Das Glück liegt in Hierakonpolis

versprach. Sei es nun etwas Gutes oder nicht… Er wusste es nicht, doch es lag in der Luft, die über seine Haut tanzte. Nur der Schurz um seine Hüften bedeckte ihn, aber kalt war es nicht, viel zu angespannt waren seinen Muskeln, weil er nur warten konnte.
Die vielen Frauen und Mädchen waren in ihre Zimmer gegangen oder auch schon abgereist, nachdem er sie verschmäht hatte. Die Entschuldigungen musste er wohl noch alle schreiben, um zu erklären warum er jede einzelne nicht haben wollte. Doch das stand erst an, wenn die Zeremonie morgen zu Ende war. Eine Königin würde er dem Volk kaum präsentieren können. Es war eine Frechheit gewesen ihn so kurzfristig darum zu bitten oder zu zwingen.
Atemu nippte an dem kühlen Bier und seufzte, nein zu kurz war es nicht gewesen, er hatte sich nur in die falschen Augen verguckt und wenn er sich mit dieser Entscheidung über Akunadins Kopf hinwegsetzte, so war das bedauerlich. Es tat ihm wirklich Leid, doch Shada hatte recht… Atemu hatte sich auf den ersten Blick verliebt in zwei Augen und eine Stimme. Da er jedoch niemanden zwingen wollte, so hatte er jetzt nur Hoffung dass sie noch mal kommen würde, nachdem sie ihn so einfach zurück gelassen hatte.
„Du wolltest mich sehen. Fass dich aber bitte kurz, ja? Ich muss bis zum Sonnenuntergang den Tempel verlassen haben“, erklang eine leise Stimme. Ruhig, sanft und auch zurückhaltend.
Sie ist da…, schoss es ihm durch den Kopf. Atemu schloss die Augen und stellte den Becher auf dem Sims ab, dann wandte er sich um. Da stand sie, ihm Schatten der Mauer, mit nassem Haaren und ihrer Kleidung, die nun wirklich nicht zu einem Priesterlehrling passen wollte.
„Musst du nicht“, brachte Atemu heraus und ging auf sie zu: „Ich hab…“
„Warum mischt du dich in meine Angelegenheiten ein? Ich hab mich damit zufrieden gegeben, dass ich hier im Tempel lebe. Ich mach meinen Weg alleine und ich hätte es diesem Wesir gezeigt, dass ich gut zurechtkomme. Dann tauchst du auf und versuchst mit aller Gewalt dich in mein Leben zu drängen. Kannst du nicht einfach wieder gehen?“, sie hatte sich an die Wand gedrückt und ihre Augen wichen ihm unentwegt aus.
„Nein“, gab Atemu zu: „Ich weiß doch das dein Vater hingerichtet...“
„Du weißt gar nichts!“, unterbrach sie ihn: „das ist das, was Akunadin erzählt, um dummen Fragen aus dem Weg zu gehen und um mich unter Kontrolle zu halten. Mir würde keiner glauben. Wer glaubt schon der Tochter einer Hure? Das hat er damals zu mir gesagt, als meine Mutter hingerichtet wurde.“ Sie zuckte zurück und wandte ihm den Rücken zu.
„Isahra“, Atemu packte sie am Arm und drehte sie zu sich zurück, allerdings hielt sie ihren Kopf auf den Boden gerichtet. Er fasste ihre Schultern, wohl ein wenig fest, das er ihre Knochen unter der Haut spüren konnte: „Was glaubt dir keiner? War dein Vater ein ranghoher Magier oder ein Hohepriester der eine Rebellion angeführt hat? Jetzt rede endlich. Bitte.“
Sie schüttelte den Kopf: „Wozu? Ich muss hier weg und daher ist es doch egal wer ich bin.“
„Ich will dich aber mitnehmen, nach Theben“, erklärte Atemu bestimmt und ließ sie lockerer. Ihre Haut war nass gewesen, als sie sich angezogen hatte und die Feuchtigkeit war auf den Stoff übergangen, mit ihrer Körperwärme. Leider entglitt sie ihm, da sie einen Schritt zurück machte.
„Theben? Was soll ich dort… Ich bin Shadas Schülerin und habe nicht vor das zu beenden. Meine Ausbildung ist noch lange nicht abgeschlossen und ich habe meinem Vater versprochen erst dann Theben zu betreten wenn ich einen Grund dazu oder den Stand der Hohepriesterin erreicht habe. Beides ist nicht der Fall“, noch immer versuchte Isahra vehement seinen Augen auszuweichen indem sie den Boden fixierte. Nicht mal als Atemu sie berührte hob sich ihr Blick.
Er atmete durch: „Du hast einen Grund, mein Ruf, als Prinz und als künftiger Pharao. Du weißt was passiert wenn du einer Einladung nicht nachkommst. Ich kann dich auch holen lassen… wenn ich dich zwingen wollte.“ Seine Stimme hatte den Unterton von Geduld der sich mit Unverständnis mischte. Er verstand nicht, wie sollte er, wenn er keine klaren Antworten bekam.
„Willst du nicht?“, Isahras Augen wanderten an der Wand entlang: „Dann droh es mir nicht an.“
„Sag mir wer du bist. Erklär mir, warum du dich so verhältst. Jede andere wäre mir um den Hals gefallen, wenn ich sie gebeten hätte mit mir zu kommen, nur du nicht. Warum?“, er versuchte den Tonfall zu ändern, aber er wurde flehender und immer forschender: „Und sieh mir gefällst in die Augen. Wenn du mir deine schon entziehen willst, so lass sie mich heute noch sehen.“
Er spürte das Zittern das sie durchfuhr und ihre Augen flogen in seine Richtung. In ihrem Blick lag Verunsicherung in einem Ausmaß das er nie gesehen hatte. Fast hatte er den Eindruck als wäre sie hin und gerissen, zwischen dem was man ihr gesagt und dem was sie eigentlich am liebsten tun würde. Er hatte seine Sprache für den Moment verloren, da er wieder spürte, wie sie durch seine Augen in seine Seele eindrang, diesmal hielt er jedoch stand.
„Ich muss gehen“, sie wirbelte herum und schlug ihm dabei ihre Haare ins Gesicht. Isahra hatte schon die Türe in der Hand als...
„Du spürst es doch auch. Diese Spannung die sich zwischen uns aufbaut, sobald sich unsere Blicke begegnen. Ist sie dir so unangenehm, dass du davor weglaufen musst? Willst du nicht wissen, warum das so ist? Nun ich will es wissen und auskosten, denn jedes Mal wenn ich dich sehe, will ich einen Schritt weitergehen.“ Atemu trat hinter sie und drückte die Türe zu: „Ich will, dass du mit nach Theben kommst. Shada kann dich dort auch unterrichten, das ist keine große Sache, doch nur dort, hab ich dich in meiner Nähe.“
Ohne sich umzudrehen legte sie den Kopf in den Nacken: „Wie willst du das rechtfertigen? Auch als Pharao wirst du dich den Wesiren erklären müssen.“
„Ich hab das Gefühl, DU kennst die Antwort“, Er trat zurück, zog sie aber an der Hand zu seinem Bett wo er sich setzte: „Verrat sie mir.“
Sie ließ sich neben ihm nieder und dachte einen Moment nach: „Ja, das kann ich wirklich, aber es gibt keine Beweise dafür und Glauben ist nun mal so eine Sache. Meine Muter hat es geschafft den Pharao zu verführen… Es war nur einmal aber dummerweise blieb die nicht ohne Folgen. Da Akunadin aber meine Mutter für sich wollte, sann er auf Rache. Er verriet meine Mutter und sorgte dafür, dass niemand davon erfuhr. Warum Akunumkanon das gestattet hat, weiß ich nicht, aber er war einige Male hier um mich zu sehen. Solange er am Leben war, war ich vor Akunadins Willkür geschützt, doch nun ist er zu Osiris gegangen.“
„Stopp mal, du bist meine Schwester?“, Atemu riss die Augen auf: „Ich hab keine Geschwister!“
Isa nickte: „Ja, bin ich. Deine Halbschwester um genau zu sein. Wegen Papa hab ich meine magischen Fähigkeiten. Doch Akunadin hasst mich, da ich meiner Mutter ähnlich bin, er sieht mich als seine missratene Tochter oder was auch immer. Ich kann verstehend, dass er mich nicht sehen will. Immerhin bin ich ein weiterer Beweis dafür, dass Papa etwas bekommen hat, was ihm vorenthalten wurde. Mehr gibt es nicht zu sagen. Also vergiss es einfach wieder. Wir sind Geschwister und daher ist es eh… Hörst du mir zu?“
Atemu biss gedankenverloren auf seinem Fingernagel herum. „Ja“, sagte er geistesabwesend amüsiert: „Er versteckt dich wegen deinem Blut, weil er dich nicht töten darf. Du bist vom königlichen Blut und als meine Schwester… Hab ich ein Anrecht auf dich.“
„Was?“, Isahra fuhr zusammen und ihre Augen verdunkelten sich schlagartig: „Anrecht?“
„Ja. Wenn du meine Halbschwester bist, dann ist alles eine Formalität. Verstehst du das, dann gehörst du mir … Aua!“, er hielt sich verdattert die Wange.
Isahra hatte ihm eine Ohrfeige geben, einfach so. Sie sah ihn wütend an und schnaubte: „Ich hab es dir nicht gesagt, damit du mich in Besitz nimmst oder dergleichen! Ich entscheide selbst was ich will und was ich tue. Ich hab gedacht du lässt mich gehen, wenn du es weißt. Glaubst du allen ernstes Akunadin wäre damit einverstanden? Eher würde er weiterhin leugnen und mich am Ende verbannen, weil ich seinem Befehl nicht gehorcht hab.“
Atemu rieb sich die Wange. Weiber, so was von launisch, warum fuhr sie ihn denn jetzt so an? Sie war eine Prinzessin und er wollte ihr das alles zurückgeben und dafür erntete er eine schallende Backpfeife, für die jeder andere eine Hand verloren hätte.
„Man, hast du nen Schlag drauf. Willst du mich nicht?“
Isahras Augen weiteten sich: „Wir sind Geschwister! Wie kommst du auf so einen Blödsinn?“
„Hm…“, er verzog das Gesicht: „Tut mir Leid, aber ich hatte vor dich aus einem bestimmten Grund mitzunehmen. Ich brauche eine Frau, das weiß ich und meine Freunde und Berater bestehen auch schon fast darauf und lange aufschieben kann ich das jetzt, da ich Pharao werden soll auch nicht mehr. Diese Brautschau war Zeitverschwendung, aber jetzt weiß ich warum ich hier bin. Mein Vater hat diesen Ort ausgesucht und ich denke ich weiß warum. Ich sollte dich hier treffen und heimholen.“ Seine Worte kamen gedehnt, da er sie sich zwar zurechtgelegt hatte, aber die Situation hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Es war das erste Mal das er dem anderen Geschlecht versuchte begreiflich zu machen, dass er Gefühle der besonderen Art hatte und gerade Isahra schien ein schwerer Fall zu sein.
„Du bist… verrückt geworden. Was weißt du denn schon von mir? Dazu bin deine Halbschwester, egal was Papa dir gesagt hat oder auch nicht, wie kommst darauf dass ich deine Gefühle erwidern würde, wenn deine überhaupt das sind, was du mir glauben machen willst?“, sie schüttelte heftig den Kopf: „Nein, da mach ich nicht mit. Ob Prinz, Pharao oder Bruder oder was auch immer ich bin …
Suche
Profil
Gast
Style