Everthing's possible oder Nothing else matters

lässt“
„Er geht bei uns auf die Schule“, grinste der Jüngere und leerte dann auch seine Schüssel voller Cornflakes. Sie würden etwas zu spät zur Schule kommen, aber das war ihm recht gleich, denn jetzt hatte er endlich mal einen Moment gefunden, in dem er mit seinem Bruder sprechen konnte und dabei hatten sie auch einmal ein Thema, welches nicht schon einhundertmal besprochen worden war. Seto würde schon eine Ausrede für die seine Lehrerin einfallen, da war sich Mokuba doch recht sicher. Wenn er wollte, dann konnte sein Bruder doch jede Frau um den Finger wickeln. Wieso hatte er dann bloß keine Freundin? Fraglich, fraglich…
„Na gut, dann seh ich ihn ja vielleicht noch“, und mit diesen Worten erhob Seto sich auch schon. „Ich geh mich schnell fertig machen, dann fahren wir los, ja?“
„Aber großer Bruder…“
„Kein aber“, unterbrach er ihn. „Und steck dein Hemd in die Hose, Mokuba“, grinste er dann wieder und verschwand aus der Küche.
„Und steck dein Hemd in die Hose…“, äffte Mokuba seinen Bruder nach, sprang jedoch von seinem Platz auf, um diesen Fehler gleich zu richten, nicht, dass es nachher deswegen doch noch Ärger geben würde. Das wollte er nicht am frühen Morgen riskieren, wobei Seto so aussah, als hätte er halbwegs gute Laune. Doch wusste der Kleine genau, dass das lediglich bis zum Klassenzimmer halten würde. Denn da war es nicht Seto, der den Ton angab, sondern der Pauker ihm gegenüber, obwohl er ihnen hätte das Wasser mit Sicherheit reichen können.
Aber ob oder ob nicht, sie hatten beide die Schule zu besuchen. Seto aus einer Laune heraus und Mokuba, weil es eben nicht anders ging. Sie hatten zwar einmal über einen Privatlehrer gesprochen, doch das lehnte der Firmenleiter sofort ab. Er wollte, dass Mokuba mit der Gesellschaft anderer aufwächst, dass er ein ganz normales Leben führen konnte, Freunde hatte und eben für sein Alter all das tun durfte, was ihm Spaß machte. Sicherlich war Seto bewusst, dass es niemals so hart sein würde wie für ihn damals, dennoch hoffte er, dass sich sein kleiner Bruder nicht so abkapselte und von der Außenwelt isolierte, wie er selbst. Manchmal wünschte er sich sogar noch einmal so unbeschwert sein zu können, wie der Kleine. Die Jahre der Kindheit konnte er nicht mehr zurückholen, sie waren vergangen. Dennoch hatte er ein Ziel vor Augen, dafür musste er kämpfen.
„Bist du dann fertig, Purzel?“, rief er schon von der Tür aus. Seinen silbernen Aktenkoffer hatte er schon in der Hand, wartete an der Tür auf den Kleinen. Eine Minute, zwei Minuten… „Mokuba!“
Und da kam der Gerufene schon um die Ecke gebogen, rutschte auf dem Läufer aus und schlug mit der Nase vor den Füßen seines Bruders auf. „Aua…“, konnte man es noch gequält hören, dann schniefte er schon.
„Ach Kleiner…“, vorsichtig half er ihm auf und betrachtete die Nase. Sie war nicht gebrochen und bluten tat es nicht, aber das so etwas wehtat, konnte sich Seto auch ganz gut vorstellen. Er war auch oft auf die Nase gefallen, doch eher im metaphorischen Sinne. Trotzdem waren solche Landungen hart. „Ist ja wieder gut, ist doch nichts passiert“, tröstete er ihn, schloss seinen Bruder lieb in die Arme. Das so etwas immer passieren musste, wenn man in Eile war.
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