Eine warme Sommernacht
weg!“ schrie. Er wollte sehen, was da war.
Diese Gelegenheit bekam er jedoch nicht, denn im nächsten Moment hörte er ein lautes Knurren, gefolgt von einem grellen, heißen Schmerz in seinem Bein. Etwas hatte sich darin festgebissen und verursachte ihm höllische Schmerzen. Er spürte, wie sich etwas spitzes immer tiefer in sein Fleisch grub. Remus wand sich und schrie aus vollem Halse.
Nach mehrmaligem Schütteln gelang es ihm, sich aufzurichten – und sah mit Entsetzen einen großen, wild aussehenden Wolf vor sich stehen, dessen Schulterhöhe mindestens eineinhalb Meter betrug. Schaumiger Speichel kam zwischen seinen gefletschten Zähnen hervor, synchron dazu ein tiefes, Furcht einflößendes Knurren.
„B-braves… Hundi“, hauchte Remus verzweifelt. Die tiefe Fleischwunde in seinem Bein tat mit einem Mal nicht mehr Weh.
Er wollte nicht sterben, er wollte nicht, dass der Wolf in tot biss! Er wollte doch einfach nur nach Hause, zu seiner Mama, zu seinem Papa und seinem Opa!
Mit einer gewaltigen Kraft stieß sich das große Tier vom Boden ab und landete mit seinen Vorderpfoten auf Remus’ immer noch vom Aufprall schmerzender Brust. Die scharfen langen krallen Gruben sich in seinen Brustkorb, und er wurde hart gegen einen Baumstamm geworfen, mit dem Kopf zuerst. Er stöhnte gequält auf. Sein kleiner Körper wurde hin und her geschleudert.
Sterne tanzten vor seinen Augen, begleitet von heftiger Übelkeit. Das letzte was er sah, bevor ihn eine gnädige Ohnmacht umfing, war die Schnauze des laut bellenden Wolfes, der mit seinem Maul und den vielen, spitzen Zähnen immer näher auf sein Gesicht zukam.
.o.O.o.
„Mach dir keine Sorgen, Liebling“, versuchte John seine Rebecca nun zum wiederholten Male zu beruhigen. „Er sitzt bestimmt ruhig auf einem Baumstumpf und betrachtet völlig gedankenverloren den schönen Sternenhimmel.“
Seine Frau schluchzte an seiner Schulter.
„Meinst du?“
Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel weg.
„Ganz bestimmt“, versuchte er seine Frau, aber auch sich selbst, zu beruhigen. „Du wirst sehen, gleich sind wir da. Und der Wald ist nun wirklich nicht allzu groß…“
Rebecca nickte und schniefte einige Male.
„Wir halten trotzdem unsere Zauberstäbe bereit, John“, wisperte ihm sein alter Freund Rupert ins Ohr. „Sicher ist sicher.“
Zusammen traten sie in den Wald hinein, der direkt an eine Straße grenzte. Die Tatsache, dass er seinem Sohn nicht zutraute, sich zu verlaufen, beruhigte ihn keineswegs. Man las ja genug in Zeitungen, von irgendwelchen verrückten Kinderschändern, Massenmördern oder armen Irren. Vielleicht steckte auch dieser unheimliche Kerl namens Voldemort dahinter, von dem man immer wieder in den Nachrichten hörte.
Im Wald war es friedlich still, hier und da hörte man eine Grille leise zirpen. Der Mond spendete ihnen genügend Licht, um zu erkennen, wo sie hinliefen.
„Vivienne, glaubst du, ihm ist etwas passiert?“, schniefte Rebecca nun in die Richtung ihrer besten Freundin, die sie zur Beruhigung hatte begleiten wollen.
„Nein, es ist bestimmt nichts Schlimmes passiert, Süße, beruhige dich“, antwortete diese tröstend, klang aber ein wenig unsicher. „Vielleicht hat er sich einfach nur den Fuß verstaucht.“
Sie erreichten die Lieblingsstelle ihres Sohnes, einen großen, umgestürzten Baumstamm, der hier schon seit Jahren vermoderte. Einige Meter davon entfernt lag ein großer, kräftiger Ast. John nahm ihn in die Hand.
,Damit hat er gespielt’, dachte er. Er war sich ganz sicher, er brachte immer wieder Stöcke und solche langen Äste nach Hause, ganz zum Leidweisen seiner Frau. ,Er spielt doch immer so gerne Qudditch mit seinen Freunden…’
Ein aufgeregter Ruf ließ ihn alarmiert zusammenzucken.
„John, hier liegt jemand, komm mal her, ich – Oh, bei Merlin! John, schnell, beeil dich! Um Himmels Willen, komm her!!“ Ruperts Stimme war zum Ende hin schrill geworden und überschlug sich regelrecht.
John ließ den Ast fallen, zog seine Frau, die sich schwach gegen seine Schulter gelehnt hatte, mit sich und eilte so schnell er konnte, in die Richtung, aus der Ruperts Stimme kam.
„Rebecca, John, ich…“, flüsterte Rupert heiser, als die zwei neben ihm zum Halten kamen.
Doch er musste nichts mehr sagen, Rebecca und John Lupin konnten es mit eigenen Augen sehen.
Remus lag in einer ungemütlichen Position an einen Baumstamm gelehnt. Seine Augen waren fest geschlossen, sein Gesicht friedlich. Es sah beinahe so aus, als schliefe er.
Seine Frau schrie auf und begann, hysterisch zu schluchzen. John selbst befand sich in einem seltsamen Zustand der Gleichgültigkeit, als er das zerfleischte, blutende Bein seines Sohnes erblickte, sein zerrissenes Hemd, das die tiefen Kratzer auf seiner kleinen Brust nicht zu verstecken vermochte. Auch in seinem Gesicht war eine unschöne Wunde zu erkennen, die offenbar von drei Krallen herrührte.
„Er muss sofort ins St. Mungo“, sagte Rupert ruhig.
John nickte nur, während er wie in Trance bemerkte, wie seine Frau neben ihm zusammenbrach.
„Schaffst du das, John?“
Er nickte wieder, beugte sich über seinen kleinen Jungen und hielt ihn fest im Arm. Er schaffte es seltsamerweise tatsächlich, sich genügend zu konzentrieren, um mit seinem Jungen sicher zu apparieren. Er sah noch, wie Rupert seiner hemmungslos schluchzenden Frau auf die Beine half, sowie Vivienne, die kreidebleich war, ehe er sich mit dem leblosen Remus in Luft auflöste.
Ende