Fanfic: The Reason
hatte.
“Ich versteh dich.“, sagte Sora mit sanfter und beruhigender Stimme, „Aber wenn ich das richtig sehe, hast du dich doch auch nie bei ihr gemeldet, oder? Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege, aber ist es nicht so?“
Dieses Mal war Matt derjenige, der nichts sagte. Er blickte nur schweigend auf die Straße und dachte darüber nach, was seine beste Freundin eben gesagt hatte.
“Das ist nicht wahr. Früher hab ich oft bei ihr angerufen, obwohl ich schon nach der Scheidung ziemlich enttäuscht von ihr war. Manchmal hab ich sie und T.K. auch besucht, aber von ihr kam nichts. Offensichtlich hatte bzw. hat sie ein schlechtes Gewissen. Und als ich merkte, dass ich ihr anscheinend egal war, hab ich auch nicht mehr angerufen.“ Während seiner Worte lächelte Matt traurig. Die Sache mit seiner Mutter machte ihm doch mehr zu schaffen, als er zu gab.
“Du warst schon nach der Scheidung von ihr enttäuscht? Wieso?“
“Das ist nicht so wichtig“, log Matt. Er wollte nicht mehr darüber reden, aber er wusste auch, dass Sora so schnell nicht aufhören würde. Hatte sie sich mal entschlossen, jemandem zu helfen, dann tat sie es auch, egal ob es dem anderen passte oder nicht. In dieser Hinsicht konnte die 17-jährige ziemlich hartnäckig sein.
“Wenn es nicht so wichtig ist, dann kann es doch gar nicht so schlimm gewesen sein, oder? Kannst du ihr nicht einfach verzeihen? Du siehst doch selber, wie sehr es deine Mutter trifft, wenn du sie jedes Mal ignorierst und ihr nur kalte Blicke zuwirfst.“, forschte Sora nach, denn sie wollte unbedingt erfahren, was in Matt vorging, damit sie ihm besser helfen konnte. Doch langsam aber sicher baute der Blonde wieder seine Schutzmauer auf und schon bald würde er nichts mehr dazu sagen.
“Aber früher war es wichtig!“, wieder war seine Stimme etwas lauter, aber Sora wusste, dass sein Zorn nicht ihr galt. Er war einfach nur verbittert und wütend, dass sich seine eigene Mutter so wenig um ihn kümmerte, „Sicher werde ich ihr irgendwann verzeihen, aber das dauert noch ein wenig. Man mag mich für nachtragend halten, aber das ist mir auch egal. Sie hat sich das selbst zuzuschreiben.“ Damit war das Thema für ihn gegessen. Matt hasste es über seine Mutter zu reden, denn jedes Mal kam es auf dasselbe hinaus. Er wurde wütend und meckerte sogar seine Freunde an, obwohl die am allerwenigsten etwas dafür konnten.
Nach ein paar Minuten schweigend nebeneinander sitzen waren sie bei dem großen Wohnblock angekommen, in dem die Takenouchis ihre Wohnung hatten. Sie wünschten sich noch eine gute Nacht und schon machte sich Matt weiter auf den Weg nach Hause.
Sora stand noch ein paar Minuten vor der Eingangstüre und starrte dem dunkelblauen Auto hinterher. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr so wütend und aufgewühlt gesehen. Er tat ihr nicht nur leid, sondern machte sich auch noch Sorgen um ihn. Zwar wusste die Rothaarige, dass das eigentlich überflüssig war, denn Matt war stark. Trotzdem war sie besorgt, denn was seine Familie und Freunde anging, war Matt schon immer recht sensibel. Für sie würde er durchs Feuer gehen und dennoch erhielt er so wenig Aufmerksamkeit von seiner Mutter. Sora fragte sich einfach nur, wie er damit umgehen würde.
Als Matts Auto hinter der nächsten Ecke verschwunden war, seufzte Sora und betrat das Hochhaus. Sie lief die vielen Treppen nach oben, bis sie schließlich im achten Stock angekommen war und öffnete die Wohnungstüre. Geräuschlos verschloss die Rothaarige die Tür wieder, um niemanden zu wecken. So leise wie möglich schlich sie den Gang entlang, bis sie schließlich durch einen Türspalt Licht erkannte. Etwas irritiert öffnete Sora die Tür ins Esszimmer und erblickte dort ihre Eltern, welche am Tisch saßen und miteinander redeten.
“Hallo Leute!“, etwas überrascht, dass die Beiden noch wach waren, setzte sie sich zu ihnen und versuchte, gut gelaunt zu wirken, „Was macht ihr denn noch auf?“
“Wir haben noch ferngesehen und jetzt wollte dein Vater noch etwas zu Essen. Das Sushi hat ihm nicht mehr ganz gereicht, nachdem du so viel gegessen hast“, antwortete Frau Takenouchi und lächelte zwinkernd.
“Wie war es mit deinen Freunden?“, fragte Soras Vater und blickte sie fragend an.
“War ganz lustig.“, War Soras knappe Antwort, „Ich geh dann mal ins Bad und danach ins Bett. Gute Nacht!“ Und schon war das Mädchen im Badezimmer verschwunden. Seufzend lehnte sie sich auf das Waschbecken und blickte in den Spiegel, der an der Wand hing.
,Oh Matt! Wieso kannst du dich nicht einfach mit deiner Mutter versöhnen?', dachte Sora, stieß sich vom Waschbecken ab und zog sich ihren dunkelblauen Pyjama an. Anschließend putzte sie sich noch die Zähne und ging in ihr Zimmer, wo ihr ein sanfter Wind durchs Fenster entgegen kam. Die 17-jährige schlenderte auf das Fenster zu, schloss es und legte sich etwas betrübt ins Bett. Sie dachte noch viel über Matt und dessen Mutter nach. So konnte das ja nicht weiter gehen. Was war nur vorgefallen, dass der Junge seine eigene Mutter ignorierte und schon seit längerem kein einziges Wort mehr mit ihr geredet hatte?
,Sie ist immerhin seine Mutter. Irgendwie muss man den beiden doch helfen können.' Mit diesen Gedanken und dem Versprechen, dass sie ihrem besten Freund helfen und beistehen würde, schlief Sora schließlich ein.