Fanfic: Versiegeltes Licht
eines der Sonderangebote, schritt auf den Hof und drosch damit auf die Holzfigur ein, dass es nur so stob.
„Wie ist das Gefühl?“, fragte Filia höflich. Sie machte nie eine Bemerkung über die Technik ihrer Kunden.
„Sie zieht etwas nach links.“
„Hmmm....“ Filia streckte die Hand aus und nach einigem Zögern legte der Barbar die schwere Waffe hinein. Statt vom Gewicht in die Knie gezwungen zu werden, wog sie die Keule locker in einer Hand, warf sie in die Luft, fing sie am Griff mit einer Hand wieder auf schmetterte sie gegen die Holzfigur, dass diese erzitterte.
„Stimmt, ich werde ein strenges Wort mit dem Hersteller wechseln. Wenn Sie sie trotzdem haben wollen, gebe ich Ihnen drei weitere Silberstücke Rabatt.“
Der Barbar klappte den Mund wieder zu, wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete Filia mit großem Respekt. „Ich nehme sie. Meine Verlobte ist da nicht so heikel. Können Sie mir den Schwung von vorhin noch einmal zeigen?“
„Warum nicht? Zuerst locker in der Rechten halten, aber nicht zu locker. Dann etwas in die Knie gehen zur besseren Federung, sich etwas zurück drehen, damit der Körper Schwung dazu gibt. Nicht vergessen, dass der Ellbogen abgewinkelt sein muss...“
Zwei Stunden später schloss Filia zufrieden das Geschäft. Heute hatte sie gleich drei Keulen und vier Gefäße verkauft und damit genug Geld für die nächste Miete zusammen. „Filia-sama“, kam es aus dem Nebenraum, wo noch immer fleißig die Neuerwerbungen poliert wurden. „Filia-sama, ist es jetzt endlich gut genug?“
„Mal sehen.“ Filia war nicht geneigt Gnade vor Recht ergehen zu lassen, schon gar nicht wenn es um schöne, alte Stücke ging. Und so nahm sie auch dieses Mal eine Lupe um jede Rille der vier Amphoren zu kontrollieren, ehe sie mit nach einem strengen Blick in die erschöpften Gesichter schließlich nickte.
„Ufff!“ Jiros lehnte sich an die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Exboss schnaufte erleichtert tief durch. „Filia-sama, mir hängt der Magen in den Kniekehlen, dürfen wir was essen gehen?“
„In der Küche steht noch der Topf mit der Bohnensuppe und frisches Brot habe ich heute morgen eingekauft. Bedient euch ruhig.“
„Und was ist mit dir, Filia-sama?“ Eine Spur schlechten Gewissens war auf seinem Gesicht abzulesen.
„Keine Sorge, ich verhungere schon nicht!“, lachte sie. „Ihr habt euch noch immer nicht daran gewöhnt, wie? Wir goldenen Drachen kommen wenn nötig Jahre lang ohne Nahrung aus.“
„Aber nur in Echsengestalt, nicht wahr?“, erinnerte sich Grabos dunkel an eine Erzählung von Valtier aus alten Tagen. Im Menschengestalt habt ihr denselben Verbrauch wie andere Warmblüter.
Filia machte ein überraschtes Gesicht. „Du bist nicht übel informiert, Grabos. Ja, stimmt, ich esse als Mensch meistens dreimal am Tag, aber ich hatte schon einen Apfel und daher genügt mir eine Tasse Tee.“
Sie sah den beiden nach, als sie in der Küche verschwanden. Den Korb mit Valtier hatte sie längst wie jeden Abend in ihr Zimmer gebracht. „Wascht aber nachher die Teller und den Topf ab!“, rief sie ihnen nach, ehe sie die Treppe hinauf stieg.
In ihrem Zimmer war es dunkel, aber das Sternenlicht, das durch das große Fenster herein fiel, genügte ihr. Valtier schlief friedlich in seinem Korb auf dem kleinen Tisch. Filia öffnete das Fenster einen Spalt, damit die Kühle der Nacht die aufgestaute Sommerhitze etwas lindern konnte. Nicht dass sie als goldener Drache mit Hitze Schwierigkeiten gehabt hätte, aber ihr menschlicher Körper fühlte sich bei stickigen dreißig Grad nicht wohl.
Nachdem sie die Kleider abgelegt, sich gewaschen und ein leichtes Nachtgewand übergestreift hatte. Setzte sie sich in den Stuhl am offenen Fenster und bürstete die langen, blonden Haare. Wie lange war es nun schon her, dass sie zusammen mit dieser unmöglichen Schwarzmagierin durch die Welt gezogen war? Etwas mehr als ein Jahr. Seitdem war das feilschen um Vasen und Keulen der Spannungshöhepunkt jeden Tages. Ihr Dasein war nun friedlich und mit den beiden Helfern da unten und dem Drachen im Korb konnte man nicht von Einsamkeit sprechen, dennoch, es fehlte ein Element, etwas, das ihr Blut zum Kochen brachte und ihr das Gefühl gab, durch und durch am Leben zu sein. Über ihre eigenen Gedanken erschrocken ließ sie die Bürste sinken. Konnte es sein, dass sie IHN vermisste? *Undenkbar*, sagte sie sich selbst und begann, die Haare zu einem festen Zopf zu flechten, damit sie sich im Schlaf nicht verknoteten. Es war nahe Mitternacht, als sie nach einem letzen Blick auf den schlafenden Babydrachen unter die Decke kroch.
Sie wanderte in ihrem Traum gerade durch eine Säulenhalle, wo es von kostbaren Vasen und Krügen nur so wimmelte, da schrecke ein lautes Klirren sie aus dem Schlaf. Im Nu war Filia hellwach und auch der kleine Drache saß mit weit aufgerissenen Augen und aufgeregt schlagenden Flügeln im Korb. „Da hat unten jemand bei der Hintertür die Scheibe eingeschlagen“, fauchte er.
„Nicht nur das“, Filias Augen funkelten vor Wut, „offenbar benimmt sich da jemand wie der Elefant im Porzellanladen.“
Sie warf sich einen Morgenmantel über und griff nach der Keule, die griffbereit in einer Ecke lehnte. „Diesen Typen werde ich das Fürchten lehren!“
Mit zwei Flügelschlägen saß der kleine Drache auf ihrer Schulter. „Und ich werde ihnen einheizen, mich aus dem Schlaf zu holen...!“
„Kommt nicht in Frage!“, sie packte ihn und setzte ihn resolut in den Korb zurück. „Das ist viel zu gefährlich für deinen Körper. Dein Feuer ist noch lange nicht soweit, dass du es als Waffe einsetzen kannst. Keine Angst, wir werden dich beschützen.“
Er protestierte, aber sie ließ sich nicht erweichen und schloss die Tür hinter sich zu.
Hier draußen im Flur war das Klirren noch viel lauter, jetzt konnte sie auch Schritte und Stimmen hören. Es mussten mindestens zehn Eindringlinge sein, die ihre geliebten Gefäße kurz und klein schlugen.
„Das ist vielleicht eine dumme Gans“, tönte eine raue Stimme, „stellt Keulen auf, sodass man nur noch zugreifen und losschlagen muss. Wer so dämlich ist, verdient es nicht anders.“
„Ihr elenden Einbrecher, nehmt das!“ Das war die Stimme des Fuchses. Er würde doch nicht mitten unter den Krügen und Vasen...?
Sie erreichte gerade das Treppengeländer, da krachte es, sodass der Boden bebte und die Fensterscheiben zitterten. Von dem Lärm der vielen, zerberstenden Gefäße ganz zu schweigen...
„Jiros! Was hast du getan?!“ Ihre Stimme übertönte den Nachhall der Explosion. Eine Wolke Rauch und staub trieb aus der offenstehenden Tür des Geschäfts- und Lagerraumes. Filias Augen tränten und sie musste husten, während sie die Treppe hinab eilte. Aus dem Lagerraum erklang ebenfalls mehrstimmiges Husten und Keuchen.
Als Filia an der Türe ankam und sie in den Raum stolperte, bot sich ihr ein entsetzliches Bild. Grabos lag K.O. am Boden, an den Wänden saßen, kauerten und lehnten ein gutes Dutzend maskierte Gesellen in dunklen Umhängen. Einer der Einbrecher zeichnete sich durch besondere Beleibtheit aus. Sie alle waren umgeben von unzähligen bunten Scherben. Kaum ein Gefäß stand noch an seinem Platz, lediglich die Neuerwerbungen, die ganz hinten im Regal aufgestellt worden waren, hatten die Kerle verschont.
Ende des 1. Teils
..........................
Ich würde mich über Kommentare sehr freuen!