen verbrachten und auch die schweren Zeiten, die sie überstanden hatten.
„Kaoru!“
Wieso hatte das alles passieren müssen? Warum ausgerechnet er? Kaoru schloss die Augen und versuchte die Kälte die sich nun langsam bemerkbar machte zu verdrängen.
Dann hörte er Schritte, die sich näherten und wie jemand erneut seinen Namen rief.
„Kaoru...“
Er öffnete seine Augen und blickte auf. Ein schwarzhaariger, schlanker Mann kam auf ihn zu.
„...Toshiya...“, flüsterte Kaoru kaum hörbar und sah bereits, wie sich der andere neben ihn in den Schnee nieder lies und ihn in die Arme schloss.
Im ersten Moment reagierte er nicht auf diese Geste, denn das sie ihm Wärme spendete, bemerkte er kaum.
„Shinya hat mir gesagt, dass du wahrscheinlich hier bist...“, sagte Toshiya leise.
Sein Flieger war erst vor etwa einer Stunde gelandet. Er war bei entfernten Verwandten zu Besuch und hatte deswegen nichts von dem Unglück mitbekommen.
Nachdem er versuchte bei Kaoru anzurufen und untypisch für diesen, niemand ran ging, hatte er bei Shinya angerufen und von diesem die schreckliche Nachricht erfahren.
Toshiya lies Kaoru wieder los und strich ihm eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht wobei er leicht dessen Haut berührte und erschrocken feststellte, dass er eiskalt war.
„Wie lange bist du schon hier?“, fragte er vorsichtig.
Sein Gegenüber zuckte leicht mit den Schultern. Wenn der Blonde hier saß, war sein Zeitgefühl gleich null. Dennoch, es musste schon eine ganze Zeit sein, da es noch hell war als er ankam.
Der Schwarzhaarige sah ihn besorgt an. Sein Freund war sonst immer so stark und hatte den anderen immer eine Schulter zum ausheulen gegeben, hatte sie immer unterstüzt.
Ihn jetzt so zu sehen, verpasste Toshiya einen Stich. Er wollte ihm helfen, so gut es geht.
Er wollte, dass es Kaoru wieder besser ging. Dass er wieder Freude am Leben findet. Dass er wieder lacht und Spaß hat.
Und er wusste, das würde dauern.
Die Wunde, die dieser mit sich trägt würde nur mit der Zeit verheilen.
Doch Toshiya wollte ihm in dieser Zeit zur Seite stehen.
Er sah seinen Freund noch einen Augenblick an, bevor er meinte: „Du solltest nach Hause gehen, sonst erkältest du dich noch.“
Kaoru dreht leicht seinen Kopf und sah den anderen an.
„Ich will nicht nach Hause..“, begann er flüsternd zu sagen und ohne auf den protestierenden Gesichtsausdruck Toshiyas zu achten, fuhr er fort: „...wenn ich schlafe...träume ich davon....und wenn ich aufwache, ist niemand da...“
Er wollte nicht aufdringlich sein, aber er musste Kaoru dazu bringen, dass dieser nicht weiter hier rumsaß und sich eine kräftige Lungenentzündung zuzog. Weiter wollte er gar nicht denken, deswegen antwortete er: „Wenn du möchtest...“, er zögerte kurz, sprach dann jedoch weiter, „also..wenn du möchtest, dann kannst du auch mit zu mir kommen.“
Keine Reaktion.
„Das fasse ich als ein ‚Ja’ auf.“, erwiederte er und stand auf. Er nahm Kaorus Arm und zog ihn auf die Beine.
Durch das plötzliche Aufstehen, die Überraschung und dem Problem, dass er seine Beine durch die Kälte nicht mehr ganz spüren konnte, stolperte Kaoru etwas zur Seite, wurde aber von zwei Armen festgehalten die ihn somit vor einem Sturz bewahrten.
„Alles okay?“, fragte der, zu dem die Arme gehörten , „Tut mir leid.“
Der Angesprochene nickte nur leicht, auf die Frage ob alles okay sei.
Natürlich ist alles okay. Es ist Ende Dezember, scheiße kalt und er hatte vor wenigen Wochen seine große Liebe verloren. Nachdem diese Worte durch seine Gedanken flossen senkte Kaoru seinen Blick und murmelte nur ein „passt schon“.
Toshiya konnte ja nichts dafür und auch wenn er seine Gedanken nicht lesen konnte, fühlte Kaoru sich schlecht soetwas gedacht zu haben.
„Okay.“, wurde ihm nur geantwortet und schon zog der Schwarzhaarige ihn mit. Leicht seufzend lief Kaoru neben ihm her. Er konnte den Jüngeren sowieso nicht mehr davon abhalten, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen und somit lies er sich einfach mitziehen.
Er drückte leicht die Hand, die seine soeben umschlossen hatte und erst jetzt bemerkte er, wie warm sie doch war. Es war eine angenehme Wärme, die er seit langem nicht mehr gespürt hatte.
Nach einiger Zeit kamen die beiden bei Toshiyas Wohnung an und standen vor der Tür. Toshiya kramte nervös in seiner Tasche rum.
„Wo hab ich denn...“, murmelte er, „...er muss doch hier irgendwo...ah!“.
Bevor Kaoru jedoch irgendwas sagen konnte, wurde schon mit einem kleinen silbern glänzenden Gegenstand vor seinem Auge rumgefuchtelt.
„Ich wusste doch, dass er hier irgendwo sein muss!“ ,lächelte Toshiya ihn an, drehte sich dann zur Tür und steckte den Schlüssel ins Schloss.
Er schaltete das Licht ein und schloss die Tür hinter Kaoru.
„Du kannst deine Jacke da hinhängen.“, meinte der Schwarzhaarige und deutete auf einen silbernen Kleiderständer, während er selbst sich seiner Schuhe und Winterklamotten entledigte.
Kaoru jedoch, sah sich um. In all den Jahren ihrer Freundschaft, war er noch nie bei Toshiya zuhause gewesen.
Dessen Wohnung war schicht, aber gemütlich eingerichtet. Auf der Kommode stand ein kleiner Teddybär, welcher Kaoru ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen zauberte.
Toshiya folgte verwundert seinem Blick, erkannte den Bären und lief rot an.
„Ehm...ich geh Tee machen“
Er drehte sich um und verschwand in die Küche.
Seine Schuhe ausziehend hing Kaoru seine Jacke an den Ständer (nicht zweideutig verstehen^^) und ging ins Wohnzimmer.
Weil er aus der Küche laute Geräusche hörte, die nach Arbeit klangen ging er zu einem der großen Fenster und blickte hinaus.
Es schneite immernoch und auch der Wind war stärker geworden. Er sollte Toshiya wirklich dankbar sein, dass er ihn mit zu sich „gezwungen“ hat. Denn sonst würde er wahrscheinlich noch die ganze Nacht dort draußen sitzen.
Kaoru schlang seine Arme um sich und beobachtete einige der Schneeflocken die gegen das Fenster wehten und dort haften blieben.
Endlich hatte er den Tee fertig und Toshiya goss zwei Tassen voll.
Noch während er in der Küche stand fing er an zu reden: „Möchtest du mit Zu-„
Er stand nun in der Tür und sah zu Kaoru. Brach aber mit seinem Satz ab, als er dessen Spiegelbild im Fenster sah. Der Schwarzhaarige schluckte und stellte schnell die Tassen auf den kleinen Tisch, der neben der Couch steht. Ohne zu zögern ging er zu Kaoru und blieb hinter ihm stehen.
In genau diesem Moment hatte ihn der Zweifel gepackt und er zögerte.
Weiterhin aus dem Fenster starrend hob der Blonde eine Hand und wischte sich eine Träne von der kalten Wange. Toshiya atmete kurz leise, aber tief durch, legte Kaoru eine Hand auf die Schulter und drehte diesen zu sich um. Bevor Kaoru auch nur einen Ton sagen konnte, schlangen sich zwei Arme um ihn und drückten ihn an sich.
Er schluckte. Es war ein Gefühl, dass er lange nicht mehr hatte. Das Gefühl beschützt zu werden.
Das Gefühl, seinen Schmerz einfach rauslassen zu können.
Und er konnte es auch nicht mehr verhindern. Immer mehr Tränen flossen seine Wangen hinab und
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