Was ist Weihnachten?
Häuserblock vorbei und würde gleich wieder rechts aus seinem Blickfeld verschwind--
Was war das? Die Gestalt blieb auf einmal direkt unter Narutos Fenster stehen und sah nach oben. Der Blonde war sich nicht ganz sicher, doch für einen Moment war er sich ganz sicher, schwarze Augen und schwarzes Haar im düsteren Zwielicht erkannt zu haben.
Und dann war die Person plötzlich weg. Allerdings verschwand sie nicht wie erwartet rechts aus seinem Blickfeld sondern unten. Die Person kam auf das Haus zu.
_____________________Flashback____________________________________
„Weihnachten?“
Sai nickte lächelnd – oder was bei ihm eben einem Lächeln am nächsten kam. Naruto konnte sich mit dem Anblick nach wie vor nicht anfreunden. Sakura hingegen ignorierte es einfach. Sie hatte einen Finger ans Kinn gelegt und dachte anscheinend nach.
„Weihnachten ist ein besonderer Feiertag der Christen“, erklärte sie schließlich, nachdem sie eine Weile schweigend weiter gelaufen waren. „Es ist ein Tag im Dezember, der vierundzwanzigste, glaube ich. An diesem Tag feiern sie die Geburt ihres Gottessohnes. Es ist ein Fest der Hoffnung und der Nächstenliebe. Familien und Freunde kommen zusammen und feiern. Es wird gegessen, Lieder gesungen und man gibt sich untereinander Geschenke. Da war auch noch irgendetwas über Kerzen und eine Tanne, aber da erinnere ich mich nicht mehr so genau.“
Entschuldigend sah sie die beiden Jungen an, stellte dann aber überrascht fest, dass es ihnen anscheinend nichts ausmachte. Ganz aufmerksam hatten sie ihr zugehört, hingen förmlich an ihren Lippen. Sai mit einem faszinierten Glitzern in den Augen, Naruto mit einem sehr zweifelnden Ausdruck auf dem Gesicht.
Danach erreichten sie die Grenze und nur wenig später traf der Gesandte ein. Sai verhielt sich den Rest des Tages ruhig und schnitt das Thema Weihnachten nicht mehr an. So vergass Naruto schnell, dass sie überhaupt jemals darüber gesprochen hatten.
_____________________Flashback Ende_______________________________
Es klingelte.
Jetzt fiel ihm von einem Moment zum anderen alles wieder ein. Eine Gänsehaut kroch seinen Rücken und Nacken hinauf. Mit mechanischen Schritten ging Naruto zur Tür und öffnete seinem unerwarteten Gast. Er hoffte immer noch, dass er sich irrte und es vielleicht nur die Nachbarin war, die sich etwas Milch, Zucker oder Butter ausleihen wollte.
Die Hoffnung zerschlug sich jedoch nur allzu schnell. Natürlich war es Sai, der ihn an der Tür erwartete. Die schreckliche rote Weihnachtsmütze vom St.Nikolaustag hatte er auch wieder auf dem Kopf und selbstverständlich zierte ihn auch sein unheimliches, emotionsloses Lächeln.
„Fröhliche Weihnachten, Naruto!“, wünschte er ihm anstelle einer Begrüßung und trat unaufgefordert in die Wohnung seines blonden Teamkollegen. „Ist Sakura auch schon hier?“
„Sakura?“ Naruto hatte das Gefühl, dass seine Kinnlade ihm entgleiste. Es fühlte sich etwa so an, als ob sie sich von ihrem ursprünglichen Platz gelöst hätte und nun irgendwie zwischen seinem Mund und dem Teppich schweben würde. „Was sollte Sakura hier machen?“
Sai lächelte ihn an, während er seinen langen Wintermantel auszog und auf einen Haken nahe der Tür aufhing. „Ich habe ihr eine Nachricht geschrieben und gebeten, heute Abend hierher zu kommen. Na ja, eigentlich habe ich die Nachricht in deinem Namen geschrieben. Ich dachte mir, dass sie das wahrscheinlich mehr freuen würde.“
„Du hast was?“ Entsetzt sah er den schwarzhaarigen Jungen an, der von diesem Entsetzen aber anscheinend nichts bemerkte.
Völlig seelenruhig ging er an Naruto vorbei in die Wohnung und stellte den großen Leinensack, den er mitgebracht hatte, neben den Tisch. Er griff mit beiden Händen hinein und was er nun zutage förderte, hätte beinahe ausgereicht, um Naruto in einen Schockzustand zu versetzen. Es war eine kleine, grüne Tanne, auf dessen Spitze irgendjemand einen Strohstern gesteckt hatte. Und einen Augenblick später stand dieser Möchtegern-Weihnachtsbaum auf seinem Esszimmertisch.
„Sai...“, fing er an, doch der war noch gar nicht fertig.
Eine Lichterkette mit kleinen Sternchen, eine Engelsstatue und ein paar Kerzen tauchten nun auch noch aus den Untiefen des Leinensackes auf und nachdem Sai sie alle dekorativ irgendwo im Zimmer verteilt hatte, griff er noch einmal hinein und drückte Naruto dann eine Schüssel in die Hand.
„Stellst du sie bitte in den Kühlschrank?“, bat Sai ihn mit einem Unschuldslächeln, das selbst dem Engel, der jetzt auf der Fensterbank stand, Konkurrenz machte. „Das ist der Weihnachtspudding.“
„Du hast... Hast du den gemacht?“
„Ja.“
Naruto fragte nicht weiter. Es war genug. Mehr schockierende Tatsachen wären in diesem Moment einfach zu viel für ihn. So schnell er konnte verschwand er mit der Puddingschüssel in der Küche und gerade als er sie in den Kühlschrank stellte, klingelte es zum zweiten Mal an diesem Abend an seiner Tür.
„Ah, Sakura. Komm schnell rein, sonst wird der Weihnachtsbraten kalt“, begrüßte Sai den neuen Gast. Nur Sekunden später steckte er seinen Kopf durch die Küchentür. „Bringst du auch Teller und Besteck für drei mit, Naruto?“
Während im Kopf des Blonden noch die Wörter „Weihnachtsbraten“, „Teller und Besteck“ und „für drei“ herumschwirrten, kam sein Körper dieser Aufforderung ganz automatisch nach.
Als er in den Nebenraum zurückkam, saßen Sakura und Sai bereits am Tisch und schauten erwartungsvoll in seine Richtung. Zwischen ihnen neben dem kleinen Weihnachtsbaum stand ein Topf, aus dem es ganz verlockend duftete, auf dem Tisch. Narutos Magen meldete sich knurrend zu Wort. Die eine Schüssel Instantnudel von eben war für einen Jungen, der noch wachsen musste, nicht wirklich sättigend. Doch auch wenn er keinen Hunger gehabt hätte, so verlockend wie das duftete...
„Setz‘ dich endlich!“, rief Sakura ungeduldig. Auch ihr lief beim Geruch des Essens das Wasser im Mund zusammen. Schnell griff Naruto sich den letzten freien Stuhl und setzte sich zu seinen Freunden. Er reichten ihnen je einen Teller und das Besteck und angelte dann als Erster nach dem Topf mit dem Weihnachtsbraten.
„Naruto!“, protestierte das Mädchen neben ihm. Doch er grinste sie wie ein Spitzbube an, woraufhin ihre Wut ziemlich schnell wieder verflog. Außerdem fing Naruto nicht sofort zu essen an, als er seinen Teller gefüllt hatte, sondern griff nach Sakuras und füllte ihr ebenfalls etwas auf.
„Bitte sehr.“
„Danke“, entgegnete sie überrascht, als er ihr den gefüllten Teller darbot.
Sai kam als Letzter an die Reihe, dann wünschten sie sich alle einen guten Appetit fingen an zu essen. Der Geschmack des Bratens hielt, was der Geruch versprochen hatte und alle drei nahmen sich schließlich noch eine zweite Portion. Außerdem holte Sakura noch zwei Flaschen Wein hervor, die sie mitgebracht hatte.
„Wo hast du den denn her?“, fragte Naruto und sprang auf, um ihnen drei Gläser zu holen.
„Ich habe meinen Vater gefragt. Er erlaubt immer mehr als Mama.“ Sie hantierte kurz mit dem Korkenzieher herum, dann war die Flasche offen und die erste Runde Wein auf die drei Gläser verteilt. „Auf ein frohes Weihnachtsfest!“
Nach den ersten Glas Wein störte es Naruto allmählich gar nicht mehr, dass seine Wohnung so überraschend zum Ort eines Weihnachtsfestes geworden war. Nach dem zweiten Glas hatte er vergessen, dass er Weihnachten eigentlich überhaupt nicht feiern wollte und nach dem dritten Glas stimmte er ganz begeistert in das Lied mit ein, das Sai und Sakura sangen. Er kannte den Text zwar nicht, aber was machte den Unterschied? Der gute Wille war da, jawoll! Als er dann allerdings anfing, „O Tannenbaum“ auf den Rhythmus von „O du lieber Augustin“ zu singen, beschlossen Sakura und Sai für ihn, dass er allmählich genug Wein hatte.
„Wer hat denn jetzt schon wieder genug Hunger für den Weihnachtspudding?“, fragte Sai und stand schon auf, bevor die Antwort überhaupt erst gekommen war. Doch natürlich fiel sie positiv aus.
Eine halbe Minute später saß Sai wieder an seinem Platz und verteilte drei etwa gleich große Portionen Pudding auf die Schüsseln, die er mitgebracht hatte.
„Passt auf eure Zähne auf“, warnte Sai seine beiden Teamkollegen vor, als Sakura just in dem Augenblick auf etwa sehr Hartes biss.
„Was ist das?“ Sie spuckte das metallisch schmeckende Ding auf ihre Handfläche. Es war eine kleine Münze. „Geld?“
„Ja“, tat Sai freimütig kund und lächelte sie an. „Und wer die andere Münze in seiner Portion findet, der wird im nächsten Jahr dein fester Freund sein. So heißt es zumindest.“
Trotz seines angetrunkenen Zustandes hatte Naruto das mitbekommen. Mit noch größerem Heißhunger machte er sich über seinen Pudding her, ganz versessen von dem Gedanken, die andere Münze zu finden. „Isch find‘ de Münsche schischer, Scha-Sakura, gansch schischer...“
Auch Sai widmete sich wieder seinem Weihnachtspudding und nur Sakura, deren Appetit nach dem Fund der Münze etwas zurückgegangen war, aß sehr langsam weiter und beobachtete die beiden Jungen mit einem stillen Lächeln.
„Da isse auch nischt“, lallte Naruto, der fast am Boden seiner Puddingschale angekommen war. Er kaute extra lange auf dem letzten Löffel herum, doch auch dadurch kam die Münze nicht hinein. Er hatte sie nicht gefunden. Eifersüchtig wanderte sein Blick zu Sai, der mit seinem Pudding ebenfalls schon fertig war. „Na, su... zufrieden?“
„Ich habe die Münze nicht“, meinte Sai lächelnd.
„NISCHT?“
Sakura schlug die Hände über die Ohren. „Naruto! Schrei gefälligst nicht so.“
„Aber wosse denn dann?“
Irritiert sah einer zum anderen, bis Sakura eine Idee kam. Mit dem Löffel durchsuchte sie den letzten Rest ihres eigenen Puddings. Dort war sie, die zweite Münze. Kopfschüttelnd hielt sie