Der Junge der aus der Tiefe seines Herzens "Liebe" rief
aber enttäuscht ihn loslassen zu müssen. Warum hatte er das gesagt? Er klang so liebevoll. Seine Stimme war so sanft an ihr Ohr gedrungen, als hätte er Angst dass sie zerbach sobald er zu laut mit ihr sprach. Warum hatte sie plötzlich dieses Gefühl in sich. Warum war Ryou so unglaublich zärtlich zu ihr? Er hatte sie noch nie in den Arm genommen, wenn sie sich recht erinnerte, und nun erfüllte es sie mit einer unglaublichen Sehnsucht nach ihm.
Ryou und Asuka überquerten die kleine Brücke die über den Fluss führte und gesellten sich wieder zu den anderen. Etwas kaltes legte sich plötzlich auf die Haut der Wanderer, es war feucht und fühlte sich unbehaglich an. Junko sah zum Himmel hinauf. Kleine weiße Flöckchen kamen vom Himmel herunter und schmolzen sobald sie auf den Boden aufkamen.
"Schnee?", fragte sie ungläubig.
"Oder was davon übrig ist", entgegnete Manjoume, "Der hält sich nicht auf dem Boden!"
"Also, wir sollten zu sehen, dass wir weiter kommen sonst ist es dunkel wenn wir oben sind!", meinte Fubuki ruhig und wollte die Truppe dazu bewegen weiter zu gehen. Momoe und Manjoume standen also wieder von ihren Sitzplätzen auf und machten sich beharrlich auf den Weg. Auch Asuka und Ryou waren im Begriff mitzugehen, Junko blieb stehen.
"Was ist denn los?", wollte Asuka wissen.
"Ach wisst ihr ich hab einfach keine Lust im Regen oder Schnee da hoch. Mir ist kalt und das verdirbt mir einfach die Laune. Geht ruhig ohne mich, ich wäre nur ein Hindernis und würde eure gute Laune verderben!", antwortete Junko kleinlaut.
Sie war wirklich nicht begeistert von Regen oder Schnee. Jedes Mal wenn sie durch den Regen gehen musste bekam sie sehr schlechte Laune und konnte unausstehlich werden. Die anderen konnten ihr Verhalten schon nachvollziehen, aber sie waren immerhin in einem fremden Land und man konnte sich schnell verlaufen.
Fubuki nickte: "Aber allein kannst du nicht zurück gehen. Jemand muss dich zurück bringen!" Manjoume nickte entschlossen und beschloss kurzerhand Junko zu begleiten.
"Man hat doch gesehen, dass man sie keinen Moment aus den Augen lassen kann!", meinte er, aber lächelte dabei. Er ergriff sofort ihre Hand und verabschiedete sich vom Rest: "Viel Spaß euch noch!"
Fubuki grinste den beiden hinterher. Natürlich war Manjoume sofort bereit Junko zu helfen. Er war in exakt der selben Situation wie Ryou, allerdings hatte er weniger Angst ihr seine Zuneigung zu zeigen. Also setzte der Rest der Gruppe den Weg zur Spitze des Berges fort. Sie passierten eine Lichtung die aussah als sei sie durch Menschenhand entstanden, doch die Schilder am Rande versicherten, dass die Lichtung nicht künstlich entstanden war. Zur linken hatten sie die Felswand und zur rechten standen ein paar Meter weiter dichte junge Kriefernbäume. Letztendlich verdichtete sich der Wald wieder und sie mussten einen weiteren kleinen Ausläufer des Flusses passieren. Der Weg wurde zunehmend steiler und steiniger. An manchen Stellen war es nur schwer sich fortzubewegen, doch die Bewegung half entgültig warm zu werden. Asuka verstaute die blaue flauschige Decke wieder in Ryou's Rucksack. Der Schneeregen wollte ebenfalls nicht aufhören, er war schwach und von daher nicht weiter zu beachten. Momoe und Fubuki neckten einander beinahe die ganze Zeit. Asuka hatte ihre Liebe Not damit ihre Freundin wieder zu beruhigen und Ryou bemühte sich Fubuki abzulenken.
Nach etwa zwanzig Minuten in denen sie beharrlich immer weiter dem Gipfel entgegen gingen machten sie eine kleine Pause. Die Wasserflaschen und ein Pausenbrot wurden aus den Rucksäcken geholt und dann zur Stärkung verzehrt.
"Ich hoffe Manjoume-kun und Junko verlaufen sich nicht!", meinte Momoe plötzlich.
"Ach wieso sollten sie sich denn verlaufen?", fragte Fubuki um das Mädchen zu beruhigen.
Momoe fasste dies nicht als Beruhigung sondern einfach nur als dreisten Wiederspruch auf und antwortete aufgebracht: "Wir alle wissen doch was für ein Trottel Manjoume-kun ist! Du machst dir wohl keine Sorgen um unsere Freunde!?"
"Jetzt beruhig dich mal wieder Momoe", bat Asuka und versuchte die Situation noch irgendwie zu retten. Auch Ryou versuchte Fubuki davon abzuhalten noch etwas zu sagen. Streit mitten im Wald, den einheimische Wanderer durchquerten, machte nicht gerade einen guten Eindruck. Fubuki war dieses Mal wirklich verärgert, denn er hatte nicht beabsichtigt Momoe in irgendeiner Weise zu beleidigen, zu ärgern oder Ähnliches: "Was heißt hier ich mache mir keine Sorgen, hätte ich sonst darauf bestanden, dass Junko-chan von jemandem begleitet wird. Manchmal geht mir deine Zickigkeit auf die Nerven Momoe! Verstehst du eigentlich grundsätzlich alles was ich sage falsch!?"
Mit einer solchen Anfuhr hatte keiner gereicht. Es schien ihn tiefer getroffen zu haben als sie erwartet hatten. Fubuki nahm seinen Rucksack wieder auf den Rücken und wandte sich dem plötzlich sehr steil werdenden Weg zu. Natürlich war er sehr wütend geworden, sowas musste er sich doch nicht bieten lassen. Irgendwann ging auch seine Geduld mal zu Ende. Asuka warf Ryou einen unsicheren Blick zu, er nickte stumm und ging Fubuki nach. Momoe ging als letzte. Im Moment wollte sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Fubuki bringen. Sie fühlte sich ebenfalls ungerecht behandelt und sprach nun kein Wort mehr. Die Stimmung lag von einer Minute zur anderen auf dem Tiefpunkt.
Es war schwer den folgenden Weg heil zu überstehen. Die kleinen Flocken wurden langsam etwas größer, schmolzen jedoch immer noch wenn sie den Boden berührten. Asuka hatte Mühe die größeren Steine herauf zu kommen. Ryou half ihr zuvorkommend und bot ihr jedesmal seine Hand an. Momoe schnaufte Mittlerweile auch, aber sie war zu stolz um sich von jemandem helfen zu lassen. Ihre Arme waren schwer und fühlten sich taub an, auch ihre Beine schmerzten schon vom ständigen Erklimmen höherer Steine. Momoe war etwas weiter zurück geblieben, gab aber keinen Laut von sich, denn jetzt Schwäche vor Fubuki oder ihrer Freundin zu zeigen wäre nicht zu ertragen.
Ryou zog Asuka einen weiteren Stein herauf und sah nach oben zu Fubuki, der schon einige Meter weiter oben ist. Asuka seufzte: "Vielleicht sollte ich mit ihm reden, was meinst du?"
"Ja. Momoe ist schon so weit zurück geblieben!", antwortete Ryou und rief Fubuki zu, "Warte mal, wir kommen kaum hinterher! Die Mädchen brauchen Hilfe!"
Fubuki wandte sich um. Asuka und Ryou waren nur noch klein zu erkennen, Momoe konnte er nicht mehr erkennen. Er setzte sich also auf einen Steinvorsprung und wartete ab. Natürlich wusste er das Ryou's Anspielung eigentlich bedeuten sollte dass er lieber Momoe zu Hilfe kommen sollte, aber sie ließ sich nicht mehr von ihm helfen und das akzeptierte Fubuki. Asuka verärgerte diese störrische Reaktion von ihrem Bruder und wollte wieder nach unten gehen um Momoe zu helfen. Momoe sah verärgert in Asuka's Gesicht. Das Gesicht war vor Anstrengung errötet und machte sich alle Mühe nicht zu zeigen das sie eigentlich ziemlich entkräftet war.
"Lass mal, ich schaffe's auch allein!", presste sie aus ihren Mund hervor.
"Quatsch, jetzt stell dich nicht so an!", bat Asuka und kam ihr ein paar Steine entgegen.
Momoe gab Asuka ein warnendes Zeichen sie solle ja nicht näher kommen, immerhin hatte sie noch einen Funken Stolz und wollte auf keinen Fall vor Fubuki lächerlich gemacht werden. Leider war die folgende Bewegung sehr unvorsichtig ausgeführt, sie verlor das Gleichgewicht, rutschte mit dem rechten Fuß ab und konnte sich nicht mehr fest halten. Ein erschrockener Aufschrei drang in die Ohren der anderen, sie konnten nur noch zusehen wie Momoe ein paar Meter nach unten stürzte. Vor Schreck erstarrt brachte Asuka es eine Weile nicht fertig sich zu bewegen um nach unten zu ihrer Freundin zu eilen. Stattdessen konnte Asuka noch erkennen wie Fubuki sie überholte. Er hatte nicht weiter gezogen und sprintete regelrecht das Ende des Weges wieder nach unten. Schnell bekam er Momoe zu Gesicht die auf dem Boden lag und kontrollierte ob irgendwas nicht stimmte. "Dieses unvorsichtige dumme Mädchen!", fluchte er in seinem Kopf und stoppte neben ihr. Sie gab verärgerte Laute von Trotz und leichter Verzweiflung von sich, denn ihr Knie schmerzte fürchterlich und es wollte einfach nicht abklingen. Fubuki sah Momoe bohrend an.
"Warum hast du dir nicht helfen lassen?", fragte er und half ihr auf die Beine.
Momoe jammerte nur kläglich und stüzte sich hart an ihrem Helfer ab. Fubuki sah sie prüfend an.
"Kannst du nicht mehr auftreten?", fragte er leise und versuchte Blickkontakt mit ihr aufzunehmen. Momoe antwortete allerdings nicht. Sie blickte störrisch zu Boden, ließ Fubuki aber nicht los, denn er hatte sie sanft im Arm. Sie wusste ganz genau jeder Vorwurf von ihm war die Wahrheit. Es war ihre eigene Schuld keine Hilfe von Asuka und Ryou angenommen zu haben. Es war aber Fubuki's Hilfe die sie gewollt hatte aber am Ende doch nur wiederwillig angenommen hätte. Sie verstand es selbst nicht genau, auf der einen Seite mochte sie Fubuki doch so gern aber auf der anderen Seite hatte sie Angst er könne etwas zu viel von ihrer Zuneigung mitbekommen und tat lieber so als sei er ihr egal. Oder lästig. Langsam konnte sich auch Asuka wieder rühren und kam ganz langsam und vorsichtig wieder den Weg hinunter. Asuka's Bruder setzte Momoe auf einen der hervorstehenden Steine. Ihr Knie war aufgeschlagen und blutete stärker als erwartet, das musste schon schmerzhaft genug für sie sein. Als er ihren Fuß leicht berührte entloh dem Mädchen ein kleiner jammernder Laut.
"Tja, verstaucht meine Liebe!", sagte er ruhig und klang dabei weder wütend, genervt oder vorwurfsvoll.
"Tut mir leid. Ich muss wohl wieder zurück...", meinte sie.
Fubuki nickte, verkniff sich einen neckenden Kommentar und sah nach oben zu Asuka und Ryou: "Es sieht so aus als müsstet ihr allein nach oben! Viel Glück, Ryou! Das schaffst du schon!"
Ryou sah