Fanfic: Versiegeltes Licht

die Miete forderte. Es fehlte nicht viel und er würde auch für den kleinen, schwarzen Drachen einen Aufschlag verlangen. Aber wenn sie diesen neuen Stücken etwas Glanz verlieh, würden sie genug abwerfen, um die Miete für drei Monate im Voraus zu begleichen. Jiros erwartete sie schon.


„Valtier-sama ist eingeschlafen“, rief er ihr entgegen. „Er hat fünf Fische gegessen, fünf ganze mitsamt Kopf und Flossen!“




Filia strich sich eine der Strähnen zurück und sah Jiros streng an. „Hat er auch die Flasche Milch leer getrunken?“




Jiros sah betreten zu Boden. „Ähmm... vielleicht hat er ...“




Filia klopfte mit der Fußspitze auf den Boden, was Jiros noch nervöser machte.




Er räusperte sich und begann von vorn: „Er hat ... so etwa ... ähm..“




„Lass mich raten“, schnitt ihm Filia das Wort ab, „drei Schluck getrunken, weil du ihn auf Knien angefleht hast. Er ist ein Baby, wie oft muss ich dir das noch sagen? Babys mögen nicht immer, was gut für sie ist. Wo ist der Lebertran?“




„In der Küche“, murmelte Jiros kleinlaut.




Filia rauschte in die Küche, die sich hinter dem Geschäftsraum befand und kontrollierte die Flüssigkeitsmenge in der großen braunen Flasche. Der Pegel war niedriger, um etwa genau die Menge, die in einen großen Löffel passte. Sie hob den Löffel von der Abwasch hoch und schnupperte. Ja, er war gefüllt worden. Sie schnupperte in der Abwasch selbst, ja, aber nur ganz schwach. Hmm.. sollte Jiros es diesmal wirklich geschafft haben. Nein, er roch förmlich nach schlechtem Gewissen. Half nur der Drachentest. Filia schlich sich an den Korb heran, in dem Valtier friedlich schlief und schnupperte an seiner Schnauze. Natürlich nicht... keine Spur.




„Jiros!“ Er kam mit gesenktem Kopf in die Küche geschlichen.




„Wohin hast du ihn dieses Mal geschüttet?“




Erst wollte er nicht gestehen, aber dann klopfte ihm Grabos, sein Boss aus alten Tagen, auf den Rücken und er murmelte: „In den Blumentopf auf der Terrasse.“




Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und seufzte tief. „Ihr zwei seid mir vielleicht welche. Bin ich die einzige, die es mit Valtier gut meint? Ihr geht immer den leichtesten Weg. Im Moment ist Valtier nur ein Drachenbaby, das Fisch für starke Muskeln, Milch für kräftige Knochen und gesunde Schuppen und Lebertran für eine glänzende Haut braucht. Ich nehme an, den Karottenbrei hast du selbst gegessen, oder?“




Jiros wollte am liebsten im Boden verschwinden. Filia setzte sich vor den Drachenkorb auf den nächsten Sessel und verschränkte die Arme. „Ihr beide geht und poliert mir die vier Amphoren, die ich einem dieser fahrenden Schwindler, die sich Kaufmänner nennen, abgenommen habe so, bis sie funkeln. Wenn wir morgen wieder öffnen, müssen alle Teile im Geschäft glänzen, dass man sich darin spiegeln kann.




Der Wink war eindeutig. Die beiden rauschten hinaus, als wäre eine Armee goldener Drachen hinter ihnen her.




Filia lehnte sich zurück. „Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du schlafen.“ Der Ancient Dragon öffnete langsam die Augen und gähnte betont. „Guten Morgen, Filia-sama.“




„Auch das wird dir nicht helfen.“ Filia nahm die Lebertranflasche, goss den Löffel großzügig voll und hielt ihn dem kleinen, schwarzen Drachen vor die Nase. „Mund auf!“




„Ph!“ Er drehte sich zur Seite, doch Filia hatte das Spiel oft genug gespielt, um alle seine Tricks zu kennen. Mit einem raschen Griff drückte sie ihm die Nase zu, sodass er das Maul öffnen musste, um Luft zu schnappen, dann steckte sie ihm den Löffel voll Lebertran in den Mund und schüttete den Lebertran auf den hinteren Bereich seiner Zunge. Ausspucken konnte er ihn so nicht, also würgte er ihn hinunter.




„Das hätten wir.“ Sie ging in die Vorratskammer und holte dort die Schüssel mit dem restlichen Karottenbrei. „Jetzt noch fünf Löffel davon“, sagte sie und stellt die Schüssel vor den Drachenkorb.


Valtier, der noch unter den Nachwirkungen des Lebertrans litt, versteckte den Kopf unter den Flügeln. „Niemals!“




„Dann willst du also der erste Ancient Dragon sein, der eine Brille trägt?“ Filia hatten den Lebertranlöffel gewaschen und rührte nun damit den Brei um. „Ich kann das Gelächter der Anigons bis hierher hören.“




Valtier senkte die Flügel und knirschte mit seinen winzigen Zähnen. Es war frustrierend mit dem Geist und dem Wissen eines voll entwickelten Drachen im Körper eines Babys gefangen zu sein und den erst wieder aufbauen zu müssen. „Na gut, du hast gewonnen“, knurrte er, schloss die Augen und machte das Maul auf.




„So ist es brav“. Sie fütterte ihm die fünf Löffel Karottenbrei und holte als nächstes die Milchflasche. „Jetzt das noch austrinken und du wirst schnell wieder stark und groß!“




Der kleine Drache zog eine Grimasse. „Das schmeckt so fad“, klagte er.




„Immer noch besser wie zermahlene Kalziumtabletten, oder hast du vergessen, dass dir drei Tage lang schlecht davon war?“ Sie schraubte den Sauger auf die Flasche. „Soll ich sie dir warm machen?“


„Nein, danke. Warm schmeckt sie nur wäh!“




„Hmm... nicht wenn ich davon etwas hinein tue...“ Sie ging zum Schrank und zog das Honigglas heraus. „Die Babys der Menschen mögen es.“




Sie nahm den Sauger wieder herunter, goss die Milch in einen kleinen Topf und erwärmte sie, während sie den Honig hinein rührte. Dann schüttete sie die Milch durch einen Trichter wieder in das Fläschchen, gab den Sauger drauf und hielt die Flasche vor Valtiers Gesicht. „Probier, wenigstens!“


„Einen winzigen Schluck“, sagte Valtier um des lieben Friedens willen und sog einmal kurz ein paar Tropfen in sein Maul. He, das war ja echt nicht übel, das war sogar lecker! Im Nu hatte er die Flasche leer getrunken.




„Na also!“ Filia war sehr zufrieden. Sie hob den Kleinen Drachen aus dem Korb, lehnte ihn an ihre Schulter und klopfte ihm sacht auf den Rücken bis er brav sein Bäuerchen gemacht hatte. Als sie ihn wieder auf den Küchentisch setzte tat sie so, als bemerke sie die verräterischen, roten Flecke auf seinen Wangenschuppen nicht.




Summend holte sie den Topf mit der Kräutersalbe, die sie selbst mischte und begann, diese in die ledrige Haut seiner Flügel einzumassieren. Wie immer schloss Valtier die Augen und genoss dieses Wohlgefühl. Er konnte sich nicht erinnern, dass er in seiner ersten Kindheit solche Fürsorge erlebt hatte. Ihm waren nur verschwommene Bilder einer eher kalten, ungemütlichen Höhle in Erinnerung, in der sich viele Drachen drängten. Er wusste noch von einigen Altersgenossen, von Fischen, Früchten und Getreide, das man vor ihnen aufgehäuft hatte und wie sich alle auf die Nahrung gestürzt hatte, aus Angst, sonst hungrig zu bleiben. Denn es war immer noch Krieg gewesen, Krieg gegen die Monster und Nahrung war knapp. Er erinnerte sich an rissige Flughäute und wie er von selber draufgekommen war, dass er sie mit Fischtran geschmeidig halten konnte. Kein Vergleich zu seiner zweiten Kindheit in diesem hellen Haus, dem warmen Korb und der Fürsorge, die ihn umgab. Wie immer wurde er ziemlich rasch müde und kletterte gähnend in seinen Korb zurück. Den Kopf auf die Vorderbeine gebettet hörte er schon halb im Traum, wie Filia ein Schlaflied summte.




Sie blickte mit weichem Lächeln auf den Drachen hinab und erhob sich leise. Auf den Zehenspitzen schlich sie hinaus, um ihn nicht aufzuwecken. Sie hatte sich damals geschworen, alles dran zu setzen, dass dieser Ancient Dragon die Welt lieben lernen würde, so wie sie es tat. Niemals wieder sollte er in Verzweiflung versinken wie damals, als er aus Rache und Bitterkeit alle und alles vernichten wollte.


Kaum hatte sie die Küchentüre behutsam ins Schloss gedrückt, straffte sie die Schultern und wandte sich dem Geschäft zu. Soeben kam ein muskulöser Barbar herein, dessen dunkle, zottelige Haare wirr auf den Rücken fielen. Filia lächelte ihm freundlich entgegen. „Was kann ich für Sie tun?“




„Ich ...“, der Barbar kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „bin eigentlich nur auf der Durchreise und ich brauche ein Souvenir für meine Verlobte.“




„Und an was genau haben sie gedacht?“ Filia kam hinter dem Tresen hervor und deutete auf eine Reihe elegant geschwungener Krüge. „Diese hier sind das Werk eines heimischen Töpers nach alter Tradition gefertigt und in dem indigo-blau für das diese Region bekannt ist.


„Nun.. ich ... ähm...“




„Oder dachten Sie an etwas echt antikes? Ein wahres Meisterwerk ist diese Vase aus dem fernen Kirastan. Sie stammt aus der Zeit von Kaligo, dem Eroberer. Beachten Sie die gezackte Linie hier und den unvergleichlichen Schwung der Henkel. Wie alle Stücke dieser Periode...“ Sie hielt inne, denn der Blick des Barbaren hing keineswegs an einem ihrer wunderbaren Gefäße. Ein wissendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und sie nickte. „Dass ich daran nicht gedacht habe... Ihre Verlobte ist natürlich nicht an solchem Schnickschnack interessiert. Irgendwelche Vorlieben?




„Eichenholz.“




„Davon haben wir hier drüben ein paar sehr ausgewogene Exemplare. Sie sind übrigens im Sonderangebot, drei Silbermünzen günstiger als sonst. Möchten sie vielleicht ein paar Probeschwünge machen?“




Er nickte, woraufhin Filia eine Seitentüre öffnete, die in einen kleine Hof führte. Dort stand eine überlebensgroße, massige Holzfigur, eingepackt in dicke Strohbündel.




Der Barbar packte
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