Ghost of you

Ghost of you

Ghost of you


„Schon lange warte ich auf dich, darauf, dass du zurück kommst. Zurück nach hause!“



Das Wasser umspülte kalt den mit blutbeflekten Strand der Normandie, und zog die toten Körper gefallener Soldaten in das Meer. Rot war es, rot und schwarz.....rot... und schwarz.
Wieviele meiner Kameraden es wohl beherbergte?
Wieviele noch dazu kommen würden?
Wieviele bis dies hier alles beendet war?
Wieviele würden am ende noch übrig bleiben? -und zu welchem werde ich gehören?
-Zu den Toten im Meer, oder denen am Land, oder..werde ich überleben, einen arm verlieren, oder auch ein Bein, oder auch beide?
Dies waren Fragen über die ich nicht nachdenken wollte, doch ich tat es trotzdem.
So viele Fragen, aber keine Antworten, nur die Gewissheit, dass wenn wir anlegen und versuchen die deutsche Festung zu erstürmen, viele von uns sterben werden, ..sehr viele...vielleicht auch alle...nein, wahrscheinlich alle.

Ein Schrei holte mich aus meinem Gedanken. Kugeln hagelten auf mich und meine Kameraden ein.
Kein entkommen, keine Fluchtmöglichkeiten.
Vor mir vielen die ersten Reihen einfach um.
Einer drehte sich zu mir. Sein Arm blutete stark, seine Sachen waren rot. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen starrte er mich an und wankte langsam auf mich zu.
Er schrie, er schrie die ganze Zeit, aber ich verstand ihn nicht, ich verstand gar nichts. Es war plötzlich alles so still. Kugeln schlugen neben mir in das Metall. Sie schlugen dort wie in Zeitlupe ein und verursachten keinen Ton!
Keinen ton, nichts...gar nichts war zu hören, alles rückte in weiter ferne.
Und dann packte der Soldat vor mir mich am Arm er griff so fest zu, dass es weht tat.


Es wurde wieder laut. Die Kugeln wurden wieder schneller, jagten an mir vorbei und trafen die Soldaten die hinter mir standen. Schrei wurden vernehmbar. Einige meiner Kameraden schafften es ins Wasser zu springen, einige schafften es gar nicht, aber die meisten...die meisten fielen am Strand.

Der Strand, er war viel blutiger als das Wasser. Die Leichen von Soldaten türmten sich an den metallenen, kreuzförmigen Sperren, die die Panzer am durchkommen hinderten.
Soldaten nahmen Schutz hinter langsam verblutenden Kameraden, versuchten sich auf die Feinde zu konzentrieren, versuchten die Hilfeschreie zu ignorieren, versuchten die Bilder sterbender Freunde auszublenden und einfach nur zu schießen.


Charly, ein Freund von mir, er versuchte so viele zu retten, wie er nur konnte. Er kümmerte sich nicht um die feinde, er kümmerte sich nicht um die Kugeln, die um ihn fielen, er kümmerte sich nur um die Verletzten, auch um mich...

....
......Neben mir lag ein toter Soldat. Aufgerissene Augen, aufgerissener Mund. Es war als ob er immer noch nach Hilfe schrie, als ob er mich anflehte ihm zu helfen.
Diese kalten, leeren Augen, sie lenkten mich ab. Ich vergaß die feindlichen Kugeln. Ich vergaß alles.
Langsam krochen ich aus dem Schutz der Metallsperren hervor, um Ihm seine letzte Ehre zu erweisen und ihm die Augen zu schließen. Er sollte nicht im Tod noch mehr Freunde sterben sehen...
Er sollte sich ausruhen können, für immer...

Seine Stirn war noch warm und in seinen Augen standen noch Tränen, die er beim Tod vergossen hatte, als ich ihm die Dunkelheit schenkte, in der Hoffnung er möge in Frieden ruhen.


Schüße wühlten plötzlich den sand um mich auf. Sie schlugen in das Metall neben mir ein, und in den Kopf des vor mir liegenden.
Wut stieg in mir auf, undbändigende Wut, die mich antrieb mein gewehr zu nehme und schießend auf die festung zu rennen!
Schreiend lief ich auf die Gegner zu, meine Gedanken waren nur noch bei meinem gestorbenen Freunden! Sie hatten sie auf dem Gewissen und ich wollte, dass sie dafür büßten, dass sie auch starben.

Ein Schuß streifte meine Schulter, ein anderer mein Bein, doch der Schmerz blieb aus und ich rannte weiter, schrie weiter, schoß weiter, weiter und weiter, und immer weiter, bis mich der dritte Schuß an der Hüfte erwischte und ich mich plötzlich nicht mehr bewegen konnte.

Langsam ließ ich das gewehr los und ging zu Boden. Blut quoll aus der Wunde und die Umgebung wurde immer unschärfer.

Und dann hörte ich Charly schreien.
„Ein Verletzter,...er lebt noch!“


Hände berührten mich, säuberten unsanft und hektisch meine Wunden. Ich spürte einen Stich in meinem Armund ein paar Sekunden später wich der Schmerz und die Umgebung wurde wieder klarer.


Charly klopfte mir auf meine unverletzte Schulter. Unter den vielen verkrusteten Blut und dem Dreck auf seinem gesicht, lächelte er erschöpft.
„hast mir´nen ganz schönen schrecken eingejagt!“
Er schüttelte den Kopf.....
„Sei nicht so leichtsinnig.“
dann grinste er mich an.

Er grinste mich an, so wie immer, als hätte ich ihn, wie in der schulzeit einen Streich gespielt, um ihn zu erschrecken,
Er grinste mich die ganze Zeit.
Er grinste mich auch noch an, als eine Kugel ihm im Kopf traf.
Er grinste, als er auf mich rauf fiel und mich unter sich vergrub.
Er grinste, als seine kameraden neben ihm starben.
Er grinste mich die ganze Zeit an.
Auch, als ich ihn Lebwohl auf seiner Beerdigung sagte!

Ende
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