Love Is Like A Rainbow
Rache ist scharf
Wütend ging Yo den Flur entlang, der in sein Klassenzimmer führte. Seine Wut konnte nicht mehr gebremst werden. Ich könnte diese Anna erwürgen. Sie ist ja so hinterlistig! Jetzt denken die beiden Mädchen aus der Parallelklasse, dass ich in Mädchentoiletten reingehe! Ich werd mich schon noch bei dir rächen Anna, denn Rache ist süß…! Yo beachtete die anderen Schüler, die er vor Wut anstieß gar nicht. Er war blind vor Zorn.
„Hey Yo! Was ist denn mit dir passiert?“
Horo stand im Flur und sah seinen wütenden Freund, der mit breiten Beinen auf ihn zukam. Sofort musste er an einen Gorilla denken. Lächelnd deutete er auf die Kratzwunde an Yos Hals.
„Ach… nichts Besonderes. Hab mich aus Versehen selbst gekratzt.“
Yos Blick wanderte an seinen Hals und er musste wieder an die Mädchen denken, die in gekratzt haben, als sie ihn in der Mädchentoilette sahen. Horo beobachtete seinen Freund misstrauisch.
„Die Wunde sieht aber eher so aus, als ob sie von einer Furie stammt.“
„Nein, das ist doch jetzt egal! Der Unterricht beginnt“, antwortete ihm Yo genervt.
Yo drehte sich um und ging ins Klassenzimmer, ohne auf Horo zu warten.
„Hey Yo! Warte doch mal auf…!“
Plötzlich stieß Horo gegen ein Mädchen. Sogleich flogen ihre Bücher quer durch den gesamten Flur.
„Das tut mir aber leid“, entschuldigte sich Horo bei dem rosahaarigen Mädchen und machte sich daran, die Bücher aufzuheben.
„M-macht nichts…“, sagte das Mädchen schüchtern.
Als Horo die Bücher aufgehoben hatte, übergab er sie ihr.
„Hier bitte.“
„D-danke. Äh… ich heiße…“, stotterte das Mädchen.
„Sorry, mein Unterricht fängt an. Tschüß!“
Und mit einem Mal war Horo schon im Klassenzimmer. Tamao hatte überhaupt keine Chance sich vorzustellen. Sie seufzte. Immer wenn ich ihn sehe bringe ich kein vernünftiges Wort mehr heraus. Obwohl er in meiner Parallelklasse ist, habe ich noch kein Mal mit ihm geredet… Er kennt nicht mal meinen Namen. Es ist hoffnungslos! Mit gesenktem Kopf ging Tamao wieder in ihre Klasse.
Während sich Yo auf seinen Platz setzte, fixierte er Anna mit seinen Augen, die lächelnd auf ihrem Stuhl saß. Vergnügt wandte sie sich zu ihm.
„Oh… Woher hast du denn diese Kratzwunde?“, fragte sie ihn lächelnd.
Yo ballte seine Fäuste.
„Du musst besser aufpassen. Du solltest dich lieber mit keinem Mädchen anlegen. Das könnte sehr gefährlich werden.“
Noch bevor Yo etwas erwidern konnte, trat der Lehrer ins Klassenzimmer und fing mit dem Unterricht an. Wütend drehte er sich zu Tafel und schlug das Geschichtsbuch auf. Die ganze Stunde lang konnte er sich nicht konzentrieren, weil er einen Plan schmiedete. Und ihm fiel auch schon etwas ein. Gestern wollte er Wasabi in ihr Mittagessen tun und nun ist der Zeitpunkt gekommen, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. In der Mittagspause lief er schnell in die Schulkantine und besorgte sich eine große Tube Wasabi. Wieder im Klassenzimmer angekommen, beobachtete er Anna Schritt für Schritt und wartete auf einen richtigen Moment. Plötzlich stand sie auf und ging aus dem Klassenraum, weil sie sich vor dem Essen in der Toilette die Hände waschen wollte. Yo wusste, dass sein Augenblick gekommen war. Schnell öffnete er die Tube und spritzte die Hälfte vom Wasabi unter ihr Mittagessen, damit sie es nicht bemerkt. Gerade wollte er die Tube wieder zumachen, als er an seine Kratzwunde dachte. Die halbe Tube genügt nicht… Lächelnd spritze er noch den Rest des scharfen Gewürzes in ihr Essen. Danach versteckte er die Tube in seiner Tasche und setzte sich auf seinen Platz. Genau in diesem Moment kam Anna wieder rein und machte sich ans Essen. Yo konnte es kaum erwarten. Gespannt beobachtete er sie. Währenddessen schob Anna sich den ersten Bissen in den Mund. Doch es passierte nichts. Gemütlich aß sie weiter. Warum funktioniert es nicht?! Vielleicht hätte ich doch eine zweite Tube in das Essen reinspritzen sollen… Während Yo sich ärgerte, hörte er plötzlich wie Anna anfing zu husten. Seine Lippen verformten sich zu einem Grinsen. Schadenfreudig sah er Anna beim Husten zu. Ihr Gesicht wurde so rot wie eine Chilischote und Yo freute sich umso mehr. Als Anna aus dem Klassenzimmer stolperte und in die Toilette lief, konnte Yo sein Lachen nicht mehr unterdrücken. Auch die anderen Mitschüler hatten die amüsante Szene gesehen und lachten mit. Tja, Anna… Leg dich bloß nicht mit mir an!
Als der Unterricht zu Ende war, packte Yo lächelnd seine Sachen. Während den Stunden am Nachmittag war Annas Gesicht immer noch knallrot gewesen und der Lehrer fragte sie was mit ihr los war. Doch sie konnte ihm keine Antwort geben. Schon lange hatte Yo nicht mehr so viel gelacht. Gerade als er sich auf dem Weg nach Hause machte, packte ihn eine Hand an seiner Schulter und zerrte ihn in eine Gasse. Erschrocken drehte er sich um und blickte in Annas rotes Gesicht. Sofort musste er wieder Lachen.
„Was gibt es da zu lachen?!“
Yos Lachen wurde noch lauter, als er Annas kratzige Stimme hörte.
„Wenn du nicht scharf essen kannst, solltest du auch nicht so viel Wasabi in dein Mittagessen tun.“
Annas Augen funkelten vor Wut. Doch anstatt ihm zu antworten, riss sie ihm seine Schultasche aus der Hand und öffnete diese.
„Hey, was zum Teufel…?!“
Yo verstummte, als Anna plötzlich die leere Tube Wasabi aus seiner Tasche holte. Mit ihrer rechten Hand zerdrückte sie die Tube.
„Yo Asakura…!“
„Ja, so heiße ich“, sagte Yo lächelnd. „Was willst du jetzt tun? Der gesamten Schule sagen, dass ich ein Spanner bin? Vergiss nicht, dass du geschworen hast, nichts zu erzählen!“
Ich hasse ihn, ich hasse ihn!!! So ein Mistkerl! Doch Anna beruhigte sich schnell wieder. Nun konnte man auch sie lächeln sehen.
„Keine Angst. Für dich werde ich mir noch was viel Besseres ausdenken!“
Nach diesen Worten kehrte sie ihm lachend den Rücken und ging. Yo lief es eiskalt den Rücken hinunter. Was hat sie wohl vor?
Der Krieg ist in vollem Gange…