wieder mehr als unser Lehrer.
In der Klasse fliegt die letzte Mücke herum, die die Winterkälte noch nicht dahingerafft hat. Wenn sie Glück hat, zieht irgendjemand aus der Klasse eine Schublade auf, wo noch ein Brötchen vor sich hingammelt. Guten Appetit, kleine Summi!

Ich, Gisela, verbringe meine Zeit damit, auf die Uhr des PC’s zu schauen. Wenn man darauf wartet, dass der Unterricht endet ist eine Minute eine Ewigkeit!
Im Hinterkopf höre ich Herr E’s apathisches Gelaber und denke noch einmal darüber nach, warum ich hier überhaupt sitze.
Ich wollte die Fachhochschulreife. Soviel war mir schon immer klar. Von Anfang an haben meine Eltern mir gesagt, dass ich in meinem späteren Berufsleben einen Vorteil daraus ziehen kann und auf jeden Fall werde!
Als Schüler sieht man das aber immer anders. Man denkt an die Stunden die man im Raum sitzt und wie man sie hätte effektiver verwenden können.
Mein Blick wandert gelangweilt zu Herr E.
Er wirkt gestresst und ihn kotzt es furchtbar an dass niemand mehr zuhört, während er sich da vorne einen abrackert und den Mund fusslig redet.
Keiner hört mehr zu. Keiner folgt dem Unterricht. Viele spielen im Internet das er vergessen hat zu sperren.
Ich sehe die Schweißtropfen an seinem Gesicht und der fast schon traurige Ausdruck, dass niemand seine Anstrengungen zu würdigen weiß. Die letzte ÜFA Stunde haben ihn einige Schüler sogar angeschnauzt, weil er seinen Unterricht nicht gut führe.

Und plötzlich tut es mir leid.

Herr E tut mir Leid!
Ausgerechnet mir! Der Person die wohl am meisten Ich-bezogen ist! Und warum?
Weil er eigentlich kein schlechter Kerl ist. Er versucht den Stoff an uns Schüler zu bringen, das innerhalb von einem popligen Schuljahr und noch dazu mit einem Microsoft Programm, dass so verworren wie ein Labyrinth ist!
Das Resultat davon ist, dass einige Schüler wie ein Tropfen in der Kurve in ihren Stühlen hängen, mit einer Nullbock Einstellung wie man sie kein zweites Mal auf der Welt findet!
Ich muss an die anderen Lehrer des heutigen Tages denken. Vor allem an den Referendar, der frisch von der Uni so einen derben Schlag gegen seine Träume bekommt und wie ein Steak, in eine Meute voll unmotivierte Schüler geworfen wurde. Plötzlich tut auch er mir Leid.
Plötzlich tun mir alle Lehrer Leid! Sogar Frau A die wohl am allerwenigstens etwas dafür kann, dass ich mit der selben Nullbock Einstellung wie meine Klassenkameraden in die Schule gehe und deswegen aus eigener Schuld nicht mitkomme! Als Schüler ist es immer leicht, die Schuld für sein eigenes Versagen in den Lehrern zu finden. Wenn ich so zurückdenke fällt mir ein, dass ich wohl wirklich mehr als eine halbe Stunde am Tag für Mathe hätte lernen müssen! Doch wenn man gleich bei der ersten Aufgabe die man nicht versteht das Handtuch wirft, ist es nicht verwunderlich das die Arbeit ein Reinfall war.
Und plötzlich tue ich mir Leid!
Nicht weil ich ein Typ bin, der es verdient hat, sondern weil ich mich zu oft in Selbstmitleid suhle! Weil ich kurz vor Ende des Schuljahres stehe und diese Erkenntnis erst jetzt habe!
Selbstverständlich ist es hart, jeden morgen so früh aufzustehen, obwohl man seine dicken Fettpolstern lieber auf die andere Seite wenden möchte. Doch ist es auch in der heutigen Zeit nicht so, dass lernen ein Privileg ist, dass nicht jedem gegönnt ist?
Klar ist es nervig im Bus neben Rodd und Todd zu sitzen, aber ist doch immer noch besser als meilenweit bis zur Schule zu laufen, wie es meine Eltern, meine Großeltern, wie es manche Kinder heute noch tun!
Klar haben wir an unserer Schule einen popligen Nebenraum, den sie uns für genial verkaufen wollen, weil man darin seine tollen Ordner abstellen kann, doch ist es nicht wenigstens etwas?
Natürlich… Einige Lehrer kommen mir komisch vor, manche sogar suspekt. Doch sind Lehrer nicht auch nur Menschen?
Genau wie du und ich?
Genau wie ich, die manchmal lieber Fernsehen schaut, als die Deutschhausaufgaben für die nächste Stunde zu machen?
Dürfen Lehrer nicht auch mal ihren faulen Tag haben, so wie ich?
Dürfen Lehrer nicht auch einmal die Klassenarbeit zu spät abgeben, weil sie Zeit mir ihrer Familie verbringen wollen, so wie ich?
Lehrer haben bestimmt auch Freunde! Bestimmt nicht so viele wie ich, aber Freundschaften müssen auch gepflegt werden. Dürfen sie keine Zeit mit Freunden verbringen… so wie ich?

Es klingelt.
Ich packe gedankenverloren meine Sachen. Ziemlich langsam um es mit Verlaub zu erwähnen. Die meisten meiner Mitschüler haben schon einpaar Minuten früher eingepackt, um ihren Bus nicht zu verpassen. Eigentlich gehöre ich auch zu dieser Sorte. Doch heute ist es mir egal.
Heute habe ich verstanden warum ich das hier alles durchmache!
Heute habe ich verstanden warum ich mich für die Fachhochschulreife entschieden habe!
Aus dem wohl einfachsten Grund den es wohl gibt…
Einzig und allein für mich! Denn Menschen sind Egoisten, genau so wie meine Lehrer und meine Mitschüler und wenn ich die Fachhochschulreife mache, nur weil ich für meine Zukunft sorge… bitte schön, dann bin ich eben auch ein Egoist!
Aber wenigstens sollte ich nicht die Schuld bei den anderen suchen, weil ich diesen Weg gewählt habe.
Es ist alles meine Schuld!
Es ist meine Verantwortung!
Aber vor allen Dingen ist es mein Leben!

Und plötzlich ergibt sogar der alberne Spruch meiner Mutter einen Sinn.


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Ich habe lange überlegt ob ich diese FF veröffentlichen soll. Mein Bruder findet sie gut, ich glaube sie ist an einigen Stellen verwirrend, vor allem weil der Wendepunkt zu plötzlich kommt. Es ist ein kleiner Eintagsgedanke von mir gewesen, der mich dazu verleitet hat diese Geschichte zu schreiben und weil ich auch einmal etwas neues probieren wollte.
Ob es gut angekommen ist, weiß ich nicht. Ich weiß ja nicht einmal ob das hier das richtige Genre dazu ist! XD
Ich hoffe das wenigstens jemand die FF ließt und versteht was ich meine.
Wer Gisela ist? Na wer wohl? ;-)