Love Is Like A Rainbow
Geheimnisvolles Mädchen
An jedem Donnerstagmorgen stand Horo sehr früh auf und ging zur „Grünen Wiese“. Die Grüne Wiese war ein großer Park, der sich in der Nähe von Horos Haus befand. Dort arbeitete er – umsonst – als Gärtner und pflegte die Blumen und das Gras. Horo liebte die Natur und einmal in der Woche sah er nach dem Rechten. Wie immer erledigte er seine Arbeit noch bevor die Schule begann. Doch dieses Mal war etwas anders. Gerade als Horo fertig mit seiner Arbeit war und sich auf dem Weg zur Schule machen wollte, fiel ihm beim Anziehen seiner Jacke eine Münze heraus. Sie rollte in ein Gebüsch hinein und Horo lief ihr schnell hinterher. Er schob das Gebüsch mit beiden Händen zur Seite und ging hindurch. Sofort entdeckt er seine Münze auf dem Boden, die er sogleich aufhob. Plötzlich erstarrte er. Was er vor seinen Augen sah, raubte ihm den letzten Atemzug. Direkt vor seiner Nase stand ein kleiner Garten, der mit unzähligen bunten Blumen geschmückt war. Sie waren spiralförmig angepflanzt und im Zentrum der Spirale entdeckte Horo eine weiße Bank. Das ist wunderschön… Plötzlich wurde er von einer Stimme aus seinem Traum gerissen.
„Morgen, Horo!“
Erschrocken drehte sich Horo um und blickte in ein vertrautes Gesicht.
„Morgen, Herr Takeshi!“
Herr Takeshi war der Inhaber der Grünen Wiese und kannte Horo schon sehr gut.
„Na, hast du deine Arbeit schon erledigt?“, fragte ihn der Gärtner freundlich.
„Ja. Sagen Sie… was ist das hier für ein Garten? Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.“
„Er ist ja auch nicht leicht zu finden. Dieser Garten gehört einem jungen Fräulein, ungefähr in deinem Alter. Ihre Eltern haben mir früher einen großen Gefallen getan und aus Dankbarkeit habe ich dem Mädchen dieses kleine Grundstück geschenkt. Sie ist übrigens auch sehr begeistert von der Natur, genau wie du.“
„Sah der Garten vorher schon so aus?“
„Nein. Den Garten hat sie selber bepflanzt.“
„Kommt sie oft hierher?“, fragte Horo interessiert.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Der Garten gehört ihr und ich schaue nicht immer hier rein.“
„Wie heißt sie denn?“
Herr Takeshi lachte laut.
„Du scheinst dich ja richtig für sie zu interessieren. Aber ich muss dich leider enttäuschen, Horo. Ich darf ihren Namen nicht verraten. Sie hat es so gewünscht. Eigentlich habe ich ihr auch versprochen, dass ich aufpassen werde, dass keiner den Garten betretet. Aber bei dir mache diesmal ich eine Ausnahme.“
„Wieso dürfen Sie ihren Namen nicht verraten?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht will sie einfach ihre Ruhe haben… Wie auch immer, ich muss mich jetzt wieder an die Arbeit machen. Bis dann!“
„Tschüß“, verabschiedete sich Horo nachdenklich.
Ich wüsste zu gern, wer dieses geheimnisvolle Mädchen ist…
Auf dem Weg zur Schule musste Horo an dieses Mädchen denken. Wie sieht sie wohl aus? Sofort schüttelte er seinen Kopf. Es ist doch nur ein ganz normales Mädchen mit einem Garten. Was ist bloß los mit dir Horo? Während er noch mit sich kämpfte, stieß er aus Versehen Tamao an, deren Bücher schon wieder auf den Boden fielen.
„Entschuldigung.“
„Kein Probl…“
Plötzlich brachte Tamao keinen Ton mehr heraus. Es ist Horo! Bleib ganz ruhig. Bloß nicht stottern, Tamao. Stell dich vor, los!
„H-hallo, ich heiße Tamao Tamamura.“
„Hallo. Hier sind deine Bücher. Bis dann, tschüß!“
Und mit einem Mal war Horo schon verschwunden. Tamao schaute ihm lange hinterher. Er kann sich gar nicht mehr an mich erinnern…
„Hey Tamao!“
Tamao drehte sich in die Richtung, von der die Stimmen gekommen waren und entdeckte ihre Mitschülerinnen.
„Hi!“, begrüßte Tamao sie.
„Und, hast du heute schon was vor?“
„Nein, wieso? Steht bei euch wieder Shopping auf dem Plan?“
Tamao lächelte und zwinkerte ihren Mitschülerinnen zu. Diese fingen an zu lachen.
„Natürlich, was sonst? Und hast du Lust?“
„Ja, sehr sogar! Aber ich muss euch leider enttäuschen…“
„Musst du wieder in deinen Garten?“
„Ja, ich hatte letzte Woche keine Zeit, um nach dem Rechten zu sehen. Sorry, ich kann heute nicht.“
„Macht nichts.“
„Aber wir können das morgen wieder nachholen“, sagte Tamao grinsend.
„Gute Idee! Das machen wir.“
Alle lachten, während sie den Flur entlang gingen. Tamaos Lachen verflog aber wieder. Warum kann ich in Horos Gegenwart nicht auch so entspannt reden? Immer wenn ich ihn sehe, bringe ich kein vernünftiges Wort mehr heraus. Und das, obwohl ich ihn jeden Tag sehe!