Vampires of the Dark
Nächtlicher Besuch
Erschöpft sperrte Sasuke Uchiha die Tür seines Hauses auf. Es war wieder Mal ein langer und harter Trainingstag gewesen. Denn auch wenn er es nicht gerne zugab, seine beiden ehemaligen Teamkollegen waren weitaus stärker als früher und so setzte ihm das Training mit jedem Mal mehr zu. Er konnte es förmlich sehen, wie sie mit jedem Übungskampf, mit jedem neuen Jutsu, das Kakashi ihnen beibrachte, immer stärker wurden. Und zwar nicht nur physisch sondern auch psychisch.
Und er? War er auch stärker geworden? Verächtlich schnaubend betrat er sein großes Haus. Manchmal zweifelte er tatsächlich daran, ob seine Entscheidung, nach Konoha zurückzukehren, richtig gewesen war.
Immerhin hatte er bei Orochimaru einiges gelernt. Aber nach einem erneuten Zusammentreffen mit seinem Bruder, bei dem er abermals weit unterlegen war, hatte er sich für die Rückkehr in sein Heimatdorf entschieden.
Doch wieso machte er sich überhaupt Gedanken? Schließlich hatte er Orochimaru eigenhändig getötet, was blieb ihm dann also überhaupt für eine Möglichkeit, außer in Konoha weiterzutrainieren?
Er beantwortete sich die Frage gleich selbst: Keine, es gab keine Möglichkeit, also würde er sich wohl damit abfinden müssen, mit einem nervigen, nudelsuppensüchtigen Chaosninja und einer, in seinen Augen trotz allem noch immer schwachen, Kunoichi zu trainieren.
Er musste einfach das Beste daraus machen.
Aber nicht mehr heute. Er war so müde, dass er nicht einmal mehr etwas aß, sondern auf direktem Wege in sein Schlafzimmer schlurfte und sich dort mitsamt seiner Kleidung aufs Bett fallen ließ. Schon nach wenigen Minuten glitt er dann in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Irritiert fuhr Sasuke wieder aus dem Schlaf hoch. Irgendetwas hatte ihn geweckt, aber was? Die Sinne eines Shinobi waren besser ausgebildet, als die eines normalen Menschen, ihr Körper war darauf trainiert, schon bei der kleinsten Ungewöhnlichkeit Alarm zu melden.
Er verharrte ruhig in seinem Bett und lauschte in die Stille der Nacht. Nein, ganz still war es nicht. Da, ein Geräusch. Ein Knarren des Fußbodens. Schritte. Sie kamen näher. Irgendetwas war im Raum. Trotz seiner wachsenden Beunruhigung versucht Sasuke, sich zu konzentrieren und suchte nach einem Chakra, doch er fand keines.
Er versuchte es abermals, aber er kam zu keinem Ergebnis. Vielleicht ein Tier? Nein, unmöglich, er war sich sicher, dass es menschliche Schritte waren.
Unruhig huschten seine schwarzen Augen im dunklen Zimmer umher, doch auch sie konnten nichts entdecken. Halt, da? Da war doch etwas! Eine Bewegung! Und erneut hörte er das Geräusch von Schritten.
Blitzschnell sprang der Uchiha aus dem Bett, griff unter sein Kopfkissen und holte das Kunai, das er sicherheitshalber immer dort versteckt hatte, hervor.
Erneut suchten seine Blicke den Raum ab. Was ging hier vor? Litt er schon unter Halluzinationen?
Doch im nächsten Moment erfuhr er, dass dies nicht der Fall war. Nämlich genau dann, als sich ein schwarzer Schemen aus dem Schatten einer Ecke seines Zimmers löste.
Und das, was er sah, ließ ihn erst einmal erleichtert aufatmen. Es war nur eine Frau, vielleicht ein bis zwei Jahre älter als er. Sie hatte feuerrotes Haar und trug einfache Kleidung, wie die normalen Dorfbewohner aus Konoha-Gakure, die keine Ninjas waren. Und da sie keine Kämpferin war, würde er, im Falle eines Angriffes, auch locker mit ihr fertig werden, da war er sich ziemlich sicher.
Trotzdem kam ihm bei genauerer Betrachtung irgendetwas an der Frau komisch vor. Zuerst waren da die Umstände ihres Auftauchens. Wieso zum Teufel sollte eine junge Frau mitten in der Nacht zu ihm ins Haus kommen? Und…wieso hatte er vorhin kein Chakra gespürt, wo sie doch eindeutig im Raum gewesen war? Sicher, die Dorfbewohner hatten nicht so ein ausgeprägtes Chakra wie Ninjas, doch irgendeine Form von Chakra hatte jeder Mensch, es sei denn…er war tot.
Aber es gab noch einen weiteren Punkt, der ihn in Alarmbereitschaft versetzte:
Ihr ganzes Auftreten. Sie stand einfach nur da. Ohne irgendeine Regung. Ohne auch nur das kleinste Lebenszeichen. Fast so, als wartete sie auf irgendetwas.
Und dann dieser Blick. Die Frau starrte ihn mit ihren roten Augen an. Mit Augen, die irgendwie leblos schienen, glanzlos waren, als wären sie die Augen eines Toten.
Oder anders gesagt:
Als wäre sie kein Mensch, sondern…ein Dämon oder ein Wesen, das direkt aus den Tiefen der Hölle zu kommen schien.
Bei diesem Gedanken lief es Sasuke eiskalt den Rücken hinunter. Was dachte er denn da?!
„Was willst du?!“, fragte er sie unfreundlich, um die gespenstische Stille endlich zu durchbrechen.
Aber anstatt zu antworten, bildete sich auf dem Gesicht der Frau ein Lächeln. Ein Lächeln, das Sasuke nur noch mehr beunruhigte. Es war kalt und emotionslos, so wie anscheinend alles an ihr.
Im nächsten Moment war sie verschwunden.
Der Uchiha starrte ungläubig an die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte und blinzelte ein paar Mal, doch es blieb dabei:
Sie war weg. Einfach so, von der einen Sekunde auf die andere. Langsam wurde ihm nun doch etwas mulmig zumute. Hier stimmte doch etwas nicht! Das…das war völlig unmöglich!
Zuerst drang eine wildfremde Frau, ohne, dass er es bemerkt hatte, in sein Haus ein und jetzt war sie spurlos verschwunden. Vielleicht träumte er ja noch? Wenn ja, dann war das aber ein ziemlich realer Traum.
Doch gerade, als Sasuke es tatsächlich als einen verrückten Traum abtun wollte, stieß er einen entsetzten Schrei aus und blickte geschockt an sich hinunter.
Irgendetwas Eiskaltes schlich sich seine Arme hoch, die Kälte schien von seinen Armen, seinem Oberkörper und seinen Beinen besitz zu ergreifen. Vor Schreck war er erst einmal wie gelähmt, dann erkannte er jedoch, dass es sich um zwei bleiche Hände handelte, die ihn an den Armen von hinten gepackt hatten.
Ihr Hände.
Obwohl er sie nicht sehen konnte, da sie hinter ihm stand, wusste Sasuke auf Anhieb, dass es die Frau von gerade eben war.
Jetzt, wo sie ihm so nahe war, konnte er es spüren. Die Kälte, die sie ausstrahlte, er spürte sie fast körperlich. Sie schmerzte, berührte irgendetwas tief in seinem Inneren, etwas, das er nicht mehr gespürt hatte, seit er mit acht Jahren seinen ganzen Clan verloren hatte:
Angst.
Doch jetzt war sie wieder da, und er wusste nicht einmal, wieso.
Er war wie gelähmt, die Kälte betäubte seine Sinne, seinen Verstand, er war unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Aber warum?
Diese Frau hatte weder Waffen, noch hatte sie ihn richtig angegriffen. Genau genommen, hatte sie ihn doch nur berührt! Doch genau diese Berührung löste in ihm ein Grauen aus, das unbeschreiblich war.
Und ohne, dass es ihm jemand noch zu sagen hätte brauchen, wusste er, dass er Handeln musste, sich von ihr befreien musste, hier weg musste.
Das war der einzige Gedanke, den sein Gehirn zuließ, er versuchte, sich aus dem Griff der Frau loszureißen, sie wegzustoßen, mit seinem Kunai zuzustechen, doch er schaffte weder das eine, noch das andere.
Sie schien ihn mit einer Kraft festzuhalten, die seine eigene weit überstieg, nein, nicht nur seine, die die eines Menschen überstieg.
Irgendwann gab er seine Bemühungen auf. Es hatte keinen Sinn, sie war weitaus stärker als er.
Nun stand er da. Wie ein verschrecktes Kaninchen, das wusste, dass es seinem Jäger nicht mehr entkommen konnte, nur noch auf die Gnade seines Gegners hoffte. Sasuke wagte es nicht, zu atmen, wagte es nicht, sich zu bewegen, nicht, etwas zu sagen, stand einfach nur regungslos da und wartete.
Und lange musste er nicht warten, denn kurz nachdem er seine Befreiungsversuche aufgegeben hatte, spürte er, wie sich die Rothaarige hinter ihm bewegte.
Ihr Kopf bewegte sich in Richtung seines Gesichts.
Er spürte ihren Atem an seinem Hals, ihren Atem, bei dem er unwillkürlich an Tod und Vernichtung denken musste. Der Atem war nicht warm, wie der eines Menschen, er war wie ein eisiger Hauch des Todes, was Sasuke eine Gänsehaut bekommen ließ.
Ungewollt fing sein gesamter Körper plötzlich an zu zittern und die Knie wurden ihm weich. Hätte sie ihn nicht so fest gehalten, wäre er vermutlich zu Boden gefallen.
Inzwischen war er sich vollkommen sicher, dass dies kein Mensch war, aber was dann?
Ein Tier war sie sicher auch nicht.
Plötzlich jedoch spürte der junge Uchiha etwas an seinem Hals. Er konnte nichts sehen, doch es fühlte sich wie zwei kleine Spitze nadeln an, die ihm an den Hals gesetzt wurden.
Was war das schon wieder? Langsam kam er sich tatsächlich wie in einem Albtraum vor, ein Albtraum von der Sorte, wo man schweißgebadet und mit klopfendem Herze aufwachte und in den nächsten Tagen nicht schlafen wollte, aus Angst, der Traum könnte wiederkehren.
Doch das hier war kein Traum, sondern die grausame Realität.
Trotzdem musste er sehen, was es war. Also drehte er vorsichtig den Kopf, doch als er sah, was es wirklich war, wünschte er sich sofort, es nicht getan zu haben.
Das, was er da auf seiner Haut spürte, waren keine Nadeln, es waren Zähne. Die zwei Eckzähne des Wesens hinter sich.
Als es Sasuke langsam dämmerte, was diese Frau wirklich war, schien sich eine eiserne Hand um sein Herz zu legen. Das war doch nicht möglich? Es gab nur ein Wesen, auf das die Beschreibung der Frau passte. Rotes Haar, rote Augen, die Eckzähne.
Aber es gab sie doch überhaupt nicht!
Langsam wallte Panik in ihm auf. Sie waren Wesen der Phantasie der Menschen, und keinesfalls real! Jedes Kind kannte die grausamen Geschichten, die man sich über sie erzählte, wie sie ihren Opfern jegliches Blut aus dem Körper saugten, wie Menschen, die von ihnen gebissen wurden, sich langsam und schmerzhaft in einen von ihnen verwandelte.
Aber sie waren Phantasiewesen! Aus Albträumen und Horrorgeschichten!
Es gab keine Vampire!
Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper, kurz darauf spürte er einen