Kalter Regen

One-Shot

Ein Morgen wie jeder andere. Aber ihr Gefühl sagt ihr, dass sich heute etwas ändern wird. Vielleicht etwas Positives, aber vielleicht auch etwas Negatives. Nachdenklich öffnet sie die Haustür und macht einen Schritt nach draußen. Sofort scheint ihr die Sonne ins Gesicht, die weit oben im Himmel steht. Die Ferien sind wunderschön, geht es ihr durch den Kopf, während sie die Straße entlang spaziert. Plötzlich bleibt sie stehen. Nun steht sie vor einem Haus. Nein, vor seinem Haus. Schlagartig wird sie nervös. Ihre Hände zittern schon einwenig und sie fürchtet, dass ihr Herz jeden Augenblick herausspringen wird. Dann sieht sie in Gedanken sein Gesicht und ihr Herz schlägt noch schneller. Was ist denn bloß mit ihr los? Sie hat versucht, ihn und den Schmerz zu vergessen. Sie hat gehofft, dass die Ferien ihr helfen würden, ihn ein für alle Mal aus ihrem Herz zu verbannen. Ihre Gefühle für ihn sind zu stark und ihr ist bewusst, dass sie nichts dagegen tun kann. Plötzlich fällt ihr das Mädchen in den Sinn. Sie hasst das Mädchen, dass sich neulich ständig in seinem Haus befindet und ihn anlächelt. Das Schreckliche ist jedoch, dass er ihr Lächeln erwidert und sie immer mit seinem warmen Blick anschaut. Dieser Blick ist der Grund für ihre Gefühle. Sie liebt sein Lächeln – und ihn – über alles. Doch es ist zu spät, weil er sein Lächeln bereits diesem Mädchen geschenkt hat. Sie verspürt das Bedürfnis sich umzudrehen und wegzulaufen. Doch eine Stimme hält sie auf.
„Yuri, wie schön dich zu sehen! Was machst du denn hier vor meinem Haus?“
Nein! Warum muss sie ihm über den Weg laufen? Warum ist sie nicht früher weggegangen? Zögernd spricht sie ihn an.
„Hallo Sho. Ähm… ich bin hier nur zufällig vorbeigelaufen und äh…“
„Achso… Yuri, ich wollte dich fragen, ob du…“
Plötzlich hört sie eine Mädchenstimme seinen Namen rufen.
„Sho! Warum bist du auf einmal rausgelaufen?“
Yuri ballt ihre Hände zu Fäusten. Sho dreht sich um und lächelt das Mädchen an.
„Ich wollte kurz frische Luft holen.“
Sie kann es nicht ertragen, die beiden zu sehen. Sie fühlt sich unwohl in ihrer Gegenwart.
„Ach Yuri, darf ich vorstellen: meine Cousine. Sie heißt Akiko und wohnt zur Zeit bei mir.“
Yuri erstarrt. Was hat er da gesagt? Seine Cousine? Sie kann es einfach nicht glauben. Trotz ihrer Überraschung fühlt sie sich überglücklich. Ihr Körper entspannt sich und sie will am liebsten in die Luft springen.
„Deine Cousine? Äh… Hallo, ich heiße Yuri.“
Yuri versucht so nett wie möglich zu klingen.
„Hallo, Yuri! Du bist doch die Mitschülerin von Sho, oder? Er erzählt mir immer von dir.“
Was?! Sho spricht über sie? Das war alles zu viel für Yuri. Sho wird einwenig rot.
„Nun ja… Ich weiß, es ist so plötzlich. Aber möchtest du mit mir einbisschen spazieren gehen? Heute ist so schönes Wetter und…“
Yuri traut ihren Ohren nicht. Er will mit ihr spazieren gehen!
„Sho! Hast du mich etwa schon vergessen?!“
Akiko wird sauer und zeigt ihren Schmollmund. Doch dann lächelt sie plötzlich.
„War nur Spaß! Ich hoffe ihr zwei werdet euch amüsieren!“
Sie zwinkert ihrem Cousin zu und grinst. Dann läuft sie wieder in das Haus hinein.
„Akiko benimmt sich wie ein Kind! Äh… Hast du heute nun Zeit?“
„Ja, klar hab ich Zeit. Ich muss mich nur noch mal kurz umziehen. Kannst du einen Augenblick warten? Es geht ganz schnell.“
Shos Gesicht strahlt.
„Ja, natürlich. Lass dir Zeit, ich warte hier auf dich.“
„Okay, bis später. Tschüß!“
Yuna versucht ihre Freude nicht zu sehr zu zeigen und dreht sich um. Sie geht die Straße entlang und biegt ab. Dann springt sie in die Luft und unterdrückt einen Schrei. Sie kann es wirklich kaum fassen. Doch jetzt muss sie sich beeilen. Sie beginnt zu laufen und ist bald zu Hause angekommen. Einpaar Meter vor ihr ist eine Straße und dahinter steht ihr Haus. Schneller, geht es ihr durch den Kopf. Sie läuft noch schneller. Kurz blickt sie nach links und nach rechts. Kein Auto auf der Straße. Die Ampel ist rot. Egal, denkt sie und läuft auf die Straße. Ihre Gedanken waren bei Sho. Sie fühlt sich wie in einem wunderschönen Traum… Plötzlich wird sie von einem Geräusch gewaltsam aus ihrem Traum gerissen. Zu spät merkt sie, dass ein Auto auf sie zufährt. Es geht alles zu schnell. Das letzte was sie noch sieht, ist die Sonne am Himmel und dann fällt sie zu Boden. Sie hört Geräusche und hat Schmerzen am ganzen Körper. Ihre Kraft lässt nach und plötzlich sieht sie wieder Sho in ihren Gedanken. Er wartet bestimmt auf sie. Doch leider wird sie ihn nie wieder sehen. Sie spürt wie die Wärme sie verlässt und die Kälte die Oberhand gewinnt. Es tropft etwas auf ihr Gesicht und dann auf ihren gesamten Körper. Regen. Kalter Regen. Die Sonne ist verschwunden. Trotz der Kälte lächelt sie. Ich liebe dich, Sho. Nach diesem Gedanken fällt sie in einen unendlichen Schlaf. Der Regen wird stärker und stärker…

-- ENDE --
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