Kapitel 3
in der Küche umher.
„Oh je, wir haben keine mehr. So viel wie in den letzten neun Monaten haben wir lange nicht mehr verbraucht!“
Sie zwinkerte mit den Augen.
„Keine Bange, mein Liebes. Ich gehe Fluchs welche kaufen.“
Oscar schaute erschrocken.
„Keine Angst, ich bin gleich wieder da.“
Beruhigte Großmutter sie.
„Ich werde schnell bei Rosalie vorbeigehen und sie bitten solange nach euch zu sehen.“
Erleichtert lehnte sich Oscar zurück.
„Weißt du, ich habe ständig Angst, dass es genau dann losgeht, wenn du nicht da bist.“
Ihr Blick wurde ängstlich.
„Und ich brauche dich doch.“
Liebevoll fuhr Großmutter ihr durchs Haar.
„Mein Kind, ich bin immer für dich da, solange ich lebe.“
Sie packte einige Sachen und verließ das Haus.
Oscar seufzte erschöpft und schlief unruhig ein.
Nach einer Weile, wie lange sie geschlafen hatte wusste sie nicht, schreckte sie hoch.
Keuchend krümmte sie sich unter starken Schmerzen zusammen.
„Mein Gott, es geht los. Und keiner ist da. André…“
Erneut durchfuhr sie ein stechender Schmerz.
„Bitte, komm nach Hause. Ich …“
Sie versuchte aufzustehen.
„Das sind also die Schmerzen einer Frau.“
Zitternd tastete sie sich an der Wand entlang.
„Da sind Stich- und Schusswunden gar nichts dagegen…“
Stöhnend fiel sie auf die Knie.
„… diese Verletzungen sind von außen zugefügt. Sie vergehen irgendwann. Doch diese Schmerzen kommen von innen. Und es wird immer schlimmer.“
Mühsam tastete sie sich in Richtung Tür.
„Mein Gott, André…“
Vor Krämpfen geschüttelt sackte sie auf den Boden, als die Tür aufging.
„Oscar, ich bin es. Rosalie!“
Sie schloss die Tür.
„Eure Großmutter kam bei mir… Oh Gott, Oscar!!!“
Entsetzt sah sie Oscar auf dem Boden kauern.
„Rosalie, Gott sei Dank!“
Sie versuchte sich aufzurichten, doch es misslang.
„Bitte lauf schnell und hole André.“
Rosalie zögerte.
„Nein, ich kann euch doch nicht alleine lassen.“
Tränen traten ihr in die Augen.
Sie sah Oscar leiden und konnte ihr nicht helfen.
„Ich hole einen Arzt.“
Oscar wimmerte.
„Bitte, hole André…“
Weinend rannte Rosalie auf die Straße.
Auf halbem Wege kamen ihr Alain, André und Bernard entgegen.
„Schatz, Rosalie, was ist passiert?“
Bernard drückte seine schluchzende Frau an sich.
„Oscar! Es geht los! Ihre Großmutter ist einkaufen gegangen und hat mich gebeten solange bei Oscar zu bleiben. Als ich dann bei euch zu Hause ankam, lag sie auf dem Boden und hatte fürchterliche Schmerzen. André, sie wollte, dass ich dich holen gehe.“
Schniefend trocknete sich Rosalie die Tränen ab.
„Ich laufe sofort zu ihr.“
André rannte los.
Alain sah zu Bernard.
„Du gehst mit Rosalie zu Oscars Hausarzt und sagst ihm bescheid. Ich versuche ihre Großmutter zu finden.“
Sie trennten sich.
Inzwischen war André zu Hause eingetroffen.
Er stürmte durch die Tür und sah Oscar auf dem Boden liegen.
„Liebste, was machst du denn hier? Du solltest doch nicht alleine umherlaufen.“
Er half Oscar hoch und mit viel Mühe schaffte sie es ins Bett.
In immer kürzeren Abständen schien sie Krämpfe zu bekommen.
„André! Mit dir werde ich es schaffen.“
Sie rollte auf dem Bett hin und her.
André war verzweifelt.
„Wie kann ich dir helfen?“
Oscar sah ihn durch einen Tränenschleier an.
„Du kannst mir nicht helfen. Bei dieser Sache kann mir niemand helfen. Da muss ich alleine durch.“
Erschrocken zuckte André zusammen.
„Aber…“
„Du hilfst mir schon, wenn du nur da bist.“
Sie drehte sich zu ihrem Mann.
„Glaube mir, nur deine Anwesendheit gibt mir Kraft.“
André wandte sich zur Tür.
„Rosalie scheint zu kommen.“
In dem Moment kamen schon der Arzt und Rosalie herein.
Erleichtert erkannte Oscar ihren Hausarzt.
„Zum Glück seid ihr gekommen.“
Der Arzt stellte seine Tasche ab.
„Oscar, ihr müsst mir jetzt gut zuhören und das machen, was ich euch sage.“
Er schaute zu André.
„Möchtet ihr, dass er da bleibt?“
Oscar nickte.
„Nun gut. Bitte setzt euch zu Oscar und ans Kopfende und legt ihr ab und an ein feuchtes Tuch auf die Stirn. Wenn sie etwas trinken möchte, gebt ihr Wasser.“
André tat wie ihm geheißen.
„Rosalie, euch brauche ich hier. Wenn das Kind zu sehen ist müsst ihr mir helfen.“
Ängstlich wich Rosalie zurück.
„Wenn ich etwas falsch mache…“
Der Arzt beruhigte sie.
„Ich werde euch sagen, was ihr tun müsst.“
Er atmete tief durch.
„So, dann wollen wir den Erben der Familie Jarjaye mal auf die Welt helfen.“
Nach etlichen, für alle Beteiligten Qualvollen Stunden brachte Oscar Francois de Jarjaye am 26. August 1790 einen gesunden Jungen auf die Welt.
Er sollte Gabriel Joseph de Jarjaye heißen.
Völlig erschöpft von der sehr schwierigen Geburt, aber unendlich glücklich, schlief Oscar schließlich ein, nachdem der Arzt ihr das Baby auf ihre Brust gelegt hatte.
André war keinen Moment von ihrer Seite gewichen.
Der Arzt nahm das Kind, wusch es mit Rosalies Hilfe und zog es an.
Rosalie war entzückt.
„Sieh nur André, es hat die gleichen wunderschönen blauen Augen wie Oscar.“
Dieser nahm den kleinen Jungen zärtlich auf den Arm.
„Ja, er ist genauso hübsch wie seine Mutter.“