Der Junge der aus der Tiefe seines Herzens "Liebe" rief
seinen besten Freund etwas geschockt an. Sollte er nun allein mit Asuka diesen Berg hinauf steigen? Unter normalen Umständen wäre es ja kein Problem gewesen, allerdings benahm er sich schon so nicht wie sonst. Asuka bemerkte sicher etwas und das wollte er doch eigentlich vermeiden. Für Fubuki galt es aber jetzt Momoe wieder an einen sicheren Ort zu bringen, das musste er einsehen und nickte schließlich:
"Mach dir keine Sorgen, wir kommen schon noch an!"
"Also dann, viel Spaß euch beiden!", rief Fubuki seiner Schwester und Ryou zu, zwinkerte vor allem seinem besten Freund zu und beobachtete wie die beiden wieder nach oben gingen.
"Aber das geht doch nicht, Tenjouin-kun! Du hast dich doch bestimmt auch schon auf die tolle Aussicht gefreut!", meinte Momoe etwas geknickt und versuchte vergebens allein zu laufen, "Und du? Willst du allein zurück zur Herberge laufen? Das schaffst du doch gar nicht!"
Das Mädchen blickte stur zu Boden. Ihr gefiel es überhaupt nicht, aber es stimmte, es war unmöglich für sie alleine den Weg zurückzulegen.
"Außerdem hätte ich die Aussicht ohne dich sowieso nicht genießen können, Momoe-chan!", meinte er und sah ihr tief in die Augen.
"Was!?", fragte sie leise. Es klang eher wie ein tonloses Hauchen. Fubuki überraschte sie, sein Blick traf sie tief ins Herz und machte sie nervös. Sie unterbrach den Blickkontakt. Lange konnte sie diese intensiven braunen Augen nicht ertragen, sie hatte Mühe damit Haltung zu bewahren, warum war Fubuki nur so nett zu ihr?
Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Es war liebevoll, nicht eines seiner heiteren gute Laune grinsen, die Momoe manchmal für übertrieben hielt. Er schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, das ihr Herz schneller und härter schlagen ließ, langsam hob Fubuki ihr Kinn mit sanfter Gewalt an und zwang sie dazu ihn anzusehen. Am liebsten hätte sie sich aus seinem Griff befreit, allerdings war sie nun deutlich im Nachteil und konnte sich schlecht allein aufrecht halten, so dass sie seinen klaren Befehlen nachkommen musste. Momoe erschrak sehr als sie plötzlich Fubuki's Lippen auf ihren spürte. Konnte das wahr sein?
Seine weichen warmen Lippen hatten sich intensiv auf ihre gepresst und zwangen sie nachzugeben. Entspannt lehnte Momoe sich in seinen Kuss und musste sich wohl eingestehen, dass sie Fubuki nie wieder etwas vormachen konnte. Und warum auch, wenn er ihre Gefühle erwiederte.
Asuka und Ryou waren währenddessen weiter nach oben gegangen. Es wurde zunehmend schwieriger nach oben zu kommen. Ryou ging stehts hinter ihr um im Falle dass sie fiel besser helfen zu können. Asuka schien aber wunderbar allein klar zu kommen, denn die Steine wurden seltener, nun hieß es nur noch dem steilen Anstieg zu wiederstehen. Am Rand war ein hölzernes Geländer angebracht worden, an dem man sich festhalten musste, denn der Boden war trotz des Sandes etwas glatt und man konnte schnell das Gleichgewicht verlieren. An manchen Stellen war die Holzstüzte allerdings sehr locker und jagde Asuka einen kleinen Schrecken ein. Mit großen Schritten erreichten die beiden die Südspitze des Berges. Die Aussicht war sperrlich, denn zur einen Seite konnte man nur die Wand des Berges sehen und zur anderen Seite standen die Bäume einfach zu dicht um viel sehen zu können. Einen Moment lang machten sie Pause auf der dunklen Holzbank die für Wanderer errichtet wurde. Ryou saß dicht neben Asuka und betrachtete die Felswand vor sich. Der Schnee war etwas dichter geworden, war aber immer noch nicht störend. Das einzige was Ryou im Kopf rumgeisterte war der weitere Weg nach oben, die blaue Markierung wies einen beschwerlichen Weg über lockeres Geröll.
"Sag mal, bist du sicher das du da hoch willst oder sollen wir lieber umdrehen?", fragte er vorsichtig.
Asuka sah Ryou überrascht an: "Willst du etwa aufgeben?"
"Was, ich? Nein, aber ich mache mir Sorgen das es vielleicht ein bisschen zu anstrengend für dich ist", antwortete Ryou und wich ihren Bernsteinaugen aus, "Das ist alles, ich will nicht das dir etwas passiert, verstehst du?"
"So lange du bei mir bist, kann mir doch gar nichts passieren!", meinte sie lächelnd und lehnte sich leicht an seine Schulter. Ryou wurde etwas verunsichert durch diese kleine Handlung, legte aber leicht einen Arm um ihre Hüfte. Es war fast wie am Fluss, sie war still und sah etwas nachdenklich aus, als ob sie sich über irgendetwas den Kopf zerbrach. Am liebsten hätte Ryou sie nicht mehr losgelassen. Jetzt war eigentlich die beste Gelegenheit dazu ihr zu sagen was er fühlte. Aber wie sollte er dieses süße schwermütige Gefühl nur in Worte fassen? Wie sollte er ihr erklären das sie seine Welt erhellte, dass niemand ihm so viel bedeutete wie Asuka. Das es ihre Augen, ihre Stimme und ihr unschuldiges Wesen das einzige waren das ihn wirklich Gefühle zeigen ließ. Er hätte auch ihr gegenüber eine unnahbare Haltung einnehmen können, er hatte es sogar schon einmal versucht aber allein der Gedanke daran Asuka zurück zu stoßen hatte ihm Schmerzen bereitet.
"Ryou!?", fragte ihr Stimme plötzlich.
Er fuhr unweigerlich zusammen und brachte trotz allem eine ruhige Antwort hervor: "Was?"
"Sollen wir nicht den Rest des Weges hoch? Sonst sitzen wir noch hier bis es dunkel wird!", meinte sie mit etwas schüchterner Stimme und stand auf, "Na komm schon!"
Sie lächelte ihn freundlich an, wirkte aber gleichermaßen nervös. Warum war sie plötzlich so zufrieden gewesen als Ryou sie im Arm hielt. Er tat sonst nicht der Gleichen, vielleicht war sie deshalb so nervös. Ryou folgte ihr sofort über das Geröll. Es war ein harter Weg, der wohl härteste Teil um die Nordspitze erreichen aber auch die zahlreichen fremden Wanderer, die sich ebenfalls nichts aus dem Schnee zu machen schienen, allerdings den Weg nach unten suchten, benutzen diesen Weg. Ein paar mal hatte er das Gefühl er würde stolpern und Asuka rutschte einige Male leicht von einem Stein ab, der nur locker im Erboden steckte. Immer wieder bekam Ryou einen leichten Schrecken, doch erkannte das Asuka sich gut allein helfen konnte. Sie hatte eine gute Kondition, das musste er ihr lassen.
Nach einem weiteren kleinen Stück hellen Waldes waren sie endlich am Ziel. Der Wind bließ ihnen stark den feuchten, eisigen Schnee um die Gesichter, aber das machte ihnen nichts aus, sie hatten es allein geschafft, zu zweit den Kolsåstoppen zu erklimmen. Es war einfacher als Ryou es sich Anfangs vorgestellt hatte. Asuka ging zum Rand des Berges. Hier oben gab es unterschiedliche Höhen, ein Stein des Berges ragte höher als der andere und Bäume gab es hier oben auch, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass die Durchschnittstemperatur im Sommer über zehn Grad liegen musste. Unter ihren Füßen erstreckten sich weit die großen Wohnsiedlungen und die Orte rings herum konnten sie gut erkennen. Wahrscheinlich konnte man noch weiter sehen, wenn das Wetter klar war. Asuka sah hintunter und ließ sich ein wenig Schnee ins Gesicht blasen. Ryou trat an ihre Seite. Es war ein ähnliches Gefühl wie zu Hause wenn er mit ihr am Leuchtturm stand und die Stille genoss. Keiner der beiden sagte etwas. Er war einfach froh sie hier bei sich zu haben, dabei ließ er außer Acht, dass das Schneetreiben langsam stärker wurde und die Flocken nicht mehr schmolzen sondern auf dem Boden liegen blieben und sich kontinuierlich häuften.
"So weitläufige Grünflächen findet man bei uns in der Stadt nicht", meinte Asuka leise, "es ist ein schönes Land, findest du nicht?"
Ryou nickte seicht: "Schon."
Asuka sah ihn fragend an, einen solchen gequälten Unterton hatte er noch nie angeschlagen. Irgendetwas in seiner Stimme klang schwermütig, als sei er unglücklich und das kannte sie wirklich nicht von ihm. Ryou vermied es ihr in die Augen zu sehen, denn er hatte sofort ihre forschenden Blicke erkannt.
"Ryou... was ist los?", wollte sie bestimmt wissen.
Sie klang mutiger als sie sich eigentlich fühlte. Hatte Ryou vielleicht etwas auf dem Herzen das er loswerden wollte? Betraf es sie? Plötzlich tauchten so viele Fragen in ihrem Kopf auf das sie gar nicht wusste was sie tun sollte. Warum sie panisch wurde wusste sie nicht genau, sie konnte einfach nichts mit seiner Reaktion anfangen. Auch das Schweigen, das auf Asuka's Frage autauchte war kaum zu ertragen. Ryou wusste nicht was er sagen sollte, eigentlich hatte die wortlose Kommunikation bisher immer ohne Schwierigkeiten zwischen ihnen funktioniert. Nun war es allerdings etwas komplizierter. Warum konnte er die Worte nicht einfach über die Lippen bringen.
Er erinnerte sich an Fubuki's Worte bevor er die Lehrerschaft davon überzeugte diese Reise zu unternehmen, Ryou konnte sich noch genau an den wirklich ernsten Gesichtsausdruck seines besten Freundes erinnern, der ihm ebenso klar und deutlich erklärte: "Verschweigst du ihr deine Gefühle und vermagst du nicht ihr dein Herz zu öffnen, dann will ich gar nicht, dass du Asuka überhaupt bekommst! Ryou, meine Schwester hat dich sehr gern, vergiss in deiner Verwirrung nicht, dass du ihr unbewusst wehtun könntest und das könnte ich nich ertragen."
"Ryou!?", sagte Asuka noch einmal und riss ihn damit aus seinen Erinnerungen.
Asuka sah ihn noch immer an. Fubuki hatte Recht, er musste es ihr sagen, sonst würde eben das eintreten das weder er noch Fubuki gern sahen, Asuka bekäme das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Er nahm ihre zarten Hände in seine und nahm Blickkontakt mit Asuka auf. Sie errötete leicht als sich ihre Blicke trafen. Sie bekam wieder dieses warme Gefühl, dass sie schon am Fluss empfunden hatte. Die Welt um sie herum verschwand plötzlich, es war nicht mehr kalt, alles was noch zählte war Ryou. Asuka war überrascht als sie bemerkte das Ryou langsam ein liebevolles Lächeln zeigte. Ein seltener Anblick, denn er war sonst immer sehr ernst und still.
"Asuka...", begann er, doch stoppte nachdem er leise ihren Namen sagte.
Die Worte über