Liebe auf den zweiten Blick
Kapitel 4
Kapitel 4
„Ich rall das nicht“, murrte James nur als er durch die Portaltür auf den Gang trat. Das wurmte ihn nun wirklich. Wer brachte Remus essen? Wusste jemand davon, dass er ein Werwolf war? Vielleicht sogar Severus? Nein, beantwortete sich James selbst die Frage und trabte weiter die Stufen nach unten. Dann würde Remus schon nicht mehr an dieser Schule sein, da Severus nichts besser finden würde, wäre diese Gruppe endlich getrennt.
„Nun mach dich doch nicht wild deswegen“, klopfte ihm Sirius auf die Schulter. „Vielleicht hat er ja eine Freundin gefunden und will uns das nur verheimlichen“, grinste er breit.
„Red nicht, das passt doch gar nicht zu ihm – Der ist doch viel zu schüchtern und du weißt doch…er glaubt, er könne nie geliebt werden“
Doch da schüttelten die anderen beiden nur den Kopf. Vielleicht hatte Sirius ja wirklich Recht. Möglicherweise gab es doch ein Mädchen im Leben des jungen Mannes. Schön wäre es auf jeden Fall, denn Remus ist oftmals wirklich alleine. Er hat Probleme sich Freunde zu suchen, geht niemals aus sich heraus und verzieht sich hinter die Bücher.
Doch aus den Gedanken wurde er gerissen als ein Rotschopf seinen Weg kreuzte. Dort unten stand die junge Lily und hielt abermals die Bücher vor der Brust. Sie sah immer noch ein wenig müde aus, doch sie strahlte trotzdem wie ein Sonnenschein in dem dunklen Gemäuer.
„James?“
Mit der Hand wedelte Sirius vor dem Gesicht seines Freundes, aber es schien nichts zu bringen. Dieser schwebte wieder in seiner ganz eigenen Welt, tappte die Stufen weiter zu ihr nach unten als wolle er sie gleich in den Arm nehmen.
Alles in seinem Kopf drehte sich nur um die Frau dort unten, wie sie mit ihrem Freundinnen da stand und tuschelte. Hin und wieder war ein leises Kichern zu vernehmen als würden sie sich über den neusten Klatsch aus dem Tagespropheten unterhalten. Gerade als er jedoch unten anzukommen schien, blieb er hängen. Er war in der Trickstufe versunken und kam nicht mehr heraus.
„Schau mal, Lily“, hörte er eine der Mädchenstimme und sofort wandten sich alle Blicke zu James um. Dieser hing halb in der Treppe und versuchte krampfhaft herauszukommen. Aber je mehr er zappelte, desto tiefer versank er und desto lauter wurde das Gelächter um ihn herum.
„Nun hört doch mal auf“, schüttelte Lily den Kopf. Dann trat sie an ihn heran. „Das zweite Mal schon, nicht wahr, James?“, flüsterte sie leise und bot ihm ihre Hand an.
Die Schamesröte trieb es ihm ins Gesicht. Dennoch schlug er ihre Hand nicht ab. Die anderen beiden Herren blieben auch lieber im Hintergrund. Es schien im Moment nur die beiden zu geben. Sie und ihn. Es war ein eigenartiges Gefühl, dennoch fühlte sich James mit Sicherheit nicht unwohl. Ihre sachte Hand umschloss er mit der Seinen und mit eine wenig Ziehen und Zerren bekamen sie ihn auch endlich aus der Stufe.
„Danke“, murmelte er nur etwas peinlich berührt, allein weil James wusste, wie breit das Grinsen seines besten Freundes gerade aussah. Auch wenn Sirius es sicherlich noch verbergen konnte. Noch peinlicher war es für den jungen Mann, dass er gar nicht mitbekam, dass er weiterhin die Hand der jungen Frau in der Seinen verbarg. Sie hatte so weiche Haut, vollkommen rein. Ob es von Natur aus so war oder half sie mit irgendwelchen Cremes nach?
„Du…kannst mich auch wieder loslassen“, wisperte Lily noch etwas und zog ihre Hand dann einfach zurück. Die Bücher hatte sie auf der Stufe abgelegt, doch als sie zu jenen hinunterbeugte, war es auch James, dem derselbe Gedanke durch den Kopf geschossen war. Gerade konnten sie noch einen Zusammenstoß verhindern, indem Sirius den liebestollen Mann nach hinten zog. „Pass doch auf“, zischte er nur und deutete auf Lily, die ihre Bücher dann hochhob. Dennoch blieb sie noch stehen und blickte ihn an.
Ihre grünen Augen lagen auf ihm, durchbohrten ihn mit einem fragenden Blick. Er konnte sich im ersten Moment gar nicht denken, was sie von ihm wollte. Bisher redeten sie doch kaum miteinander und welche Frage könnte er ihr nun beantworten? Das war die Frage, die ihn quälte.
Mit einem tiefen Seufzen wandte sich Lily dann ab und verließ die Treppe mit ihrer Gruppe von Freundinnen, so dass James stehen blieb und wie ein begossener Pudel aussah. Nur das seine Haare weiterhin zu allen Seiten abstand. Durch jene fuhr er sich und sank erst mal auf die Stufe runter und blickte ihr fragend nach.
„Was war das eben?“, fragte er einfach in die Runde und vor allem wohl sich selbst.
„Sie dachte wohl, dass du ihr Pergament dabei hättest“, kam es gelangweilt aus dem Mund des zweiten Schwarzhaarigen, der dann an James vorbei schritt, ihm nochmals auf die Schulter klopfte. „Hast verspielt, Alter“, erinnerte er ihn mit einem breiten Grinsen als er voranging.
Aber das war nicht gerade das, was James in diesem Moment hören wollte. Allein aus dem Grunde, weil er es selbst wohl am Besten wusste. Doch trauern brachte nichts, er musste jetzt am Ball bleiben. Sie sprachen miteinander, auch wenn es meist nur deshalb war, weil er sich irgendwo hinunterfallen ließ und ziemlich dumm aus der Wäsche guckte. Hoffentlich würde das nachher nicht nur der Samaritereffekt sein, der die beiden zueinander brachte. Das wollte der junge Potter nicht gerade riskieren. Wenn sie irgendwann zueinander finden würde, so sollte es aus wahrer Liebe sein und nicht, weil sie sich um ihn kümmern wollte aus Sorge, er würde sich irgendwann beide Arme und Beine brechen, wenn es niemanden gab, der danach sah.
Das gesamte Frühstück sprach James kein Wort mehr, er aß auch nicht sonderlich viel. Sein Blick ruhte nur auf der jungen Frau, die von all den anderen Mädchen umgeben, oft in der Masse unterging. Gerade einmal ihre roten Haare ließ sie noch hervortreten. Auch wenn der junge Mann sich gewiss war, dass sie die Schönste von allen an dieser Schule war. Niemand reichte an ihre Schönheit noch heran. Für ihn würde es nur sie und keine andere geben, da war er sich sicher.
„Nun zieh sie doch nicht mit Blicken aus“, stieß Sirius ihn an, dem es mittlerweile nicht entgangen war, wie sein Sitznachbar immer wieder zu Lily hinüber stierte. Das jemand anderes zwei Tische weiter dasselbe tat, war ihm auch aufgefallen, doch darum kümmerte er sich im Moment nicht. Es ging viel mehr darum, dass James sich nicht weiter reinreiten sollte. Und dabei stand er schon brusthoch im Schlamm, so wie es im Moment aussah.
„Hast du heute Nachmittag Training?“, versuchte Black weiterhin die Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ein kurzes „Ja“ war das einzige, was er als Antwort bekam. Damit war doch bald alles verloren.
Entweder James hatte sich wirklich bis über beide Ohren hinaus in Lily verschaut oder jemand hatte ihm einen ziemlich starken Liebestrank verabreicht, obwohl jener an dieser Schule mit Regel sogar verboten worden ist. Und es gab nicht sonderlich viele Zauberer, den Sirius so etwas zutrauen konnte. Es gab nur wenige Leuchten im Fach Zaubertränke. Lily selbst würde so etwas nicht getan haben und Severus würde den Trank wohl eher auf Lily anwenden, damit diese sich in ihn verliebte.
„Das ist doch ein verdammt abgekatertes Spiel“, knurrte Sirius und gab es dann auf. Er stürzte sich lieber auf sein Frühstück, denn jenes sah im Moment viel verlockender aus als die Tatsache, dass James liebeskrank war.
Langsam ging es auf das Ende des Frühstücks zu. Noch immer starrte James zu der jungen Frau hinüber. Er konnte und wollte sich einfach nicht von ihrem Antlitz lösen, sie faszinierte ihn. Allein, wenn sie sich diese eine Strähne aus dem Gesicht strich, jene jedoch gleich wieder in ihre Stirn fiel, ließ ihn in ganz andere Gedankenwelten eintauchen. Er war hin und weg. Aber was er auch tat, wie gut oder auffällig er sich auch benahm, sie sah ihn einfach nicht. Wollte sie ihn nicht sehen? Wieso hatte sie ihre Augen nur immer ganz woanders? Er war doch der Mittelpunkt. Zumindest wollte er jener zentrale Pol ihres Lebens werden.
Es war nicht, dass James keine Beachtung fand. Ein Mädchen aus der fünften Klasse klebte ihm ununterlässlich am Haken, würde ihm sogar in die Umkleide folgen, wäre es möglich. So viele Mädchen sahen zu ihm auf, wollten die Frau an seiner Seite sein und vielleicht auch Einfluss genießen, aber es war einfach nicht zum Aushalten. Die Überzahl der weiblichen Schüler mochte an ihm seine Unnahbarkeit, den Rebellen, den er an den Tag legte, doch genau diese Eigenschaften waren es auch, die die Frau, der er damit imponieren wollte, dazu brachten sich von ihm abzuwenden. Die Welt konnte nicht ungerechter sein.
Mit einem Mal wurde er jedoch aus seinen Gedanken gerissen als der Hausgeist Gryffindors, Sir Nicolas de Mimsy-Porpington, oder freundschaftlich Der fastkopflose Nick, aus dem Essenberg auf dem Tisch aufstieg und in die Runde einen ausschweifenden Blick warf.
„Alter, wir sind gerade beim Essen, falls du das nicht mitbekommen hast“, brachte Sirius mit halbvollem Mund hervor, schluckte dann erst den großen Bissen hinunter.
„Entschuldigen Sie bitte, Mister Black. so redet man nicht mir mit!“, sprudelte es aufgeregt aus dem Mund des Geistes.
„Sir Nicolas, beruhigen Sie sich bitte. Wegen solcher Sachen wollen wir uns nicht das Frühstück verderben, oder sind Sie dort anderer Meinung?“, versuchte James den Geist zu beschwichtigen. Er wollte nicht schon am frühen Morgen so etwas hören. Zumal keiner der beiden nachgegeben hätte bis die Nacht hereinbräche. Sirius sucht auch immer Streit, seufzte James innerlich tief.
Nach ein paar Minuten hatten sich der Geist endlich gefangen und sich langsam beruhigt. Er war nun auch in der Lage endlich die Nachricht zu überbringen, wegen welcher er das morgendliche Mahl der Schüler an diesem Tisch unterbrochen hatte.
„Ich solle Euch Schülern ausrichten, dass der Unterricht der Pflege magischer