Fanfic: Zwei Rassen-Zwei Brüder
Untertitel: Alucards Vergangenheit hohlt ihn ein
Kapitel: Ein neues Mitglied der Hellsing-Organisation
Alucard wandte den Kopf Richtung Fenster. Er hatte etwas gehört. Was ihn jedoch irritierte, war das, was er gerochen hatte. „Was hast du, Meister?“, fragte Seras, die neben ihm stand. Alucard überlegte, ob er ihr erzählen sollte, wer sie da besuchte. Er entschied sich dafür, mit verdüsterter Miene in das Büro von Integra zu gehen und sie zu informieren. Noch auf dem Weg dahinging der Alarm los. Als er in das Büro seiner Chefin kam, lief diese wie ein Tiger in einem Käfig hin und her. „Alucard, was geht hier vor?“ „Wir bekommen Besuch, Boss. Ein Lycaner.“ Alucard sprach mit unverändert düsterem Gesichtsausdruck. Integra runzelte die Stirn. „Was macht ein Werwolf auf dem Gebiet der Hellsing-Organisation? Ist es ein Neuling?“ Alucards Mundwinkel zuckten. „Nein, im Gegenteil.“ Seras war inzwischen angekommen. „Meister, irgendjemand oder irgendetwas ist in das Gebäude eingedrungen. Die Wachleute konnten es nicht aufhalten.“ Integra sah Alucard an. Der jedoch zog die Augenbrauen zusammen und knurrte leise. Dann rauschte er hinaus und erreichte in kürzester Zeit den Kerker der riesigen Burg. Der Geruch des Lycaners wurde hier unten stärker, doch er zog nicht seine Waffe, wie er es sonst tat. Stattdessen ging er durch die dunklen modrigen Gänge und seine orange-roten Augen blitzten in die finsteren Ecken. Plötzlich blieb er stehen und setzte sein typisches diabolisches Grinsen auf. „Nacyl, was machst du hier? Hast du unser Gespräch vergessen?“ Eine schwere, tiefe Stimme antwortete: „Da haben wir uns seit über 200 Jahren nicht gesehen und dann so was.“ Ein dunkles Knurren kam aus einer der Ecken. Integra kam gerade um die Ecke gelaufen, Seras an ihrer Seite. „Meister, was ist los? Was ist das für ein Wesen und warum….“ Integra unterbrach sie. „Warum ist es noch nicht tot?“ Alucard stand nur still da. Er rang mit seinem Gewissen. „Was soll tot sein, Cephalgy?“ Seras war verwirrt. „Wer ist Cephalgy?“ Ein heiseres Lachen drang aus dem Winkel. Alucards Gesicht verfinsterte sich. „Ich könnte dich hier und jetzt erschießen. Es wäre sogar meine Aufgabe und mein Befehl, das zu tun.“ Er zog seine Pistole und richtete sie auf die Finsternis. Das Lachen erstarb. Es war für einige Augenblicke totenstill im Kerker. Dann hörte man ein Flüstern. „Du würdest auf Befehl deinen eigenen Bruder töten, Cephalgy?“ Alucard spürte die Angst, die Nacyl umgab. Er hielt weiter seine Waffe auf ihn gerichtet. „Was meint er mit ‚Bruder’, Alucard?“, fragte Integra. Der Vampir stand nur weiter da. Wieder herrschte Grabesstille im Kerker. Dann fing Alucard an zu sprechen „Das glaubt ihr mir jetzt wahrscheinlich nicht, Lady Hellsing, aber der Lycaner, der hier in der Ecke sitzt ist mein älterer Bruder.“ Die blonde Dame, die die Hellsing-Organisation leitete, starrte den Vampir entgeistert an. Alucard war ein Nosferatu, ein geborener Vampir. Wie konnte er der jüngere Bruder eines Werwolfs sein? „Lady Hellsing, meine Eltern sind nicht durch einen Biss zum Vampir geworden.“ „UNSERE Eltern, Cephalgy, sind einem brutalen schwarzmagischen Ritual zum Opfer gefallen, und bevor das geschah, wurde ich geboren. Ich wurde jedoch vorher vom wölfischen Pack geholt und wurde ein Werwolf. So entging ich dem Vampirdasein. Ich wusste eine ganze Zeit nichts von Cephalgy“ „Wer bitte ist Cephalgy?“, rief Seras Victoria, das es von den kahlen Steinwände widerhallte. Die dunkle Stimme lachte wieder heiser. „Wie nennen sie dich jetzt? Alucard? Hast du ihnen nie deinen richtigen Namen verraten?“ Alucard runzelte die Stirn. Integra zog eine Augenbraue nach oben. Er hatte ihr damals, als sie ihn kennen gelernt hatte, gesagt, ihr Vater habe ihm seinen Namen gegeben. Hatte er gelogen? „Wozu? Er ist ein Teil meiner Vergangenheit, und die gehört nicht hierher. „Denkst du so, ja? Dann gehöre ich wohl auch nicht hierher, was? Also los, bring es zu Ende. Aber sieh mir in die Augen, bevor du abdrückst.“ Eine pelzige Hand schob sich ins Licht des Mondes, das durch ein vergittertes Fenster fiel. Sie war mit Narben übersäht, genau wie der Arm, der ihr folgte. Der muskelbepackte Werwolf mit dem schwarzen Fell stand so aufrecht, wie es ihm seine Gestalt ermöglichte. Sein gesamter Körper war mit Narben bedeckt. Seine Augen aber waren so weiß wie der bleiche Mond. „Du bist blind“, raunte Alucard. Nacyl nickte. Der schwarzhaarige Blutsauger verharrte. „Was ist Alucard? Bedeute ich dir vielleicht doch noch etwas?“ Alucards Arm senkte sich langsam, wie in Zeitlupe. Er steckte die Waffe weg. Er drehte sich um und lief die Treppe wieder rauf. Der Werwolf sah ihm nach, zumindest folgte sein Kopf Alucards Schritten. Integra sah Nacyl weiterhin scharf an. „Was willst du hier?“ Nacyl wandte sich ihr zu. „Lady Hellsing, richtig? Ich bin hier, um der Helling-Organisation beizutreten. Die Zeiten haben sich geändert, von meiner Rasse gibt es nicht mehr viele. Mein Rudel wurde bis auf den letzten Wolf erbarmungslos niedergemetzelt. Ich bin der einzige Überlebende der schrecklichen Massaker. Ich bin allein und ich bin es meinen Freunden schuldig, ihre Mörder zu jagen und sie zur Strecke zu bringen.“ Er sah sie mit ernsten milchigen Augen an. Sie hielt dem starren Blick stand und versuchte, in dieser undurchschaubaren weißen Leere seine wahren Absichten zu ergründen. Als es ihr nicht gelingen wollte, nickte sie bedächtig und befahl Seras: „Versorg ihn mit Fleisch, damit er nicht auf die Idee kommt, unsere Mitarbeiterschaft zu dezimieren. Du bist nun ein Mitglied der Hellsing-Organisation und ich erwarte von dir, das du deine wölfischen Instinkte im Zaum hältst und keine Morde begehst, wenn sie nichts mit den Befehlen von Hellsing zu tun haben, verstanden?“ Sie drehte sich um und ging wieder nach oben. Nacyl nickte und senkte demütig den Kopf. „Jawohl, Lady Hellsing.“
Ein riesiger Berg aus Hühnern, Kaninchen und Schafen türmte sich vor dem Werwolf auf. Er leckte sich die Schnauze und fing an, die Knochen der Kadaver zu zerknacken und ihnen das noch warme Fleisch von den Gebeinen zu reißen. Die blonde Polizistin Seras Victoria stand hinter ihr und sah dem schwarzen Lycaner beim Fressen zu. Als er schon einen Großteil seiner Mahlzeit verschlungen hatte, drehte er sich zu ihr um. Von seinem Maul tropfte warmes dunkles Blut und er entblößte seine scharfen weißen Reißzähne. Er grinst genauso wie Meister Alucard, dachte Seras. „Warum bleibst du hier, wenn dein Herz dich doch zu einem anderen Ort zieht?“ Die Augen der jungen Draculina weiteten sich vor Überraschung. „Was meinst du damit? Im Moment gibt es nichts zu tun.“ Nacyl grinste weiter. „Ich kann vielleicht nichts sehen, aber blind bin ich deshalb noch lange nicht. Ich höre dein Herz schneller schlagen, wenn man den Namen deines Meisters ausspricht. Ich rieche den kalten Schweiß, der dir über den Rücken läuft wenn er vor dir steht. Du liebst ihn.“ Es war eine Feststellung, die wie ein Pfeil mitten ins Schwarze getroffen hatte. Seras stritt jedoch alles ab: „Das ist doch gar nicht wahr! Er ist mein Meister, er hat mir mein Leben mehr als einmal gerettet und mir alles beigebracht….“ Nacyl wandte sich wieder seinem Fleisch zu und grinste weiter. Seras wurde allmählich wütend. Sie rannte aus dem Zimmer und stürmte an ihrem Boss Lady Hellsing vorbei. Die sah ihr erstaunt nach, bevor sie in das Zimmer des Werwolfs trat. „Was hast du Seras erzählt?“ Er lachte. „Nur die Wahrheit.“ Integra stand in der Tür und verschränkte die Arme. „Warum genau bist du zur Hellsing-Organisation gekommen?“ Nacyl schluckte einen Hühnerkopf hinunter. „Ich habe doch schon gesagt, ich bin allein. Keiner außer mir hat die Jahrhunderte überlebt. Von jedem Angriff sind Narben zurückgeblieben. War es einmal durch mehr oder weniger glückliche Zufälle so, das ich ohne Verletzung blieb, fügte ich mir für jeden gefallenen Freund selber einen Schnitt
zu. Ich weiß noch genau, wie ich jede Einzelne in meinen Körper einkerbte. Als ich herausfand, dass mein Bruder bei einer Organisation arbeitete, die Vampire und andere Monster jagte, beschloss ich, dieser beizutreten. Wir Werwölfe erledigen unsere Arbeit gründlich und ich dachte, man könnte einen wie mich vielleicht gebrauchen.“ Integra wusste, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Doch sie fragte nicht weiter nach. Seine Gründe, soweit er sie genannt hatte, waren ehrlich. Sonst hätte der kleine Lügendetektor an ihrer Brosche zu piepen angefangen. Als sie wieder gehen wollte, spürte sie eine pelzige Hand an ihrer Schulter. Eine sanfte Stimme fragte sie: „Wissen sie, wo ich Cepha... ich meine, Alucard finden kann? Ich habe ihn lange nicht gesehen und würde gerne mit ihm sprechen.“ Integra wusste nicht, wo sich der Vampirexperte Hellsings aufhielt. Sie nahm jedoch die mit schwarzem Fell bedeckte Pranke und führte ihn ich einen der Türme. „Er hält sich gern auf dem Dach auf, wenn er nachdenken will.“ Vorsichtig tastete der Lycaner sich an ein Fenster heran und öffnete es. Er drehte sich noch einmal um und lächelte Lady Integra an: „Danke, Lady Hellsing.“ Er kletterte durch das Dachfenster in die kalte Nacht hinaus.
Alucard stand auf dem Dach und sah in den Sternenhimmel. Jetzt hatte ihn seine Vergangenheit also eingeholt. Sein älterer Bruder war in der Hellsing-Organisation. Dabei hatte er versucht seine Vergangenheit so weit wie möglich zu verdrängen. Wenn man herausbekam, dass er der Bruder eines Werwolfs war, dann war sein Ruf dahin. Er hörte hinter sich ein Kratzen hinter sich. „Warum bist du hierher gekommen, Nacyl?“ Der Werwolf hinter ihm sah ihn mit nebligen Augen an. „Hast du meinen richtigen Namen schon vergessen?“ „Nein, Kieran. Aber was hat dich hierher getrieben?“ „Die Zeiten haben sich geändert. Niemand von meinen alten Freunden lebt mehr. Unsere