Love Is Like A Rainbow
Sieg oder Niederlage?
Verdammt, reiß dich endlich zusammen Tamao! Du darfst nicht verlieren! Tamao schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Horo sitzt neben dir, aber das hat nichts zu bedeuten. Viel wichtiger ist es, den Wettbewerb zu gewinnen, sonst wird Herr Takeshi sehr enttäuscht sein. Konzentrier dich auf die Fragen! Sie nahm die Stimmen der Konkurrenten wahr, welche die ganze Zeit über gepunktet haben und sie war sich bewusst, dass sie nun alles geben musste, um noch aufholen zu können. Sie öffnete ihre Augen und hörte konzentriert auf die nächste Frage, die Herr Minoru von den Kärtchen in seiner Hand ablas.
„Von welchem Land stammt die Sonnenblume ursprünglich?“
Blitzartig drückte Tamao auf den roten Knopf, noch bevor die anderen überhaupt reagieren konnten.
„Amerika“, antwortete sie.
„Richtig!“
Sogleich erhielt die „Grüne Wiese“ zehn Punkte. Horo war sehr überrascht über Tamaos schnelle Reaktion und ihm war dadurch klar geworden, dass er sich – genauso wie sie – auf den Wettbewerb konzentrieren musste. Herr Minorus nächste Frage folgte.
„Auf welche Art erfolgt die Fortpflanzung der Lilien?“
Kurz nachdem der Inhaber des Hauptparks Tokio die Frage ausgesprochen hatte, ertönte das Signal des roten Knopfs, für welches Horo verantwortlich war.
„Lilien vermehren sich vegetativ, also ungeschlechtlich“, sagte Horo, während ihn die anderen – einschließlich Tamao – verwundert anschauten.
„Äh… die Antwort ist richtig!“, rief der noch immer von Horos schneller Antwort überraschte Herr Minoru.
„Gut gemacht, Horo!“ sagte Tamao lächelnd zu ihm, während sie mit ihrer Hand auf seine Schulter klopfte.
Doch sie wurde sich sogleich bewusst, was sie tat und zog schnell ihre Hand wieder zurück. Tamao, du bist so dumm! Du tust ja so, als ob du sein Kumpel wärst!
Mit hochrotem Gesicht fügte sie noch leise hinzu: „Wir äh… müssen unbedingt aufholen.“
„Ja“, erwiderte Horo lächelnd und dachte daran, dass Tamao so süß aussah, wenn sie rot wurde.
Der Wettbewerb schritt voran und erstaunlicherweise holte die „Grüne Wiese“ in der ersten Runde auf. Als alle Fragen gestellt wurden, verkündete Herr Minoru das Ergebnis.
„Die Sieger der ersten Runde sind“, er hielt kurz inne, um es so spannend wie möglich zu machen, „der Park „Green Paradise“ mit 230 Punkten, gefolgt von der „Grünen Wiese“ mit 210 Punkten. Herzlichen Glückwunsch! Damit stehen die Finalisten für die letzte Runde fest.“
„Wir haben es ins Finale geschafft!“, riefen Horo und Tamao vor Freude. Herr Takeshi, der auf der Zuschauerbank saß, winkte den beiden zu und strahlte.
„Ich bitte die Teilnehmer der beiden Parks nun nach vorne zu kommen, damit ich Ihnen die Regeln der Finalrunde erklären kann.“
Horo, Tamao und die anderen beiden Finalisten erfüllten Herrn Minorus Bitte.
„In der Finalrunde ist die Zusammenarbeit der Teampartner und Ausdauer gefragt“, sagte der Organisator des Wettbewerbs und deutete auf den See im Zentrum des Parks. „Im See befinden sich kleine quadratische Holzplatten, die in einer Reihe schwimmen und durch ein Seil miteinander verbunden sind. Diese kleine Brücke verbindet das Ufer auf der einen Seite mit dem Ufer auf der anderen Seite des Sees. Es gibt insgesamt zwei dieser Brücken, für jedes Team eins. Wie ihr seht, steht auf der einen Seite eine Tafel mit 20 wissenschaftlichen Namen verschiedener Blumen. Auf der anderen befinden sich die dazugehörigen normalen Namen, die auf Karten geschrieben sind. Jedoch sind diese Karten in einem großen Becken, welches mit Styropor gefüllt ist, versteckt. Es gibt aber noch zwei weitere Hindernisse: Im Becken sind 30 Karten, das heißt, dass es auch falsche Namen gibt. Außerdem schwimmen die Brücken lose im Wasser herum. Einer der Teampartner muss die Seile festhalten, damit sein Partner über die Brücke laufen kann. Ihr habt insgesamt acht Minuten Zeit. Wenn die Zeit abgelaufen ist, gewinnt das Team, das am meisten richtige Namenkombinationen hat. Und was noch ganz wichtig ist: Ihr dürft nur mit einer Karte in der Hand durch die Brücke laufen! Mit mehreren Karten auf einmal zu laufen ist absolut verboten! Gibt es noch Fragen?“
Den Teams waren die Regeln klar und keiner hatte eine Frage.
„Okay, dann besprecht kurz wer die Seile festhält und wer durch die Brücke lauft und begebt euch dann zum See an eure Plätze.“
„Tamao, es ist am besten, wenn ich die Seile festhalte und du über die Brücke läufst, weil ich stärker bin und du leichter als ich“, schlug Horo vor, nachdem Herr Minoru zu Ende gesprochen hatte.
„Ja, das finde ich auch. Wir müssen unbedingt gewinnen! Ich werde mein Bestes geben!“
„Ich auch!“, sagte Horo entschlossen.
Beide Teams hatten schon geklärt, wer welche Rolle einnimmt und standen schon startbereit. Sie warteten nur noch auf das Signal von Herrn Minoru.
„Wie ich sehe, seid ihr bereit. Dann beginnen wir mit der Finalrunde. Auf die Plätze… fertig… los!“
Im selben Moment sprintete Tamao über die Brücke, welche von Horo festgehalten wurde. Am anderen Ufer des Sees angekommen, durchsuchte sie das Becken nach Karten mit den richtigen Namen. Es dauerte länger, als sie erwartet hat und sie schaute schnell auf die große Anzeigetafel. Es blieben ihr noch sieben Minuten. Sie sah, wie die andere Gruppe schon drei Karten an der Tafel hängen hatten, während auf ihrer Tafel noch keine Karten hingen. Mist, wir liegen zurück! Ich muss mir schnell eine Taktik ausdenken! Plötzlich fiel ihr etwas in den Sinn. Sie war sehr schnell im Sprinten und deshalb konzentrierte sie sich auf das Karten suchen und wenn sie dann alle hatte, musste sie die Karten nur noch so schnell wie möglich auf die andere Seite bringen. Dadurch würde sie Zeit sparen und Horo müsste das Seil nicht die ganze Zeit festhalten. Ja, so mache ich das! Tamao blickte zu Horo und gab ihm ein Zeichen, das Seil erstmal loszulassen. Horo verstand sofort und ohne zu zögern vertraute er ihr und lockerte seinen Griff. Dann wandte sich Tamao wie dem Karten suchen zu. Sie grub wie verrückt mit den Händen im Styroporbecken herum und fand schon vier Karten. Die Minuten vergingen und die Zuschauer wunderten sich, dass Tamao immer noch nicht über die Brücke lief, um einige Karten aufzuhängen. Doch sie war sich sicher, dass ihr Plan aufgehen wird. Horo bemerkte, dass das andere Team schon dreizehn Karten an ihrer Tafel hängen hatten. Schneller, Tamao! Sie wusste auch, dass das andere Team weit vorne lag. Ihr fehlten nur noch zwei Karten und dann hatte sie alle zusammen. Sie grub noch tiefer in das Styropor hinein und zog drei Karten heraus. Mit einem glücklichen Lächeln sah sie, dass es die richtigen waren. Sie nahm eine in die Hand und lief auf die Brücke zu. Horo wusste sofort, dass sie alles Karten gefunden hatte und diese an die Tafel hängen musste. Sofort hielt er die Seile wieder fest. Es fiel ihm viel leichter, weil er sie vorher nicht festhalten musste und so Kraft gesammelt hatte. Es blieben nur noch drei Minuten übrig.
„Schneller, Tamao! Du schaffst das!“, feuerte er sie an.
Tamao nahm Horos Stimme wahr und lief noch schneller. Sie war in ihrem Leben noch nie so schnell gesprintet, doch erstaunlicherweise war sie nicht erschöpft. Sie dachte nur daran, zu gewinnen. Tamao hing nun die 19. Karte auf und sprintete wieder zurück. Auf der Tafel ihrer Gegner waren ebenfalls 19 Karten zu sehen, doch der eine Teampartner suchte noch nach der letzten. Als Tamao jedoch wieder am anderen Ufer angekommen war, fand der Gegner diese. Schnell schnappte sie nach ihrer und lief über die Holzplatten. Es war ein Kopf an Kopf Rennen, weil nur noch neun Sekunden übrig waren.
„Los, Tamao! Schneller!!!“, schrie Horo.
Durch Horos Worte bekam sie plötzlich mehr Kraft und lief noch schneller. Sie ließ ihren Gegner weit hinten und hing die Karte an die Tafel. Genau in diesem Moment ertönte ein Signal, welches auf das Ende der Finalrunde wies. Das gegnerische Team hatte 19 Karten auf ihrer Tafel hängen, während Tamao es geschafft hat, alle 20 Karten aufzuhängen. Herr Minoru trat nun an die Tafel der „Grünen Wiese“ und prüfte die Richtigkeit der Kartenkombinationen. Tamao musste keuchen. Sie war völlig außer Atem.
„Gut gemacht!“, lobte Horo sie lächelnd.
„Da… danke…“, sagte sie keuchend.
Gespannt wartete jeder auf Herrn Minoru. Dieser wandte sich von der Tafel ab und lächelte.
„Der Sieger unseres diesjährigen Wettbewerbs ist…“, er verstummte kurz und sprach sogleich weiter, „der Park Grüne Wiese! Herzlichen Glückwunsch!“
Horo und Tamao blickten fassungslos auf Herrn Minoru und schauten sich dann gegenseitig an, während das Publikum schon jubelte. Tamao lief zu Horo und umarmte ihn glücklich, der sie ebenfalls in die Arme nahm.
„Wir haben gewonnen!“, schrie sie.
„Ja! Gewonnen!“
Horo hielt sie immer noch fest in seinen Armen und hob sie vor Freude hoch. Erst als Herr Takeshi zu ihnen kam, lösten beide ihre Umarmung und schauten verlegen zur Seite. Tamao wurde dabei wieder rot.
„Das habt ihr super gemacht! Ich bin so stolz auf euch!“
Herr Minoru trat zu den beiden und übergab ihnen die 400.000 Yen, die in einem goldenen Umschlag enthalten waren. Außerdem hing er Tamao und Horo jeweils eine blumenförmige Goldmedaille um. Während die Zuschauer applaudierten, schauten sich Horo und Tamao an. Alles um sie herum schien still zu sein, doch im Inneren tobte ein Orkan der Gefühle…