Fanfic: Doppelleben - Kapitel 11

Geschirrhandtuch aus ihrem Rucksack, mit dem sie Lars Hand fachmännisch verband. „Wieso hast du bitte ein Geschirrtuch dabei?“, fragte Lars mit einem halb ungläubigem, halb verwirrtem Blick.


„Nur für den Fall, dass man eines gebrauchen könnte. Und wie du siehst, brauchen wir es!“, meinte sie schnippisch, worauf Lars nichts zu erwidern wusste. Nachdem das erledigt war, saßen die Beiden eine Weile stillschweigend auf ihren Plätzen und starrten zum Fenster hinaus. Aber nach einer Weile fragte Alexandra verlegen: „Du...öhm...hättest du was dagegen, wenn wir uns zu Benjamin setzen? Dann hätten wir jemanden, mit dem wir uns unterhalten können.“


Lars grinste und willigte ein. So traten sie ihre Reise durch den Zug also zum dritten Mal an. Benjamin schien mit seiner Fanfiction gerade fertig geworden zu sein, denn er war gerade im Begriff, seine Tastatur zusammenzufalten, als Lars und Alexandra sich zu ihm setzten.


Benjamin war sichtlich erfreut darüber, dass die Beiden ihm Gesellschaft leisteten, wenn er auch eher an Alexandra als an Lars interessiert war. Doch den störte das herzlich wenig. Nach all diesen Strapazen hatte er sich, wie er dachte, ein kleines Schläfchen redlich verdient.


Benjamin und Alexandra verwickelten sich in ein angeregtes Gespräch über Gott und die Welt, bis Alexandra mitten in der Konversation einfiel: „Warum fährst du überhaupt nach München?“


Benjamin guckte sie verdutzt an. „Oh, in München ist eine große Manga und Anime Messe!“ Sein Gesicht nahm einen schwärmerischen Ausdruck an. „Und meine Eltern haben mir die Fahrkarte dahin zum Geburtstag geschenkt, alleine hätte ich das glaube ich nicht aufbringen können. Jedenfalls nicht mal so eben.“


Dann begann er, ihr haargenau zu erzählen, was es alles Neues auf der Messe zu sehen gab und schweifte mit der Weile immer mehr ab zu den verschiedensten Animeserien und Mangas. Manch einer hätte sich jetzt vielleicht gelangweilt, doch nicht Alexandra. Sie begeisterte sich im Gegenteil aus einem Grund, den sie selber nicht kannte, mit Benjamin und lauschte ihm so gespannt, als würde er einen Thriller vorlesen. Sie nahm sich fest vor, sich mehr über Anime und Manga zu informieren, sobald sie wieder zuhause war.


Zwei Stunden später wurde ihre Unterhaltung durch Lars unterbrochen, der unvermittelt aus dem Schlaf hoch zuckte und die Augen weit aufriss. Langsam drehte er sich zu Alexandra und öffnete den Mund.


„Wer...wer steuert eigentlich den Zug?“, fragte er und schluckte schwer. Alexandra kroch ein eiskalter Schauer ihr Rückgrat hinauf, während Benjamin die beiden Geschwister nur verständnislos ansah. „Wir müssen sofort los!“, rief Lars und sprang auf. Alexandra folgte ihm sofort und rief Benjamin zu: „Komm mit!“


Der ließ sich das nicht zweimal sagen und lief hinter ihnen her. Einige Minuten später erreichten sie die offenen Türen. Mit großen Augen hielt Benjamin sich von der offenen Seite weg und fragte sich noch, warum die Türen überhaupt offen standen, als Alexandra ihn auch schon mit sich zog.


Dann erreichten sie das Cockpit. „Du...was du gleich sehen wirst, ist nichts für schwache Nerven! Glaub mir! Wenn du willst, kannst du hier draußen warten!“, erklärte Lars Benjamin. Aber damit hatte er nur dessen Neugier geweckt, so dass er natürlich darauf bestand, das Cockpit zu betreten. Alexandra zögerte noch kurz und schluckte mehrere Male, bis auch sie schließlich nickte.


Zu dritt quetschten sie sich durch die Tür. Benjamin wie auch Alexandra wurden angesichts des Szenarios kreidebleich, auch Lars sah nicht mehr allzu frisch aus. Dennoch zwang er sich, näher zu treten und das Armaturenbrett zu betrachten. Schließlich entdeckte er einen handgroßen Schieberegler. Seiner Stellung nach zu schließen donnerten sie gerade mit Höchstgeschwindigkeit über die Gleise.


Lars griff nach dem Regler, ließ seine Hand dann aber einige Sekunden zögernd darüber schweben, bis er schließlich beherzt zugriff und den Regler langsam ein wenig zu sich heran zog. Der Zug reagierte augenblicklich und sie wurden merklich langsamer.


Daraufhin entdeckte Lars eine digitale Anzeige, die sich fortwährend veränderte und Befehle vorgab, die auszuführen waren. Sein Blick wanderte weiter über die Armaturen, bis er an einem Knopf mit der Aufschrift „Autopilot“ hängen blieb. Er drückte ihn ohne zu zögern. Sofort sprang die Anzeige von „leicht abbremsen“ auf „Autopilot aktiv“ um.


Erleichtert trat Lars einen Schritt zurück und wandte sich dann zu Alexandra und Benjamin um, die krampfhaft darum bemüht waren, alles nur nicht die Leiche anzusehen und meinte: „Ich habe den Autopiloten eingeschaltet. Aber ich weiß nicht, wie es mit dem Anhalten auf dem Bahnhof aussieht. Deswegen sollten wir uns hier in der Nähe des Cockpits aufhalten, um, falls es notwendig sein sollte, rechtzeitig eingreifen zu können! Die Sicht könnte ein weiteres Problem darstellen. Ich hoffe, dass hier irgendwie eine Meldung kommt, wenn man abbremsen muss.“ Er deutete auf die Windschutzscheibe, die fast komplett von mittlerweile trockenem Blut bedeckt war. Nur am Rand konnte man notdürftig nach draußen schauen.


Alexandra und Benjamin nickten einsichtig. Daraufhin begaben sie sich in das kurze Abteil direkt hinter dem Cockpit und setzten sich nieder. Plötzlich durchbrach Benjamin die betroffene Stille: „Was ist hier überhaupt pass
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