Noodle-no-jutsu

Noodle-no-jutsu

Es war ein langer und harter Tag gewesen, als ein müder und deutlich erschöpfter Sasuke die Tür seines Hauses öffnete, den schweren Rucksack zu Boden gleiten und die Tür ins Schloss fallen ließ. Er atmete laut aus. Die Müdigkeit hatte sich wie ein Schleier über ihn gelegt.
Doch es war eine quälende Tatsache die ihn wach hielt. Etwas unerträgliches, das ihn von innen aufzufressen schien. Etwas, das Folter gleichkam. Und etwas, dessen Verlangen zu dieser späten Stunde kaum zu erfüllen war. Hunger.
Ja, Sasuke Uchiha hatte mörderischen Hunger und mittlerweile bereute er es, nicht der Einladung Kakashis auf eine Portion Ramen gefolgt zu sein. Selbstverständlich hätte er das niemals öffentlich zugegeben, aber es war nun mal, wie es war.
Mit knurrendem Magen bewegte er seine müden Knochen in die Küche, ohne dabei in irgendeinem der Räume, die er durchquerte, das Licht anzuschalten. Noch heftiger war es da, als er den Lichtschalter der Küche betätigte. Die Helligkeit stach in seinen Augen.
Es tat wirklich schrecklich weh.
Barfuß tapste er durch die Küche. Seine Füße protestierten, denn sie hatten an diesem Tag schon viel ertragen müssen. Das Training war lang und hart gewesen, Kakashi hatte sie nicht geschont. Trotzdem hielt sich Sasuke tapfer auf den Beinen und so erreichte er schmerzenden Fußes den Küchenschrank. Fast wie besessen durchwühlte Sasuke die Fächer, doch außer ein paar Packungen mit getrockneten Kräutern, einer Dose Backpflaumen und einer Flasche Öl fand er nichts Essbares. Frustriert schob er die Backpflaumen wieder in den Schrank, stellte das Öl zurück und schob dabei die Dose mit den Pflaumen weiter in das Fach hinein.
Und da hörte er es: Ein Knistern.
Für einen normalen Menschen kaum vernehmlich, doch in Sasukes Ohr schallte das Knistern tausendfach wieder. Er griff beherzt zu und förderte eine kleine Tüte zutage. Ehrfürchtig betrachtete er den Gegenstand in seiner Hand.
Da war sie.
Die Rettung vorm Hungertod.
Die Befreiung von seinen Qualen.
Eine Tüte Nudeln.
Es waren nicht mehr viele Nudel in der Tüte, doch für ihn reichte es. Jedenfalls würde er nicht vor Hunger sterben. Er drehte das Objekt seiner Begierde in der Hand und sein Blick viel auf ein Datum. Es traf ihn wie ein Schlag. Die Nudeln waren bereits seit über einem halben Jahr abgelaufen.
Das konnte nur wieder ein unglücklicher Wink des Schicksals sein. Aber nun gut. Jammern half nichts. Sasuke Uchiha war kein gewöhnlicher Junge. Er war ein Ninja, und zwar ein ziemlich guter. Da durfte er nicht zimperlich sein. Er würde diese Nudeln essen, koste es, was wolle!
Sasuke atmete tief ein. Er würde sich nun todesmutig der Herausforderung des Kochens stellen. Er griff sicher nach einem kleinen Topf, und trat an die Spüle. Er füllte den Topf mit kaltem Wasser, wobei er mit glasigen Augen auf die sprudelnde Oberfläche starrte.
Er wollte ins Bett, aber er wollte auch etwas essen. Und das Essen ging vor, denn er hatte das ungewisse Gefühl, dass er, wenn er jetzt einfach schlafen ging, morgen nicht mehr aufwachen würde. Seine Augen wollten schon fast von allein zufallen, doch da passierte das Wasser den Rand des Topfes und die kalte Flüssigkeit benetzte seine warmen Hände.
So plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, lief er den Topf erschrocken in die Spüle fallen und wedelte mit den Händen das Wasser von seiner Haut. Sasuke schüttelte den Kopf.
Nicht einschlafen!
Und so stellte er den Topf auf die Herdplatte.
Als nächstes suchte er etwas Salz und streute es ins Wasser. Anschließend griff er nach der Tüte mit den Nudeln. Und da geschah das Unglaubliche. Die Tüte glitt durch seine feuchten Hände und da seine Reaktionsfähigkeit unter der Müdigkeit gelitten hatte, war er noch nicht einmal in der Lage diese noch aufzufangen. Die Nudeln fielen zu Boden und mit einem Klappern rollten sie quer durch die Küche. Sasuke erstarrte.
Das konnte doch wohl nicht war sein. Er starb hier förmlich vor Hunger und was passierte? Das einzig nahrhafte in seinem Haushalt hatte nicht besseres zu tun, als die Wohnlichkeit seines Bodens zu testen. Mit still unterdrücktem Groll sammelte die Nudeln einzeln auf und warf sie mit geschulter Genauigkeit in den Topf.
Nach einer gefühlten halben Stunde (in Wirklichkeit nur fünf Minuten) hatte er alle Nudeln vom Boden entfernt und richtete sich auf. Sein Rücken tat weh. Seine Muskeln protestierten langsam verstärkt und er stützte seine Hände auf den Rand des Herds und bemerkte, dass er vor lauter Fülle seiner intelligenten Handlungen glatt vergessen hatte, den Herd anzuschalten.
Er war keine geborene Hausfrau, doch aus Erfahrung wusste er, dass man Nudeln erst dann ins Wasser gab, wenn dieses denn auch kochte.
Leise grummelnd holte er ein Sieb hervor und goss das salzige Wasser ab, so dass nur noch die zusammengeklebten, aber immer noch harten Nudeln im Sieb zurückblieben.
Zweiter Versuch.
Er ließ zuversichtlich neues Wasser in den Topf und setzte sich auf einen Stuhl. Nun würde er geduldig warten, bis sich das Wasser dazu bequemte ihm den Gefallen zu tun und zu kochen. Seine Augenlider waren schwer. Er stützte die Hände auf die Knie und wartete.
Und nach einer Ewigkeit hörte er das tiefe Rauschen des kochenden Wassers. Innerlich jubelte er vor Freude. Schwungvoll streute er abermals Salz ins Wasser und nahm die Nudeln. Platschend fielen sie ins Wasser.
Und nun war es wieder einmal an der Zeit um seine hausfräuliche Intelligenz unter Beweis zu stellen. Er war nicht dumm. Nein, das war er ganz sicher nicht.
Er kam sich besonders clever dabei vor, als er nach der Ölflasche im Schrank griff und etwas Speiseöl auf die kochenden Nudeln gab. Der kluge Haussasuke hatte nämlich gelernt, dass Nudeln nicht überkochten, wenn man(n) etwas Öl auf die Nudeln goss.
Stolz auf sich selbst betrachtete er sein kochendes Essen.
Dabei hatte er jedoch eine klitzekleine Kleinigkeit übersehen: Das mit dem Nicht-überkochen funktionierte natürlich nur dann effektiv, wenn man die Temperatur der Herdplatte vorher herunter drehte.
Aber noch ahnte der Junge nichts von seinem Fehler und tapste frohen Mutes in den Flur um seinen Rucksack, den er vorhin noch in die Ecke gepfeffert hatte, zu holen. In Gedanken war er schon bei seinem Essen und sein Magenschmerz schien sich noch zu verdoppeln.
Er stellte den schweren Rucksack auf den Küchentisch und mit einem Klicken öffnete er die Verschlüsse seiner Tasche. Er zog ein paar gebrauchte Shuriken heraus und ließ sie auf den Tisch fallen. Und dann dran etwas an sein Ohr.
Das Unfassbare.
Das Unglaubliche.
Das, woran er niemals geglaubt hatte, trat in diesem Moment ein, da er sich schon in Sicherheit gewägt hatte.
Ein Zischen.
Ein quälend lautes, unerträgliches Zischen.
Sasuke Alarmglocken schrillten und er rief mental den absoluten Notstand aus. Er wirbelte herum und stürzte panisch auf den Herd zu.
Das Wasser spritzte über den Rand des Topfes und Sasuke riss todesmutig mit einer ruckartigen Bewegung den Topf von der Herdplatte. Und schon tat wieder die Chemie ihr Werk und eine gewaltige Stichflamme schoss aus der Herdplatte. Vor lauter Schreck schmiss Sasuke den Topf scheppernd in die Spüle und starrte auf die Stelle, wo soeben ein Feuer empor geschossen war. Er konnte sich nicht bewegen. Das war ein Schock für ihn. Bedeutete das etwa das Ende seines langersehnten Essens?
Langsam drehte er seinen Kopf in Richtung Waschbecken, nicht sicher, ob er wirklich sehen wollte, was sich dort drin befand. Doch wegsehen konnte er einfach nicht. Die Gewissheit war zu niederschmetternd. Zweifelnd piekte er eine der Nudeln auf seine Gabel. Doch er stellte fest, dass die Nudeln von ihrer essbaren Konsistenz noch weit entfernt waren.
Er drehte die Herdplatte wieder auf, doch die roten Leuchtpunkte am der Front reagierten nicht. Der Herd war kaputt. Oder etwa nicht?
Doch er sah noch eine Chance. Vielleicht meinte es das Schicksal auch nur einmal gut mit ihm und die Sicherung war nur herausgesprungen. Man konnte ja nie wissen.
Entschlossen und im Stillen Himmel und Hölle anflehend rannte er durch den Flur. Nun waren nur noch seine Instinkte am Werk. Es ging ums nackte Überleben.
Seine baren Füße klatschten auf den kahlen Dielenfußboden und letztendlich bremste er schliddernd vor einer Tür mitten auf dem Hof den Uchihaanwesens ab. Mit zitternden Händen drückte er die Klinke hinunter und er riss die Tür auf.
Da war er: weiß und groß.
Der Sicherungskasten. Gespannt wie ein Flitzebogen wagte sich Sasuke weiter vor.
Und es kam, wie es kommen musste. Ihm war, als wäre sein Schädel gespalten worden.
Er war geradewegs auf ein am Boden liegendes Gartengerät getreten und der Stiel war todbringend hochgepeitscht und gegen seine Stirn geknallt.
Sasuke sprach tausend Verwünschungen gegen sich selbst aus. Wieso zum Teufel trug sein Stirnband nicht, wenn er es mal brauchte.
Mit pochender Stirn richtete er sich wieder auf und taumelte auf den Sicherheitskasten zu. Ein prüfender Blick verriet ihm, dass die Sicherungen alle da waren, wo sie auch hingehörten und Sasuke verlor geistig den Boden unter den Füßen. Was tun?
Der Herd war kaputt! Was sollte er tun?
Er würde jämmerlich verhungern.
Und da, ganz plötzlich, zeigte Sasukes Gehirn, dass es noch einwandfrei funktionierte. Denn eine zweifelsfrei positive Wirkung hatte der Schlag gehabt: Er konnte wieder klarer und gradliniger Denken.
Es gab ja noch die zweite Küche, die sich in der anderen Hälfte des riesigen Anwesens befand. Wieder motiviert und voller Hoffnungen rannte er in die Küche zurück und schnappte sich nur kurz den Topf mit den halbgaren Nudeln. Schnell goss er den Inhalt aus, füllte das Gefäß erneut mit Wasser und Salz, nahm das Sieb mit den Nudeln und sprintete durch das riesige Haus, bis er schließlich die zweite Küche erreichte. Schwer atmend schaltete er das Licht an. Ohne groß auf die Umgebung zu
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