Fanfic: Parallel- Universen

Kapitel: Das Schloss

Wir erreichten das Schloss erst am nächsten Morgen. In der Nacht hatten wir irgendwo an einem Waldrand Halt gemacht, um uns auszuruhen. Nun erblickte ich das Schloss, das von der aufgehenden Sonne angestrahlt wurde. Die Bewohner des Schlosses schreckten auf, denn sie sahen nur mich, nicht aber den Prinzen, denn ich hatte die Sonne hinter mir. Das erschwerte den Menschen natürlich die Sicht.
„Lande im Burghof, Theo. Das wird ein Auftritt, der Eindruck hinterlassen wird.“
Ich setzte zur Landung an und sah mich gleichzeitig um. Das Schloss war nicht wirklich ein Märchenschloss. Wohl eher eine uneinnehmbare Festung mit hohen, grauen Mauern und vielen Türmen.
Elegant landete ich im Burghof, und Tom sprang von mir herunter. Der Burghof bot nicht wirklich viel Platz, aber zum Landen hatte es allemal gereicht. Er war vollkommen mit Pflastersteinen ausgelegt, an den Hofwänden standen Holzhäuser, die mit Stroh gedeckt waren. An der Nordseite des Hofes stand der große Palastturm des Königs. Flaggen mit dem Wappen, das ich schon bei Tom gesehen hatte, hingen links und rechts eines großen Portals in dem Turm.
Tom grinste voller Stolz die Leute an, wie um zu sagen: Seht her, ich habe einen gefährlichen Drachen gezähmt! Ich bin der Prinz!
Ich legte mich einfach auf den Boden, da wo ich war. Mal sehen, was als nächstes geschehen würde.
Die Bediensteten hatten sich jetzt um mich und Tom versammelt, und sie staunten nicht schlecht.
„Wie erwartet von dem Prinzen.“
„Was für ein Prachtexemplar.“
„Der muss aber schwer zu zähmen gewesen sein.“, hörte ich die Leute flüstern.
Dann kam der König aus einer der riesigen Türen, um seinen Sohn zu begrüßen, der eigentlich nicht sein Sohn war, sondern ein Gymnasiast.
Der König wirkte erfreut.
„Tom, wie schön, dich wieder zu sehen. Wie ich sehe, hast du ein neues Reittier! Wie kommt es?“
„Mein Schimmel wurde leider in der Schlacht getötet. Unter großen Mühen konnte ich dann aber diesen Drachen fangen und zähmen. Er passt besser zu einem Prinzen als Reittier, findest du nicht?“
Dieser Heuchler. Alles, was er getan hatte, war 5000 Taler auszugeben. Aber ich würde darüber nichts sagen. Er war schließlich der Prinz, und ich wollte ihn nicht als Lügner dastehen lassen. Der schlechte Ruf würde dann außerdem bloß auf mich zurückfallen.
Aber Tom als Märchenprinz auf einem weißen Pferd? Das passte irgendwie zu ihm. So hatten ihn manchmal die Mädchen bezeichnet. Tom, wie er leibt und lebt.
Nun ging Tom mit seinem Vater in die Eingangshalle, aus der der König gekommen war, und die Torflügel schlossen sich wieder. Sie überließen mich einfach den Bediensteten.
Immer, wenn ich mich bewegte, schreckten diese aber zurück. Trotzdem war ihre Neugier ungebrochen, und sie behielten mich immer im Auge. Nur wenn ich jemanden direkt ansah, drehte er sich schnell weg und kümmerte sich wieder um seine Arbeit.
Dann sah ich eine Frau, die ich auch kannte. Es war Frau Gärtner, meine Lehrerin. Sie war ziemlich nahe an mich heran gekommen, hielt aber inne, als ich sie anblickte. Sie machte ein trauriges Gesicht.
„Haben Sie keine Angst.“, sagte ich.
Das schien sie noch mehr zu verschrecken. Mir fiel auf, dass ich sie aus Gewohnheit gesiezt hatte, was hier wohl eher weniger üblich war. Man sprach sich entweder mit ‘Ihr’ oder mit ‘Du’ an, wie in alten Zeiten.
„Was hast du?“, fragte ich.
Ich hatte mich dazu entschieden, sie zu duzen. Es klang irgendwie falsch in meinen Ohren, aber so war hier nun mal die Rangordnung. Da konnte ich nichts machen.
„Ich... ich wurde zugeteilt, um mich um Euch zu kümmern.“, brachte sie hervor.
„Keine Angst, ich tue niemandem was.“
„Stimmt es, dass... dass der Prinz euch ganz allein gezähmt hat?“
„Darüber möchte ich mich nicht äußern. Du müsstest ihn schon selber fragen.“
Das würde sie natürlich nicht tun. Sie hatte viel zu viel Angst davor, dass der Prinz wütend sein könnte.
„Dann... ich möchte euch euer neues Quartier zeigen.“, sagte sie zitternd.
Ich nickte und folgte ihr zu einer Scheune auf der anderen Seite des Hofes.
„Hier könnt Ihr schlafen.“
„Ach ja. Ich heiße Theo.“
„Ich bin Maria Gärtner. Freut mich, euch kennen zu lernen.“
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