Fanfic: Parallel- Universen

Kapitel: Das Training

Am nächsten Tag kam Tom in die Scheune.
„Guten Morgen, Theo.“
„Guten Morgen, Tom“
„Ich habe doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen. Sprich mich mit eure Majestät an.“
„Was wollt Ihr tun, wenn ich es nicht tue? Was könnt Ihr tun?“
Tom verzog bloß das Gesicht. Er konnte gar nichts machen, denn ich war sein wertvolles Reittier. Ohne mich war er doch bloß ein Fußsoldat.
„Hör zu. Ich möchte, dass du mit mir trainierst, draußen auf den Feldern.“
„In Ordnung.“
Er ging vor.
„Folg mir.“
Ich folgte ihm auf den Burghof. Es war noch früh, aber die Bediensteten waren schon auf den Beinen. Ein hektisches Treiben herrschte, doch noch immer schauten die Leute neugierig zu mir herüber. Ich ging einfach weiter, Tom hinterher durch das offene Burgtor. Es war trüb, und Nebelschwaden hingen über den Feldern. auf einer Kuhwiese machten wir Halt. Das Schloss war durch den Nebel kaum noch zu sehen.
„Was hast du denn alles drauf?“, fragte mich Tom.
„Na ja, das was ein Drache nun mal kann. Feuer speien und mit Zähnen, Klauen und Schwanz kämpfen, und natürlich meine Magie.“
„Du kannst Magie einsetzen?“
„Ja. Das kann jeder Drache. Ihr müsst wissen, Drachen sind hochmagische Wesen. Ein in Magie schlechter Drache kann es allemal mit einem guten Zauberer der Menschen aufnehmen.“
„Und was kannst du so alles?“
„Na ja... ich bin noch jung und habe noch nicht so viel Erfahrung mit Magie. Aber wie wäre es hiermit?“
Ich ließ einen Stein zwischen uns langsam durch die Luft schweben.
„Stimmt es dann also, dass sich Drachen auch in Menschen verwandeln können?“
„Ja. Aber nur wenige Drachen erreichen diese Stufe. Dafür bedarf es viel Training, und die meisten Drachen werden vorher einfach getötet.“
Es war erstaunlich, wie viel Wissen ich aus meiner falschen Erinnerung entnehmen konnte. Wahrscheinlich war es so gedacht, dass ich mich nicht mehr an mein richtiges Leben erinnern sollte, und voll in die Rolle des Drachen schlüpfe. Aber das tat ich ja sowieso. Blieb wieder die Frage, warum das Ganze? Und wie?
„Fangen wir lieber mit dem Training an. Greif mich mal vorsichtig an.“
Er hatte anscheinend schon Vertrauen zu mir aufgebaut. Es lief gut.
Ich nahm meine Klauen hoch und schnappte nach ihm. Er wich aus, und ich schlug ihn mit meinem Schwanz. Das war ihm zu schnell gekommen, und er flog auf den Boden. Ich hatte es vielleicht zu schwer gemacht. Er rappelte sich auf.
„Du hast ganz schön was drauf.“, sagte er.
„Ihr aber auch. Normale Menschen hätten schon bei meinem ersten Angriff den Kürzeren gezogen.“
Wir wiederholten das Ganze, und Tom wurde von Mal zu Mal besser. Irgendwann fragte ich:
„Erinnert Ihr euch noch an unser Gymnasium?“
„Was redest du da für Unsinn?“
„Ich rede von der Schule. Und die Zeit davor. Wir sind Kindheitsfreunde.“
Er fasste sich an den Kopf, so wie bei einem plötzlichen Schmerz, und ließ sein Schwert auf das Gras fallen.
„Nein, hör auf, Theo.“, flüsterte er.
Dann fasste er sich und hob sein Schwert auf.
„Machen wir weiter.“
Ok, dann musste ich es halt später noch mal probieren.

Nach etwa einer Stunde harten Trainierens hörten wir auf.
„Lass uns zurück ins Schloss gehen, Theo.“
„Wie du willst.“
Wir gingen los. Plötzlich hielt ich inne. Ich hatte ihn geduzt, und er hatte sich nicht beschwert. Ich machte ganz klar Fortschritte. Also setzte ich erneut an:
„Weist du noch, was wir letzte Klassenfahrt gemacht haben?“
„Berlin.“, murmelte er.
„Genau. Und in den Ferien danach?“
Tom blieb stehen und sah mich an.
„Ist das deine schwarze Magie, Drache?“, schrie er aus, zog sein Schwert und ließ es auf mich niedersausen.
Wäre ich kein Drache, wäre ich jetzt tot. Das Schwert hatte eine große Geschwindigkeit, als es mich traf, doch es prallte einfach an meinem Panzer ab. Nicht einmal ein Kratzer blieb zurück.
Verdutzt sah Tom sein Schwert an. Dann ließ er es erneut fallen. Er blickte mich mit feuchten Augen an.
„Theo?“
„Ja?“
Er fiel mir um den Hals.
„Oh, was ist hier bloß passiert. Ich war nur mal kurz was einkaufen, und im nächsten Augenblick wurde ich von so einem schwarzen Loch verschluckt.“
Er ließ mich wieder los.
„Ich erinnere mich wieder. An alles. Aber ich erinnere mich auch daran, dass ich der Prinz bin. Das ist so verwirrend.“
„Ja, ich habe auch Erinnerungen an meine Drachenvergangenheit.“
„Wie kommt es überhaupt, dass du ein Drache bist?“
„Ich habe keine Ahnung. Ich bin genauso ratlos wie du.“
Er nickte.
„Lass uns erst mal zurück zum Schloss gehen.“

Zurück im Schloss hatte sich rein gar nichts verändert.
„Sieh mal, das ist doch Frau Gärtner. Was sollen wir tun?“
„Handle ganz normal. Du würdest bloß unnötig für Aufregung sorgen, wenn du jetzt deine Persönlichkeit änderst. Sie ist eine Dienerin, und weiß nichts von der Realität.“
„Wahrscheinlich hast du Recht.“
„Frage doch bitte mal den König, ob du eine Reise machen kannst. Wahrscheinlich liegt die Lösung zu dem Problem irgendwo in dieser Realität. Vielleicht ist es sogar ein paralleles Universum oder so was.“
„Das werde ich, keine Sorge. Ich möchte ja auch wieder zurück.“
Damit ging er hinüber zum Portal und in die Eingangshalle. Ich schaute ihm hinterher und ging dann hinüber zur Scheune. Ich sollte jeden freien Moment dazu nutzen, meine Magie zu trainieren.
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