NCIS meets X-Files

Gängen des Navy-Kreuzers. Außerdem hing jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nach und versuchte sich einen Reim auf das zu bilden, was sie hier sahen und was sie bisher gehört hatten.
Selbst wenn auch nur ein Hauch von Wahrheit an dieser aberwitzigen Idee war, so erklärte es doch nicht, was mit den ganzen Besatzungsmitgliedern geschehen war. Sie wären zwar wohl einer Gruppe von Rentnern begegnet, aber sie hätten auf jeden Fall überhaupt irgend jemanden Antreffen müssen. Es gab genügend Spuren, die auf menschliches Leben hinwiesen. Aber nicht einen einzigen Hinweis auf deren Verursacher. Das verstärkte das Unwohlsein der fünf nur noch mehr.
Sie benutzten den Weg, der sie über das offene Deck zur Brücke führte und ließen sich ausgiebig Zeit, die dort installierten Waffenvorrichtungen zu untersuchen. Keinen zog es in allzu kurzer Zeit wieder unter Deck.
Das Bild blieb allerdings auch das selbe. Rost und Grünspan. Granatwerfer die sich keinen fingerbreit mehr ausrichten ließen, festgerostete Schrauben und Hebel, die bei zu starker Beanspruchung auch das ein oder andere Mal splitternd abbrachen.
Ihr nächstes Ziel war der Kontrollturm in der Mitte des Schiffes. Die unscheinbare Eingangstür duckte sich in den tiefen Schatten eines Geschützturms und klemmte beharrlich. Erst als Gibbs sich mit seinem gesamten Körpergewicht dagegen warf, gab sie mit einem kläglichen Kreischen nach und gab den Weg in den Aufgangsschacht frei. Hintereinander huschten sie die schmalen Stufen hinauf und betraten am Ende der Treppe schließlich die Brücke. Durch die großen Panzerglasfenster floss Sonnenlicht und flutete den mit Technik überladenen Raum. Dahinter spannte sich ein makellos blauer Himmel und der einst stolze Bug der SeaCrawler.
Unter anderen Umständen wäre Scully voller Begeisterung gewesen, die Kommandozentrale eines Navy-Kreuzers betreten zu dürfen. Zu Lebzeiten ihres Vaters war ihr dergleichen nie vergönnt gewesen. Doch jetzt hielt sie abrupt inne, kaum dass sie den Treppenaufgang verlassen hatte. Einen Teil der Besatzung hatten sie jetzt jedenfalls gefunden.
Wieder war es das Klicken und das grelle Blitzen der Kamera, was die betretene Stille im Raum unterbrach, als Kate das grausame Szenario auf den kleinen Speicherchip bannte. Erst dann bahnte sich Gibbs vorsichtig einen Weg an den am Boden liegenden Leichen vorbei, hinüber zu einem hochlehnigen Sessel. Auf diesem saß die zusammengesunkene Gestalt des Kapitäns. In seiner linken Schläfe klaffte ein knapp vier Millimeter großes Loch, von dem sich dunkle Schlieren über das Gesicht und den Hals zogen, bis hinunter über die Schulter, Brust und Rücken. Der linke Arm hing herab, die verknöcherte offene Hand wies zu Boden, auf dem eine Smith&Wesson Kaliber 38 lag.
Einen winzigen Moment lang starrte der silberhaarige Agent auf das bizarre Bild, dann wandte er sich ab und ließ seinen Blick durch den Raum und über die vier weiteren Leichen schweifen. Scully und Mulder schritten indes von einem zum nächsten, sie alle lagen an genau dem Ort, an dem sie vor ihrem Tod eingesetzt gewesen waren. Am Radar, am Funk, am Sonar und an der Navigation. Und jeder von ihnen war den schweren Verletzungen durch einen gezielten Schuss in den Brustbereich erlegen.
„Er muss sie erschossen haben. Erst sie, dann sich selbst.“ Scully erhob sich aus der Hocke und klopfte sich den Staub von der Hose. „Aber warum? Und was ist mit dem Rest der Besatzung?“
Sie erhielt keine Antwort und Mulder schien seine Partnerin gar nicht erst gehört zu haben. Sein Blick war wie gebannt auf einen schwarz-bläulichen Fleck am Boden neben dem Kapitässessel geheftet und seine Augen wurden schmal, als er mit wenigen Schritten an ihn herantrat und sich eilig ein Paar Einmalhandschuhe überzog. Behutsam strich er über den Fleck hinweg und tatsächlich blieb etwas von einer öligen Flüssigkeit an seinen Fingern kleben. „Scully!“ Er verrieb die Flüssigkeit auf dem Handschuh, sie war zäh und dickflüssig ohne zu kleben, und roch vorsichtig daran. Wortlos hielt er Scully die Hand hin. Sein Blick sprach Bände.
„Mulder...“ Ein düsterer Verdacht keimte beim Anblick dieser Substanz in ihrer Brust. Gleichzeitig schlich der kalte Schatten der Angst ihren Rücken hinauf, der Angst vor der Vergangenheit, die sie so sehr gehofft hatte abgeschlossen zu haben. „Mulder, das kann unmöglich sein. Das würde ja bedeuten...“ Sie verstummte und ihr Blick flackerte unruhig von einem Auge ihre Partners zum anderen. Dieses eine Mal wünschte sie sich, dass er wieder einen seiner Scherze mit ihr trieb oder sich irrte. Aber sie wusste genauso gut, dass er bei diesem Thema niemals lügen würde.
Dann wurden sie unsanft wieder zurück in die Gegenwart gerissen. Gibbs hatte sich zu den FBI-Agents heruntergebeugt, das Cap ein Stück nach hinten geschoben, und schaute nun von einem zum andern. Seine Augen funkelten. „Wären Sie so gut und erklären uns, was das heißen soll? Was ist es, dass es Ihnen einen solchen Schrecken einjagt?“ Ihm war die Bestürzung der beiden keineswegs entgangen. Er hatte den Fleck für einen alten Rückstand ausgelaufener Betriebsflüssigkeit gehalten. Doch offensichtlich war es nichts dergleichen ungefährliches.
„Agent Gibbs...“
Mulder sprang auf noch bevor Scully zu einer Erklärung ansetzen konnte. Er riss sich die Handschuhe von den Händen und schleuderte sie weit von sich. „Wir müssen in den Laderaum. Schnell!“
„Mulder!“
Er sprang zu Tür, fast so als würde er vor dem, was er entdeckt hatte, fliehen. Doch DiNozzo versperrte ihm den weiteren Weg. „Mein Boss hat Sie grade etwas gefragt, Sir.“
Einen Augenblick lang erwog Mulder die Möglichkeit diesen geleckten Machoagenten einfach aus dem Weg zu räumen, entschied sich dann aber doch dagegen. Er brauchte den NCIS. Jetzt scheinbar noch dringender als anfangs erwartet. Mit einem tiefen Seufzer schloss er kurz die Augen und drehte sich dann noch einmal um.
„Ist es etwa wieder eines dieser Schauermärchen, was Sie uns jetzt erzählen wollen?“
„Ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie mein Fachwissen als solches bezeichnen, Agent Gibbs.“ Er blickte müde auf. „Aber wir werden erst Gewissheit haben, wenn wir die Laderäume kontrolliert und die Leichen obduziert haben. Vorher will ich keine falschen Vermutungen in die Welt setzen.“
„Er hat Recht, Sir. Allein anhand dieses Fleckes können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob unsere Befürchtungen begründet sind. Noch könnte es sich auch um einen unglücklichen Zufall handeln.“Scully rang mit ihren Händen. „Aber wir müssen schnell handeln. Sie können gewiss sein, dass wir Sie ins Bild setzen, sobald wir Gewissheit haben.“
Gibbs schüttelte langsam den Kopf, der Unglaube war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Das scheint ja durchaus zur Gewohnheit zu werden, wenn man mit Ihnen zusammenarbeitet, kann das sein? Ich weiß nicht was es ist, was sie so sehr aus der Fassung bringt. Aber für mich sieht das hier zweifellos nach einem Tötungsdelikt seitens des Kapitäns aus. Erst seine Crew, dann sich selbst, ohne irgendwelche mysteriösen Ungereimtheiten.“
„Und warum sollte er so etwas tun?“ Mulder knurrte innerlich. Er war es so leid sich immer und immer wieder vor anderen rechtfertigen zu müssen. Er hätte sich gewünscht mit Scully hier allein zu ermitteln, doch offensichtlich war es ihm nicht vergönnt. „Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre. Aber ich denke, dass ein gestandener Marine keinesfalls ein Ende wie dieses für sich und seine Männer bestimmt hätte. Männer wie sie flüchten sich nicht grundlos in den Freitod, Agent Gibbs.“ Seine braunen Augen versprühten Blitze. Ohnmächtiger Zorn regte sich tief in ihm. Ein Zorn, der sich nicht gegen die anderen Ermittler richtete, sondern der seit langem in ihm schlummerte und nur darauf wartete wieder zum Leben zu erwachen, um ihn ein weiteres Mal zu quälen. Der Zorn und die Traurigkeit über die unzähligen Verluste und das Leid, welches ihm und seinen nahestehenden Personen widerfahren war. Er hatte geglaubt zumindest einen kleinen Sieg errungen zu haben. Wenn schon keinen endgültigen, so doch zumindest auf weite Sicht unmöglich fortzuführen. Doch er hatte sich wieder einmal geirrt.
„Nicht anfassen!“ Sowohl Mulder als auch Scully waren blitzartig zu der jungen NCIS-Agentin herumgefahren und riefen ihr wie aus einem Mund diese Warnung entgegen. Wie angewurzelt verharrte Kate daraufhin in ihrer Bewegung und schielte zutiefst erschrocken zu Mulder und Scully auf. Ihre Finger schwebten nur wenige Zoll über dem unheilvollen Fleck. Dann, ganz langsam, zog sie ihre Hand wieder zurück.
„Bitte...“ Mulder strich sich fahrig durchs Haar und hob dann beschwichtigend die Hände, als Kate verärgert die Stirn runzelte. „Agent Todd, bitte. Sie dürfen diese Substanz niemals mit Ihrer bloßen Haut berühren. Wenn Sie es unbedingt anfassen müssen, oder zu Untersuchungszwecken einen Teil davon sichern wollen, dann bitte ziehen Sie sich Handschuhe über. Es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit. Das gilt für alle hier. Sollten wir noch auf weitere Rückstände treffen, fassen sie diese niemals an.“
Kate blickte angewidert auf den Fleck und stand dann auf. „Dann sollte das vielleicht besser McGee übernehmen.“ Sie lächelte kurz unschuldig und brachte dann mit ein paar Schritten mehr Abstand zwischen sich und den Fleck.
„Was zum Teufel soll das alles?“
Anklagend wies Mulder auf die dunkle Substanz. „Das da, dieser kleine unscheinbare Fleck, stellt eine weitaus größere Gefahr da, als es radioaktive Waffen jemals gekonnt hätten. Wenn sich unsere Befürchtungen bewahrheiten, dann hatte die SeaCrawler viel gefährlichere Güter geladen als bisher vermutet.
Wir nennen es den schwarzen Krebs, oder auch den schwarzen Tod. Ein Virus, wie es ihn in der menschlichen Geschichte kein zweites mal gegeben hat. Er macht
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