Fanfic: Doppelleben - Kapitel 11

sah Alexandra an, die traurig zu Boden sah. Er zögerte lange mit der Entscheidung. Schließlich gab er seufzend nach, indem er meinte: „Na gut, du kannst mitkommen!“


Erfreut sah Alexandra auf. „Ich muss noch eben ein paar Sachen packen, okay?“ Lars nickte und ließ sich dann wieder auf das Sofa nieder, während Alexandra alle möglichen Sachen in einen Rucksack stopfte. Nach einer Viertelstunde stand sie mit umgeschnalltem Rucksack vor Lars und rief: „Es kann losgehen!“




Während sie in Richtung von Lars Zuhause marschierten, erklärte Lars in groben Zügen, worum es bei der ganzen Sache überhaupt ging. Bevor sie ihre Reise antraten, wollte Lars noch versuchen, seine Ninjaidos und Ninjaboules aus seinem Zimmer zu holen.


Weitere zehn Minuten später drückte er langsam die halboffene Haustür seines Elternhauses auf. Im Haus regte sich nichts. Vorsichtig betrat er das Wohnzimmer, einen Arm nach hinten um Alexandra gelegt, die sich furchtsam an ihn drückte.


Sie blieben eine Weile im Zimmer stehen, wobei Lars sich aufmerksam umsah und mit pochendem Herzen nach irgendwelchen verdächtigen Geräuschen lauschte. Doch es herrschte eine drückende Stille. Langsam arbeiteten sich Lars und Alexandra die Treppe hinauf, bis sie im Flur an der Stelle standen, an der Lars nur knapp mit dem Leben davongekommen war.


Die Tür zu dem Schlafzimmer seiner Eltern stand sperrangelweit offen. Vorsichtig lugte Lars in den Raum und atmete erleichtert auf, als er nur noch ein paar Kabel auf dem Boden entdeckte, das letzte Anzeichen der eigenartigen Kreaturen, die hier gehaust hatten.


Er wandte sich ab und ging in sein Zimmer, dass sich in dem gleichen Zustand befand wie er es verlassen hatte. Alexandra stand in der Tür und sah sich um. „Das ist also dein Zimmer?“, fragte sie. Lars nickte nur und wühlte weiter in seinen Sachen, bis er die Ninjaidos und die Ninjaboules in den Händen hielt.


Wortlos befestigte er die Schlaufen mit den Ninjaboules an seiner Hose und streifte sich dann die Ninjaidos über. Lars sah sich noch einmal um und meinte dann: „Ich habe alles.“ Mit entschlossener, grimmiger Miene sah er Alexandra an. „Lass uns gehen.“


Er ging los und trat auf eine Zeitschrift, die auf dem Teppichboden keinen Halt fand, so dass Lars sich plötzlich in der Luft wiederfand. Krachend stürzte er auf seinen Rücken. Alexandra fing an zu kichern, konnte ein lautes Lachen aber gerade noch unterdrücken. Verlegen stand Lars auf und wischte sich den imaginären Staub von den Hosen.


„Du solltest in deinem Zimmer wirklich einmal aufräumen!“, prustete Alexandra los. Dann konnte sie einfach nicht mehr an sich halten und bog sich vor Lachen. Auch Lars finsterer Blick konnte sie davon nicht abbringen, im Gegenteil. Verzweifelt rang sie ob seines Anblickes nach Luft und hielt sich den Bauch vor Lachen.


Zwanzig Minuten später erreichten sie den Bahnhof. Alexandra kicherte immer noch vor sich hin. Sie betraten den Bahnsteig und machten vor einem Fahrkartenautomaten halt. Lars griff in seine Taschen und wühlte eine Weile darin herum, bis er mit einem Mal erstarrte. Sich verlegen am Kopf kratzend drehte er sich zu Alexandra um und fragte: „Hast du zufälligerweise noch etwas Geld bei dir?“


Wie vom Blitz getroffen starrte sie Lars eine Weile an, dann schüttelte sie stumm den Kopf. Hinter ihnen fuhr die Bahn ein, deren kreischende Bremsen versuchten, die Wagons zum Stillstand zu bringen. Lars schnappte Alexandra am Arm und zog sie hinter sich her in den Zug hinein.


„Gut. Ich auch nicht!“, sagte er und ließ sich auf eine zerstochene und besprayte Sitzbank fallen. Ruckartig fuhr die Bahn an, so dass Alexandra es Lars ungewollt gleichtat. Seufzend starrte sie aus dem zerkratztem Fenster und sah zu, wie ihre Heimatstadt immer schneller an ihnen vorbeirauschte.


„Hoffentlich werden wir nicht kontrolliert!“, sprach sie ihren Wunsch aus. Lars lachte humorlos und meinte: „Bei unserem Glück findet gerade heute die einzige Fahrkartenkontrolle in unserem Zug statt.“


Darauf wusste Alexandra nichts zu erwidern und lenkte ihren Blick wie Lars erneut aus dem Fenster.


Eine knappe halbe Stunde später fuhr die Bahn in den Hauptbahnhof ein. Zischend und klappernd öffneten sich die Schiebetüren und warfen die Insassen der Wagons mitten hinein in das gehetzte Treiben der Massen, welches sogar die unsportlichsten aller Unsportlichen wenigstens in einen behäbigen Laufschritt zwingt und so nur auf großen Bahnhöfen aufzufinden ist.


Inmitten dieser vorbeidrängenden, rempelnden und drängenden Menschen standen Lars und Alexandra nun Hand in Hand, um sich nicht zu verlieren, und sahen sich um, bis Lars ein über allem schwebendes, weißes I auf blauem Hintergrund entdeckte.


Er zog Alexandra hinter sich her und gliederte sich in die Menschenmassen ein. Sie hasteten eine Treppe hinauf, beobachtet von gelangweilten Rolltreppenfahrern, und bahnten sich ihren Weg durch die vielen Leute hindurch, bis sie schließlich vor dem Informationsstand der deutschen Bahn standen.


Ungeduldig warteten die beiden Geschwister, bis sie an der Reihe waren. Als es schließlich so weit war, begrüßte sie ein etwas älterer Mann und erkundigte sich nach ihrem Begehr.


„Guten Tag, können sie uns bitte sagen, wann der nächste Zug nach München geht?“, fragte Lars sofort. „Natürlich, einen Moment bitte.“ Gemächlich kramte der Mann eine Brille aus seiner Brusttasche und setzte sie sich weit vorne auf die Nase. Anschließend blätterte er in einigen Papieren und neigte den Kopf ein wenig nach hinten, um durch seine Brille auf die Blätter nieder sehen zu können, während direkt vor ihm ein flimmernder Bildschirm auf seinen Einsatz wartete.


„Ah, da haben wir es ja.“ Nach einiger Zeit schien der Mann fündig geworden zu sein. Er sah auf und betrachtete Lars und Alexandra. „Nun, den ICE haben sie gerade um eine Minute verpasst. Der nächste ist ein IC und fährt um vierzehn Uhr neunundzwanzig auf Gleis elf ein.“


Lars Blick huschte zu einer großen Uhr hinter dem Mann. „Also in zehn Minuten.“, murmelte er. „Vielen Dank!“, wandte er sich wieder an den Herrn hinter dem Informationsschalter. Dann machten er und Alexandra Platz für andere Personen in Eile. Ohne Hast bummelten sie auf der Galerie entlang und beobachteten das geschäftige Treiben auf derselbigen und den Bahngleisen, bis sie schließlich die Treppe zu Gleis elf hinunterstiegen.


„Wie gedenkt der Herr eigentlich zu zahlen?“, wandte Alexandra sich unvermittelt an Lars, während sie auf dem Bahnsteig auf den Zug warteten. „Genauso wie auf dem Weg hierher!“, grinste dieser sie an.


„Aber...“, hob Alexandra an, wurde aber von dem Gequietsche und Gekreische des einfahrenden Zuges übertönt und somit gezwungen, ihren Satz bereits beim ersten Worte abzubrechen.


Sofort als der Zug zum Stillstand gekommen war, kletterten die Beiden in den Intercity. Kaum jemand stieg mit ihnen ein und kaum jemand schien sich in dem Wagon, den sie gerade betraten, zu befinden.


Lars war schon vorher aufgefallen, wie wenig Leute auf dem Bahnsteig gestanden hatten und den Zug erwarteten.


Ein unbehagliches Gefühl machte sich daher in ihm breit, als er sich auf der Sitzbank niederließ, während Alexandra ihm gegenüber Platz nahm. Nach einigen Minuten setzte sich der Zug schließlich ruckend in Bewegung und machte sie so beide zu Schwarzfahrern, was im Moment aber keinen von ihnen wirklich kratzte.


„Wir haben eine lange Fahrt und danach noch einige andere Strapazen vor uns. Wir sollten uns ausruhen, solange es noch möglich ist!“, meinte Lars und schloss die Augen. Alexandra nickte und tat es ihm gleich.


Eine Weile später wurde Lars durch eine zerrende Hand an seinem Arm geweckt. Murmelnd und noch im Halbschlaf öffnete er die Augen. Doch als er ein grimmiges Gesicht, gekrönt mit einer Schaffnermütze, erblickte, war er mit einem Schlage hellwach.


„Ihre Fahrkarten bitte!“, nuschelte der Schaffner ungeduldig. „Natürlich, einen Moment bitte!“, erwiderte Lars und wühlte zum Schein in seinen Taschen, wobei sein Herz zum Zerbersten schnell pochte. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. „Wieso zum Teufel habe ich mir das nicht vorher überlegt?“, fragte er sich in Gedanken.


Auch Alexandra schlug nun die Augen auf. Mit einem Blick hatte sie die Situation erfasst. „Hast du die Fahrkarten doch genommen? Ich dachte, du hättest sie in meinen Rucksack getan!“, sprach sie Lars an.


„Achja, natürlich! Wie konnte ich das bloß vergessen?“, lachte dieser etwas zu laut und schrill.


Alexandra begann, in ihrem Rucksack herumzuwühlen, während der Schaffner ungeduldig mit einem Finger auf seine Zange zur Bestätigung der Fahrkartenkontrolle klopfte. Lars bemerkte das sehr wohl. Um noch ein wenig Zeit zu gewinnen, sagte er mit einem Seitenblick auf den Schaffner: „Ach, jetzt fällt es mir wieder ein! Ich hatte sie in die Vordertasche gepackt!“


Alexandra gab ein inszeniertes Stöhnen von sich und zog den Reißverschluss des Rucksackes zu, um ihre Hände dann in der kleineren Tasche verschwinden zu lassen. Genervt fragte der Schaffner: „Haben sie etwa keine Fahrkarten?“


Schnell rief Lars: „Doch, doch! Natürlich haben wir welche, was denken sie denn? Hast du sie endlich?“, wandte er sich wieder an Alexandra. Aber die schüttelte mit gespieltem Entsetzen den Kopf.


„Jemand muss sie uns geklaut haben, als wir geschlafen haben!“


Wie als hätte er damit gerechnet, zog der Schaffner einen Block mit Fahrkarten aus der Jackentasche und kritzelte mit einem Kugelschreiber darauf herum. „Das macht dann...“, ratterte er einen Text herunter, den er wohl auswendig kannte, doch Lars hörte schon gar
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