Die Schatten der Nacht
Der Umzug
Gelangweilt saß Sumai Saiciro auf dem Rücksitz des Vanquisch und sah geistesabwesend nach draußen.
Es interessierte sie nicht, dass sie gerade in der Hauptstadt Japans waren.
Es goss aus Eimern und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb war die Stadt rammelvoll.
Sumai Saiciro war ein 16 jähriges Mädchen mit blutroten Haaren und offenen und freundlichen Smaraktaugen.
Sie war etwa 1,71m groß, schlank und ihr offenes Haar reichte ihr bis unter die Knie.
„Sumai, zieh nicht so ein Gesicht! Dir wird es sicher auch noch gefallen!“, sagte Sora Saiciro.
Sora war ihr acht jähriger Bruder, der sie steht’s anhimmelte, seit Sakura verschwand.
Sie lächelte ihn an und versank dann, keine Sekunde später, wieder in ihren Gedanken.
Sakura war vor vier Jahren verschwunden und war seit dem nicht mehr gesehen worden.
Sakura war der Liebling ihrer Eltern gewesen.
Sie war gesegnet mit einer Schönheit, die einer Göttin gleich kam und dem Sanftmut der Engel.
Sie war ein Jahr älter als Sumai und immer fröhlich und nett gewesen.
Pinke Haare, die sie von der Mutter hatte und braune Augen vom Vater. Alle hatten sie gemocht und dann kam der Schock als sie verschwand.
Es war an einem schwülen Sommerabend, als Sakura mit der motzenden Sumai auf dem Weg zur Kirche war.
„Sakura lass mich bitte los! Ich will nicht dort hin! Du weist doch, dass ich mich dann nicht mehr bewegen kann, außerdem habe ich Hunger!“, rief sie.
Sakura fuhr herum und verpasste ihr eine Ohrfeige.
„Eben weil du Hunger hast muss ich dich da hinbringen! Mutter und Vater wollen mir nicht glauben, wenn ich ihnen sage das du nicht normal bist, aber der Priester wird dir schon noch den Dämon in dir austreiben!“, schrie die pink Haarige sie an.
„Was meinst du damit?! Von was sprichst du? Lass mich endlich los!!!“, schrie Sumai sie an und schubste sie weg.
Sakura wurde gegen einen Baum geschleudert, rappelte sich aber schnell wieder auf.
Als sie ihrer kleinen Schwester in die Augen sah erschrak sie fast zu Tode.
Sie waren nicht mehr smaraktgrün sondern von einem solch reinem Silber das man glaubte in eine Silbergrube gefallen zu sein. Aber es war nicht nur die Farbe die sich verändert hatte, auch ihre Pupillen hatten eine andere Form, denn sie waren zu Schlitzen geworden, ihre Haare waren ebenfalls silbern und eine gefährlich dunkle Aura umgab sie.
Doch der Blick der kleinen Sumai richtete sich hinter Sakura und sie sog erschrocken die Luft ein, so dass diese herumfuhr und gegen einen Jungen von etwa 19 Jahren stieß, der hinter sie getreten war.
Er hatte kurze schwarze Haare, deren Spitzen ihm ins Gesicht hingen und ebensolche silberne Augen wie Sumai grade und eine Tätowierung in Form eines Wolfes. Mehr konnte Sumai auf eine solche Entfernung nicht erkennen, obwohl ihre Sehkraft um einiges besser geworden war.
Dann wurden alle ihre Sinne von ihrem Geruchssinn übertroffen, denn sie roch plötzlich Blut. Ohne es zu merken ging sie näher rann und als sie es merkte war sie nur noch fünf Schritt von den Beiden entfernt, doch jetzt sah sie den Jungen nicht an sondern sah auf Sakuras Hals.
Der Junge hatte seine Zähne in Sakuras Hals geschlagen und saugte begierig ihr Blut.
Sumai hob den Kopf und stieß einen Mark erschütternden Schrei aus der nicht von einem menschlichen Wesen sein konnte.
Überall im Umkreis von fünf Kilometern hoben einzelne Wesen ihren Kopf.
Nur sie hatten diesen Schrei vernommen, der nicht von einem Menschen gehört werden konnte.
Flammen umspielten Sumai und sie sah den Jungen mit einem solch kalten Blick an, dass diesem ein Schauder über den Rücken lief.
Verwundert schaute er zu wie ihre Augen wieder ihre ursprüngliche Farbe annahmen und das kleine Mädchen umkippte.
Später erinnerte sich Sumai an nichts von all dem, nur an den Jungen mit den silbernen Augen, dem goldenen Anhänger um seinen Hals und der Wolfstätowierung an der Innenseite des rechten Handgelenkes.
Ihre Eltern hatten natürlich ihr die Schuld gegeben und sie seit dem gehasst.
Sora, der bis dahin auf seine größte Schwester fixiert war, hang nun an Sumai.
Sasako und Takagi, ihre Mutter und ihr Vater, hatten ein Haus in Tokio gekauft und nun zogen sie um. Vorher hatten sie in Fukuoka gewohnt, doch dieser Ort war verbunden mit traurigen Erinnerungen für ihre Eltern und so hatten sie sich entschlossen umzuziehen.
Sora war der abschied von seinen Freunden schwer gefallen, doch Sumai hatte keine Freunde und so verfolgte sie all das nur halbherzig.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Wagen stehen blieb.
Sie waren an ihrem neuen Haus angekommen.
Vor ihnen parkte ein weißer Umzugswagen, in dem all ihre Sachen waren und die Hilfsarbeiter brachten grade die Waschmaschine rein.
Ihre Eltern stiegen aus, ihr Bruder war natürlich schon aus dem Auto gesprungen, und gaben den Arbeitern Anweisungen wo sie alles hinstellen sollten.
Sumai stieg grade aus, als einer der Arbeiter ihre Kiste mit den Mangas fallen lies, da diese mindestens 12 Kilo wog. Sumai lies die Autotür offen stehen und ging auf den Mann zu. Während sein Vorarbeiter ihn anschnauzte sah der Mann sie entschuldigend an.
Sumai lächelte und nickte ihm zu.
„Sie haben sich doch nichts getan, oder?“, fragte sie besorgt.
Der Vorarbeiter verstummte und beide sahen sie verwirrt an.
Der Arbeiter schüttelte den Kopf.
„N… nein, bei mir ist alles in Ordnung. Ich habe mich nur ein bisschen erschrocken. Auf der Kiste ist eine Spinne und ich habe panische Angst vor den Viechern, außerdem konnte ich die Kiste fast nicht anheben, so schwer ist sie.“, sagte er langsam.
Der Vorarbeiter starrte sie weiterhin verwundert an. Es kam immerhin nicht oft vor, dass einen das reichste Mädchen der Welt fragte ob alles in Ordnung war.
Sie sah auf einmal erschrocken aus und kletterte in den Wagen, kurz darauf kam sie mit einem Käfig raus. In ihm saßen drei Schwarze Witwen.
„Tut mir leid, die Spinne ist mir entkommen. Wurden sie auch nicht gebissen? Das ist nämlich eine sehr giftige Sinnenart“, fragte sie noch mal nach, nahm die vierte von der Kiste und legte sie in den Käfig zurück.
Der Mann schüttelte noch mal den Kopf, daraufhin sah das Mädchen erleichtert aus.
„Gut wenn ihnen die Kiste zu schwer ist, nehme ich sie.“, sagte sie.
Sie klemmte sich den Käfig unter den linken Arm und hob mit der rechten die Kiste auf.
Die Männer sahen sie erstaunt an, aber sie ging einfach an ihnen vorbei.
Sie ging ins Haus und sah sich um, dann ging sie in ein Zimmer, das noch völlig leer stand.
Sie stellte die Kiste ab, legte den Käfig drauf, dann ging sie zu der Schiebetür auf der anderen Seite des Zimmers und schob sie auf.
Was sie sah verschlug ihr den Atem.
Vor ihr lag ein Garten und überall blühten die Blumen. Doch das Schönste war ein Kirschblütenbaum in der Mitte des Gartens. Wenn man die Tür öffnete, fiel der Blich sofort auf den Baum.
Langsam wandte sie den Blick ab und sah sich das Zimmer an. Es war leer aber rießen groß.
Ihre Mutter kam rein und wollte grade eine Ihrer Kisten abstellen, als sie Sumai sah.
„Was willst du hier? Das wird das Schlafzimmer von mir und meinem Mann, also raus mit dir!“, schnauzte sie sie kalt an.
Sumai sah sie verächtlich an und schüttelte den Kopf.
„Nein, das wird mein Zimmer, also könntest du bitte gehen?“, fragte sie.
„WAS? Wer hat gesagt das dies dein Zimmer wird?“, fragte Sasako aufgebracht.
„Ich!“, sagte Sumai und Sasako entging die Drohung nicht die mitschwang.
Und ihr entgingen auch nicht Sumais Augen.
„Na gut“, flüsterte sie und ging raus, mitsamt ihrer Kiste.
Als Sasako die Tür hinter sich geschlossen hatte, fing Sumai sich wie verrückt an der Innenseite ihres Handgelenkes zu kratzen.
Seit ihrer Geburt hatte sie ein Mal am Handgelenk. Es war eine dünne, rote Linie in Form eines Eis und im Inneren war ein roter Vogel mit gespreizten Schwingen zu sehen.
Der Vogel war ein Phinix, doch verstand Sumai seine Bedeutung nicht.
Als das Jucken allmählich nach lies, seufzte sie erleichtert, denn bis jetzt war das nur am Abend von Sakuras Verschwinden geschehen und da hatte es zwei Tage höllisch gejuckt.
Sie band sich einen Verband drum, sah sich ihre Spinnen noch einmal an und grinste dann. Alle fragten sie warum sie sich eine so giftige Art ausgesucht hatte, doch sie antwortete nie darauf, denn würde sie es tun, würden Wissenschaftler sie wahrscheinlich als Versuchsobjekt benutzen.
Es gab nämlich Augenblicke in denen sie Hunger hatte, doch egal wie lange und wie viel sie aß, sie wurde nicht satt. Immer wenn ein solcher Moment kam, nahm sie eine der Spinnen raus und reizte sie so lange bis sie zu biss. Das Gift brachte sie nicht um sondern stillte ihren Hunger.
Jetzt seufzte sie schwer. Das letzte mal dass sie Hunger hatte, lag dummerweise nur zwei Tage zurück.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich und wirbelte herum.
Vor ihr stand ein Junge, von etwa 19 Jahren. Kurzes schwarzes Haar, dessen Spitzen ihm ins Gesicht hingen und man seine kalten grauen Augen fast nicht sehen konnte.
Sumai erkannte ihn sofort, auch wenn es eigentlich unmöglich war das es dieselbe Person war.
Ein Knurren entstieg ihrer Kehle und ihre Haarwurzel verfärbten sich silbern.
„Du! Was will der Mörder meiner Schwester von mir?“, fragte sie kühl.
Der Junge sah sie sich etwas genauer an und grinste anschließend böse.
„Was sollte ich schon von dir wollen? Ich habe Hunger, also werde ich dich töten!“, sagte er kalt und kam einige Schritte näher.
Er hatte eigentlich erwartet, dass sie zurückwich, um Hilfe schrie oder sonst etwas, woran man erkannte dass sie Angst hat.
Doch da hatte er sich geirrt, denn sie starrte ihn völlig furchtlos an und blieb stehen.
Allerdings färbten sich ihre Haare nun vollends silbern und ihre Augen hatten dieselbe Farbe.
Der Junge sah sie verwundert an. Was war das nur für ein seltsamer Mensch? Wieso