Buschwindröschen
wirkte ein wenig merkwürdig auf sie und so unterbrach sie die Stille: "Sag mal Asuka, stimmt etwas nicht?"
"Was?", Asuka sah ihre Freundin verwirrt an, "Wie kommst du denn darauf, Momoe-chan? Bei mir ist alles in Ordnung!"
"Du bist so still, deshalb frage ich. Und was ist eigentlich so toll an diesem Buch?", Momoe nahm es schnell vom Tisch und wog es in der Hand, es war schwer, ziemlich dick und sah mitgenommen aus, das rot-braune Leder war schon ganz abgegriffen und die alten Seiten des Buches waren vergilbt, "Busch...- was?"
"Buschwindröschen. So heißt das Buch!", antwortete Asuka lächelnd.
"Was ist das für eine Sprache?", wollte Junko wissen, die ebenfalls Probleme hatte dieses Wort auszusprechen.
Asuka zuckte mit den Schultern: "Ich weiß es selbst nicht. Es ist aber ein sehr schönes Buch. Ein Märchen!"
"Na wundervoll. Als ob wir hier auf der Academy nicht schon genug verzauberte Frösche hätten die sich nun als Märchenprinzen ausgeben können. Und am Ende leben die beiden glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende, das weißt du doch Asuka. Märchen sind Realitätsfern, du kennst den Ausgang der Geschichte doch schon", meinte Momoe dessintressiert und legte das dicke Buch wieder auf den Tisch zurück, "Sowas wäre absolut nichts für mich."
"Es ist kein solches Märchen, es läuft nicht so typisch ab ich bin mir auch gar nicht mehr so sicher ob man es wirklich noch als Märchen bezeichnen sollte. Es geht um eine Prinzessin. Sie ist ganz weiß und kalt und wartet vergeblich auf ihren Prinzen", antwortete Asuka, ihr Blick wanderte auf den Boden und ihre Wangen bekamen wieder eine zartrosa Farbe, was ihre Freundinnen aber nicht so ganz mitbekamen.
Junko allerdings konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken: "Das heißt die Prinzessin könnte Momoe-chan sein."
"Was soll das denn bitte heißen!?", fragte Momoe hitzig, doch kam nicht mehr dazu sich richtig aufzuregen, denn Asuka stand vom Tisch auf und nahm ihr Buch, "Hey, bist du schon satt?"
"Ja, keine Sorge, es ist zu warm um viel zu essen. Außerdem bin ich noch verabredet!", antwortete Asuka und ging mit diesen Worten davon.
Sie hatte die Uhr kaum aus den Augen gelassen. Ryou musste auch schon mit dem Abendessen fertig sein und war bestimmt auch schon auf dem Weg zum Leuchtturm. Sie war so schnell aus dem Mädchen Dorm der Academy gelaufen, dass sie vergessen hatte sich eine Jacke mitzunehmen. Sicher, es war Sommer, doch Abends wenn der Wind am Meer aufkam, konnte es dennoch sehr frisch sein. Von weitem hörte sie schon den Ruf der Möwen und das Rauschen der Wellen, der seichte, kühle Wind trug den salzigen Geruch der Tiefen mit sich und trieb Asuka an sich noch mehr zu beeilen. Ihr Herz schlug wild vor Freude. Warum spürte sie nur so unsagbar viel Freude wenn sie Ryou traf? Es war einfach schwer in Worte zu fassen.
Letztendlich erblickte sie schon den Kai an dessen Ende der Leuchtturm stand, der den verirrten Schiffen die dort draußen auf dem Wasser schwammen, den Weg weisen konnte. Asuka stuzte allerdings. Dort stand schon jemand und sah wie gebannt auf das Meer hinaus. Nein, es war nicht einfach nur irgendjemand, dort stand Ryou. Und seine Haare wehten leicht im Wind, seine weiße Uniform wurde ebenfalls von der kleinen Böhe ergriffen und flatterte ohne Geräusche. Nun beeilte sie sich, um Ryou zu erreichen, der sich auch sofort nach ihr umschaute, als er ihre Schritte bemerkte.
Asuka zuckte innerlich ein wenig zusammen, denn der Ältere schenkte ihr ein strahlendes, warmes Lächeln. Ihr Herz begann wild zu rasen, ein solcher Anblick hatte sich ihr noch nie geboten. Noch nie hatte sie Ryou auf diese Weise lächeln sehen. Oder kam es ihr in diesem Moment nur so vor?
"Wartest du schon lange auf mich?", fragte sie schließlich und merkte, dass sie ihre Augen nicht mehr von ihrem Gegenüber abwenden konnte, hier im schummrigen Licht wirkten seine Augen noch faszinierender.
"Nein", antwortete er kurz, seine Stimme klang wie immer ruhig und sanft, doch etwas an ihm war heute anders als sonst. Asuka konnte sich nur nicht genau erklären was es war.
Beruhigt ging sie noch ein paar kleinere Schritte auf ihn zu und blieb dann direkt neben ihm stehen. Für einen Augenblick schwiegen sie. Es herrschte totale Stille zwischen den beiden, nur der Wind und die Wellen waren zu hören. Asuka seufzte erleichtert. Sie hatte sich Ryou's Veränderung sicher nur eingebildet. Wahrscheinlich hatte Momoe Recht mit ihrer Vermutung, dass es sinnlos war Märchen zu lesen, es war einfach nicht Wirklichkeitsnahe und verwirrte sie auch noch unnötig. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper. Der Wind hatte plötzlich etwas zugenommen und jagte ihr einen kräften Schauer über den Rücken. Nun bereute sie es, dass sie sich keine Jacke mitgenommen hatte.
"Ist dir kalt?", fragte seine Stimme saft.
Asuka spürte nur noch wie sie herum gedreht wurde. Sanft hatte Ryou seine Arme um ihre Talie gelegt und zwang sie dazu ihm in die Augen zu sehen. Asuka schnappte erschrocken nach Luft. Mit so etwas hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, sie wurde deutlich nervös in seinen Armen und konnte seinem tiefen Blick kaum noch wiederstehen. Ryou's Augen leuchteten intensiv, doch spiegelten sie überhaupt das Licht des Mondes wieder, der hell am Himmel leuchtete?
Asuka war sich gar nicht so sicher ob das überhaupt noch eine Rolle spielte, denn sie fand sich nach kruzer Zeit gänzlich nahe an seinem Körper. Der beste Freund ihres Bruders, hatte seinen Blazer aufgeknöpft und Asuka sanft darin eingeschlossen. Das Zittern des Mädchen's wurde deutlich schwächer, als die Wärme ihren Körper durchströmte. Von Ryou ging eine solch unglaublich angenehme Wärme aus. Sie vergaß sich beinahe, merkte jedoch wie nahe sie sich an ihn drängte um seine Nähe zu spüren. Es beruhigte sie ganz einfach in seinen Armen zu sein, hier fühlte sie sich sicher. Es würde ihr kein Leid geschehen wenn Ryou bei ihr war, sie seufzte leise als ihr klar wurde was sie da gerade empfand. Konnte es sein, dass sie sich in Marufuji Ryou verliebt hatte, ohne etwas davon zu merken?
Lange konnte sie auch nicht mehr darüber nachdenken. Eigentlich wollte sie ihn direkt darauf ansprechen, was würde mit ihnen passieren, wenn sie sich wirklich in ihn verliebt hatte? Würde er sie abweisen? Wie auch immer, sie konnte ihre Stimme nicht erheben, denn mit sanfter Gewalt hob er ihr Kinn ein Stück an und sah ihr tief in die Augen. Erneut zuckte Asuka ein wenig zusammen. Diese intensiven türkiesen Augen ließen sie unglaublich ruhig werden. Sie hatte das Gefühl in ihnen zu versinken, zu ertrinken. Ihr war so, als konnte sie plötzlich nicht mehr über ihren Körper entscheiden, die Bilder vor ihren Augen wurden trüber, jedoch erkannte sie noch immer wer vor ihr stand und was gerade vor sich ging. Asuka konnte es sich nicht ganz erklären, aber es fühlte sich wie eine Art Hypnose oder Bann an.
Langsam näherte sich Ryou's Gesicht dem ihren und sanft legte er seine weichen Lippen auf ihre.
"Ein Kuss!?", schoss es Asuka durch den Kopf.
Sie konnte sich nicht richtig darauf konzentrieren, geschweige denn es richtig realiesieren. Sie wusste auch nicht, wie sie dieses Gefühl einordnen sollte, das sich in ihr ausbreitete. Sie konnte nur noch eines denken, dass Ryou sie küsste, bevor sie jeglichen Sinn für Gefühl oder Realität verlor.
~Chapter 1: Nightfall Ende, Fortsetzung folgt in Chapter 2: The Wood Anemone~
Das obligatorische Nachwort:
Hallo alle zusammen, dies ist nun die angekündigte längere Geschichte die ich euch schreiben werde. Sie heißt wie ihr bereits gemerkt habt Buschwindröschen und wird eine Art Märchen sein, weshalb die Handlung auch hauptsächlich in einer ganz anderen Welt spielen wird! Diese wird einige Überraschungen für euch bereit halten - hoffe ich mal - und euch auf Trapp halten sie zu lesen.
Unter anderem wird diese Geschichte auch in einer Doujinshi Version erscheinen, die zwar etwas anders ist, damit sich keiner langweilt, aber eben auch dieser Geschichte entspricht. Dabei wird meine Freundin cloudy_wolf die Zeichnungen übernehmen und ich werde Cover, Storyline und Danksagungen sowie diese FF übernehmen.
So was soll ich zum ersten Kapitel sagen...
ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt. Es fällt mir immer so dermaßen schwer einen Anfang zu finden und ich befürchte, er wird nicht wirklich gut sein. Na ja, aber wer wird denn so schnell aufgeben?
In erster Linie wollte ich die Blumen ein bisschen sprechen lassen. Da diese Geschichte von der Natur draußen vor meiner Tür inspiriert wurde - das heißt im Wald um die Ecke gibt es so viele Buschwindröschen, wie ein weißer Teppich ^^ - habe ich mich entschieden ein wenig über die Blumensprache zu lernen. Ryou schenkt Asuka eine Geranie, damit will er ihr sagen "wir treffen uns an der bekannten Stelle". Die Beziehung zwischen den beiden wollte ich auch gleich zu Anfang klar machen - sie mögen sich sehr und Asuka liegt ihren Ryou. Tja ... ich hoffe ich habe euch mit der Kussszene nicht überrumpelt ^-^ Es musste einfach sein!
Ein reines Asuka und Ryou Kapitel sollte es auch nicht werden, von Anfang an habe ich auch wieder Fubuki, Momoe, Junko und Manjoume einbezogen, denn die werden noch eine größere Rolle spielen ^.-
Also genug gefaselt, ich hoffe auf ein paar Kommentare, sowohl Kritik als auch Lob!
Bis dann,
eure Ruky!