Die Macht der Liebe
erschein interessanter als der Hatake, der noch immer nichts sagte.
Naruto schien die Reaktion seines Lehrers zu enttäuschen.
Er konnte selbst nicht sagen, was er erwartet hatte, aber gewiss nicht diese Verblüffung.
Einerseits schmeichelte es ihm ja, dass er es als erstes geschafft hatte, den Grauhaarigen sprachlos zu machen, andererseits...
Nun ja, es hätte halt anders sein sollen!
Niedergeschlagen sah er zu dem Größeren auf.
„Jetzt sagen sie doch was, Sensei!“, meinte er schließlich.
Seine Stimme klang beinahe schon verzweifelt.
Kakashi hob den Kopf.
„Das... das hatte ich nicht... erwartet“, murmelte er.
Sein Blick glitt zu Hinata, zu Naruto, zu Hinata.
„Hinata?“ „Hm?“ „Wirst du das Kind behalten?“
Narutos Kopf schoss reflexartig in die Höhe.
„BITTE?“, rief er entsetzt, „WAS IST DAS FÜR EINE FRAGE? NATÜRLICH WILL SIE DAS KIND!“
„Seit still, Naruto!“
Perplex prallte der Blonde zurück.
Hinata sah Kakashi leicht verwirrt an.
„Wie meinen Sie das, Sensei?“, wollte sie wissen.
„Nun, du bist noch ziemlich jung und hast noch dein ganzes Leben vor dir. Manche Mädchen an deiner Stelle würden sich diese Entscheidung zweimal durch den Kopf gehen lassen. Es geht schließlich um dein gesamtes Leben. Alles würde sich durch ein Kind ändern. Wenn du es nicht willst... könnte ich das durchaus verstehen und auch Naruto müsste sich damit abfinden-“
Er überging den Protest des Besagten einfach.
„-Überleg es dir genau, Hinata. Du hast noch Zeit und die Gelegenheit, es dir anders zu überlegen. Wenn du das Kind dennoch willst, solltest du es Tsunade und natürlich Kurenai sagen. Sie werden sich um dich kümmern und dir Alles erlären, was du wissen musst. Naja, und dann wird auch auf Naruto eine Menge Arbeit zukommen. Ihr werdet das nur schaffen, wenn ihr zusammenhaltet und euch ganz darauf konzentriert, dass ihr eine Familie seid.“
Hinata sah Kakashi mit offenem Mund an.
Damit hatte sie nicht gerechnet.
Aber es stimmte, was er sagte.
Sie würde eine große Verantwortung übernehmen müssen.
Wenn sie Mutter würde, wäre sie gerade einmal 17.
Sie würde ihrer Familie Alles erzählen müssen und auf die richtigen Reaktionen hoffen.
Alles würde davon abhängen, ob ihr Vater das Kind akzeptierte.
Neji würde sie wahrscheinlich verachten.
Ihre Mutter würde entsetzt sein, sich aber nachher freuen.
Hanabi würde sie für verrückt erklären und nur noch weiter in den Hyuga-Stolz getrieben werden.
Sie und Naruto würden Nachts kein Auge mehr zubekommen und jeden Tag mit Shclafmangel an ihre Aufgaben herangehen.
Sie würden kaum noch Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse finden und sich nur noch mit den Worten „Baby“, „Windel“, „Fläschchen“, „Wickeln“ und nochmal „Baby“ herumschlagen.
Ihr Training würde vernachlässigt werden und ihre Freunde würden ihnen wegen dem kleinen Wonneproppen auf den Senkel gehen.
Unwillkürlich musste Hinata grinsen.
Ja, so ein Kind würde ganz schön Leben in den tristen Alltag Konohas bringen.
Vor allen Dingen aber würde es dafür sorgen, dass zwischen Personen, die eigentlich nie viel miteinander sprachen, plötzlich ein Band entstand, dass stärker war, als selbst die Verwandtschaft.
Und das Alles nur wegen eines kleinen, unschuldigen Kindes.
Würde sie es vielleicht schaffen, Sakura mit diesem Gedanken ein wenig aufzumuntern?
Würde sich Tsunade für sie freuen oder ihr die Hölle heiß machen?
Würde Naruto ein guter Vater werden?
Und vor allen Dingen, würde sie, Hinata, mit einem kleinen, hilflosen Baby fertig werden?
Ihr Lächeln wurde breiter.
Sie sah Kakashi direkt an.
„Ich werde das Kind behalten. Das ist meine freie Entscheidung!“
Ja, es war ihre freie Entscheidung, aber sie würde damit nicht nur sich glücklich machen, sondern auch viele andere Menschen.
Sie würde das Kind behalten und ihm eine Mutter sein.
Sie würde es nicht abtreiben.
Naruto grinste triumphierend.
„ICH HABS GEWUSST, ICH HABS GEWUSST!“
Er hüpfte auf und ab wie ein Flummi.
Kakashi zog erstaunt ein Augenbraue hoch.
„Wenn du meinst, Hinata, dann soll es so sein. Lass dir einen Termin bei Tsunade geben und sie dich untersuchen.“
Er drehte sich um und wollte schon gehen, als er sich noch einmal zu ihr umwandte.
„Ach so... Alles Gute und- im wie vielten Monat bist du?“
Sie überlegte. „Etwa knapp im Zweiten.“
„Dann viel Spaß noch.“
Damit verschwand er.
Naruto konnte sich nun nicht mehr zurückhalten.
Unter lautem Gejubele sprang er hoch und schrie, so dass es in Konoha jeder hören konnte:
„ICH WERDE VATER!“
Mit schmalen Augen beobachtete der in einen schwarzen Mantel gehüllte den Jubelnden vom Dach eines nahegelegenen Hauses aus.
Seine Lippen waren zu dünnen Strichen zusammengepresst und er hatte wütend die Faust geballt, beim Anblick der beiden fröhlichen jungen Leute.
„Gut gemacht, Naruto“, zischte er leise und bedrohlich. Er hatte die Szene ohne Unterbrechung miterlebt.
„Du hast es also geschafft. Aber mal sehen, was sich mit deiner kleinen Hinata machen lässt...“
Leises, grollendes Gelächter entfuhr ihm, während er sich mit der Hand durch das Gesicht strich.
Im grellen Licht der Sonne blitzte ein silberner Ring mit einem schlangenartigen Wappen auf. Grüne Smaragde zierten den Kopf des Tieres in der Mitte und verliehen ihm ein höllisches Aussehen.
„Freu dich, solange du noch kannst, Hokage der fünften Generation, denn deine Zeit ist begrenzt.“
Hastig geformte Fingerzeichen, ein leises Wort.
Der Mann verschwand.
Nichts blieb von ihm zurück, nur eine schwarze Feder, die langsam auf die roten Ziegel sank.