Fanfic: Die neue Lehrerin
Seite und sah in ein verschmitztes Grinsen.
„Mademoiselle Bouquet?!“
„Oui?“
Sie richtete sich auf, um sich zu entschuldigen, worauf sich der Blick von Mireille Bouquet verfinsterte.
„Quelle... heure...est-il?“
„Äh, ja, ich meine äh oui, il est...“
Sie hob ihren Arm, um auf die Uhr zu sehen.
„Il est... cinq minutes... avant neuf?“
(es ist... fünf Minuten... vor neun?)
Die gesamte Klasse schaute verwundert zu ihr herüber. Zuerst dachte sie, sie hätte wohl wieder eine 'unkonventionelle', um nicht zu sagen, falsche Antwort, gegeben. Dann aber bemerkte sie die konzentrierten Blicke auf ihr 'neues' Armband. Ihr Gesicht wandelte sich von überrascht zu wütend und auf einmal schlug sie mit der linken Faust auf den vor ihr liegenden Tisch, so dass der daran sitzende Mitschüler nach hinten umfiel.
„OK. Ich frag' nur einmal: WER?“
Das Erstaunen aller wurde nun sichtlich größer und auch Ran und Mireille Bouquet stimmten dem ein.
Ran: „Geht es dir nicht gut, Sonoko? Und was soll wer getan haben?“
Jetzt sah sich Sonoko verwirrt um.
„Was? Äh, ach nichts, Hähä! Ich meinte nur, wer was dummes wegen meines Französisch sagt, ist fällig.“
Symbolisch drohend, aber deutlich ironisch, winkte sie mit der Faust.
Mireille: „Warum sollte jemand etwas dummes sagen, Sonoko? Grammatisch war der Satz doch einwandfrei, von deiner Aussprache mal abgesehen.“
Sie drehte sich noch während ihrer Aussage von den beiden weg und schaute auf ihre Taschenuhr.
Dennoch entging ihr im Blickwinkel nicht, wie sich Sonokos Gesicht durch die Bestätigung aufhellte.
Mireille: „Moment noch! Il n'est pas cinq minutes avant neuf, il est cinq minutes apres neuf! APRES, NACH neun! Schließlich hat die Schuluhr schon vor fünf Minuten geläutet.
Mit anderen Worten...“ in diesem Moment schloss sie die Uhr, steckte sie zurück in die Tasche und sah wieder zu beiden auf.
„..ihr seit fünf Minuten zu spät. Ich weiß, du bist keine Freundin meines Unterrichtsstils, Sonoko, aber du solltest nicht andere Mitschüler mit hinunter ziehen.
Jetzt setzt euch, damit wir endlich fortfahren können!“
Sie drehte sich um und ging wortlos zurück zur Tafel. Ebenso wortlos begaben sich Ran und Sonoko zu ihren Plätzen.
Der Schultag verlief danach weitgehend normal und bald war es gegen drei Uhr Nachmittags.
Genau wie die letzten Dienstage auch, wartete Conan in Ruhe vor dem Klassenzimmer auf die beiden.
Ran: „Na, Conan! Hast du dein Rätsel von heute morgen gelöst?“ sprach sie ihn gleich freudestrahlend an, als sie mit Sonoko das Klassenzimmer verließ.
„Äh Rätsel? Oh ja, das! Das glaubst du nie, was da rauskam!“
'Manchmal ist es schon peinlich, sich so kindisch aufführen zu müssen.' ergänzte er in Gedanken.
Plötzlich bemerkte er so ein Funkeln in Ran's Augen, so als hätte sie die Antwort sehr überrascht. Aber ebenso schnell, wie dieser Ausdruck kam, war er auch wieder verschwunden und sie wirkte genauso fröhlich, wie bis zum Bruchteil einer Sekunde zuvor.
Conan: „Und ihr, seid ihr heute morgen noch pünktlich...“
Sonoko's Gesicht verfinsterte sich schlagartig und Ran gab ihm hinter ihrem Rücken sehr eindeutige Zeichen, nicht weiter nachzuhaken, so dass er abbrach.
'Schlafende Hunde soll man bekanntlich nicht wecken, schon gar nicht, wenn sie schon mit einem Auge wach sind.'
Sonoko: „Ich wäre ganz zufrieden, wenn ich heute kein Wort mehr französisch hören würde.
KLAR?“
„Klar.“ kam es von beiden gleichzeitig.
„Nun, dann, wollen wir vielleicht noch ein Eis essen gehen? Ganz in der Nähe hat doch dieses neue Café aufgemacht.“
Ran und Conan fingen bei diesen Worten an, zu schmunzeln und als sie Sonoko dann verwundert ansah, konnten sie sich vor Lachen nicht mehr halten.
„Was ist denn nun los?“
Ran versuchte sich zu beruhigen, um Sonoko aufzuklären.
„Na Café ist doch ein französisches Wort, oder nicht?“
Nun sah sie ihre Freundin noch einen Moment verwundert an, dann böse, bis es sich langsam aufhellte und sie in das Lachen der anderen mit einstimmte.
„Das zählt nicht! Ihr seid manchmal aber auch gemein!“
Sie sah zu Conan, der gar nicht aufgehört hatte, sich zu krümmen. In diesem Moment erstarrte Sonoko zur Salzsäule.
'Der Kleine kann Französisch? Oder zumindest hat er, genau wie Ran, sofort gemerkt, dass Café ein französisches Wort ist. Und dann diese Argumentation mit meiner Uhr heute morgen.
...Woher hat ein kleines Kind so eine Allgemeinbildung?...'
Ran: „Aber du hast recht, Sonoko. So ein Eis wäre lecker, oder Conan?“
Sie schlenderten durch die Flure der sich leerenden Schule.
„Au Ja. Das wäre echt super! Ich möchte Zitrone und...“
Die beiden Mädchen bemerkten es erst, als Conan seinen Satz unterbrach: sie hörten Musik. Klaviermusik aus der Aula.
Sonoko: „Ich wusste gar nicht, dass unser Chor um die Zeit probt.“
„Tut er auch nicht. Und von einer Veranstaltung wüsste ich auch nichts.“ streute Ran schnell ein während sie zu Conan blickte. Dieser wollte auch gerade etwas sagen, aber nun schwieg er doch.
Sie näherten sich dem großen Aulaeingang und hörten nun ganz genau die klassische Musik aus dem Saal.
Leise öffnete Ran die Tür. Vom Ende der vielen Bankreihen blickten sie hinab zur Bühne mit dem Flügel auf der linken Seite. Dort saß ein japanisch anmutendes Mädchen, vermutlich nur wenig älter als sie. Sie konnten es nicht genau sagen, sie sahen sie nur von hinten. Sie hatte schwarze Haare, in etwa so lang wie Sonokos und trug eine hellgraue Jacke und einen dunklen Jeansrock. Sie gehörte offensichtlich nicht der Schülerschaft an.
Sonoko: „Darf die so einfach hier an unserem Flügel spielen? Und dann noch so traurig klingende Musik.“
Ran: „Ich weiß nicht. Irgendwie klingt es auch romantisch.“
„Deshalb nennt man es auch Romantik.“
Die drei drehten sich erschrocken um, um Dr. Araide vorzufinden.
Araide: „Trauer über die Zivilisation auf der einen und Faszination über die Natur auf der anderen Seite waren die zentralen Motive dieser Kunstrichtung, die sich in Europa im 19. Jahrhundert entwickelte.“
Während Sonoko und Conan ihm gebannt zuhörten, trat Ran zögerlich einen Schritt auf ihn zu, um dann verwundert wieder zurück zu weichen.
Araide: „Hm, ist etwas mit mir, Ran?“
Sie sah unsicher umher, dann kurz zu Conan, der sie sie ebenso ungläubig anstarrte, wie die anderen. Da senkte sie den Kopf nach vorne und fing unsicher an.
„Nein, Dr. Araide. Es ist nur, ...äh, ...nun ja, haben Sie mal... ein anderes... Deodorant... benutzt?“
Die letzten Worte waren leise wie flüstern, trotzdem konnten sie alle hören und ihrer nun völligen Verwirrung Ausdruck geben.
Sonoko: 'Deodorant? Was ist denn jetzt kaputt?'
Ran wäre des Anblicks ihrer Freunde wegen vor Scham am liebsten im Boden versunken.
Conan: 'Meint sie seinen Geruch? Oh nein, doch nicht etwa...'
„Ähem!“ räusperte sich der angesprochene.
„Das geht dich eigentlich gar nichts an, oder Ran? Aber... recht hast du, leider.“
Nun ließ er das Gesicht nach unten hängen, zum Zeichen, ertappt worden zu sein.
„Hikaru hat mir zum Umzug damals ein neues geschenkt, wohl auch, um mich an die viele bevorstehende körperliche Arbeit deswegen zu erinnern. Gefallen hat es mir nie wirklich, aber aus Höflichkeit, naja. Ich hab ihr irgendwie erklärt, dass ich mir kein Deo mehr wünsche zum Geburtstag.“
„Ach so.“ eher enttäuscht nahm sie diese Erklärung an.
Conan: 'Gut geschauspielert Herr Doktor, Kompliment! Aber was hat Ran damals gerochen? Das Parfum... von Wermut? Ai erwähnte mal so was vom Geruch der Organisation. Aber dass sie den so genau mitbekommen hat. Und warum fällt ihr das genau jetzt auf. Der echte Dr. Araide ist doch schon eine ganze Weile wieder da.'
Plötzlich brach das Spiel, dem sie bis eben lauschten, ab. Eine kurze Pause, ein paar Sekunden der Stille folgten und Ran wollte die Spielerin gerade ansprechen, als diese erneut anhob und eine neue Melodie anstimmte. Diese klang noch viel trauriger als die letzte und jeder Ton drang tief in die Herzen der beiden Mädchen.
Dr. Araide beobachtete das Spiel einen Moment fragend.
„Das ist doch...“
„The Death and the Maiden!
Der Tod und das Mädchen. Von Franz Schubert, wenn ich mich recht erinnere.“
Wieder wandten sich alle zurück, um diesmal Jodie in ihrer Gruppe der „Aula-Türsteher“ zu begrüßen.
Ran: „Der Tod...“
Sonoko: „...und das Mädchen?“
Alle starrten nun gebannt hinüber zum Mädchen mit den schwarzen Haaren, die dieses Stück vor sich hin spielte, ohne eine Regung zu zeigen. War das eine Anspielung auf sie selbst, hatte sie vielleicht irgendwelche Probleme, oder lediglich die Bewunderung für das Lied und seinen Komponisten? Es jagte ihnen einen Schauer über den Rücken.
Die letzten Töne verklangen in den Weiten des großen Raumes, Stille trat wieder ein.
Totenstille.
Und dieses Mädchen.
Sie richtete den Kopf auf. Jetzt hatte sie wohl doch ihre Zuhörer bemerkt. Nur ganz leicht wandte sie den Kopf zur Seite, um mit dem rechten Augenwinkel diese zu fixieren. Dann stand sie auf, drehte sich zu ihnen, verbeugte sich und schritt den Weg auf sie zu.
„Entschuldigen Sie! Ich hoffe, ich habe nichts verbotenes getan. Ich war früher Schülerin an dieser Schule und warte hier auf eine Freundin, da wollte ich nur die Zeit nutzen und mich ablenken.
Meine Name ist...“