Someone Else

Memories

Hallo Leute ^^
Wie schon beschrieben, versuche ich mich hier an einer Geschichte um Chiaki. Ich kann noch nichts versprechen, aber werde mir unheimlich viel Mühe geben.
Ich hoffe, dass sich einige Leser finden werden und ob es ein neues Kapitel gibt, hängt dann doch davon ab, ob sich eine Leserschaft findet.
Wünsche euch trotzdem viel Spaß,
eure Moki


1. Kapitel - Memories

Mit stummen Schritten und gesenktem Kopf wanderte der junge Mann gedankenlos den Weg entlang. Die Bäume begannen ihre Blätter abzuwerfen, auf dem Boden raschelte es unter seinen Schuhen. Es war noch warm, nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Es ging in den Spätsommer hinein, die Sonne strahlte golden am Firmament. Hier und dort hatte man noch Leute mit einer Sonnenbrille gesehen, junge Mädchen mit viel zu kurzen Röcken. Er selbst hielt sich im dezenten Schwarz. Das er damit hätte Aufsehen erregen können, war ihm gleich. Innerlich war er tot.
Unbeirrt setzte er diesen Weg fort, bekam nicht mit, dass ihm jemand folgte. Es kümmerte ihn nicht. Es gab nicht viele Leute, die ihn hätten verfolgen wollen. Und so ließ er auch dies hinter sich. Je weiter er voranging, desto schwerer wurde sein Gang. Ein Schritt vor den anderen zu setzen, schien für ihn bald wie eine Qual zu sein. Die Blumen in seiner Hand schienen dasselbe Schicksal zu erleiden. Es waren blaue Rosen, er hatte sie am gestrigen Tag schon gekauft und in seiner Wohnung umsorgt. Sie sollten wenigstens etwas von ihm mit sich nehmen.
Endlos schien der Weg weiterzugehen. Ein Ende war nicht in Sicht, es schien gegenteilig immer nur noch weiter wegzurücken. Er wollte laufen, doch konnte sich nicht rühren. Abermals ließen ihm die Bilder in seinem Kopf keine Ruhe. Er wollte ausbrechen. Würde er nur endlich seinen Seelenfrieden finden.
„Mutter…“, kam es leise über seine Lippen. Er kam zum Stillstand und blickte auf den Boden. Sein Inneres war aufgewühlt, er konnte noch nicht einmal einen klaren Gedanken fassen. Was war nur mit einem Mal mit ihm los? Sonst konnte er den Mund nicht zu voll nehmen, jetzt fühlte er sich klein und unscheinbar.
Mit einer langsam Bewegung ging er in die Knie, legte den Strauß Rosen auf das grüne Gras. Im sanften Wind wiegte es sich. Es bog sich nach allen Seiten und konnte doch in die alte Form zurückkehren ohne Schaden zu nehmen. Wieso konnte er das nicht?
In diesen Gedanken versunken, erhob er sich wieder und strich über den kalten Stein. Er war doch mindestens genauso kalt wie ihr Körper. „Mutter…ich bin es, Chiaki…“, sprach er leise vor sich hin. Lange schon hatte er gelernt, dass sie ihm nicht antworten würde, dass es sinnlos war. Aber ablegen konnte er diese Gewohnheit nicht mehr. Schon gar nicht heute, nicht an diesem Tag.
„Zwölf Jahre ist es her…seit zwölf Jahren bin ich mir selbst überlassen…Wieso? Ich frage dich wieso das alles? Warum?!“ Seine Hand ballte sich zur Faust, seine Lippen begannen zu zittern. So gerne wollte er vergessen, das alles so hinnehmen, wie es gekommen war.

Ein kleiner Junge stürmte außer Atem ins Zimmer. Am Türgriff hielt er sich noch immer fest, pumpte wie ein Maikäfer. Einen Moment brauchte er noch, um sich zu sammeln. Dann wurde er ruhiger, ließ die Tür los und schritt weiter in das Zimmer hinein. Der Anblick schmerzte ihn in der Seele. Die Frau im Bett hob sich kaum mehr von der weißen Bettdecke ab. Die Gardinen waren ebenso weiß, wehten im Wind. Es war schönes Wetter draußen, die weißen Wolken zogen langsam an der Sonne vorbei, schienen friedlich ihren Lauf zu nehmen.
Langsam ging er dichter an das Bett, setzte sich auf den Stuhl. Schon die Tage zuvor hatte er dort gesessen und gewartet. Nichts passierte. Nichts, was er gut heißen würde. Der Zustand der Frau verschlechterte sich zunehmend, niemand schien ihr zu helfen. Die ganze Welt hatte er verflucht, doch auch dies hatte nichts daran geändert.
„Mama…“, wisperte er leise und griff nach der Hand der jungen Frau. Sie war schon kalt, die Farbe kaum mehr die eines lebendigen Wesens. Leise schluckte er, versuchte weiterhin stark zu bleiben. Die Tränen standen ihm in den Augen, doch er biss sich auf die Lippe. Er wollte nicht mehr weinen. Er wollte keine Schwäche vor ihr zeigen.
„Chiaki…mein Liebling“, dann riss er den Kopf hoch und blickte zu ihr. Sie sprach mit ihm. Ihre Stimme war zwar gebrochen, doch er konnte fühlen, dass sie ihn liebte. Ihr fiel es schwer überhaupt die Lippen auseinander zu bekommen. Es war doch ein gutes Zeichen, wenn sie sich mit ihm unterhalten würde.
Es geht ihr wieder besser!, rief es freudig in seinem Inneren. Sofort sprang er auf, er konnte nicht still sitzen bleiben und an sich halten. Es würde alles wieder gut werden, diese Hoffnung keimte erneut in ihm auf. Mit seinen kleinen Händen umfasste er die Ihre und lächelte aufmunternd zu ihr.
Dann begannen die Geräte zu piepsen. Es machte ihm Angst, spätestens als die Ärzte ins Zimmer gestürmt kamen, brach eine Panik bei ihm aus. Doch unter all den Männern im weißen Kittel fand er einen nicht – seinen Vater. Wo steckte er? Wieso war er nicht hier? Sein Blick fiel wieder zurück auf die Frau im Bett. Alle Männer standen um sie herum, taten jedoch nichts. Sie schauten betreten zum Boden.
„Was…was ist hier los?“, platzte es aus dem kleinen Jungen heraus. Von einem zum anderen blickte er, blieb schlussendlich mit den Augen bei seiner Mutter hängen. Wusste sie auch das, was all die anderen wussten? Wollten sie ihn ärgern?
„Chiaki…komm bitte her“, drang es leise an sein Ohr. Und ohne noch eine Überlegung zu tun, leistete er dieser Bitte Folge. Er wollte nicht ungehorsam sein und außerdem gab es keinen Ort auf der Welt, an dem er lieber wäre als bei seiner Mutter. In ihren Armen, in einer zärtlichen Umarmung. Doch selbst zu jener war die junge Frau noch zu schwach. Sie lag schlaff auf dem Bett, der Kopf gebettet in das weiche Kissen.
Über sein Herz schien sich mit einem Mal ein schwerer Schleier zu legen. Er glaubte zu verstehen, was gerade passierte. Er war vielleicht noch klein und zu jung, aber er war sicherlich nicht dumm. Die Tränen stiegen ihm abermals in die Augen, es war schwer das Schluchzen zu unterdrücken. Jemand hatte ihm einst gesagt, dass es falsch wäre seine Gefühle zu verstecken, alles nur in sich hineinzufressen. Vielleicht hatte diese Person Recht, aber was hätte jener an seiner Stelle getan.
Sein Blick hob sich erst wieder als ihre vertraute Hand an seiner Wange anlag. Ihre Augen waren schon geschlossen, mit jeder weiteren Minute schien mehr Leben aus ihrem Körper zu entweichen. Das konnte nicht sein, das durfte nicht passieren. Er wollte den Kopf wild schütteln, sich dagegen sträuben, doch hielt er ganz still und blickte auf seine Mutter.
„Chiaki, mein Kleiner…gib bitte auf deinen Vater Acht…“, ein kleines Lächeln umspielte noch ihre Lippen, dann rutschte die Hand von seiner Wange, fiel kraftlos auf das Bett zurück.

„Ich hab dir nicht helfen können…“, brachte er mit tränengedrückter Stimme hervor. „Ich hab nur da gestanden und geheult…ich hätte was tun müssen!“
Seine Knie gaben nach, er sank auf den Boden. Mit der Hand schlug er auf den weichen Sandboden ein. Sein Abdruck würde mit Sicherheit noch in ein paar Tagen zu sehen sein. Die Tränen rannen über seine Wange, tropften unbeirrt auf den Boden. Sie waren gnadenlos, brachten die Seite ans Tageslicht, vor der sich Chiaki selbst am Meisten fürchtete. Er war schwach, mittellos.
Weiterhin verbiss er sich auf seiner Unterlippe, versuchte sich wieder zu fangen. Es war unmöglich, der Schmerz in seinem Herzen war um so viel stärker. Viel zu lange war er damit schon alleine, wollte auch mit niemanden mehr darüber sprechen. Ich schaff es alleine…, redete er sich von Tag zu Tag mehr ein, doch das er gerade daran zu Grunde gehen würde, wollte er nicht sehen. Wäre es doch die eine Chance zu dem Menschen zu gelangen, der ihm so viel bedeutete.
Mit Mühe erhob er sich. Ein Junge in seinem Alter hatte nicht zu weinen, es gehörte sich nicht. Er musste die Fassade aufrecht erhalten, die er sich in so vielen Jahren aufgebaut hatte. Sie bröckelte, ja, aber solange es keinen tieferen Riss gab, würde er all das überstehen können.
Mit dem Arm wischte er sich über das Gesicht, spürte jedoch, wie es brannte. Dann sah er Blut. Vorsichtig tippte er sich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen. Hatte er es wieder einmal geschafft? Dennoch, er glaubte sich wohler zu fühlen in diesem Augenblick. Es schien als wäre etwas des Schmerzes angenehmer geworden.
„Ich…werde zu ihm gehen. Wir wollten Essen, meinte er. Und mir seine neue Frau vorstellen…ich will sie gar nicht sehen, weißt du? Ich hasse ihn so dafür!“, murmelte er zu dem Grabstein. „Gehab dich wohl, Mutter…wir werden uns bald wiedersehen…“, damit kehrte der junge Mann um und ging den Weg zurück. Erst langsam, dann wurden seine Schritte schneller. Nur Sekunden später begann er zu rennen.
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