Abschied
Owakare
Oneshot
Abschied
お別れ
(Owakare)
Hin zu meiner Liebe,
Durch verbotene Gärten,
Streng man sie bewacht,
Doch bleib ich unbemerkt.
Hin zu ihr durch Tür und Tor,
Das Schloss versperrt, der Riegel vor,
Doch schreit ich weiter vorwärts unverwehrt.
Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen. Ich sollte ihr den Frieden lassen, den sie nun endlich gefunden hatte, doch ich konnte nicht mehr an mich halten. Ich musste es wagen und noch einmal an jenen Ort zurückkehren. Es war ein tieferes Gefühl das mich wieder zu ihr führte, mein Herz schmerzte bei dem Gedanken ihr womöglich eine tiefe Wunde zu reißen...
Ich werde mich ganz sicher bemühen, sie nicht zu verletzen.
Das Letzte was ich will, ist sie weinen zu sehen.
Aber...
Nein, ich sollte ehrlich zu mir selbst sein.
Allein die Tatsache, dass ich bei ihr seine werde, wird ihr eine tiefe Wunde zufügen.
Ich schritt vorran. Ich kannte das Gelände ganz genau, Tag ein Tag aus war ich hier gewesen. Schon seit mehreren Jahren unterrichtete ich die Schüler der Duel Academy täglich in Mythologien und Alchemie. Es hatte sich auch jetzt nichts verändert. Das Schulgebäude ragte, umringt von grünen Bäumen, am Fuße des Vulkan's hervor und machte immer wieder einen imposanten Eindruck auf die Neuankömmlinge.
Ich sah zum Himmel hinauf und seufzte. Die Sterne am Himmel leuchteten hell, doch ich konnte es nicht als ein strahlendes Licht am Firmament empfinden und auch das Mondlicht wirkte fahl und kühl auf mich. Er war weiß wie Schnee und konnte mir kein Licht auf meinem Wege spenden. Ich wandte meinen Blick wieder auf den dunklen Grasboden, ich kannte den Weg auch ohne Licht. Ich war einer der Jenigen, die sich auch in den dunkelsten Gegenden zurecht fanden. Ich war einer der Jenigen der sich als einer derer ausgab, die sich um diese Welt kümmern wollten. Vertrauen gab man mir, ich nutzte es zu meinem Gunsten und konnte mich schließlich beweisen und meinen Herrn an sein Ziel führen.
Das saftige Grün konnte ich unter meinen Füßen nicht mehr spüren, auch der aufkommende Wind war tot für mich. Natürlich kam es mir merkwürdig vor, aber so würde es von jetzt an immer sein. Ich konnte unbemerkt an jedem vorbei gehen, ich konnte von nun an tun was ich wollte, niemand könnte mich davon abhalten. Nicht einmal von der Dummheit die ich gerade beging konnte mich keiner abhalten.
Auf Treppen steig ich voran,
Durch dunkle Gänge schleichend,
Doch unentdeckt mein Tun,
Das Licht scheint zurückzuweichen vor mir.
Ich find sie schlafend in der Kammer,
Süßes Kind - die Holde mein -
Sie scheint zu frieren, sie zittert,
Ich schleich mich in den Traum hinein.
Langsam aber mit großen Schritten ging ich vom Haupteingang der Schule auf die Obelisk Blue Unterkünfte der Mädchen zu. Mein Ziel hatte ich fest vor Augen, ich wollte dorthin, wo mein Herz noch immer lebte. Ich spürte, dass mein Herz noch immer in diesem Gebäude schlug, dabei wusste ich, dass es nur ein einfacher Trost für mich sein konnte. Ich war nicht ganz vergessen und diese Tatsache gab mir Kraft um noch einmal meinen alten Heimatort zu besuchen. Die Duel Academy...
Welch schöne Erinnerungen ich damit auch verband, es würde nie wieder so sein wie früher. Egal wie sehr ich mich auch dagegen gewehrt hätte, ganz gleich wie sehr ich meinem Schicksal zu trotzen versucht hätte, ich wäre doch hier gelandet. Wenn nicht durch meinen Auftrag, dann durch meinen Verrat. Ob sie es verstehen wird?
Mein Ziel lag nun direkt vor mir. Die Mädchenunterkünfte des Obelisk Blue Dorms, das sonst so strahlend weiße Gebäude mit den blauen Dächern der Türme wirkte nun nicht mer so hell. Selbst in der Dunkelheit hatten die Obelisk Blue Unterkünfte immer freundlich und einladend gewirkt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, an den Abend an dem ich sie abholte, meine Liebe. Es war das einzige Mal gewesen, dass ich in ihrem Zimmer war, das ich Zeit im Obelisk Blue Dorm verbrachte.
Ihre Schicht müsste um diese Stunde der Nacht schon vorrüber sein. Wenn sie nicht mehr befürchten musste das sich Mädchen heimlich aus ihren Zimmern schlichen um ihre Freunde zu treffen oder sonstige Verstöße gegen die Schulordnung beginen, dann zog sie sich immer in ihr eigenes Büro zurück. Sie hatte so wundervolle Eigenschaften, sie lächelte stehts und motivierte ihre Schüler. Ja, sie ist und bleibt ein Engel, mein Engel, den ich lieben durfte. In meinen Ohren war der Klang ihrer hellen Stimme noch immer gegenwärtig.
Wie ich es mir gedacht hatte, war die Eingangshalle nicht mehr erleuchtet. Alles war dunkel und friedlich. Ich war in der Tat der Einzige, der auch nur die Idee des Bösen darstellte. Mit großen Schritten ging ich die große Marmortreppe hinauf und wanderte durch die dunklen Korridore. Meine Augen sahen so gut in dieser Finsternis, dass es mir schon fast Angst einflößte.
Ihre Tür war selbstverständlich verschlossen. Ihr Name, Ayukawa Emi, stand in goldenen Kanji an der rotbraunen Tür geschrieben. Die vier Kanji die mir so viel bedeuteten wie keine anderen auf dieser Welt.
Ich zögete noch einen kleinen Moment, streckte dann aber meine Hand aus um leise in ihr Büro zu gehen. Selbst wenn die Tür wirklich abgeschlossen gewesen wäre, hätte es mich nicht aufhalten können. Nichts konnte mich mehr von Emi fern halten.
Nun wo ich leise in ihrem Zimmer stand wurde ich von einem Funken Zweifel gepackt. Würde sie mich überhaupt wahrnehmen können?
Ich tat ein paar Schritte auf die schlafende Frau zu. Sie wirkte so friedlich und unbeschwert wie sie da lag. Ihr Atem ging gleichmäßig, ein Hinweis darauf, dass sie fest schlief und womöglich bald etwas träumte. Die einzige Chance mit ihr in Kontakt zu treten, war in ihr Unterbewusstsein einzudringen.
Das war der einzige Grund warum ich hier war, ich wusste ganz genau, dass ich ihr wehtun würde. Ich wusste noch immer nicht ob Juudai und seine Freunde bereits zurück gekehrt waren oder ob Emi noch immer Ahnungslos war.
Ich streckte meine Hand aus, legte sie federleicht auf ihre Stirn und schloss meine Augen. Ihr sanfter Atem ging unruhiger, ein Zeichen dafür, dass sie mich bemerkt hatte. Jetzt wusste ich, dass sie mich auf diesem Wege zu sich lassen würde. Mein Herz schlug vor Freude, noch einmal wollte ich in ihre wunderschönen Augen sehen. Noch einmal ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern bevor ich dann auch zur Ruhe gehen muss.
Ich muss jetzt gehen,
Nur die Erinnerung bleibt hier.
Ich verspreche Dir die Ewigkeit,
Auf der anderen Seite - tief in mir!
Ich muss jetzt gehen,
Nur die Erinnerung bleibt hier.
Ich verspreche Dir die Ewigkeit,
Auf der anderen Seite - tief in mir!
Leise schlich ich mich in ihren Traum hinein. Ein wunderschöner Traum, der wohl einen ihrer wertvollsten Erinnerungen zeigte. Ein Wald an dessen Lichtung ein großer See in strahlenden Sonnenlicht lag, der azurblaue Himmel spiegelte sich im kühlen Wasser wieder und gab dem See damit eine ebenfalls hellblaue Farbe. Und am Ufer stand sie, die Obelisk Blue Lehrerin Ayukawa Emi. Sie wirkte so zierlich und ihr Haar wehte im Wind. Bedächtig sah sie in das blaue Wasser hinein, anscheinend hatte sie mich noch immer nicht bemerkt. Vielleicht war es auch eher ein Ort meiner Erinnerungen oder Phantasie gewesen. Wo auch immer wir waren, es spielte keine Rolle solange ich Emi sehen konnte. Den kostbarsten Menschen auf der ganzen Welt.
Wie in Trance tat ich ein paar Schritte auf sie zu. Auf meine Liebste und eben in dem Moment, als ich etwas sagen wollte, drehte sie sich nach mir um. Emi lächelte nicht, sie schien viel mehr überrascht davon zu sein mich hier zu sehen. Wie immer in ihrer Gegenwart wurde ich auch jetzt nervös und lief Gefahr in verlegenes Stottern zu verfallen. In ihrer Gegenwart war ich einfach nur ein kleiner Junge, der nicht wusste wie er sich ausdrücken sollte.
"Daitokuji", sagte sie schließlich und schenkte mir nun doch ein freundliches Lächeln.
"Emi-san", war das einzige, das ich ihr im ersten Moment antworten konnte, "Wie... wie geht es dir?"
Meine Kollegin sah mich verwirrt an. Wahrscheinlich hatte man sie noch nie im Traum gefragt wie es ihr ging, denn so was war in Träumen nie wichtig. Nach einem kurzen Moment antwortete sie mir: "Im Moment, fühle ich Freude. Ich habe dich lange nicht mehr gesehen, wo bist du? Was machst du gerade?"
Richtig, ich war lange nicht mehr direkt bei ihr gewesen. Nachdem Taitan noch einmal in der Academy aufgetaucht war und das Duell gegen Asuka verlor, war ich nicht mehr zurück gekehrt. Es war zu gefährlich gewesen, denn Fubuki wusste nun ganz genau wer ich war. Was ich war. Emi schien noch keine Ahnung zu haben.
"Mach dir keine Sorgen um mich, Emi-san. Mir geht es gut so lange es dir gut geht", antwortete ich umgehend, ich war mir sicher, in ihrer Nähe könnte ich verweilen auch wenn sie mich nicht sah. Auch wenn ich sie nie wieder berühren konnte, wenn ich an ihrer Seite bleiben konnte, war alles in Ordnung. Allerdings trafen mich nun ihre Augen. Ihren eindringlichen Blick kannte ich ebenfalls sehr gut, wenn sie meinte mich durchschaut zu haben. Es war ein solcher Blick den ich fürchtete. Wie sollte ich mich verhalten wenn sie mir weitere Fragen stellte. Wo ich war. Was sollte ich ihr antworten? Ich bin nur noch ein Schatten meiner Selbst. Ein Schatten der weder lebte noch tot war.
"Emi-san. Verzeih, dass ich mich nicht von dir verabschiedet habe bevor ich wegging. Das wollte ich jetzt ändern", fügte ich schließlich etwas nervös hinzu, sie konnte es genau aus meiner Stimme heraus hören, meine Unsicherheit obwohl wir schon so vieles geteilt hatten und so viele Male bei einander waren, "Ich hätte dir vorher bescheit sagen sollen."
"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Daitokuji!", sagte sie mir streng ins Gesicht und legte mir eine ihrer warmen Hände an eine Wange.
Diese Hand war warm, ich dagegen wusste nicht, wie