Fanfic: Drachenreiter
und Keil sahen stumm zu. Als sie nichts fand, was ihr Sorge bereiten könnte, öffnete sie den Mund. Doch sie hielt inne, als sie einen Jungen sah, der mit Hammer und Säge vorbeilief. Sie seufzte und ging los. Die drei anderen folgten ihr.
Als sie im schützenden Wald waren, fragte Berlot nun endlich:
"Also wohin genau gehen wir? Das hier ist jetzt sicherlich nicht unsere Abreise, oder etwa doch? Wenn ich deine letzten Worte und die Geschäftigkeit im Dorf richtig verstanden habe, werden wir jetzt zu einem weiteren Dorfbewohner aufbrechen, für den dieses Fest veranstaltet wird, nicht wahr?"
"Ja Berlot," , erwiderte Keil, "Unser Köhler hat morgen Geburtstag. Er ist ein netter Mensch und hat dieses Fest wirklich verdient. Schade ist nur, dass wir aufbrechen werden bevor wir Zeit zum mitfeiern hatten."
"Meine Mutter und Leinas Mutter und einige andere werden ein Festmahl vorbereiten, dass sogar dem König die Sprache verschlagen würde." ,bemerkte Cody.
Berlot seufzte. In Gedanken versunken ging er weiter. Plötzlich blieb er stehen. Er drehte sich zu Leina um.
"Habe ich dir eigentlich schon dein Ei gegeben?"
Sie verneinte. Mit einem gemurmelten Fluch hievte er seinen Rucksack vom Rücken. Er fingerte ein wenig an dem Verschluss und nahm endlich das lilafarbene Ei von Leina heraus. Diese packte es und ließ es in ihren Rucksack gleiten. Cody schüttelte demonstrativ den Kopf und Keil konnte sich das Lachen kaum noch verkneifen. Leina warf ihren Kopf in den Nacken und ging weiter. Grinsend folgten Cody und Keil. Berlot machte den Schluss. Sie wanderten etwa eine halbe Stunde als Keil etwas auffiel.
'Wir gehen gar nicht den Weg zu Gotz Hütte! Wohin will Leina nur? Ob sie...?'
Er sah zu Cody, doch der schien noch nichts bemerkt zu haben. Pfeifend folgte er Leina ohne auf den Weg zu achten. Keil beschleunigte seine Schritte und holte zu ihr auf.
"Wohin willst du gehen? So kommen wir nicht zu Gotz!"
"Ja ich weiß."
"Und was hast du jetzt vor?"
"Wirst du schon noch sehen."
Wütend verschränkte er die Arme. Er hasste Leina in Momenten wie diesen geradezu. 'Sie ist wirklich sowas von stur! Wo will sie bitteschön hin? Etwa schon ins nächste Dorf? Das dauert doch viel zu lange!'
Schlieslich zuckte er mit den Schultern.
'Sie wird schon wissen was sie tut.'
Schweigend folgte er ihr. Die anderen, die diesen Worwechsel mitangehört hatten, machten sich ihre Gedanken.
Sie marschierten noch etwa zwanzig Minuten als Leina auf einen Weg deutete. Keil sah ihn sich an, konnte aber nichts damit anfangen. Auch Cody zuckte bloß mit den Schultern. Und Berlot hatte sowieso keine Ahnung. Als sie diesem Weg folgten entdeckten sie nach kurzer Zeit eine Hütte. Keil verstand immer noch nicht, doch Cody blieb überrascht stehen.
"Was willst du denn bei der Alten?"
"Na was wohl..."
Leine rollte mit den Augen, Cody verschränkte die Arme und Keil konnte Berlots fragenden Blick nur mit einem Schulterzucken beantworten. Schweigend und (wie in Codys Fall) beldeidigt folgten sie Leina zum Haus der alten Frau. (Ums hier mal kurz zu erklären: Die alte Frau ist in Wirklichkeit eine Hexe, die früher im Dorf gewohnt hatte um Keil zu überwachen und Berlots Ankunft abzuwarten. Sie wird im Laufe der Geschichte noch einige wichtige Rollen spielen obwohl sie nur indirekt vorkommt.)
Sie klopfte an die morsche Holztür, winkte die anderen näher heran und versuchte glücklich zu lächeln. Einige Sekunden später öffnete eine Frau mit schlohweißem Haar die Tür. Sie ging gebückt und in ihrem Gesicht waren so viele Falten, dass Keil ungewollt an die Rinde eines Baumes denken musste, nur ihre Augen strahlten noch Jugend und Leichtsinn aus.
"Ahh... Leina, schön dich zu sehen..."
"Guten Tag, Granny! Dürfen wir reinkommen?"
Sie deutete auf die anderen. ´Granny's Blick huschte lurz über ihre Gesichter. Bei Berlot verweilte sie etwas länger, als bei den anderen. Ohne den Blick von ihm zu lösen, winkte sie sie herein. Im Haus roch es muffig, so als wäre seit Jahren nicht mehr gelüftet worden. In einer kleinen Küche deutete Granny auf einige Stühle, die auch recht verwahrlost aussahen. Sie ging zum Küchenschrank, nahm einen Teekessel heraus und sah fragend in die Runde. Keil und Cody hoben abwehrend die Hände, aber Leina und Berlot nickten ihr zu. Sie werkte einige Sekunden lang mit dem Kessel herum, dann reichte sie ihn Leina. Diese sprang sofort auf und füllte ihn bis oben hin mit Wasser aus der Zisterne vor Grannys Haus. Den gefüllten Kessel setzte diese auf den Kamin. Einen Topf mit Teeblättern und einige Tassen kamen auf den Tisch. Zu Keil und Cody gewandt meinte sie:
"Wenn ihr doch noch was wollt: Nehmt euch nur, es ist genug da."
Höflich nickten sie. Leina grinste sie an. Einige Minuten im Schweigen vergingen, bis der Kessel pfiff. Vor ihren dampfenden Tassen sitzend (Keil und Cody ebenfalls) mussten sie Grannys neugierige Blicke über sich ergehen lassen. Sehr interessiert schien sie an Berlot. Und ganz anders als Keil vermutet hatte, war der alte Mann nicht einmal sonderlich überrascht darüber. Er schien seinerseits auch ein reges Interresse an ihr zu zeigen. Leina räusperte sich und zog damit die Blicke der Anwesenden auf sich.
"Granny... Du willst bestimmt-"
"Nein, Leina, ich will nicht wissen warum ihr hier seid. Ich weiß es."
Sie starrte Berlot an. Lächelnd murmelte sie:
"Endlich erfüllst du deinen Auftrag..."