Liebe auf den zweiten Blick

Kapitel 3

Kapitel 3

Den ganzen Abend hatte er Lily nicht mehr gesehen. Sie war nicht mehr aufgetaucht, obwohl er noch bis kurz vor Mitternacht im Gemeinschaftsraum gesessen hatte um auf sie zu warten, um ihr alles zu erklären. Von Sirius hatte er sich die gesamte Geschichte erklären lassen und war sich sicher, dass Lily nur überreagiert hatte. Sie hatte die letzten Nächte garantiert nicht wirklich schlafen können, so dass sie nun unter Stress litt. Und dann kamen diese Kurzschlussreaktionen. Das redete er sich zumindest immer wieder ein.
„Komm Krone, lass es. Wird Zeit für die Koje“, hörte er abermals von Sirius, der schon in seinem Schlafanzug in der Tür zum Schlafsaal stand. Wie lange hatte er dort wohl schon verweilt und ihn beobachtet?
„Und wenn ihr was passiert ist?“
Ein tiefes Seufzen war zu vernehmen, dann hatte sich Sirius in Bewegung gesetzt und sprang über die Lehne rüber neben James. Es waren diese üblichen Gespräche, die die beiden mitten in der Nacht zu führen pflegten, während alle anderen schon ihre Nachtruhe hielten oder sich zumindest auf die Zimmer verzogen hatten um noch etwas für die Schule zu tun.
„Lily…“, und damit blickte er James direkt in die Augen, „Ihr kann gar nichts passieren. Die Frau ist nicht so niedlich, wie sie immer ausschaut. Die hat es faustdick hinter den Ohren oder warum meinst du konnte sie mich im Duell schlagen?“
„Weil du sie hast gewinnen lassen wollen?“
„Garantiert nicht. Ich nehme doch auf Mädchen keine Rücksicht, Krone“, schüttelte Sirius den Kopf. „Der Kleinen wird schon niemand zu nahe kommen, also glaube mal. Die sitzt garantiert morgen wieder in aller Herrgottsfrühe hier und brütet über ihren Hausaufgaben, die schon vor zwei Wochen gemacht hatte bevor sie überhaupt aufgegeben wurden“
„Ja aber, Tatze…“, doch dann hielt Potter schon inne und blickte zur Portaltüre.
Sie war mittlerweile geöffnet worden, doch noch trat niemand ein, aber man hörte Stimmen. Zwei vollkommen bekannte Stimmen – Lily und Severus. Es kamen nur Bruchstücke an wie „Geht in Ordnung“, „Mach dir keine Sorgen“ und „Wir sehen uns morgen“ bei den beiden auf dem Sofasitzenden an. Sie waren nicht aufgestanden, wollten nicht als Spanner bezeichnet werden. Und auch wenn sie es oftmals waren, man musste ja nicht alles zugeben. Dann endlich schloss sich die Tür und man hörte nur die Schritte von einem Menschen.
Ist auch besser so, ging es den beiden jungen Männern fast zeitgleich durch den Kopf, aber nur James war es, der seinen Kopf nach Lily umwandte und sich mit den Knie aufs Sofa setzte, um über die Lehne zu ihr schauen zu können.
„So spät noch unterwegs?“
Erst wollte Lily ihm keine Antwort geben und einfach weitertraben, doch sie dachte, dass es nicht fair ihm gegenüber wäre. Sie hatte ihn vorhin schon einfach stehen gelassen und war davon gelaufen. Ihre Sachen lagen feinsäuberlich auf dem Tisch, an dem sie morgens immer arbeitete.
„Danke Krone“, lächelte sie ihm sachte entgegen und nahm die Dinge wieder an sich und schritt zu den beiden rüber. Sirius würdigte sie keines Blickes, doch ihn schien das nicht zu berühren. Wenn es nach ihm ginge, hätte sie auch weitergehen können, doch das wollte er seinem besten Freund nicht antun. „Tut mir leid wegen vorhin“, brachte sie noch leise hervor und sah zu James hinunter. Endlich war jener einmal kleiner als sie selbst und er musste zu ihr aufblicken.
„Ach was, ist doch bestens“, winkte er grinsend ab. Er glaubte zu wissen, wie dämlich das im Moment aussehen musste. Und wenn er es nicht wüsste, so würde er es in wenigen Minuten zu hören bekommen. „Mach dir keine Platte deswegen. Du solltest dich vielleicht hinhauen, ist schon spät. Und immerhin haben wir morgen gleich als Erstes Pflege magischer Geschöpfe“
Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte Lily schnell. „Wir sehen uns dann morgen, James. Sirius.“ Letzterem nickte sie nur knapp zu und verschwand mit beinahe schon schwebenden Schritten die Treppe nach oben. Alles war schon ruhig nur sie schien noch auf den Beinen in ihrem Schlafsaal zu sein.
Ein Stockwerk weiter unten saß das alles noch anders aus. Die beiden Männer saßen auf dem Sofa und blickten sich schweigend an. Solange bis Sirius in Lachen ausbrach, er konnte nicht an sich halten. „Ist doch alles bestens“, äffte er James albern nach und machte große Kulleraugen. „Du hättest dich mal sehen müssen, James. Das ist doch echt unter aller Kante.“, alberte er weiter.
Doch anstatt nun böse auf ihn zu sein, lachte Potter lieber mit. Die beiden waren bisher durch dick und dünn gegangen, es würde wohl nur der Tod sie auseinander bringen können.

Und so verging auch diese Nacht wie im Fluge. Vielleicht auch zu schnell, denn als der Wecker im Zimmer der Jungen schellte, war noch niemand in der Stimmung wirklich aufzustehen. Es war alles viel zu früh, sie wollten sich lieber noch einmal umdrehen. Nur James griff nach seiner Brille und schlug die Bettdecke zur Seite. Er sah genauso zottelig auf dem Kopf auf wie immer, wenn er aufstand. Wie eigentlich immer, denn seine Haare konnte man nicht bändigen. Er war ein hoffnungsloser Fall in diesem Sinne, wie in vielen anderen auch. Und noch hoffnungsloser war er verliebt.
Schnell zog er sich seine Schulkleidung an, genehmigte sich gerade mal eine kurze Katzenwäsche und schon war er die Treppe nach unten verschwunden. Der Kamin brannte wie jeden Morgen, das Zimmer war in ein sanftes Licht getaucht und die Wärme zog sofort in alle Glieder. Es war als wäre der Sturm, der vor den Fenstern des Schlosses tobte, nicht wirklich dort sondern weit weg. Als würde man in einem Buch lesen und sich in die Geschichte hineinsteigern.
„James…so früh schon wach?“, wurde er aus den Gedanken gerissen. Und prompt achtete er nicht mehr auf Stufe, stolperte die Letzten halsbrecherisch herunter. Er lag auf dem Boden und hielt sich den Kopf.
„Nichts passiert“, rief er noch aus als Lily schon zu ihm geeilt kam.
„Was machst du auch für Sachen. Wozu hast du bitte Augen im Kopf?“
„Damit die Brille nicht vollkommen nutzlos ist“, grinste er die junge Frau nur albern an und erhob sich dann auch. Die Kleidung strich er zurecht, auch wenn er sich in dem Pullunder nicht wirklich wohl fühlte. Er glaubte immer, dass diese Teile einen zu einem echten Waschlappen degradieren würden, aber da alle Schüler so etwas tragen mussten, war es wohl gerade noch zu ertragen mit dieser Schmach zu leben.
Zusammen mit der jungen Frau ging er zu dem Tisch rüber und setzte sich, schob die Brille nochmals richtig auf die Nase.
„Was machst du eigentlich immer in der halben Nacht schon hier unten, Lily?“, fragte er ungeniert einfach frei heraus. Sein Blick ruhte ganz auf ihr. Ihre Uniform saß dicht am Körper, die Krawatte war akkurat gebunden und hing nicht wie ein halber Sack an ihr so wie es bei ihm immer der Fall war. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, eine Strähne hing ihr nur ins Gesicht, die sie sich immer wieder hinter das Ohr strich.
„Ich wollte noch einmal etwas nachlesen“, und damit deutete sie auf das große Buch was aufgeschlagen vor ihr lag. Kurz klappte sie es zu um ihm den Titel zu zeigen. Es handelte sich um Zaubertränke. Wie sollte es bei Lily auch anders sein.
„Und für so was stehst du wirklich so verdammt früh auf, ja? Also ich könnt das nicht. Du arbeitest doch auch abends noch so unendlich lang…wie schaffst du es dann immer taufrisch aus dem Bett zu steigen?“
„Gewohnheiten, James. Alles Gewohnheiten“, lächelte sie ihm sachte zu und lehnte sich zurück. „Weißt du…bei mir Zuhause ist das kaum anders. Ich kann nur die Stunden wirklich nutzen in denen meine Schwester mir das Leben nicht zur Hölle macht. Sie ist ein Mittelpunktkind und wenn es sich nicht um sie dreht, so dreht sie total am Rand. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sie durchgedreht ist, als ich den Brief von Hogwarts bekam. Auf einmal war ich der hellste Stern am Himmel meiner Familie, aber gut…lass uns über etwas anderes reden“
„Nein nein, erzähl ruhig weiter“, bat er sie und betrachtete sie mit großen Augen.
Diesen Anblick allein erinnerte sie schon an Severus. Und in diesem Moment wurde ihr auch schon klar, dass sie sich mit ihm noch vor dem Essen treffen wollte. Das sie ihm versprochen hatte unten vor der Toilette auf ihn zu warten. Ein prüfender Blick auf ihre Uhr verriet der jungen Frau, dass sie noch nicht ganz zu spät sein würde. In den nächsten fünf Minuten müsste sie jedoch auf dem Weg dorthin sein. Dementsprechend packte sie ihre Sachen alle in die Tasche.
James folgte mit den Augen allen ihren Bewegungen, doch konnte es nicht wirklich begreifen. Was hatte sie mit einem Mal? War ihr seine Anwesenheit unangenehm? Passte ihr etwas an seinem Aussehen nicht? Hatte er vielleicht Mundgeruch?
„Aber Lily…“, unterbrach sie einfach Mal und schaute zu ihr.
„Ich weiß, James, ich hatte gesagt, ich helfe dir bei den Hausaufgaben“, seufzte sie leise, „doch leider wird heute nichts daraus. Wirklich. Tut mir unendlich leid“, doch ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, legte sie ihm zwei Pergamentrollen auf den Tisch. „Schreib es ab, dann fällt es nicht so auf“, lächelte sie sanft und verschwand auch schon wieder. Dahin, wo die Füße sie trugen und niemand sie sehen sollte.
Und so blieb er alleine in dem großen Raum sitzen. Das Feuer knackte im Hintergrund, die Tür fiel zu. Jetzt war er mit der Einsamkeit allein, wusste nicht wirklich, was er jetzt tun sollte. Er könnte ihre Hausaufgaben abschreiben, er müsste es sogar tun, denn selbst wenn er jetzt damit anfangen würde, wäre er bis zur Geschichte der Zauberei noch nicht fertig. Wie lange sie wohl dran gearbeitet hat? Und um eine Antwort bekommen zu können, nahm sich die Pergamente heran und rollte sie auf. Da war sie, diese
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