Somewhere
I hate myself for losing you
Der Nachtwind wehte ihm durch die Haare; sie flogen hoch und landeten wieder sanft auf seinem Rücken, ohne dass er etwas davon merkte. Seine Füße waren wund, doch ihn kümmerte das nicht. Er hatte seit Tagen nichts mehr gegessen und geschlafen hatte er auch nicht. Er fühlte sich zu schlecht dafür. Der Hanyou glaubte, das alles sofort wieder ausspucken zu müssen. Wo war nur Kagome? Wo war dieses gutherzige, wunderbare Wesen abgeblieben? Wo war die Frau, die er mehr als alles andere liebte?
I woke up today
Woke up wide awake
In an empty bed
Staring at an empty room
I have myself to blame
For the state I’m in today
And now dying doesn’t seem so cruel
And oh, I don’t know what to say
And I don’t know anyway, anymore
Er würde alles tun, um ihren Standpunkt zu erfahren, wirklich alles. Er würde sterben, sich bloßstellen, seinem Bruder, Sesshoumaru helfen… Inu Yasha würde alles tun. Egal, was es war, er würde es tun. Er würde sich erniedrigen lassen, um nur den Hauch einer Ahnung zu haben, wo sich Kagome befand oder wie es ihr ging. Dafür zu sterben hörte sich in seinen Ohren gar nicht so abscheulich an. Für die Liebe tat man eben auch das, was sich sonst abscheulich anhörte. Ja, denn er liebte Kagome. Mehr als er Kikyou je hat lieben können.
I hate myself for losing you
I’m seeing it all so clear
I hate myself for losing you
What do you do when you look in the mirror
And staring at you is why she’s not here
Warum nur war sie fort? Er fühlte sich so schlecht, als hätte man ihm das Herz aus der Brust gerissen. War es ihr zuviel gewesen? Die ganzen Dämonen… Naraku… und dann auch noch Kikyou? Eigentlich war es verständlich. Kein Sterblicher hielt so was lange durch, vor allem nicht, wenn er aus einer anderen Welt kam. Aus einer Welt, in der alles besser war. Wo Dämonen kein Tagespunkt waren. Warum nur war sie damals zurück in diese Epoche gekommen?! Es wäre besser gewesen, wäre sie nie hier aufgekreuzt! Es war ein Fehler gewesen, dass sie hier geblieben war. Er hasste sich selbst dafür.
You got what you deserved
Hope you’re happy now
‘Cause every time I think of both of you
It’s killing me inside
And now I dread each day
Knowing that I can’t be saved
From the loneliness of living without you
And oh, I don’t know what to do
Not sure that I’ll pull through
I wish you knew
Es machte ihn rasend vor Zorn, nicht zu wissen, wo sie steckte! Sie verdiente die Einsamkeit einfach nicht! Inu Yasha konnte – und vor allem wollte – begreifen, dass sie das selbst gewählt hatte. Das verdiente sie einfach nicht!!
Der Gedanke an ihre Einsamkeit fraß ihn von innen heraus auf. Er selbst wusste, wie verdammt einsam die Einsamkeit sein könnte. Das war der Grund, warum er durch Einsiedler nicht so ganz durchblickte. Wer konnte schon freiwillig diese drückende Einsamkeit wählen? Das war etwas, was seinen Horizont überstieg, was – ehrlich gesagt – auch nicht weiter schwierig war.
Gerne würde Inu Yasha Kagome etwas mitteilen. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel. Der wurde zwar größtenteils durch die dunklen Baumkronen verdeckt, aber die Sterne waren gut sichtbar. Genau wie der Wind, der um ihn strich. Ob der Wind seine Nachricht zu Kagome tragen würde…? Nun, auf einen Versuch konnte er ankommen lassen.
„Kagome“, flüsterte er leise. „Du musst wissen, dass ich einsam bin, wenn du nicht bei mir bist. Die Einsamkeit liegt seit deinem Verschwinden über mir wie ein Schatten, den ich nicht loswerde.“ Der Wind strich ihm über die Lippen, als würde er dem Hundejungen zeigen wollen, dass er die Worte mit sich nahm. Die Baumstämme knarrten im Wind und ihre Kronen raschelten leise vor sich hin.
I hate myself for losing you
I’m seeing it all so clear
I hate myself for losing you
What do you do when you look in the mirror
And staring at you is why she’s not here
Ein Vogel saß in einer der raschelenden Baumkronen. In seinen Augen, in denen ein trauriger Glanz lag, spiegelte sich die kalte, bleiche Scheibe des Mondes. Er dachte an die Vogeldame, der sein kleines Vogelherz gehörte. Für sie hatte er sogar sein Revier kampflos aufgegeben. Wenn sie zu ihm zurückkäme, dann wäre ihm das egal. Er stieß einen traurigen Pfeifton aus.
I hate myself for losing you
And oh, I don’t know what to do
Not sure that I’ll pull through
I wish you knew, I wish you knew
And oh, I don’t know what to say
And I don’t know anyway, anymore
No, no
Inu Yasha wusste nicht, was er tun sollte. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er das durchhalten würde. Was, wenn sie ihn jetzt abgrundtief hasste? Was sollte er dann tun? Grund genug hatte sie schließlich. Inzwischen hatte er selbst erkannt, dass er ihr mit seinen Treffen mit Kikyou wehgetan hatte. Er Idiot, warum erkannte er das erst jetzt?!
Was sollte er ihr sagen, wenn er sie gefunden hatte? Er wusste es nicht. Er wollte nicht mehr. Das einzige, was er wollte, war, dass Kagome wieder bei ihm war. Das war Inu Yashas einziger Wunsch. Nichts erschien im jetzt so kostbar wie dieser eine Wunsch.
I hate myself for losing you
I’m seeing it all so clear
I hate myself for losing you
What do you do when you look in the mirror
And staring at you is why she’s not here
An diesen einen, verzweifelten Wunsch klammerte er sich fest. Nur dieser Wunsch sorgte dafür, dass der Halbdämon sich einfach hier ins Gras warf. Als Inu Yasha einen Blick nach oben, in den Stern übersäten Himmel warf, sah er eine Sternschnuppe. Verdattert knallte er die Hände ineinander und wünschte sich etwas. Was er sich wünschte, ist nicht überliefert, aber es müsste bekannt sein.
What do you say, when everything you said
Is the reason why she left you in the end
How do you cry when every day you said
Don’t ever bring her back again
Konnte es sein, und alles, was er ihr an den Kopf geworfen hatte, hatte sie zum Fortgang bewegt? All die Beleidigungen? Denn das Liebevolle, was ihr gegenüber über seine Lippen gekommen war, war nicht sehr viel. War das vielleicht wirklich der Grund, warum sie ihn verlassen hatte, so vollkommen ohne Abschied?
Gerne würde er jetzt weinen, aber was nützten Tränen? Sie holten Kagome nicht zu ihm zurück. Er musste sie selber finden.
I hate myself for losing you
Er hasste sich für ihren Verlust, an dem er auch Schuld zu haben schien. Die Bäume knarrten im Wind. Der Hanyou schloss die Augen und ging langsam weiter, Richtung Kagome.
Hinter ihm erhob sich ein Vogel aus einer Baumkrone in den Nachthimmel.