Everthing's possible oder Nothing else matters

seines Bruders inne hatte. Ihm war bewusst, dass er sich darum keine Sorgen machen musste. „Ich hab ein Angebot bekommen…doch dafür müsste ich ein paar Tage nach Europa reis-“
„Nein großer Bruder, das tust du nicht!“, fiel der Kleine ihm sofort ins Wort. Er wollte gar nicht hören, was da noch weiter kam. Er kannte dieses Spiel zu gut. Das wollte er sich nicht bieten lassen. Die Tage allein mit dem Kindermädchen und Roland waren nicht gerade die Schönsten in seinem Leben, denn ständig stand er unter Beobachtung. Wenn Seto da war, wurde ihm wenigstens beigebracht, was es hieß selbstständig zu sein. Das man vor einem Problem nicht weglaufen konnte, so sehr man sich auch dagegen sträubte. Er hatte sich aufgesetzt, hockte nun auf dem Schoß seines Bruders und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Eine Schnute zog er passend zu seiner Stimmung. Er wollte nicht wieder alleine sein. Und wenn er seinen Bruder dazu zwingen musste hier zu bleiben.
„Nun beruhig dich doch wieder, Moki“, lächelte Seto nur sachte und legte die Arme um den schmalen Körper seines Bruders. „Kann ich vielleicht einmal ausreden?“
„Gerade so gestattet, großer Bruder“, schmollte Mokuba nur weiterhin. Es passte ihm alles gar nicht. Da war er gerade dabei Seto wieder um den Finger zu wickeln, ihn dazu zu bekommen sich mehr um ihn zu kümmern und dann so etwas. Das war von langer Hand geplant!, redete er sich sofort selbst ein.
„Na gut, ich danke dir“, scherzte er nur weiter. „Also, ich muss nach Europa, wie gesagt. Hab es schon auf drei Städte runterhandeln können. Madrid, Paris und Stockholm, da werd ich hinmüssen. Und nun zum springenden Punkt. Ich werd dieses Mal nicht alleine fliegen“
„Ach so? Wer darf denn mit? Dein Sekretär?!“, damit war bei Mokuba die Hutschnur gerissen. Das brauchte er sich nicht weiter anhören. Er sprang einfach auf und ging mit stampfenden Schritten auf die Tür zu. Das ging selbst ihm so weit. Seto hätte er wenigstens für so fair gehalten ihm das zu verschweigen, damit er nicht ganz so schmerzlich von ihm getrennt war. Ein Träne kullerte seine Wange hinunter. Er gab sich noch nicht einmal die Mühe diese zu verbergen, sollte Seto ruhig sehen, was er in seinem Inneren angerichtet hatte. Sollte er ruhig ein schlechtes Gewissen davon tragen, dem Kleinen war es Recht.
„Nun warte doch…“, damit stand Seto auch wieder vom Sofa ab und packte den Kleinen sachte an der Schulter, drehte ihn zu sich um.
„Bist du noch nicht fertig?“, kam es mit einer Mischung aus Trauer, Wut und Verzweiflung aus der Kehle des Jungen. Er sprach lauter als er wollte, brüllte Seto gar schon an. Diese Seite an sich kannte er nicht, würde sich davor fürchten, wenn er durch diese Situation nicht schon so durcheinander wäre.
„Purzel…“, seufzte der Firmenleiter nur. Hatte er es also wieder einmal geschafft. Sachte wischte er ihm mit dem Daumen ein paar Tränen aus dem Gesicht, schloss ihn in die Arme. Er konnte es nicht mit ansehen, wenn sein Bruder weinte. Es zerriss selbst ihn innerlich. Und nun war er es auch noch, der für diese Wassertropfen die Schuld trug. „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du nicht mit möchtest. Alleine ist es langweilig und außerdem könntest du dann auch etwas von der Welt sehen“
Nicht ganz diesen Satz beendet, starrten ihn zwei große Augen an. Mit einem Mal waren alle Tränen verflogen, es stand nur mit ganz großen Lettern Verwunderung im Gesicht des Kleinen. Er wusste in diesem Moment gar nicht, was er noch denken sollte. Was er sagen sollte. Eben hatte er Seto noch zur Hölle schicken wollen und nun hatte er so ein Angebot vor der Nase liegen. Das war mit einem Mal viel zu viel für ihn.
„Wo…muss ich unterschreiben?“, fragte er nur etwas verwirrt, blickte seinem Bruder in die Augen. Es war keine falsche Versprechung, es war die Wahrheit, denn so etwas konnte Seto nicht vor ihm verbergen. Nein, da konnte der Kleine ihn gut durchschauen.
„Hier, da unten und auf der nächsten Seite noch einmal“, grinste Seto nur und erhob sich dann wieder, hielt die Hand des Jüngeren jedoch fest umschlossen. „Soll das heißen, dass du mit mir kommen magst?“
„Das fragst du noch?!“ Freudig hüpfte der Jüngling quer durch den ganzen Raum. Ihm war dabei vollkommen gleich, was im Weg stand. Hier und dort wackelte etwas. Ein Aktenordner wurde vom Tisch gefegt. Schlimmer war für Seto lediglich, dass auch ein Tintenfass zu Boden fiel und auslief. Der ganze Teppich ist versaut…, murrte er ein wenig, versuchte jedoch weiterhin zu lächeln. Und als wenn Mokuba gewusst hätte, wie dünn der Faden der Geduld am heutigen war, konnte er sich nicht beherrschen und trampelte munter bei seinem Freudentanz auch noch ein paar Filzstifte in den Boden.
Unbewusst ballte Seto die Hand zu einer Faust, atmete einige Male tief durch und beobachtete das Geschehen. Wenn sein Bruder nicht bald ein Ende finden würde, dann würde er alle dem ein Ende setzen und dass das nicht sonderlich glimpflich ablaufen würde, das müsste Mokuba wahrlich gut bekannt sein.
Wie von einer Kältewelle getroffen, froren die Bewegung des Kleinen ein und er blickte zu seinem Bruder. Dann ließ er seinen Blick durchs Büro streifen. Mit einem Mal fiel ihm auf, was er alles angerichtet hatte. Konnte die Wut in kalten Augen nun verstehen. Sofort wollte er sich bei machen und das Chaos beseitigen, als eine diktatorische Stimme ihm Eingalt gebot.
„Lass es einfach liegen…ich räum es nachher weg“, brachte Seto eher zwischen den Zähnen hervor und ging nun zu Mokuba, fasste ihn sachte an der Hand und wandte sich zur Tür um.
Blühte dem Kleinen nun doch das blaue Wunder? Fiel der Urlaub ins Wasser? Würde Seto sich jetzt den Rest des Tages in seiner Firma einschließen und es wieder nicht schaffen ihn ins Bett zu bringen? Die Angst stieg in dem Kleinen hoch, er begann wieder zu zittern, dennoch ließ er die Hand seines Bruders krampfhaft nicht los. Wenn er gehen musste, dann sollte jener doch bitte mitkommen. Allein würde er das Gebäude heute nicht verlassen. Schon seit Tagen hatte Seto ihm nämlich versprochen nach Hause zu kommen, mit ihm noch eine Runde Schach zu spielen. Wieso bist du nur so launisch?, ging es ihm durch den Kopf als er hochgehoben wurde. Die Kälte im Blick war verflogen, es waren wieder die warmen Augen seines Bruders, die er so liebte, an denen er sich kaum satt sehen konnte. Dennoch blieb die Furcht noch immer in ihm, dass er mit einem Mal vor der Tür stehen bleiben müsste.
„Großer Bruder…?“, schüchtern, gar tonlos, konnte man diese Worte vernehmen.
„Es ist in Ordnung, Mokuba. Ich bin dir nicht böse, mach dir keine Sorgen. Wir fahren jetzt erst einmal was zu Mittag essen, ja? Du darfst es dir auch aussuchen“, schlug er nun vor und verließ das große Arbeitszimmer, zog die Tür hinter sich ins Schloss und ging, noch immer mit Mokuba auf dem Arm, zum Fahrstuhl. Das Lächeln des Kleinen wirkte beflügelnd, die Wut von eben schien wie weggeblasen. Und so sehr Seto es auch immer versuchte, er konnte dem Kleinen keine fünf Minuten wirklich böse sein.
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